Es wird bereits heiß diskutiert: Wer bleibt beim 1. FC Kaiserslautern? Wer kommt? Wer geht? Viele Fragezeichen, vor allem auch weil der neue Trainer noch nicht bekannt ist. Dennoch wagen wir uns schon mal an eine erste Einschätzung zur Kaderplanung.
Ob die im Winter medial bei "Sport1" und "Bild" kursierende "Streichliste" für den Sommer noch Aussagekraft hat, beziehungsweise jemals hatte? Höchst fragwürdig - komplett zutreffen wird sie jedenfalls nicht, und auch im Detail wird sie wohl große Lücken aufweisen. Aber darüber noch zu fabulieren, ist sowieso müßig. Vernünftige Prognosen zu stellen, welches Personal kommenden Sommer noch das FCK-Trikot trägt, ist allein schon deswegen schwierig, weil der Verein sich mittlerweile abgewöhnt hat, bei neuen Vertragsabschlüssen Laufzeiten bekanntzugeben, ganz zu schweigen von etwaigen Ausstiegsklauseln. Doch ist es wirklich so wichtig, diese zu kennen? Nach einer Saison wie dieser steht jeder auf dem Prüfstand. Und für Spieler, die wirklich weg wollen, und solche, für die der Verein keine Zukunft mehr sieht, finden sich fast immer Lösungen, den Trennungsstrich zu ziehen. Wer also ist im aktuellen Aufgebot als Roter Teufel noch zukunftstauglich?
Die fünf Leihspieler: Einer bleibt, einer könnte wiederkommen
Für Erste geklärt ist bereits die Zukunft der Leihspieler Nikola Soldo, Chance Simakala, Filip Stojilkovic und Filip Kaloc.
Bei Filip Kaloc wurde die Kaufoption gezogen, die für Banik Ostrau zusammengerechnet eine Ablöse von rund 500.000 Euro festschrieb. Über die Sinnhaftigkeit dieses Transfers müssen wir wohl nicht ernsthaft diskutieren. Kaloc hat als einziger Winterneuzugang direkt den Sprung in die erste Elf geschafft und voll überzeugt. 16 Startelf-Einsätze, zwei Tore (DBB-Durchschnittsnote: 3,1).
Die anderen drei kehren zu ihren Stammvereinen zurück, wobei insbesondere die in Lautern als Stinkstiefel abgestempelten Filip Stojilkovic und Chance Simakala in Darmstadt respektive Kiel nicht mit sehr offenen Armen empfangen werden dürften. Nikola Soldo hingegen zeigte sich in Kaiserslautern charakterlich einwandfrei und könnte trotz sportlicher Schwächen beim künftigen Zweitliga-Konkurrenten Köln eine Chance bekommen, aufgrund der Transfersperre des "Effzeh".
Tymo Puchacz, der fünfte im Leih-Bunde, wird mit Sicherheit auf dem Lautrer Radar bleiben. Und seine Festverpflichtung angestrebt werden, wenn sich während der kommenden Sommervorbereitung bei Weiterhin-Bundesligist Union Berlin keine Perspektive für ihn auftut - was als wahrscheinlich gilt - und sich nach der Europameisterschaft keine anderen solvente(re)n Interessenten für den Polen finden. Puchacz war in dieser Runde bester Flankengeber, bereitete insgesamt in 31 Liga-Einsätzen neun Treffer und drei weitere im DFB-Pokal vor (DBB-Durchschnittsnote: 2,9). Seine Schwächen im Defensivverhalten hat er im Lauf der Runde zumindest leicht verbessert, seine optimale Position bleibt aber die des linken Schienenspielers in einer Formation mit Dreier-/Fünferkette. Als linker Verteidiger in der hinteren Linie passt er weniger.
Die restlichen Kaderspieler des 1. FC Kaiserslautern im Überblick:
Julian Krahl
Der Aufsteiger der Saison. Seit dem 3. Spieltag ist er Stammkeeper - und es auch unter allen drei Trainern geblieben. Schlimmer Patzer beim 3:3 gegen Hamburger SV, und auch über den oder anderen Gegentreffer ließe sich diskutieren. Aber: Erfahrungen dieser Art gehören zur Entwicklung eines Torhütertalents. Insgesamt 30 Einsätze, leider nur zweimal zu Null gespielt, trotzdem mehrfach wichtige Punkte festgehalten. (DBB-Notendurchschnitt: 2,6)
Sollte er bleiben? Unbedingt.
Wird er bleiben? Hoffentlich. Er soll bereits ins Visier einiger Erstligisten geraten sein. 24-Jährige, die in der Zweiten Liga Stammkeeper sind, sind nunmal selten und daher begehrt. Herthas Tjark Ernst (21) geht's da ähnlich.
Robin Himmelmann
Wurde nach Andreas Luthes Abgang Ende Januar kurzfristig verpflichtet. Musste Krahl verletzungsbedingt dreimal vertreten. Diskussionswürdige Szenen bei der 1:2-Niederlage gegen den HSV. Ansonsten erledigte der 35-Jährige seine Vertreterjobs trotz einiger folgenloser Wackler passabel bis gut, hielt etwa in Fürth viel fest und beim Pokal in Saarbrücken die Null. (DBB-Durchschnittsnote: 3,8)
Sollte er bleiben? Nein.
Wird er bleiben? Nein. Sein Vertrag läuft aus und er möchte wieder zurück zur Familie, wird vielleicht sogar seine Karriere beenden. Einem "Bild"-Gerücht zufolge hatte der FCK wieder mal Kontakt zu Tobias Sippel (36) aufgenommen, sich aber nach dessen bevorstehender Verlängerung in Mönchengladbach wieder zurückgezogen. Auch für die kommende Saison wird also nach einem erfahrenen zweiten Mann gesucht.
Avdo Spahic
Kein Einsatz in dieser Saison. Wieso ihm seit nunmehr zwei Jahren nicht mehr zugetraut wird, wenigstens die Nummer 2 im Tor zu geben, haben wir nie so ganz verstanden. In der Drittliga-Saison 2020/21 war er sogar mal die Nummer 1, hielt damals nicht überragend, aber solide.
Sollte er bleiben? Seine Entscheidung. Mit nun 27 Jahren müsste Spahic eigentlich irgendwo spielen, scheint sich aber trotz Ersatzrolle in Kaiserslautern wohlzufühlen und gilt auch im Team als beliebt.
Wird er bleiben? Tendenz ja.
Boris Tomiak
Hat sich nach zwei guten Jahren beim FCK im dritten sogar nochmal gesteigert. Die zuverlässigste Kraft im Abwehrspiel, dazu immer torgefährlich bei Flugbällen in Gegners Strafraum, auch als Sechser eine Bank. Vier Treffer, zwei Vorlagen bei 30 Startelf-Einsätzen. (DBB-Durchschnittsnote: 3,0)
Sollte er bleiben? Unbedingt.
Wird er bleiben? Wenn aus höheren Klassen ein für Verein und Spieler attraktives Angebot kommt, wird er schwer zu halten sein. Unter anderem soll Heidenheim interessiert sein, dass sich bei einer Final-Niederlage des FCK im Pokal sogar noch über die Bundesliga für den Europacup qualifizieren würde. Extrem höhere Verdienstmöglichkeiten in der Bundesliga gegenüber den Gehältern des FCK sind die Folge. Mindestens genauso schwierig wird eine Vertragsverlängerung über die kommende Saison hinaus, damit Tomiak dann nicht ablösefrei wechselt - auch das muss das Management jetzt schon mitbedenken.
Jan Elvedi
Kam vergangenen Sommer ablösefrei, wurde direkt Stammkraft, kommt auf 33 90-Minuten-Einsätze, wurde erst im Saisonfinale wegen Wadenproblemen mit Blick auf Berlin geschont (DBB-Durchschnittsnote: 3,2). Wie Tomiak gefährlich bei Standardsituationen, zwei Treffer in der Liga, einer im Pokal. Im Kadercheck zur Winterpause haben wir geschrieben, als Passspieler sei sein Vorgänger Robin Bormuth einen Tick stärker gewesen. Wir bitten um Entschuldigung. Auch spielerisch ist der 27-Jährige mittlerweile stärker, als ihm zugetraut wird.
Sollte er bleiben? Und ob.
Wird er bleiben? Ja. Vertrag läuft ja noch. Angebote, die man nicht ablehnen kann, sind für ihn eher nicht zu erwarten. Eben, weil er unterschätzt wird.
Kevin Kraus
Schon interessant: Bereits zu Sascha Hildmanns Zeiten 2018/19 wurde er wegen seiner Schnelligkeitsdefizite in Frage gestellt, doch schaffte er es immer wieder dauerhaft in die Startelf zurück, weil er seine Schwäche mit gutem Stellungsspiel kompensiert. An seinen Qualitäten in punkto Zweikampf und Kopfball gab's eh nie was zu meckern. Unter Dirk Schuster war der "Schnorres" auch in dieser Saison zunächst meist dabei, erzielte zwei Treffer (DBB-Durchschnittsnote 3,6). Dimitrios Grammozis dagegen brachte Kraus nur ein einziges Mal als Einwechselspieler. Friedhelm Funkel schickte Kraus zu Beginn seiner Amtszeit zwei Mal von Beginn an aufs Feld, anschließend gar nicht mehr. Bis zum Saisonfinale gegen Braunschweig, da durfte er sogar als Kapitän nochmal ran. Wohl ein Abschiedsgeschenk. Dabei ist er erst 31.
Sollte er bleiben? Eher nein. Aus Vereinssicht wäre es vielleicht nicht schlecht, so einen wie ihn weiterhin als "Notnagel" in der Hinterhand zu wissen. Ihm selbst aber müsste ein Abstieg eine Klasse tiefer eigentlich attraktiver erscheinen. Bei einem Klub dort könnte er noch zwei, drei Jahre eine echte Abwehrsäule sein. Aber bitte nicht beim Waldhof oder Saarbrücken.
Wird er bleiben? Nein. Vertrag läuft aus.
Almamy Touré
Im November als vertragsloser Profi verpflichtet, wurde er unter Gramozis schnell Stammkraft als rechter Innenverteidiger in der Dreier-Abwehrkette. Keine Kampfsau, hat seine Stärken im Aufbauspiel, schwächelte vorübergehend aber auch dabei. Unter Funkel auf der Bank, als dieser mit Viererkette spielen ließ, wieder dabei, als der Trainer auf Dreier-/Fünferkette umstellte. Einer der Matchwinner beim 2:0 im DFB-Pokal-Halbfinale in Saarbrücken. Nächste Saison in den ersten drei Liga-Partien gesperrt. (DBB-Durchschnittsnote:3,4)
Sollte er bleiben? Ja.
Wird er bleiben? Er hat eine Ausstiegsklausel im Vertrag, die eine Ablöse im "niedrigen einstelligen Millionenbereich" festschreibt. Ob er die ziehen wird? Bei einem attraktiven Angebot wohl ja. Dann hätte der FCK aber auch Geld für einen guten Ersatz. Die vielen Banksitzungen bei einem Zweitligisten dürften dem einstigen Europa-League-Champion kaum gefallen haben.
Jean Zimmer
Ein Teil der FCK-Community steht ihm bekanntlich kritisch gegenüber, aber die meisten lieben doch ihren Kapitän, der gerade erst wieder eine Liebeserklärung an seinen Klub abgegeben hat: "Nach meiner Familie ist der Verein mit die wichtigste Konstante in meinem Leben. Ich bin und war immer ein Fan dieses Vereins. Sogar wenn ich als Gegner hier im Stadion gegen Kaiserslautern gespielt habe, bin ich ein Fan vom FCK gewesen. Das wird sich niemals ändern." Ja, er macht auch immer mal Fehler, die man von einem Profi, der aus der Ersten Liga kam, vielleicht nicht erwartet. Aber er übernimmt Verantwortung, wenn's drauf ankommt, er ist immer bereit, voranzugehen, und hat auch seine Momente im Spiel nach vorne (DBB-Durchschnittsnote: 3,5).
Sollte er bleiben? Ja.
Wird er bleiben? Ja. Dass Zimmer gehen müsse, war Blödsinn von "Bild" und "Sport1".
Frank Ronstadt
Eine von drei Festverpflichtungen aus der diskussionswürdigen Wintertransferperiode. War in Darmstadt nur Ergänzungsspieler. Ob er beim FCK einmal mehr sein kann, muss sich noch weisen. Drei Startelf-Einsätze unter Grammozis, dann immer mal wieder verletzt oder angeschlagen. Unter Funkel bis zum Saisonfinale nur 27 Minuten im Einsatz. Gegen Braunschweig aber durfte er wegen der Ausfälle von Zimmer und Zolinski zumindest zeigen, dass er rechts defensiv eine absolut brauchbare Alternative darstellen kann. (DBB-Durchschnittsnote: 3,4)
Sollte er bleiben? Ja.
Wird er bleiben? Ja. Vertrag läuft ja noch.
Hendrick Zuck
Zunächst von Puchacz von seiner Stammposition auf der linken Außenbahn verdrängt, dann im Winter durch einen Kreuzbandriss außer Gefecht gesetzt. Unterm Strich nur zwei Startelf-Einsätze in dieser Saison (DBB-Durchschnittsnote: 3,4). Im Juli wird er 34, sein Vertrag läuft aus. Aber Gespräche werden geführt und Thomas Hengen versprach im Winter, dass der Verein sich dankbar zeigen werde. Andernfalls wäre nach 178 Pflichtspiel-Einsätzen im Trikot der Roten Teufel das Ende für Zuck gekommen.
Sollte er bleiben? Eher ja. Als Backup hätte der Linksfuß schon in der Achterbahn-Rückrunde dieser Saison sehr hilfreich sein können und das gilt auch zumindest für die kommende Spielzeit noch. Gerade beim bevorstehenden nächsten Umbruch wäre ein loyales Urgestein wie Zuck auch wichtig, um seinen Nachfolgern den FCK "beizubringen".
Wird er bleiben? Vielleicht.
Afeez Aremu
Im Sommer-Transferfenster spät geholt, dann verletzt, nach der Rückkehr direkt vom Platz geflogen, anschließend Bank oder Tribüne. Nur fünf Kurzeinsätze in der gesamten Saison (DBB-Durchschnittsnote: 3,9). Schon ein wenig erstaunlich, dass Funkel dem 24-Jährigen zum Rundenende hin nicht ein paar Einsatzzeiten mehr gönnte, um ihn weiter zu integrieren. Schließlich hat der "Sechser", auf dessen Position obendrein Bedarf besteht, seine Zukunft in Lautern noch vor sich, im Gegensatz zu Soldo, der ihm zuletzt vorgezogen wurde. Könnte darauf hindeuten, dass der Coach mit Aremus Trainingsleistungen oder auch mit seiner Mannschaftsdienlichkeit nicht zufrieden war. Muss aber nicht.
Sollte er bleiben? Schwer zu beurteilen. Er kann noch kommen, hat aber in neun Monaten noch keinen Draht zum FCK gefunden, umgekehrt genauso.
Wird er bleiben? Wohl ja. Vertrag läuft ja noch.
Tobias Raschl
Wurde vergangenen Sommer aus Fürth geholt, sogar gegen 500.000 Euro Ablöse. Weil er mehr kann, als er an der Rhön zeigte, hieß es. Unter Schuster bis zum 3:3 gegen den Hamburger SV gesetzt, danach öfter nur Einwechselspieler, unter Grammozis ebenfalls. Unter Funkel saß er erst wochenlang auf der Bank. Seit dem 1:1 in Hannover aber war Raschl, mit Ausnahme des Spiels gegen den Wehen, immer dabei, zeigte ordentliche Leistungen und erhielt vom Trainer auch mal ein Sonderlob. (DBB-Durchschnittsnote: 3,4)
Sollte er bleiben? Ja. Auch wenn er nun "schon" 24 ist: Da ist immer noch Luft nach oben.
Wird er bleiben? Ja. Hat Vertrag.
Aaron Basenach
Zählte als 20-Jähriger in der Saison 2022/23 zum Profi-Kader. Wurde aber nur ein einziges Mal für 16 Minuten eingewechselt. Gegen Rundenende warf ihn eine Knieverletzung zurück, danach wurde er trotz Profivertrag zur zweiten Mannschaft zurückgestuft. Diese Saison sogar in der U21 nur zwei Startelf-Einsätze.
Sollte er bleiben? Nein. Er braucht einen sportlichen Neustart woanders.
Wird er bleiben? Nein. Vertrag läuft aus und der Spieler hat sich schon länger damit abgefunden, dass es mit der Bundesliga bis auf weiteres nichts wird.
Philipp Klement
Die "Boeing 747", das ewige Sorgenkind. Schon in der vergangenen Rückrunde von Schuster weitgehend ignoriert, erhielt er Mitte der Hinrunde dieser Saison drei neue Bewährungschancen, die er beim 0:3 gegen Kiel dann endgültig vergeigte. Auch Grammozis ließ ihn außen vor. Als Funkel kam, war er zunächst verletzt. Zuletzt wurde er dreimal eingewechselt (DBB-Durchschnittsnote: 3,5).
Sollte er bleiben? Nein - es sei denn ... Es sei denn, es kommt ein Trainer, der klipp und klar sagt: Ich will ihn, und ich will ihn in der Rolle einsetzen, die er am besten beherrscht: die eines Spielmachers aus der Tiefe. Ist aber äußerst unwahrscheinlich. Von all den Trainern, die Klement als Profi bislang erlebte, war dazu nur einer bereit - Steffen Baumgart in Paderborn.
Wird er bleiben? Vielleicht. Er hat trotz seines Auftauchens auf der ominösen "Streichliste" noch Vertrag und fühlt sich wohl in seiner pfälzischen Heimat, muss auch nicht jedes Angebot irgendeines anderen Vereins annehmen.
Marlon Ritter
Keine Frage: Neben Tomiak der konstanteste unter den Leistungsträgern, das Schwungrad im Lautrer Offensivspiel. Machte das Saisonfinale gegen Braunschweig zum Ritter-Spektakel. 29 Startelf-Einsätze in der Liga, zehn Tore, drei Vorlagen (DBB-Durchschnittsnote: 3,0). Dazu entscheidende Treffer im Pokal gegen Köln und Saarbrücken. Dass sich Friedhelm Funkel vor dem vielleicht entscheidenden Spiel bei Tabellenführer Holstein Kiel eine "beste Mannschaft" ohne seinen Besten zurechtknoddelte und er Ritter nach diesem Auswärtscoup auch gegen Magdeburg auf der Bank ließ, war nur eine vorübergehende Maßnahme. Der Betze will und braucht Typen wie MR7.
Sollte er bleiben? Natürlich. Zum Glück besitzt er noch einen laufenden Vertrag und hat in Lautern auch mit Frau und Kind mittlerweile Wurzeln geschlagen.
Wird er bleiben? Ja. Angebote, die man nicht ablehnen kann, sollten sich für einen mittlerweile 29-Jährigen in Grenzen halten. Hoffentlich.
Kenny Redondo
Unter Schuster nicht immer in der Startelf, aber immer Stammkraft, unter Grammozis zu Kurzarbeit verdonnert. Unter Funkel, von einem kurzen Verletzungs-/Grippe-Ausfall mal abgesehen, wieder zum absoluten Leistungsträger mutiert. Zuletzt eine Wucht als "Pressing Leader" - Kenny, bitte mach weiter so. Unterm Strich 17 Startelf-Einsätze, zwei Tore, vier Vorlagen (DBB-Durchschnittsnote: 3,6).
Sollte er bleiben? Ja.
Wird er bleiben? Hoffentlich. Vertragssituation ist nicht so ganz klar, wir gehen davon aus der Kontrakt läuft noch ein Jahr.
Philipp Hercher
Der Aufstiegsheld fand auch in dieser Saison nie richtig in die Spur. Immer wieder Probleme mit der Hüfte. Insgesamt nur sieben Mal eingewechselt, zuletzt in Fürth durfte er mal für 28 Minuten ran (DBB-Durchschnittsnote: 3,9).
Sollte er bleiben? Schmerzhaft, aber: Nein. Er braucht eine neue Herausforderung anderswo.
Wird er bleiben? Nein. Vertrag läuft aus. Zweitliga-Konkurrent Magdeburg soll interessiert sein.
Ben Zolinski
Von den Fans geschmäht, von Schuster mehr oder weniger geschmäht, von Grammozis geschmäht, wieder auferstanden unter Friedhelm Funkel. Keiner, der mit seinem Spiel die Galerie verzückt. Aber laufstark, mannschaftsdienlich und mit gutem taktisches Verständnis ausgestattet. Attribute, auf die viel zu lange viel zu wenig Wert gelegt wurde. 18 Minuten Spielzeit vor Funkel, drei Startelf-Einsätze, zwei Einwechslungen seit Funkel (DBB-Durchschnittsnote: 3,3).
Sollte er bleiben? Eine Überlegung wert, aber nicht Saison-entscheidend. Jedenfalls hat der 32-Jährige nach schwierigen 20 Monaten beim FCK in den letzten zwei nochmal ordentlich Eigenwerbung betrieben. Und sich charakterlich sowieso stets einwandfrei verhalten.
Wird er bleiben? Die Chancen stehen wohl 30:70, trotzdem vielleicht möglich. Wenn möglichst schnell ein neuer Trainer auf den Plan tritt und ihm versichert, dass er bei ihm die gleiche Wertschätzung erfährt wie unter Funkel.
Daniel Hanslik
Unter Schuster Einwechselspieler, von Grammozis nur zum Rückrundenauftakt auf St. Pauli mal von Beginn an dabei, danach außen vor, unter Funkel zuletzt wieder feste Größe. Warum? Weil er einfach immer da ist, wenn der FCK ihn wirklich braucht: Beim Drittliga-Klassenerhalt 2021, beim Aufstieg 2022, nun wieder entscheidend im Abstiegskampf mit vier Treffern bei drei Einätzen im Saison-Endspurt. Insgesamt sechs Startelf-Einsätze, vier Tore, zwei Vorlagen. (DBB-Durchschnittsnote: 3,3)
Sollte er bleiben? Ja.
Wird er bleiben? Es wird miteinander gesprochen und Hanslik identifiziert sich voll mit dem FCK - aber er will auch Fußball spielen, und dafür könnten ihm andere Vereine mehr Einsatzzeit in Aussicht stellen. Kaderplaner Hajri hält wohl nicht so viel von Hanslik wie Trainer Funkel. Tendenz: offen.
Dickson Abiama
Die zweite Festverpflichtung der merkwürdigen Wintertransferperiode. Ist kein richtiger Backup für Ache, und auf den Flügel-Positionen muss er sich gegen starke Mitbewerber durchsetzen. Die an Fürth gezahlte Ablöse hätte man sich sparen können und ihm im Sommer einfach ablösefrei verpflichten, was ursprünglich wohl auch so geplant war. Von Grammozis erst gar nicht eingesetzt, dann zwei Mal eingewechselt. Funkel brachte ihn nach seinem Amtsantritt insgesamt elf mal von der Bank (DBB-Durchschnittsnote: 4,2).
Sollte er bleiben? Darüber lässt sich streiten. Nach einigen Einwechslungen, etwa gegen Wehen, deutete er zumindest an, dass es noch ganz spannend werden könnte, seinen Werdegang weiter zu verfolgen.
Wird er bleiben? Ja. Hat Vertrag.
Richmond Tachie
Sah über zwei Drittel der Saison wie einer der Shooting-Stars dieses Jahres aus. Pfeilschnell, Vollblutstürmer. 23 Startelf-Einsätze, drei Treffer, sieben Vorlagen (DBB-Durchschnittsnote: 3,4). Zuletzt unter Funkel aus der Startelf gefallen, nur zum Saisonfinale nochmal gebracht. Ihm wird großes Talent (wenn er will), aber nicht die hundertprozentige Identifikation mit seinem jeweiligen Arbeitgeber nachgesagt. Das Pokal-Endspiel hätte der FCK ohne Tachies Tore vielleicht nicht erreicht.
Sollte er bleiben? Ja. Unter einem neuen Trainer werden die Karten für ihn neu gemischt.
Wird er bleiben? Ja. Hat Vertrag.
Aaron Opoku
Hat auch in dieser Saison den absoluten Durchbruch nicht geschafft. Nur fünf Startelf-Einsätze, obwohl er vom Talent her regelmäßig von Anfang an dabei sein müsste. Wurde zwischenzeitlich aber auch von einer Patellasehnenreizung außer Gefecht gesetzt, zuletzt von einem Infekt. 18 Einwechslungen, drei Tore, zuletzt der Traum-Freistoß gegen Braunschweig, zwei Vorlagen. (DBB-Durchschnittsnote: 3,3)
Sollte er bleiben? Ja. Da ist nach wie vor noch viel, viel mehr drin.
Wird er bleiben? Ja. Hat Vertrag. Es sei denn, er ist mit seiner Entwicklung selbst unzufrieden sein und glaubt, anderswo besser voranzukommen.
Ragnar Ache
Über weite Strecken der Saison die Lebensversicherung des FCK. Ohne ihn holte sein Team nur vier Punkte, davon drei zum Saisonfinale gegen Braunschweig. Bei 22 Startelf-Einsätzen und vier Einwechslungen erzielte er 16 Tore (DBB-Durchschnittsnote: 2,8). Wenn er diese Quote über 34 Spieltage durchgehalten hätte, wäre es wohl illusorisch zu hoffen, dass er in den nächsten Tagen nicht weggekauft wird. Zuletzt lief es bei ihm nicht mehr rund. Er war nach seiner jüngsten Muskelverletzung nicht mehr richtig fit geworden, leidet unter einer Achillessehnenreizung, quälte sich aber, um sein Team sicher über die Ziellinie zu bringen. Guter Charakter, Funkel sieht ihn perspektivisch sogar nicht nur als Torjäger, sondern auch als möglichen Führungsspieler.
Sollte er bleiben? Ja.
Wird er bleiben? Hoffentlich, denn sportlich ist er aus dem bisherigen Kader heraus nicht zu ersetzen und auch mit viel Geld wäre ein sportlich gleichwertiger Nachfolger schwer zu finden. Trotz seiner Ausfallzeiten gibt es Interessenten. Andererseits: Bei einem aus Vereinssicht sehr guten Angebot sollte der FCK nicht Nein sagen, ebenfalls wegen der Verletzungsanfälligkeit. Aber bitte nicht träumen, zweistellige Millionensummen sind hier unrealistisch.
Die Rückkehrer
Nicht zu vergessen: Drei Spieler, die der FCK verliehen hatte, kehren im Sommer erstmal auf den Betzenberg zurück.
Tyger Lobinger war auch beim Absteiger Osnabrück nur Kurzarbeiter. Eine Weiterbeschäftigung bei einem Zweitligisten scheint auch aus Sicht des 25-Jährigen wenig sinnvoll. Er sollte einen Neustart in der 3. Liga versuchen.
Angelos Stavridis kam bei Regionalligist Homburg nur auf vier Startelf-Einsätze, aber sieben Torbeteiligungen. Dass der 21-jährige sich in der Zweiten Liga als ernsthafte Alternative auf den Flügeln profilieren kann, ist angesichts der dort vorhandenen Mitbewerber beim FCK ziemlich unwahrscheinlich.
Neal Gibs dagegen war bei Regionalligist Freiberg, immerhin Tabellenfünfter, fast durchgehend im Einsatz, meist als linker Verteidiger, seltener als rechter. Ihn als Backup für diese Positionen wieder in den Profi-Kader aufzunehmen, könnte eine Überlegung wert sein.
Mögliche Neuzugänge
Bis auf die Weiterverpflichtung von Filip Kaloc ist noch nichts durchgedrungen. Auch wie schon erwähnt zum Namen des neuen Trainers nicht, von dem sicher viel in Sachen Kaderplanung abhängig sein wird. FCK-Boss Thomas Hengen deutete kürzlich an, dass die ersten Neuzugänge schon feststehen, es soll sich um jüngere Spieler, vielleicht auch ein, zwei aus der eigenen Jugend wie etwa U19-Kapitän Mika Haas handeln - offizielle Bekanntgabe dann wohl nach dem Pokalfinale. Einen ersten, aber noch lückenhaften Eindruck über das gesuchte (Offensiv-)Profil können außerdem die bisher wenigen genannten medialen Gerüchte bieten: Ein erfahrener Ersatztorwart soll kommen, wir hatten oben schon die Anfrage bei Tobias Sippel erwähnt, der aber wohl nochmal in Gladbach verlängert. Mit Luca Marseiler (27, Viktoria Köln), Christian Conteh (24, VfL Osnabrück) und Leo Scienza (25, SSV Ulm) wurden drei Offensivspieler mit Zweitliga-Niveau in der überregionalen Presse genannt. Marseiler wechselt jedoch nach Darmstadt, Scienza soll vor einem Transfer nach Heidenheim stehen. Allerspätestens nach der Trainerbekanntgabe könnte es aber ruck-zuck gehen mit den ersten drei, vier, fünf, sechs Neuzugängen für die Zweitliga-Saison 2024/25.
Fazit
Schon im Winter war von einem "Umbruch" die Rede, vor dem der Kader des FCK stünde. In diesen Tagen soll sich nun der nächste vollziehen, oder der bereits begonnene fortgesetzt werden, wie immer man es formulieren will. Bei differenzierter Betrachtung muss jedoch auch in diesem Fall nichts so heiß gegessen werden, wie es gekocht wird. Gelingt es, Krahl, Tomiak und Ache zu halten, mit Hanslik und/oder Zolinski zu verlängern und Puchacz fest zu verpflichten, bleibt die Mannschaft erhalten, die in dieser Runde die entscheidenden Siege in Kiel und gegen Magdeburg eingefahren hat.
Von Julian Niehues, der nach Heidenheim wechselt, mal abgesehen, werden Stellen vornehmlich auf den hinteren Positionen frei, und das ist gut so. So lässt sich der Kader verkleinern, was dringend notwendig ist. Und es bleibt dennoch genug Raum für gezielte Verstärkungen. Die im DFB-Pokal, durch das sagenhaft hohe Zuschaueraufkommen sowie die anstehende Kapitalerhöhung auf dem Betzenberg erzielten Einnahmen sollten es ermöglichen, ein paar echte Kaliber in die Pfalz zu lotsen. Priorität haben die linke Abwehrseite, auf der nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit Bedarf besteht, die Sechser-Position und ein Stürmer, der in der Lage ist, wenigstens annähernd ein 1:1-Backup für Ache darzustellen, falls der mal wieder verletzt ausfällt. An oberster Stelle muss nun aber die Verpflichtung eines neuen, kompetenten Trainers stehen, damit dieser sich noch nachhaltig in die Personalplanungen miteinbringen kann.
Diskutiere mit uns und mit anderen Fans im DBB-Forum: An welchen Stellschrauben sollte im Kader der Roten Teufel gedreht werden? Was muss mit Blick auf die Spieler und Positionen passieren, damit Lautern wieder die obere Tabellenhälfte angreifen kann statt im Abstiegskampf zu landen?
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer, Thomas Hilmes
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