Interview mit Aufsichtsratskandidat Michael Schultheiss

"Mit Rat, Tat, Expertise und Empfehlungen unterstützen"

"Mit Rat, Tat, Expertise und Empfehlungen unterstützen"


Michael Schultheiss war Deutscher Meister mit der B-Jugend des 1. FC Kaiserslautern und sammelte später als Bankmanager internationale Erfahrung. Jetzt möchte der 55-Jährige seine Expertise im Auf­sichts­rat der Roten Teufel einbringen.

Der Betze brennt: Michael Schultheiss, sie kandidieren für den Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern e.V. Bei der Wahl am 4. Dezember können Sie aber maximal Nachrücker werden und nicht direkt in das zweithöchste Vereinsgremium einziehen. Was motiviert Sie, trotz dieser ungewöhnlichen Ausgangslage Ihren Hut in den Ring zu werfen?

Michael Schultheiss (55): Ich möchte den Mitgliedern unseres Vereins die Option bieten, einen unabhängigen, erfahrenen Finanzexperten und Unternehmer ohne Zugehörigkeit zu einer Interessengruppe im Aufsichtsrat zu wissen - quasi "auf der Ersatzbank", wenn man so will. Sollte ich dann in den Aufsichtsrat nachrücken, bringe ich die fachlichen Qualifikationen und beruflichen Erfahrungen mit, um die eigentliche Aufgabe dieses Gremiums zu erfüllen, nämlich die Geschäftsleitung zu kontrollieren, ihr mit Rat, Tat, Expertise und Empfehlungen zur Seite zu stehen und dem FCK mein großes Netzwerk zur Verfügung zu stellen.

Der Betze brennt: Bitte stellen Sie sich kurz vor: Was müssen die Vereinsmitglieder beruflich und privat von Ihnen wissen? Und natürlich, welchen Bezug haben Sie zum FCK?

Schultheiss: Ich bin 55 Jahre alt und seit fast 40 Jahren Träger der goldenen Verdienstnadel des FCK. Vereinsmitglied bin ich seit 1981, ich habe die Mitgliedsnummer 615 und wurde 1983 Deutscher Meister der B-Jugend unter Ernst Diehl, dem Pionier der Jugendarbeit des FCK. Ich würde mich also als ein Eigengewächs bezeichnen und kann aus eigener Erfahrung berichten, was es für Jugendliche bedeutet, alles zu geben, um Profi beim FCK werden zu wollen. Der FCK war in meiner Entwicklung prägend. Ich möchte dem Verein gerne von dem, wozu er mich gemacht hat, etwas zurückgeben.

Beruflich kann ich auf mehr als 30 Jahre Erfahrung im Investment-Banking und der Unternehmenssteuerung verweisen, was Verantwortung für Handel, Risiko-Management, strukturierte Finanzierungen, Aktiv-Passiv-Steuerung und Liquiditätsmanagement anbelangt. Ich habe fundierte Erfahrungen in globaler Personalverantwortung und war tätig als Managing Director, Vorstand und Aufsichtsrat. Ich war MD bei der Deutschen Bank, Citigroup, HRE und Vice Chairman bei Nomura Intl., der größten japanischen Investmentbank. Dort wurde von meinen englischen Kollegen beispielsweise ein Bond für Manchester United aufgelegt, von dem wir als FCK lernen könnten. Ich würde gerne der Geschäftsleitung und dem Verein mein Netzwerk an internationalen Finanzexperten zur Verfügung stellen. Nach Stationen in Frankfurt, London, New York, Dublin, Singapur und zuletzt Australien gibt es da unterschiedliche Herangehensweisen, die ich mir teilweise auch angeeignet habe.

"Ich möchte dem Verein mit meinem internationalen Netzwerk helfen"

Der Betze brennt: In den letzten fünf Jahren seit 2017 ist beim FCK extrem viel passiert, negatives und positives: Mehrere Führungswechsel, Ausgliederung, Insolvenz, Investoren, Abstieg, Aufstieg, neue Euphorie. Wie haben Sie diese Zeit miterlebt und wie lautet als Aufsichtsratskandidat Ihre Vision für die kommenden fünf Jahre, sprich: Wohin sollte der FCK sich im Jahr 2027 weiterentwickelt haben?

Schultheiss: Trotz vieler Spiele, die ich vor Ort besuche: Aus der Ferne ist das schwer zu beurteilen, und ich kommentiere nichts, wozu ich die Hintergründe nicht oder nur aus der Presse kenne. Fakt ist: Es gab sehr viel Unruhe und Frustration infolge nicht eingehaltener Versprechungen und geplatzter Vorhaben. Warum das alles nicht funktioniert hat, würde ich im Falle meiner Wahl in den Aufsichtsrat erst einmal ergründen wollen. Die öffentliche Kommunikation auch seitens früherer Aufsichtsräte war leider recht fragwürdig. Der Aufsichtsrat hat die Geschäftsleitung zu kontrollieren, sie mit seiner Fachkenntnis zu beraten, qualifizierte Ratschläge zu erteilen und dabei die Interessen des Vereins stets an erste Stelle zu setzen. Die Kommunikation sollte dabei dem Aufsichtsratsvorsitzenden überlassen werden. Zu Ihrer Frage nach meiner Vision: Der FCK sollte im Jahr 2027 finanziell wettbewerbsfähig aufgestellt sein, soll als ein Verein mit einer großen Vergangenheit auf eine vielversprechende Zukunft blicken und dann hoffentlich 50.000 Mitglieder vorweisen können, die den Verein auf eine solide Grundlage stellen.

Der Betze brennt: Sie haben es schon erwähnt: Sie waren 1983 Deutscher Meister mit der B-Jugend des FCK, haben interessante Zeiten quasi hautnah miterlebt, sind danach beruflich viel in der Welt herumgekommen. Ziehen Sie doch mal einen Vergleich: Was sollte heute beim FCK noch so sein und bitte auch so bleiben wie 1983, und wo ist als Sportverein die Anpassung an das Jahr 2022 nötig beziehungsweise wo muss noch mehr getan werden?

Schultheiss: Damals, vor 40 Jahren, und auch noch in den folgenden Jahren, war es noch ausreichend "elf Freunde zu sein", wie gerne gesagt und zitiert wurde. Der Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Vereins war jedoch ungleich größer. Professionelle Managementstrukturen waren damals in den wenigsten Bundesliga-Vereinen vorhanden, auch nicht beim FCK. Seither sind dann mehrere Menschen in verantwortungsvolle Positionen gelangt, die zwar unbestritten große Loyalität zum Verein hatten, aber weder Fachkenntnisse noch die große persönliche Eignung zur Führung eines Wirtschaftsunternehmens besaßen. Zuweilen fehlte wohl auch das nötige Herzblut, wie man vor allem nach 1998 kontinuierlich feststellen konnte. Der FCK war und ist jedoch ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor nicht nur für Kaiserslautern, sondern für die gesamte Pfalz. Da reicht es heute schlicht nicht mehr aus, früher mal ein guter Kicker, leidenschaftlicher Fan oder Politiker mit Lokalkolorit gewesen zu sein. Personal- und damit verbundene sonstige Entscheidungen haben gravierende Konsequenzen, wie man zum Beispiel deutlich beim Abstieg in die 3. Liga sah. 2019 wollte ich auch persönlich in den Verein investieren; der Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Littig und die Entscheidung zugunsten des Bauunternehmers Flavio Becca aus Luxemburg haben das verhindert. Der Verein kam danach nie auf mich als potentiellen Investor zu. Das würde ich für künftige Investoren ändern wollen.

"Es stellt sich die Frage: Wo liegt künftig die Kontrolle?"

Der Betze brennt: Als Start-Up-Manager haben Sie naturgemäß einen besonderen Blick auf Entwicklungsprozesse. Nun ist der FCK schon 122 Jahre alt und hat entsprechend gewachsene Strukturen. Aber seit der Ausgliederung 2018 oder auch dem Aufstieg 2022 spürt man in manchen Bereichen auch sowas wie ein "Start-Up-Feeling", sprich es entstehen neue Dynamiken. Was kann der heutige FCK aus Ihrer Sicht von Start-Ups lernen? (Definition des Begriffs "Start-Up" auf Wikipedia; Anm. d. Red.)

Schultheiss: Sich professionell und flexibel auf neue Herausforderungen einzustellen. Aber auch große Trends erkennen und zur Veränderung nutzen. Allerdings ist der FCK nicht mit einem Start-Up oder besser einer Neugründung zu vergleichen. Es gibt Probleme, die historisch entstanden sind und nie gelöst wurden, sondern nur immer aufgeschoben werden konnten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass all dies nicht einfach ist - aber wir müssen beim FCK immer auch über die großen Themen Stadion, Finanzierungsstruktur, das Fanwesen als wesentliche Säule der Vereinskultur und die unbedingte Möglichkeit der Fans zur Mitbestimmung sprechen. Auf wirtschaftlicher Ebene müssen Darlehen der Investoren und deren Besicherung, die Planinsolvenz mit weiter bestehenden Schulden, Liquiditätsmanagement, Aufbau der Assets durch fest verpflichtete Spieler, Nachwuchsförderung, Ausbildungsverein diskutiert werden. All diese Themen sind sehr vielfältig und vielschichtig. Ich möchte in diesem Zusammenhang FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen meinen ganz besonderen Respekt für seine bisherige Arbeit und die getroffenen Entscheidungen zollen. Er macht einen Top-Job, aber auch er wird auf Dauer nicht als alleiniger Geschäftsführer der FCK Management GmbH fungieren können. Die SPI und die PMG (die aktuellen Investorengruppen beim FCK; Anm. d. Red.) werden sicher durch erfahrene Leute Beratungsleistungen einbringen können. Dennoch stellt sich die Frage: Ist der von seinen Mitgliedern getragene FCK e.V. noch das entscheidende Organ, wo liegt künftig die Kontrolle?

Der Betze brennt: Abschließend in wenigen Sätzen zusammengefasst: Warum sollen die FCK-Mitglieder Ihnen am 4. Dezember ihre Stimme geben?

Schultheiss: Mir steht, wie jedem Kandidaten, lediglich dieses Interview und eine fünfminütige persönliche Vorstellung auf der Mitgliederversammlung zur Verfügung, um für mich zu werben. Allerdings ist mein Vertrauen in die Menschenkenntnis der Mitglieder und Fans, ihr Gespür für die Beurteilung von Charakteren und ihre Bereitschaft, Fähigkeit und Wille den FCK nach bestem Wissen und Gewissen zu stabilisieren, sehr groß. Sie werden die richtige Entscheidung treffen.

Den Mitgliedern will ich, wie eingangs erwähnt, eine Option sein. Wenn sie mir die Möglichkeit dazu geben, werde ich auf der Ersatzbank Platz nehmen und im Falle meiner Einwechslung alles geben, was ich zu bieten habe. Ich will diesen Verein mit meiner ganzen Kraft und Erfahrung stabilisieren und wieder nach vorne bringen. Das ist der FCK, der geilste Club der Welt, wie man so schön sagt - und der ist größer als jeder Einzelne!

Der Betze brennt: Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei der Wahl.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 4. Dezember 2022

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