Interview mit Aufsichtsratskandidat Patrick Buchmann

"Ruhe und Konstanz in den Gremien ist das oberste Gebot"

"Ruhe und Konstanz in den Gremien ist das oberste Gebot"


Mit Patrick Buchmann schließen wir die Interview­reihe zur Nachrücker-Wahl für den Auf­­sichts­­rat des 1. FC Kaisers­­lautern e.V. ab. Der Fachanwalt für Steuer­­recht skizziert unter anderem, wie er bei der Öffnung der Fan-Säule vorgehen würde.

Der Betze brennt: Patrick Buchmann, sie kandidieren für den Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern e.V. Bei der Wahl am 4. Dezember können Sie aber maximal Nachrücker werden und nicht direkt in das zweithöchste Vereinsgremium einziehen. Was motiviert Sie, trotz dieser ungewöhnlichen Ausgangslage Ihren Hut in den Ring zu werfen?

Patrick Buchmann (35): Die Anfrage von Aufsichtsmitgliedern hinsichtlich einer Kandidatur hat mich sehr gefreut und ich wäre stolz, unserem Verein ehrenamtlich dienen zu können. Ich denke, dass ich mit meinen beruflichen Qualifikationen das Gremium gut ergänzen könnte.

Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass die drei Nachrücker für den Aufsichtsrat bis zur ordentlichen Wahl im Jahr 2023 lediglich Nachrücker bleiben. Ruhe und Konstanz in den Gremien ist das oberste Gebot und deshalb hoffe ich sehr, dass alle Aufsichtsräte bis zur Wahl im kommenden Jahr im Amt bleiben.

Der Betze brennt: Bitte stellen Sie sich kurz vor: Was müssen die Vereinsmitglieder beruflich und privat von Ihnen wissen? Und natürlich, welchen Bezug haben Sie zum FCK?

Buchmann: Ich bin in Landau geboren und aufgewachsen. Nach der Schule habe ich zunächst BWL und danach Jura studiert. Parallel hierzu habe ich immer in Kanzleien gearbeitet, um mir die Studien selbständig zu finanzieren. Neben dem Unternehmertum begleitet mich beruflich vor allem das Steuer- und Gesellschaftsrecht. Seit 2018 bin ich Partner in einer Steuerberater- und Rechtsanwaltskanzlei in München. Privat bin ich glücklich verheiratet, habe einen kleinen Sohn und würde ich mich als absoluter Familienmensch beschreiben.

Durch meinen Vater Joachim Buchmann, Rechnungsprüfer beim FCK, wurde mir der FCK quasi in die Wiege gelegt. Bereits als kleines Kind war es für mich das Größte, wenn mich mein Vater am Samstag, 15:30 Uhr mit auf den Betze in die Westkurve genommen hat. Wie viele Fans habe ich in den letzten Jahrzehnten die Höhen - Pokalsieg 1996, Aufstieg 1997, Meisterschaft 1998, Europapokalspiele - und Tiefen - Abstiege, jahrelange Enttäuschungen - unseres Vereins miterlebt. Der FCK hat mir in 1990er Jahren eine geile Kindheit beschert und ist so zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden. Ich würde mir das auch für unsere Kinder und die nachfolgenden Generationen wünschen.

"Ich wünsche mir eine hohe Transparenz gegenüber den Mitgliedern"

Der Betze brennt: In den letzten fünf Jahren seit 2017 ist beim FCK extrem viel passiert, negatives und positives: Mehrere Führungswechsel, Ausgliederung, Insolvenz, Investoren, Abstieg, Aufstieg, neue Euphorie. Wie haben Sie diese Zeit miterlebt und wie lautet als Aufsichtsratskandidat Ihre Vision für die kommenden fünf Jahre, sprich: Wohin sollte der FCK sich im Jahr 2027 weiterentwickelt haben?

Buchmann: Zunächst hoffe ich als Fan, dass der sportliche Turnaround nachhaltig ist und wir uns konstant weiter entwickeln. Das geht aber nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Ruhe und Kontinuität, gepaart mit Demut, ist meines Erachtens hierfür die Grundvoraussetzung. Als Aufsichtsratskandidat sehe ich Verbesserungspotential in der Kommunikation in den Gremien, sodass ein Gremiumsmitglied nicht aufgrund einer Entscheidung, die nicht seinem Standpunkt entspricht, aber mit einer Mehrheit herbeigeführt wurde - gerade schon inflationär - zurücktritt. Neben Ruhe und Kontinuität wünsche ich mir eine möglichst hohe Transparenz bei der Erklärung von Entscheidungen gegenüber unseren Mitgliedern und Fans.

Die wichtigste Weichenstellung als Aufsichtsrat des FCK e.V. ist meines Erachtens deren Entschuldung und die Unabhängigkeit des e.V. vom Erfolg oder Misserfolg der KGaA. Ausschließlich durch die Mitgliedsbeiträge können die Schulden in Millionenhöhe nicht getilgt werden.

Der Betze brennt: Eine Möglichkeit zur Schuldentilgung und allgemein zur Stärkung des FCK e.V., aber gegebenenfalls auch der FCK KGaA möchten wir da mal gleich ansprechen: Es ist nun schon viereinhalb Jahre her, dass den Fans und Mitgliedern die Möglichkeit zur Beteiligung an der FCK-Kapitalgesellschaft versprochen wurde. Die Öffnung der sogenannten Fan-Säule wurde dann aber mit wechselnden Begründungen immer wieder verschoben - am Anfang wegen Einwänden der Aufsichtsbehörde BaFin, dann folgte die riskante Zeit vor und während der Insolvenz, mittlerweile werden steuerliche Gründe genannt. Sie sind Fachanwalt für Steuerrecht: Wann und wie kann die schon bei der Ausgliederung 2018 versprochene Teilhabe der Fans endlich ermöglicht werden?

Buchmann: Man muss hier offen und transparent gegenüber den Mitgliedern kommunizieren und die verschiedenen wesentlichen Möglichkeiten wertungsfrei darstellen. Meines Erachtens gibt es zwei ernsthafte Möglichkeiten:

Die erste Möglichkeit ist eine Kapitalerhöhung der KGaA zur Öffnung der sogenannten Fan-Säule. Bei dieser Möglichkeit fließt das Geld für den Verkauf von Kommanditaktien der KGaA zu. Diese Möglichkeit würde keine Steuern im e.V. auslösen und wäre sofort umsetzbar, sofern einer Kapitalerhöhung zugestimmt wird.

Bei der zweiten Möglichkeit würde der e.V. einen Teil seiner Kommanditaktien nach Öffnung der Fan-Säule verkaufen. Bei dieser Möglichkeit würde der e.V. das Geld einnehmen und nicht die KGaA. Diese Möglichkeit wäre nach sieben Jahren, also von der Ausgliederung gerechnet im Jahr 2025, für den e.V. steuerfrei.

Ich würde die zweite Möglichkeit empfehlen. Oberstes Ziel ist meines Erachtens, dass der e.V. entschuldet wird und er gleichzeitig so viele Aktien wie möglich behält.

Erstens: Eine Entschuldung des e.V. wird bei weiterem sportlichem Erfolg mit einem werthaltigen Verkauf einer geringeren Menge an Kommanditaktien gelingen. Dies sorgt für eine finanzielle Unabhängigkeit des e.V. und erlaubt ihm, Strukturen aufzubauen.

Zweitens: Je mehr Anteile der e.V. an der KGaA nach einem Teilverkauf und der Entschuldung hält, desto höher kann der Vermögenswert dieser Beteiligung als Kommandit-Aktionär an der KGaA sein und somit an der Profifußball-Abteilung - dass bei Erfolg der Profimannschaft werthaltigste Asset des Vereins.

"Es gilt: Miteinander und Füreinander, Hand in Hand"

Der Betze brennt: Ihr Vater Joachim Buchmann ist wie schon kurz erwähnt aktuell gewählter Rechnungsprüfer beim FCK. Die Rechnungsprüfer kontrollieren die Buchführung des Vereins und legen den Bericht darüber bei Vorstand und Aufsichtsrat vor. Vorgeschlagen werden die Rechnungsprüfer laut Satzung wiederum vom Aufsichtsrat, die Wahl erfolgt dann durch die Mitglieder. Was entgegnen Sie auf die Frage, ob durch diese familiäre Konstellation nicht ein Interessenkonflikt entstehen könnte, wenn Sie tatsächlich in den Aufsichtsrat einziehen?

Buchmann: Gut, dass Sie diese Frage ansprechen. Es ist mir persönlich sehr wichtig im Vorfeld der Wahl, den Prozess transparent zu beschreiben. Die familiäre Beziehung wurde direkt offen von mir gegenüber den relevanten Gremien vom FCK angesprochen. Ein Interessenkonflikt kann jedoch nur entstehen, wenn ich operativ tätig wäre. Als Aufsichtsratsmitglied bin ich aber gerade nicht operativ tätig. Die Rechnungsprüfer prüfen ausschließlich getätigte Zahlungen und auch satzungsgemäß mindestens immer zu zweit, und sie prüfen gerade keine Handlungen des Aufsichtsrats.

Sollte es in irgendeiner Abstimmung im Aufsichtsrat um das Thema Rechnungsprüfung gehen - beispielsweise werden die Rechnungsprüfer vom Aufsichtsrat vorgeschlagen und von den Mitgliedern bei der JHV gewählt -, enthalte ich mich selbstverständlich bei dieser Abstimmung.

Die einzige Möglichkeit, wo es von mir als Aufsichtsratsmitglied Zahlungen geben könnte, wäre die satzungsgemäße Abrechnung von Spesen. Ich bewerbe mich jedoch ehrenamtlich und versichere hiermit, niemals Spesen gegenüber dem FCK abzurechnen.

Der Betze brennt: Abschließend in wenigen Sätzen zusammengefasst: Warum sollen die FCK-Mitglieder Ihnen am 4. Dezember ihre Stimme geben?

Buchmann: Aus den Fragen oben sieht man, dass ich aus einer FCK-verrückten Familie komme. Ich bin mit ganzem Herzblut Lautrer und liebe diesen Verein seit meinen Kindheitstagen. Über meine Kompetenzen, die ich mit einbringen kann, hatte ich bereits gesprochen und muss diese nicht nochmals darstellen. Mir ist nur eins absolut wichtig: Egal wer von uns Kandidaten gewählt wird, es geht um unseren FCK und nicht um uns. Wenn es ein anderer Kandidat besser kann, lasse ich ihm gerne den Vortritt. Uns liegt allen der FCK am Herzen, so dass es ausschließlich nur ein "Miteinander und Füreinander, Hand in Hand" geben darf.

Der Betze brennt: Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei der Wahl.

Abschließend in eigener Sache: Wir bedanken uns nochmals bei den fünf Kandidaten für die Bereitschaft sowie bei allen Lesern für das Interesse an unseren Interviews zur Aufsichtsratswahl. Am Sonntag berichtet Der Betze brennt wie gewohnt mit einem ausführlichen Live-Ticker von der Mitgliederversammlung des 1. FC Kaiserslautern e.V. Wir melden uns ab ca. 10:30 Uhr direkt aus dem Fritz-Walter-Stadion!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes

Weitere Links zum Thema:

- Komplette Interviewserie: Die Kandidaten zur Aufsichtsratswahl am 4. Dezember 2022

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