Spielbericht: Viktoria Köln - 1. FC Kaiserslautern 2:0

Reset-Knopf dringend gesucht

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Handfeste Krise statt bloßer Ausrutscher: Der FCK verliert im Saisonfinale auch in Köln. Bis zur Relegation bleiben knapp zwei Wochen, um nach den Ursachen zu forschen.

- Fotogalerie | 37. Spieltag: Viktoria Köln - 1. FC Kaiserslautern

Wenn alljährlich im April und Mai die Temperaturen steigen, gehen auch die Fieberkurven in den Fanblöcken der Fußballstadien oft steil nach oben. Beim 1. FC Kaiserslautern ist es die seit Wochen in greifbarer Nähe befindliche Aussicht auf die Rückkehr in die 2. Bundesliga, die Spieltag für Spieltag eine regelrechte Fan-Lawine in rot-weiß auslöst und jede Partie der Roten Teufel zu einem gefühlten Heimspiel macht. Nicht anders ist das auch beim letzten regulären Auftritt der Lautrer in dieser Saison bei Viktoria Köln. Schon auf der Anreise mit dem Auto, Bus oder Zug, am Kölner Hauptbahnhof, der Stadtbahn und erst recht rund um den Sportpark Höhenberg ist es nicht zu übersehen: De Betze spielt! Insgesamt drücken rund 6.000 der insgesamt 8.382 Zuschauer im (mit Pufferblock) ausverkauften Sportpark Höhenberg den Gästen aus der Pfalz die Daumen. Diese wollen mit einem Punkt, aber noch besser einem Sieg die Hoffnung auf den Direkt-Aufstieg eine weitere Woche aufrecht erhalten.

6.000 Betze-Fans in Köln: Nächstes Heimspiel für den FCK

Dass alleine die bloße Wucht von den Rängen allerdings noch kein Spiel gewinnt, haben alle FCKler an den vergangenen beiden Wochenenden schmerzlich erfahren müssen. Dass die direkte Konkurrenz die im Saisonfinale größere nervliche Belastung ebenfalls nicht ausblenden kann, allerdings auch. Eintracht Braunschweig jedenfalls, das am Vortag den vorzeitigen Direkt-Aufstieg perfekt machen kann, unterliegt beim SV Meppen in einem irren Spiel mit 2:3 und gibt dem FCK somit einen weiteren Schuss in Richtung des zweiten Tabellenplatzes. Eine Chance, die man sich dieses Mal nicht entgehen lassen darf, denken nicht nur die mitgereisten Anhänger, die im Stadion die komplette Gegengerade und auch einen guten Teil der Haupttribüne in Beschlag nehmen. Wäre der Sportpark nicht schon ausverkauft gewesen, es wären sogar noch mehr Lautrer im Stadion geworden.

Letztlich reicht es aber auch so, um den Viktoria-Fans mit einem scheppernden Wechselgesang schon vor dem Anpfiff deutlich zu machen, in welche Richtung die Begegnung hier und heute laufen soll: “Effzehka, Effzehka!” Als zum EInlaufen der Mannschaften ein guter Teil der Gegentribüne bei einer großen Pyroshow im rot-weißen Bengalo-Rauch verschwindet, möchte man am liebsten selbst mit auflaufen. Druff und dewedder! Betze auswärts macht auf den Rängen richtig Bock in den letzten Wochen - wenn da nur nicht das Fußballspiel wäre.

Drei Änderungen, aber Lautern verpennt die erste Hälfte

Der in diesem Maße kaum erklärbare Kollaps der vergangenen beiden Spiele setzt sich nämlich auch in der ersten Halbzeit des Spiels bei der Viktoria fort. Zwar verändert Marco Antwerpen die Startformation auf insgesamt drei Positionen und bringt Kevin Kraus, Felix Götze und Kenny Redondo für Daniel Hanslik, René Klingenburg und den gesperrten Alexander Winkler, besser als zuletzt bei der Pleite gegen Dortmund II wird es zunächst aber nicht.

Eine einzige brauchbare Torchance bringen die Gäste in den ersten 45 Minuten durch Redondo zustande, der Rest ist harmlos, einfallslos. Mit fassungslos trifft man die Gemütslage der Fans derweil ganz gut, die zur Halbzeitpause froh sein müssen, nicht noch höher als 0:2 durch die Tore von Moritz Fritz und Daniel Philipp hinten zu liegen.

Scheibenschießen nach der Pause, doch der Ball will nicht rein

Immerhin: Für die zweite Hälfte zeigen sowohl die Umstellungen von Trainer Antwerpen als auch die Halbzeitansprache an das Team eine Wirkung. Vom Anpfiff weg attackieren die Roten Teufel nun viel höher und schnüren die Viktoria immer wieder in der eigenen Hälfte ein. Auch die Zuschauer erkennen, dass trotz der verpennten ersten Hälfte noch etwas gehen und peitschen die Mannschaft lautstark nach vorne. Rund um die 64. Minute hätte die Steigerung dann auch belohnt werden müssen, als ein Aufsetzer von Terrence Boyd auf der Latte, alle anderen Versuche der spektakulären Mehrfach-Chance aber immer wieder an irgendeinem Kölner Abwehrbein landen. Was für eine Szene. Scheibenschießen in Höhenberg - mit dem glückliche und besseren Ende für die Gastgeber.

Natürlich ist man von so einer Szene auch schnell bei der berühmten “Erkenntnis”, dass an diesem Tag dann wohl einfach keiner reingehen will. Und tatsächlich sind die noch folgenden Möglichkeiten der Lautrer dann auch nicht mehr von vergleichbarer Qualität. Torwart Matheo Raab ist es sogar zu verdanken, dass die Kölner nach einem Konter kurz vor Schluss nicht noch auf 0:3 stellen. Auch so herrscht bei den Gastgebern nach dem durch den Sieg perfekt gemachten Klassenverbleib ausgelassener Jubel, während die Roten Teufel auf der Zielgeraden der Saison die dritte Niederlage am Stück zu verarbeiten haben. Genau das zu tun und vor allem zu ergründen, wohin all die Qualitäten der vergangene Monate entschwunden sind, wird nun die Aufgabe in den kommenden zwölf Tagen sein, ehe es in zwei Alles-oder-Nichts-Duellen gegen Dynamo Dresden geht.

Jetzt gilts: Einschwören auf die Relegation gegen Dresden

Auf die Unterstützung von den Rängen, soviel ist klar, wird sich die Mannschaft weiter verlassen können, auch wenn die Fans nach dem Spiel gerne wieder anderes tun würden, als die geknickt vor die Kurve tretenden Spieler nun schon zum dritten Mal in Serie aufzurichten. In Köln ist es der nicht eingesetzte Kapitän Jean Zimmer, der seine Kollegen beim Gang an den Zaun anführt, wo FY-Vorsänger Justin alle mit einem kurzen, aber eindringlichen Appell auf die Relegation einschwört. Tenor: Die drei jüngsten Enttäuschungen müssen aus dem Kopf - es war bis hierher trotzdem eine geile Saison - jetzt zählen nur noch die beiden Spiele gegen die in diesem Jahr noch sieglosen Dresdner und das weiter gültige große Ziel: Aufstieg! Tosender Applaus brandet nach diesen Worten aus der Kurve zur Mannschaft und wieder zurück. Der Support wird in den Spielen gegen Dynamo von großer Bedeutung sein. Ebenfalls wichtig werden aber defensive Stabilität, Effizienz, Standardstärke. Alles Qualitäten die den FCK in dieser Saison phasenweise von Sieg zu Sieg getragen haben - und die es gilt, möglichst schnell wiederzufinden.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo Konrad

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | "Kopf oben lassen": Teufel machen sich Mut für Relegation (Der Betze brennt)

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