Spielbericht: Borussia Dortmund II - 1. FC Kaiserslautern 0:0

Ein Unentschieden, das weh tut

Ein Unentschieden, das weh tut


Der 1. FC Kaiserslautern hat gegen Borussia Dortmund II den Auswärtssieg im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Fuß - und das gleich mehrfach. Es zeigt sich aber: Bis es wieder gegen die "großen Dortmunder" geht, ist es noch ein weiter Weg.

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Wer heute die Reise in den Ruhrpott auf sich genommen hatte, der erlebte an jeder Ecke Déjà-vus: Da, wo der FCK gegen den BVB schon historische Schlachten in der Bundesliga geschlagen hatte, traten die Roten Teufel nach zehn Jahren wieder an. Allerdings nun als Drittligist im Schatten des Westfalenstadions, im nicht weniger legendären Stadion Rote Erde gegen die U23. Für die Lautrer Schlachtenbummler war das aber kein Grund, zuhause zu bleiben. Über 2.000 waren bei trocken-kalt-sonnigem Winterwetter mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt gekommen und zeigten auf den Rängen von Beginn an ihre Dominanz. Mit einem Banner wünschten sie der schwer erkrankten Torhüter-Legende Ronnie Hellström nur das Beste: "You’ll never walk alone, Ronnie!" Der hat darauf auch bereits reagiert und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Keßler in einer WhatsApp-Nachricht geantwortet: "Grüße alle! Ich schaffe das! Ronnie." Dem können wir uns nur anschließen: Alles Gute Ronnie, Du schaffst das!

Ansonsten war die Stimmung im weiten Rund überschaubar, das häufige Fehlen der Ultras in Pandemie-Zeiten macht sich deutlich bemerkbar. Auch heute waren einige von ihnen zwar anwesend und sorgten unter anderem für den emotionalen Moment mit dem Spruchband, aber auf Fahnen oder organisierte Stimmung wurde verzichtet. Am besten aufgelegt war noch der kleine Außenbereich von FCK-Fans auf der Haupttribüne, der mehrfach Schlachtrufe und teilweise auch Wechselgesänge mit dem eigentlichen Gästeblock anstimmte - oder an der Chancenverwertung des eigenen Teams verzweifelte. Doch der Reihe nach.

Wunderlichs Knaller macht Lautern wach - Hanslik "muss" als Erster treffen

Marco Antwerpen setzte mit Philipp Hercher und Felix Götze zwei neue Spieler in seiner Startelf ein, während René Klingenburg zunächst dem zuletzt starken Kenny Redondo den Vortritt lassen musste. Beim BVB kam mit Youssoufa Moukoko erstmals in der 3. Liga das Mega-Talent von den Profis zum Einsatz. Lieber DFB, ändert endlich diese Regel und unterbindet dieses Hin- und Hergeschiebe bei den U23-Mannschaften zum Nachteil der "richtigen" Drittligisten. Der FCK hatte Moukoko aber letztendlich gut im Griff, Hercher und Götze hielten ihrerseits spielerische Akzente dagegen, was merklich gut tat. Auch in der ersten Hälfte, in der der FCK zunächst etwas passiv und nervös wirkte, ging wenn, dann meist etwas über die rechte Seite, die Hercher beackerte. Doch wirkliche Hochkaräter erspielte sich keine Mannschaft - bis in die 34. Minute: Götze ließ ein Zuspiel in der Mitte zu Mike Wunderlich durch, der zog aus rund 20 Metern einfach mal ab, doch sein Ball testete nur die Stabilität des Aluminiums und prallte zurück ins Feld.

In der Halbzeit mahnte Antwerpen dann an, etwas ruhiger und abgeklärter zu spielen, was seine Mannschaft beherzigte - im Abschluss aber nachlässig werden ließ. Nach einer Stunde bediente zunächst Daniel Hanslik Hercher auf der rechten Seite, der aber von Borussias Defensive geblockt werden könnte. Der Ball jedoch, der landete wieder bei Hanslik, der freistehend, etwa aus fünf Metern eigentlich nur noch hätte einschieben müssen. Doch der 25-Jährige wartete einen Tick zu lange und so warf sich Antonios Papadopoulos dazwischen und lenkte den Schuss noch über den Kasten. Doch Lautern war jetzt da, feldüberlegen und dominant, so wie man das die vergangenen Wochen gewohnt war.

Der holde Ritter ohne Glück ... dann eben gegen Köln!

Doch das Vergeben der Torchancen ging weiter: In der 71. Minute waren die Rollen jetzt vertauscht, diesmal setzte Hanslik Hercher in Szene, aber auch der bekam aus kurzer Distanz das Leder nicht im Tor unter. Defensiv ließen die Gäste kaum noch etwas zu, allerdings musste sich Avdo Spahic, der ansonsten nahezu beschäftigungslos blieb, in der Schlussminute sich für einen Kopfball von Ted Tattermusch nochmal ganz lang machen.

Damit hatten sich die insgesamt 3.128 Zuschauer auf ein 0:0 eingestellt - doch dann kam Marlon Ritter. Der hatte unverhofft nach einem Fehler von Niklas Dams den Ball erobert und war alleine auf das BVB-Tor zugelaufen. Keeper Stefan Drljaca stand zu weit vor seinem Kasten, Ritter umlief ihn und hätte von der Strafraumgrenze einfach ins leere Tor einschieben und den Sieg bejubeln können - doch er zögerte, hatte Angst vor einem Aufsetzer auf dem schlechten Rasen, wollte auch noch den herbeigeeilten Gegenspieler Lennard Maloney umspielen. Der drängte ihn aber ab und konnte so am Ende das Gegentor und die Niederlage für den BVB verhindern. Entsprechend niedergeschlagen waren nach der Partie Ritter und seine Mannschaftskollegen. Schließlich wurde es damit auch verpasst, zumindest bis Sonntag auf den Relegationsplatz zu springen. Und die Konkurrenten fuhren - mit Ausnahme von Braunschweig in Magdeburg - auch noch allesamt gute Ergebnisse ein. Doch es hilft ja alles nichts. Es ist eben noch ein weiter Weg, bis der FCK in Dortmund wieder auf Spieler wie Hummels, Reus oder Haaland trifft. Aber die eingeschlagene Richtung stimmt zumindest. Die Gegenwart heißt jetzt erst einmal Viktoria Köln. Dann müssen die Tore wieder fallen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

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