Kummt Senf druff

Im Helfen vereint

Im Helfen vereint

Foto: Imago Images

150.000 Euro sind beim Benefizspiel zugunsten der Flutopfer zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Mainz 05 zusammengekommen. Es zeigt sich einmal mehr: Fußball verbindet und überwindet im Zweifel auch die größten Rivalitäten. Das macht Hoffnung, meint DBB-Autor Gerrit.

Es waren Bilder, die man so schnell nicht vergisst. Szenen, wie man sie sonst nur aus Kriegsfilmen, allenfalls aus den Nachrichten kennt, wo sie jedoch meist weit entfernte Länder betreffen. Doch die Geschehnisse des Juli 2021 fanden plötzlich vor der eigenen Haustür statt. Menschen, die in ihren eigenen vier Wänden, im Auto oder auf der Flucht vor den Wassermassen ertranken. Über 100 Menschen verloren allein in Rheinland-Pfalz durch die Flut ihr Leben - noch viel mehr ihr Hab und Gut, ihr Zuhause. Im Angesicht dieses unbeschreiblichen Unglücks und der Existenznot so Vieler, kann es leicht passieren, dass andere Schicksale etwas in den Hintergrund rücken. Denn die Flut machte selbstredend auch nicht vor dem Amateursport in den betroffenen Gebieten halt. Ganze 95 Vereine hätten einen Schaden von rund 25 Millionen Euro erlitten - obendrauf käme noch ein hoher Millionenschaden an Sachgegenständen, wie etwa an Sportgeräten, Bällen und Ausrüstung, erzählte Susanne Weber vom Sportbund Pfalz am Samstag am Rande des Benefizspiels zwischen Mainz und dem FCK. Ja, an diesem Samstagnachmittag musste man mehr als einmal schwer schlucken. Etwa als ein kleiner Junge aus dem Ahrtal erzählt, dass Fußball für ihn alles im Leben bedeutet und er in herzergreifender Sachlichkeit erklärt, dass er wisse, dass es noch Jahre dauere, bis alles wieder so sein wird wie vor der Flut. Oder als man die Bilder sieht, wie die Fußballmannschaft des SV Beltheim gemeinsam mit vielen Helfern dem SC Bad Bodendorf hilft, den Schutt aus dem Vereinsheim und von dem gerade erst frisch fertiggestellten Kunstrasenplatz zu räumen. Oder als man die Menschen im kleinen Örtchen Schuld hört, das von der Flut besonders hart getroffen wurde. Ihr Fußballplatz wird nicht erneuert werden. Zu groß die Not in anderen Bereichen.

Fußball als Kitt in der Not: "You'll never walk alone!"

Umso wichtiger war das Zeichen, das die beiden rheinland-pfälzischen Vereine gestern auf allen Ebenen gesendet haben. Für 90 Minuten war die Rivalität zwischen Mainz und dem FCK vergessen, die sonst das Salz in der Suppe des Fußballs ist, wie etwa 2019, als der FCK den Bundesligisten im DFB-Pokal besiegte. An diesem Nachmittag spielt das keine Rolle. Der guten Sache willen. Fans sitzen nebeneinander, die einen mit FCK-Schals, die anderen im Mainz-Dress. Rund 1.500 sind ins Stadion Oberwerth nach Koblenz gekommen. Keine Pöbeleien, keine Schmähgesänge gegeneinander sind zu hören. Über 150.000 Euro spenden die Menschen vor und während der Live-Übertragung des Duells so für die Sportvereine in den betroffenen Flutgebieten. Es macht Mut. Mut, weil es zeigt, dass, wenn es darauf ankommt und die Not am größten ist, Feindseligkeiten und sportliche Rivalitäten keine Rolle spielen. Mut aber auch für die Menschen, die sich aufgrund der Fülle der anstehenden Herausforderungen in der Vergangenheit oft allein gelassen fühlten. Der Samstag hat gezeigt, dass sie das nicht sind. "Auch Rivalen stehen in schwierigen Zeiten für eine gute Sache zusammen", sagt FCK-Kapitän Jean Zimmer nach Abpfiff. Es wird noch viel Hilfe nötig sein, dass das Leben im Ahrtal und andernorts wieder in geregelten Bahnen läuft. Doch der Samstag hat gezeigt: Ihr seid nicht allein! Fußball verbindet. Gemeinsam für den Sport! You'll never walk alone!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Benefizspiel sorgt für "überragende Spendensumme" (Der Betze brennt)
- Chronologie im DBB-Forum: Der FCK und seine Fans sammeln für Hochwasser-Opfer

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