Interview des Monats: FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt, Teil 2/2

"Wir sind überzeugt vom Potential unserer Mannschaft"

"Wir sind überzeugt vom Potential unserer Mannschaft"


Die finanziellen Schritte sind eingeleitet, der sportliche Erfolg steht noch aus: Im zweiten Teil des großen DBB-Interviews spricht Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt über seine Pläne mit dem 1. FC Kaiserslautern und wann darin der Aufstieg vorgesehen ist.

Der Betze brennt: Soeren Oliver Voigt, auch wenn Ihnen nach dem positiven Beschluss der Gläubigerversammlung eine "zentnerschwere Last" von den Schultern fiel: Wirklich positiv bewerten wird man Ihre Arbeit erst dann, wenn mit der wirtschaftlichen Konsolidierung auch der sportliche Aufschwung gelingt. Bleibt der Aufstieg innerhalb von spätestens zwei Saisons das erklärte Ziel?

Soeren Oliver Voigt (51): Im Rahmen unserer Fünf-Jahres-Planung sieht die sportliche Entwicklung den Aufstieg in die 2. Bundesliga spätestens zum 30. Juni 2022 vor. Je früher uns dies gelingt, desto besser. Je später, desto schwieriger gestaltet sich die Situation. Erzwingen lässt sich der Aufstieg allerdings nicht. Vielmehr ist eine kontinuierliche, harte Arbeit von Nöten.

Wir wissen, dass die Gesamtentwicklung des FCK, und dabei rede ich über eine neue Ausrichtung in vielen verschiedenen Bereichen, sehr maßgeblich durch den sportlichen Erfolg beeinflusst wird.

"Unser Fünf-Jahres-Plan sieht den Aufstieg spätestens 2022 vor"

Der Betze brennt: Dafür, dass Sie fast 20 Jahre im Geschäft sind, mussten Sie bislang vergleichsweise wenig Trainerentlassungen verantworten. Von Torsten Lieberknecht trennte sich Braunschweig 2018 nach zehn Jahren gemeinsamer Arbeit. Beim FCK musste Boris Schommers nach nur einem Jahr gehen. Ist so eine Trennung weniger schmerzhaft, wenn man mit einem Trainer noch nicht ganz so lange zusammenarbeitet hat? Boris Schommers hat immer wieder betont, wie eng und vertrauensvoll die Zusammenarbeit mit Ihnen und Boris Notzon war.

Voigt: Bei Torsten Lieberknecht lief damals der Vertrag aus und Eintracht Braunschweig hatte sich dazu entschlossen, diesen Vertrag nicht zu verlängern. Mit Boris Schommers haben wir vertrauensvoll zusammengearbeitet, jedoch nach reiflicher Überlegung den Entschluss gefasst, uns schon sehr früh in der Saison von ihm zu trennen. Hierbei hat es sich allerdings keineswegs um eine Kurzschlusshandlung gehandelt. Völlig unabhängig davon ist es aber niemals eine leichte Entscheidung, einen Mitarbeiter zu entlassen.

Der Betze brennt: Es kursierten Gerüchte und Vorwürfe, dass diese Trainerentlassung auch von diversen Investoren und Funktionären aus dem Hintergrund beeinflusst wurde. Dass Indiskretionen, die an die Boulevardpresse durchgesteckt wurden, die Diskussion befeuerten, lässt sich nicht leugnen. Stehen Sie dennoch dazu, dass es eine Entscheidung war, die allein von den sportlich Verantwortlichen - also Ihnen und Boris Notzon - getroffen wurde?

Voigt: Absolut. Das bei einem großen Klub wie dem FCK eine Trainerentlassung immer etwas Besonderes ist und durch viele Mutmaßungen und Gerüchte begleitet wird, ist klar. Aber Boris Notzon und ich sind die Verantwortlichen in diesem Bereich. Eine Entscheidung anderen Menschen zu überlassen, die diese Verantwortung nicht tragen müssen, das wäre fahrlässig uns selbst gegenüber und wird daher auch nicht vorkommen.

"Mit Gerry Ehrmann wollen wir eine angemessene Einigung erreichen"

Der Betze brennt: Boris Schommers galt auch als maßgeblich bei der später von Ihnen als Geschäftsführer abgesegneten Entlassung der Torwartikone Gerry Ehrmann. Die Angelegenheit ist derzeit gerichtsanhängig. Könnte es nun, da Schommers weg ist, zu einer Neubewertung der Personalie kommen - auf dass es zumindest zu teilweisen Aussöhnung dahingehend kommt, dass sich Gerry Ehrmann, der als Aktiver und Trainer diesem Verein 36 Jahre diente, vielleicht einmal vor einer jubelnden Westkurve vom FCK verabschieden kann?

Voigt: Wir befinden uns mit Gerry Ehrmann in einem laufenden Verfahren, haben aber immer wieder beteuert, dass wir eine Einigung in angemessener Weise erreichen möchten. Dies ist auch mit Stand heute noch der Fall.

Der Betze brennt: Sie sind nach wie vor Geschäftsführer Finanzen und Sport in Personalunion. War das als Übergangslösung geplant, solange sich der FCK in finanziell angespannter Lage befindet - oder können Sie sich vorstellen, auch längerfristig die Arbeit zu machen, die früher auf zwei Schultern verteilt war? Wie läuft hierzu Ihr Austausch mit dem Beirat, der sich ja für die Besetzung der Geschäftsführung verantwortlich zeichnet?

Voigt: Als alleiniger Geschäftsführer bin ich beim FCK derzeit natürlich für alle Entscheidungen im operativen Geschäft verantwortlich. Ob wir zukünftig an dieser Konstellation etwas verändern wollen, wird sicherlich auch die Entwicklung der kommenden Monate zeigen. Der wichtigste Bereich beim FCK ist und bleibt natürlich der Sport.

"Boris Notzon hat mit viel Fachkompetenz den Kader zusammengestellt"

Der Betze brennt: Während der Geschäftsführer also vom Beirat bestimmt wird, fällt der Sportdirektor wiederum in Ihren Verantwortungsbereich. Boris Notzon genießt in der Branche einen guten Ruf, beim FCK-Anhang ist er mit Blick auf die sportlichen Misserfolge der letzten Jahre allerdings umstritten. Wie gehen Sie mit diesem Widerspruch um?

Voigt: Ich sehe hier keinen Widerspruch. Boris Notzon ist als Sportdirektor zusammen mit dem Cheftrainer unmittelbar verantwortlich für die Entwicklung der ersten Mannschaft. In den Zeiten, in denen es einen Geschäftsführer Sport gab (Martin Bader von Anfang 2018 bis Ende 2019; Anm. d. Red.), hat dieser explizit die Verantwortung für diesen Bereich übernommen. Boris hat mit viel Akribie und hoher Fachkompetenz den Kader für die laufende Saison im Sinne des Klubs zusammengestellt. Wir sind davon überzeugt, dass in der Mannschaft deutlich mehr Potential steckt, als der derzeitige Tabellenplatz widerspiegelt. Wir sehen die Mannschaft auf einem guten Weg. Die weitere Entwicklung des Teams setzt aber auch Ruhe und Vertrauen voraus.

Der Betze brennt: Im Sommer läuft der Vertrag von Boris Notzon nun aus, das heißt es müssen bald auch hier die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Verschiedene Entscheidungen sind denkbar, insbesondere natürlich eine Verlängerung oder Beendigung des Vertrags, aber etwa auch die bereits erwähnte zusätzliche Installation eines Sport-Geschäftsführers durch den Beirat. Nochmals nachgefragt mit Blick auf Ihren Verantwortungsbereich: Wie ist der Stand der Planungen und Gespräche mit Sportdirektor Notzon?

Voigt: Boris und ich tauschen uns zu allen relevanten Themen regelmäßig aus. Wir beobachten die Entwicklung der Mannschaft und werden rechtzeitig die richtigen Schlüsse daraus ziehen.

"Die präzisen Planungen für die nächste Lizenz starten im Januar"

Der Betze brennt: Auch die Verträge weiterer wichtiger Stützen laufen aus. Cheftrainer Jeff Saibene hat einen Kontrakt bis Saisonende, aber mit Option auf Verlängerung. Mehrere Stammspieler wie Marvin Pourié und Adam Hlousek sind nur ausgeliehen. Und Kapitän Carlo Sickinger ziert sich weiterhin, seinen Vertrag zu verlängern. Damit droht der ablösefreie Abgang eines aufstrebenden Eigengewächses. Vor allem die teuren Verkäufe solcher Spieler haben dem FCK in den vergangenen Jahren das wirtschaftliche Überleben gesichert. Sehen Sie denn noch Hoffnung, dass Sickinger seinen Vertrag doch noch verlängert? Was müsste dafür aus Sicht des Spielers passieren und was kann der Verein bieten?

Voigt: Boris Notzon, Jeff Saibene und ich tauschen uns bereits zum jetzigen Zeitpunkt über die Zusammensetzung des Kaders in 2021 aus. Zum einen steht das Wintertransferfenster vor der Tür, zum anderen gilt es natürlich auch, unter der Berücksichtigung der Vertragssituation aller Spieler, den Kader weiter zu optimieren. Ziel muss es sein, mit unseren Leistungsträgern auch in der Saison 2021/22 weiter zusammen zu arbeiten.

Der Betze brennt: Die laufende Saison ist dank Transfereinnahmen, Schuldenschnitt und Investorengeldern durchfinanziert, und ein Teil der kommenden Saison dem Vernehmen nach auch bereits. Mit welchem zusätzlichen Finanzierungsbedarf rechnen Sie bei Verbleib in der 3. Liga für die kommende Saison 2021/22? Zumindest grob überschlagen: Reden wir hier eher von der Größenordnung zwei, fünf oder zehn Millionen Euro, die im Frühjahr für die nächste Lizenz benötigt werden?

Voigt: Die präzisen Planungen für das kommende Lizenzierungsverfahren zur Saison 2021/22 starten im Januar. Diese Planungen sind natürlich stark abhängig von der Beantwortung der Frage, wie es mit den Einschränkungen durch Covid-19 weitergeht. Finalisiert werden sie dann im Mai 2021.

Der Betze brennt: Besten Dank für das ausführliche Gespräch.

(Das Interview führten Eric Scherer und Thomas Hilmes.)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

Weitere Links zum Thema:

- Teil 1 des Interviews: "Wir befinden uns erst am Anfang der Entwicklung" (Der Betze brennt)

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