Kummt Senf druff

Ausgeträumt: FCK-Fan Hildmann räumt die Trainerbank

Ausgeträumt: FCK-Fan Hildmann räumt die Trainerbank


Es hat nicht sollen sein: Sascha Hildmann hat als Trainer des 1. FC Kaiserslautern zu wenige Punkte geholt, so dass die Trennung unausweichlich wurde. Trotzdem hat Hildmann innerhalb weniger Monate einen im positiven Sinne bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein Kommentar.

Der Traum ist zu Ende. Am Montag um 14:00 Uhr hat der 1. FC Kaiserslautern offiziell die Trennung von Sascha Hildmann bekanntgegeben, die schon 24 Stunden zuvor über die Medien durchgesickert war. Das Aus für den 47-Jährigen, nach insgesamt 33 Pflichtspielen auf der Trainerbank des Vereins, dessen Fan er von kleinauf war und immer bleiben wird. Ereilt hat ihn sein Schicksal nach einem 1:6-Debakel gegen den SV Meppen, den Gegner, gegen den er am 15. Dezember 2018 seinen ersten Sieg im zweiten Spiel als Coach des FCK gefeiert hatte.

Die Methode Hildmann: Von ganz unten hochgearbeitet

Die, die hinterher immer alles schon vorher gewusst haben, dürfen sich jetzt einmal mehr bestätigt sehen: War ja klar, dass es mit Hildmann nichts werden konnte. Wie hätte einer, der als Trainer gerade mal auf ein Jahr Erfahrung in der 3. Liga zurückblickte und zuvor nur Verbands- und Oberligisten betreut hatte, denn ausgerechnet den FCK wieder nach oben führen sollen?

Gerade den notorischen Besserwissern zum Trotz wäre Sascha Hildmann dieser Erfolg so sehr zu gönnen gewesen. Gerade, weil er seine Trainerkarriere ganz unten beginnen musste, gerade, weil er seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer aus eigener Tasche bezahlte, da er von keinem finanzstarken Verein kam, der ihm diese Kosten abgenommen hätte. Gerade, weil er seinen Traum, einmal "uffem Betze" Trainer zu sein, nie aufgeben wollte. Eben dieser Spirit prädestinierte ihn, einmal für den Verein Fritz Walters arbeiten zu dürfen, viel mehr noch als der Umstand, dass er in Kaiserslautern geboren ist.

Hildmann brachte den FCK 2018/19 wieder auf die Höhe der Zeit

Und Sascha Hildmann hat in diesen knapp zehn Monaten nicht nur menschlich überzeugt. Er übernahm das Amt Anfang Dezember 2018 von Michael Frontzeck, einem Wanderarbeiter mit Fußball-Lehrer-Lizenz, dessen Denkweise und Methodik irgendwann zu Beginn der 2000er Jahre stehenblieb. Hildmann brachte das Team wieder zurück auf die Höhe der Zeit, gab ihm eine neue Grundordnung, formierte es kompakter, verlieh ihm mehr defensive Stabilität.

Er machte Lennart Grill, Carlo Sickinger und Florian Pick zu Stammspielern, rückte Christian Kühlwetter ins Sturmzentrum, wo er, als erster FCK-Angreifer seit langer Zeit, Knipserqualitäten entwickelte. Auch Dominik Schad profilierte sich unter Hildmanns Leitung zunehmend zum Leistungsträger.

In der neuen Saison sollte alles besser werden

Andererseits lässt sich nicht leugnen: Als die Mannschaft sich in der Rückrunde 2018/19 tabellarisch jenseits von Gut und Böse angesiedelt hatte, punktete sie nur noch bescheiden. Hildmann verwahrte sich jedoch dagegen, dass seine Jungs als lustlos oder unmotiviert bezeichnet wurden. Es sei halt die insgesamt verkorkste Saison, die sich nicht mehr so recht aus den Köpfen vertreiben lasse. Doch zur kommenden Spielzeit werde alles besser, versprach er, da würden Typen auf dem Platz stehen, die "mit Mentalität" dagegen hielten... Wie er sich überhaupt stets mit aller Entschiedenheit hinter seine Spieler stellte, so, wie es auch die Großen ihrer Zunft immer getan haben, Otto Rehhagel etwa.

Bei Hildmann hieß es jedoch, er wäre einfach "zu nett" zu seinen Schützlingen, wenn er sie immer nur in Schutz nehme, statt mit Nachdruck Leistung einzufordern. Was er ebenfalls zurückwies. "Ich würde von mir sogar behaupten, dass ich ein ausgesprochen strenger Trainer bin", erklärte er in einem Interview, aus dem dieser Satz freilich hinterher herausgestrichen wurde.

Stets zutreffende Analysen, aber nichts besserte sich wirklich nachhaltig

Medienvertretern, aber auch Fans begegnete Hildmann stets mit einer Offenheit, wie sie in diesem Geschäft längst unüblich geworden ist. Und er nahm sich die Zeit, ausführlich und treffend zu analysieren, was seinem FCK zum Top-Team fehlt. Es müssten wieder mehr Tore nach Freistößen und Ecken fallen, zu Saisonbeginn müsse vor allem dem Defensivverband Gelegenheit gegeben werden, sich einzuspielen und zu festigen, auch sei es charakteristisch für Spitzenmannschaften in Liga 3, auch mal Matchglück mit späten Toren zu haben und, und, und...

Das war alles richtig, und doch ist nichts davon seit Saisonbeginn wirklich nachhaltig umgesetzt worden. Freistöße und Ecken kommen nun zwar besser, mit Kevin Kraus' Kopfballtreffer gegen Mannheim steht bislang aber nur ein einziger Treffer nach Standards zu Besuche. Personal und Formation des Defensivverbands wurden seit Saisonbeginn wiederholt gewechselt, ohne dass Verletzungen dafür ausschlaggebend waren.

Die Zahlen lügen nicht: Nur vier Heimsiege in 15 Spielen

Das Resultat: Mit 18 Treffern hat der FCK nach Kickers Würzburg (22) bislang die meisten Gegentore in der Liga kassiert, zusammen mit Bayern München II und Sonnenhof Großaspach, wohingegen mit Halle das Team mit den wenigsten Einschlägen (6) die Tabellenspitze ziert. Und späte Treffer kassiert der FCK nach wie vor mehr als er erzielt. Dies auf Konditionsschwächen zurückzuführen, mochte Hildmann ebenfalls nicht gelten lassen. Laktat- und andere physische Werte seiner Jungs seien überdurchschnittlich gut, das könne er zweifelsfrei belegen, erklärte er noch vor dem Meppen-Spiel.

Unwiderlegbar ist aber auch: Neun Punkte aus acht Spielen, Rang 14 in der Tabelle, das ist zu wenig für eine Mannschaft, die mit einem Lizenzspieleretat zusammengestellt ist, der nur das Ziel Aufstieg zur Folge haben kann. Lediglich vier Mal hat der FCK unter Hildmann im Fritz-Walter-Stadion gewonnen, in 15 Spielen, das ist ebenfalls inakzeptabel für die einstige Bastion Betzenberg. Und mit dem 1:6 in Meppen haben die Spieler, die er stets so vehement verteidigte, ihren Coach endgültig untragbar gemacht. Manche Medien bemühen sogar die Phrase von der Mannschaft, die gegen den Trainer gespielt hätte.

Der Neue muss es jetzt erst einmal besser machen

"Das ist absoluter Quatsch", erklärt Kevin Kraus zwar im Interview bei "SWR Sport", aber eindeutig beantworten mag er die Frage, ob er mit dem Trainer weiterarbeiten wolle, auch nicht: "Das habe ich nicht zu entscheiden." Zuvor sagt der zwischenzeitlich aus Leistungsgründen auf die Ersatzbank verbannte Innenverteidiger: "Der Trainer steht nicht auf dem Platz, wir Spieler müssen Leistung bringen."

Dazu haben sie bald wieder Gelegenheit, am kommenden Samstag, 14:00 Uhr, gegen den 1. FC Magdeburg. Womöglich unter einem neuen Übungsleiter, so dieser bis dahin gefunden ist. Und erst, wenn der Neue mit dieser Mannschaft wirklich erfolgreicher ist, lässt sich vielleicht konkreter beurteilen, was Sascha Hildmann falsch gemacht hat.

Was bleibt, ist die Erinnerung an das 2:0 gegen Mainz

Ihm selbst bleibt nun nur die Erinnerung an die Erfüllung seines Traums, mal "uffem Betze" Trainer zu sein. Immerhin hält dieser auch ein paar schöne Momente bereit, insbesondere einen: den 2:0-Sieg im DFB-Pokal gegen Erstligist Mainz 05.

In der Fangemeinde wünschen sich viele, dass Hildmann, der FCK-Fan mit der Trainerlizenz, seinem Verein in anderer Funktion erhalten bliebe, vielleicht als Leiter des Nachwuchszentrums. Ob er dazu bereit wäre? Ihm eine solche Aufgabe anzutragen, wäre Sache der Vereinsführung und würde dieser einiges an Einfühlungsvermögen und Überzeugungskraft abverlangen. Beides zählt jedoch nicht gerade zu deren Stärken.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Kohlmeyer

Weitere Links zum Thema:

- Offiziell bestätigt: FCK trennt sich von Sascha Hildmann (Pressemeldung FCK)
- Trainersuche beim FCK: Kommt ein harter Hund? (Der Betze brennt)

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