Im Blickpunkt: Verbandspokal-Gegner FV Dudenhofen

"Das größte Spiel für unseren Verein" - reloaded

"Das größte Spiel für unseren Verein" - reloaded


Vor 25 Jahren spielte der FCK schon einmal gegen Dudenhofen. Damals mit dabei: Gerry Ehrmann sowie die beiden heutigen Trainer Sascha Hildmann und Christian Schultz. Vor dem nun anstehenden Verbandspokal-Halbfinale (Mittwoch, 19:30 Uhr) hat sich DBB-Autor Ingo mit seinem früheren Mannschaftskameraden Schultz getroffen.

Sascha Hildmann muss passen, der Trainer des 1. FC Kaiserslautern ist überfragt. "Was ihr alles rausfindet", antwortet Hildmann, als er von Der Betze brennt auf seinen Einsatz als FCK-Spieler in einem Freundschaftsspiel beim FV Dudenhofen angesprochen wird. Die kleine Gedächtnislücke sei dem Coach der Lautrer verziehen. Schließlich liegt die anlässlich des 75-jährigen Vereinsjubiläums des FVD ausgetragene Begegnung schon schlanke 25 Jahre zurück.

Das ganze Dorf war da - 4.000 Fans wollten Kadlec, Kuka und Co. sehen

"Das war bis dahin natürlich das größte Spiel für unseren Verein überhaupt", erinnert sich Hildmanns Dudenhofener Trainerkollege Christian Schultz, damals zusammen mit dem Schreiber dieser Zeilen für die Gastgeber selbst am Ball, derweil noch sehr genau an den 28. Mai 1994. Buchstäblich das ganze Spargeldorf war auf den Beinen, als der frischgebackene Deutsche Vizemeister vom Betzenberg für seine letzte Freundschaftspartie vor der Sommerpause in der Vorderpfalz Station machte. Die Angaben der Lokalpresse zur Zuschauerzahl pendelten irgendwo zwischen 3.500 und 4.000. "Und es wären sogar noch mehr gekommen, wenn wir die Kapazität gehabt hätten", so Schultz.

Es gab ja auch einiges zu sehen. Allen voran die beiden tschechischen Stars Miroslav Kadlec und Pavel Kuka, die von Beginn an aufliefen. Oder Kultkeeper Gerry Ehrmann, der in der zweiten Halbzeit seinen Rivalen Claus Reitmaier zwischen den Pfosten ablöste. Weil die Einfahrt zum Vereinsgelände für den Lautrer Mannschaftsbus zu eng war, mussten die Profis auf der Iggelheimer Straße aussteigen und auf dem Weg zu den Kabinen bereits ein erstes Bad in der Menge der Autogrammjäger nehmen. Der Volksfestcharakter der Veranstaltung ist auch Schultz noch sehr präsent, als er beim Treffen mit Der Betze brennt noch einmal die alten Fotos und Aufstellungen betrachtet.

"Bällchen laufen lassen" gegen "Abwehrschlacht": FCK gewann 5:2

"Thomas Riedl kenne ich gut, der war später ja Trainer in Idar-Oberstein", sagt der 43-Jährige. "Und auch Thomas Hengen ist immer noch ein guter Bekannter von mir." Hengens Eltern sind mit der Familie Schultz befreundet, und so ergab es sich, dass Hengen junior etwas abseits des Gedränges auf dem Weg in die Kabinen den schon versammelten A-Klasse-Kickern der Gastgeber beim kurzen Plausch die Marschroute der Roten Teufel für die anstehenden 90 Minuten steckte. Noch ein bisschen das Bällchen laufen lassen wolle man, sagte Hengen sinngemäß. Rund zehn bis zwölf Tore würde man so dann schon schießen.

as FCK-Team beim anschließenden Spargelessen, unter anderem mit Miro Kadlec, Gerry Ehrmann und Wolfgang Funkel
Das FCK-Team beim anschließenden Spargelessen, unter anderem mit Miro Kadlec, Gerry Ehrmann und Wolfgang Funkel.

Ein zweistelliges Resultat hätte angesichts des Klassenunterschieds wohl auch niemanden überrascht, zumal FCK-Trainer Friedel Rausch neben den genannten Stars auch eine Reihe an extra-motivierten Jungprofis wie Hildmann, Riedl oder den am Ende dreifachen Torschützen Marco Dittgen dabei hatte, die auch so ein Freundschaftsspiel für noch etwas Werbung in eigener Sache nutzen wollten. Umso größer war die Verwunderung und auch der Jubel an der Iggelheimer Straße, als Michael Schaffelhuber nach einer knappen halben Stunde die erste Dudenhofener Chance zum 1:1 verwandelte. Bis zur Schlussminute schraubten die Lautrer das Ergebnis auf 5:1, ehe das Tor des Tages zum 5:2-Endstand Thomas Eberhard und damit noch einmal den Gastgebern vorbehalten war.

FCK-Aufstellung 1994 in Dudenhofen: Reitmaier (Ehrmann) - Lusch, Kröhler (Riedl), Funkel (Leipold), Kadlec (Kobel), Ritter, Hildmann, Hengen, Kuka, Karaca (Reiland), Dittgen - Tore: 0:1 Lusch, 1:1 Schaffelhuber, 1:2 Dittgen, 1:3 Kuka, 1:4 Dittgen, 1:5 Dittgen, 2:5 Eberhard

An diesen schönsten Treffer des Nachmittags kann sich Schultz noch bestens erinnern. Und natürlich an die "Abwehrschlacht" der Schwarz-Gelben. "Aber das war doch ganz normal, da konnte man doch keine andere Art von Spiel erwarten", so der 43-Jährige. Besonders hängen geblieben sei zudem die herausragende Leistung von FVD-Schlussmann Josef Wiora. "Nach der Partie kam Friedel Rausch sogar extra zu uns in die Kabine, um sich nach dem Sepp zu erkundigen und ihm zu seinem Spiel zu gratulieren." 2:5 gegen den großen FCK. "Das war für uns wie ein gefühlter Sieg", so Schultz.

Wiedersehen zum Pflichtspiel - "Das sagt schon fast alles"

Auf einen solchen und vielleicht sogar auf mehr hofft der langjährige Coach der Vorderpfälzer auch am Mittwoch im Verbandspokal. Im Ludwigshafener Südweststadion, wohin das Halbfinale trotz aller Bemühungen der Dudenhofener aus logistischen Gründen verlegt werden musste, trifft man sich ziemlich genau 25 Jahre nach dem Freundschaftsspiel wieder - dieses Mal unter Pflichtspielbedingungen. "Das sagt ja schon fast alles aus", meint Schultz, der damit nicht nur die sehr erfolgreiche Entwicklung des FVD in den vergangenen Jahren auf den Punkt bringt, sondern auch die weniger erfreuliche seines zweiten Herzensvereins vom Betzenberg.

Die Eintrittskarte vom damaligen zwischen Dudenhofen und Kaiserslautern
Die Eintrittskarte zum damaligen Spiel in Dudenhofen.

"Ich bin immer noch FCK-Fan durch und durch", betont der Dudenhofener Coach, der bis vor zwei Jahren trotz eigener Firma und seiner aufwendigen Trainertätigkeit auch stets eine Dauerkarte im Fritz-Walter-Stadion hatte. In dieser Saison sei er aber noch nicht einmal oben gewesen. Und das nicht nur wegen seiner knapp bemessenen Zeit. "Irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen", so Schultz. Leidensgenossen habe er dabei in seiner eigenen Mannschaft im Gegensatz zu früher gar nicht mehr so viele. Heute seien die meisten seiner Spieler Bayern- oder Dortmund-Fans, sagt er. "Der FCK kommt teamintern vielleicht noch auf Platz drei." Nicht von ungefähr sei der größte Anhänger der Roten Teufel im Kader der Dudenhofener mit Routinier Timo Enzenhofer auch einer der Ältesten.

"Spielen wollen gegen die Roten Teufel aber natürlich alle", schmunzelt der FVD-Trainer, der vor dem Pokalhit die Aufgabe zu meistern hatte, die Konzentration seiner Jungs auch im Aufstiegsrennen in der Verbandsliga Südwest hoch zu halten. Ein Jahr nach dem unglücklichen Abstieg ist die direkte Rückkehr der Spargeldörfler in die Oberliga noch möglich. "Wir hatten ein geiles Jahr in der Oberliga", sagt der Trainer und schwärmt von den Partien gegen den FC Homburg, Eintracht Trier oder den Derbys gegen den nur wenige Kilometer entfernt beheimateten TuS aus Mechtersheim. Das Spiel beim FCK II fand zwar auf dem Fröhnerhof und nicht im Fritz-Walter-Stadion statt. Dafür hatten die Vorderpfälzer beim Rückspiel eine stattliche Kulisse, da viele Lautrer Fans auf der Rückfahrt von der Zweitligabegegnung der Profis in Sandhausen einen Zwischenstopp in Dudenhofen einlegten. "Das war eine sensationelle Stimmung", erinnert sich Schultz. "Trommeln, Bengalos, da war wirklich die Hölle los."

Warnung an den FCK: "Schon so manche Pokalschlacht geschlagen"

Für Dorf-Verhältnisse die Hölle los war auf dem Heimplatz der Schwarz-Gelben an der Iggelheimer Straße auch schon einige Male im Verbandspokal. "Dort haben wir schon so manche Pokalschlacht geschlagen", sagt der Trainer und schildert, wie seine Mannschaften auf dem Weg zu zwei Endspiel-Teilnahmen auch dem ein oder anderen höherklassigen Team schon ein Bein gestellt haben. "Da war alles geboten, die vollen Emotionen eben", beschreibt er etwa den zweiten Finaleinzug im Jahr 2015 durch ein 2:1 im Derby gegen Mechtersheim vor knapp 2.000 Zuschauern. Vom Sieg im Elfmeterschießen gegen den späteren Regionalligisten SVN Zweibrücken beim ersten Einzug ins Endspiel 2010 werde am Stammtisch auch Jahre später noch ständig gesprochen. "Das war neben dem dramatisch verlorenen zweiten Finale gegen den FK Pirmasens (0:1 nach Verlängerung; Anm. d. Red.) wohl unser bestes Spiel überhaupt", so Schultz.

"Wir hängen auch gegen den FCK nicht vorab die weiße Fahne raus", sagt er vor dem Halbfinale am Mittwoch. Natürlich könne es auch 0:5 oder 0:6 ausgehen. "Aber wir haben erfahrene Spieler dabei, die den Lautrern auch weh tun können." Auf jeden Fall wolle man das Spiel genießen, so der Coach, der bei den Gästen mit Blick auf die über den Verbandspokal mögliche Qualifikation für den DFB-Pokal schon von einem gewissen Erfolgsdruck ausgeht. "Gegen Dudenhofen sollten sie besser nicht ausscheiden." Beim Gedanken an den großen Coup meldet sich beim FVD-Trainer dann aber auch der FCK-Fan in ihm zu Wort. "Ein bisschen schlagen schon zwei Herzen in meiner Brust." Er möchte eigentlich nicht dafür verantwortlich sein, "wenn es dem FCK nach dem Spiel vielleicht noch schlechter geht", so Schultz. "Aber natürlich will ich mit meiner Mannschaft wieder ins Finale."

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

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