Im Blickpunkt: Der FCK und die Standardsituationen

Ruhe am ruhenden Ball

Ruhe am ruhenden Ball


Der FCK holt zu wenig aus Standardsituationen heraus. Der Trainer hat das Problem schon lange ausgemacht, doch Besserung ist noch nicht eingetreten, wie einmal mehr das Heimspiel gegen Cottbus verdeutlichte.

Als der 1. FC Kaiserslautern am Ende des Heimspiels gegen Energie Cottbus noch einmal entschlossen den Vorwärtsgang einlegte, schien sich in 88. Minute eine gute Möglichkeit für die späte Aufholjagd zu bieten: Vor der Westkurve bekamen die Roten Teufel einen Eckball. Doch dieser brachte nicht den erhofften Erfolg. Statt den Treffer zu erzwingen und damit noch einmal ordentlich Feuer für die Nachspielzeit zu entfachen, endete die Situation mit einem Offensivfoul. Der Standard blieb ungenutzt - wie so oft in dieser Saison.

Es ist ein grundlegendes Manko, das der FCK seit nun über einem Jahr hat. Schon in der Abstiegssaison hatte unter anderem Jeff Strasser kurz nach seinem Amtsantritt die Schwäche bei Ecken, Einwürfen und Freistößen als eines der Hauptprobleme ausgemacht.

Bedeutung von Standards: Nicht zuletzt die WM hat es vorgemacht

Welche Bedeutung Standards mittlerweile haben, verdeutlichte nicht zuletzt die Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer. "Eine deutliche Entwicklung" hält der Technische Bericht der Fifa bei Standardsituationen im Vergleich zu vorherigen Turnieren fest. "In Russland stand jeder 29. Eckball am Ursprung eines Treffers, während es dafür 2010 in Südafrika noch 61 und 2014 in Brasilien noch 36 Versuche brauchte", heißt es in der 140 Seiten starken Analyse.
Insgesamt fielen mehr als 40 Prozent aller WM-Tore nach Standards. Was noch stärker wiegt, ist nicht nur die allgemeine Erkenntnis, dass "zahlreiche Begegnungen dieses Turniers" dadurch entschieden worden seien.

Sondern: "Im Verlauf einer WM-Endrunde werden die Unterschiede zwischen den Teams immer kleiner und die Abwehrreihen immer kompakter, wodurch die Standardsituationen noch mehr an Bedeutung gewinnen", betonen die Fifa-Analysten, die außerdem "ausgewiesene Spezialisten für ruhende Bälle sowie starke Kopfballspieler" in den einzelnen Teams ausgemacht haben.

Spitzenreiter Osnabrück nutzte am Montag ebenfalls Standards

In der Bundesliga näherte sich der Wert dieser Statistik in der vergangenen Saison dem der WM an. Mehr als 30 Prozent aller Treffer waren im Oberhaus auf Standards zurückzuführen. Und auch in der 3. Liga sind diese ein wichtiges Mittel, wie nicht zuletzt Spitzenreiter VfL Osnabrück am Montagabend verdeutlichte. Gegen den KFC Uerdingen drehten die Lila-Weißen einen 0:1-Rückstand durch einen Freistoß und einen Elfmeter.

Lediglich vier Tore nach Standards stehen beim FCK in der 3. Liga bislang zu Buche: Theo Bergmann traf gegen Fortuna Köln per direktem Freistoß, gegen den KFC Uerdingen verwandelte der ehemalige Erfurter einen Foulelfmeter. Julius Biada profitierte nach einer Ecke gegen Fortuna Köln außerdem von einem Torwartfehler und staubte zum zwischenzeitlichen 2:2 ab. Bliebe noch das Tor von Kevin Kraus gegen Preußen Münster, dem ein Einwurf von Florian Dick vorausgegangenen war. Damit ist die Ausbeute nach Standards allerdings schon komplett, sie liegt bei 20 Prozent aller erzielten Lautrer Tore und damit deutlich unter den Vergleichswerten der Bundesliga oder der WM.

Frontzeck will Intensität: "Als gäbe es kein Morgen mehr"

Dass die Quote mager ausfällt, verneinen auch die Verantwortlichen nicht. "Sehr hartnäckig", arbeite das Trainerteam mit der Mannschaft daran, versicherte Michael Frontzeck vor dem Heimspiel gegen Cottbus zum wiederholten Male. Gegen Energie bekam der FCK allein zehn Ecken in aussichtsreicher Position, machte aber einmal mehr viel zu wenig aus diesen Möglichkeiten. Wirklich gefährlich wurde es nur bei zwei Kopfbällen von Kevin Kraus. "Es geht darum, mit aller Intensität die Bälle zu schlagen und mit 100 Prozent, als gäbe es kein Morgen mehr, in diese Bälle reinzugehen", hatte der Trainer gefordert.

Insofern dürfte er mal wieder enttäuscht worden sein, denn seine Akteure ließen die "Intensität" vermissen, sofern die Hereingabe überhaupt passend serviert wurden. Ein grundlegendes Problem beim FCK tritt dabei weiter zu Tage: Die Strafraumbesetzung, aber auch die grundsätzliche Positionierung bei Hereingaben lässt noch zu wünschen übrig. Dass ein potenzieller Kopfballspieler mit Lukas Spalvis lange ausfällt, kommt hinzu. "Spalle" immerhin traf gegen Hoffenheim im Pokal per Kopfball nach einer Freistoß-Hereingabe.

Standard-Gegentore führten bislang immer zu Punktverlusten

Besonders bitter ist die Quote der Lautrer, weil sie sich umgekehrt als anfällig bei Standards erweisen. In Aalen hatte Dominik Schad noch auf der Linie den Einschlag verhindert, gegen Cottbus klingelte es nach einem Freistoß. Knapp 37 Prozent aller 19 Gegentore gehen beim FCK auf Standardsituationen zurück.

Was dabei besonders auffällt: Immer, wenn die Roten Teufel in dieser Saison einen Gegentreffer nach einer Standardsituation bekamen, kostete dieser wichtige Punkte. Gegen Münster waren es zwei Freistöße, die zu Gegentoren führten, der Hallesche FC traf nach einer Ecke und einem Elfmeter, Cottbus schlug per Freistoß-Hereingabe zu. In allen drei Spielen ging das Frontzeck-Team leer aus. Beim FSV Zwickau (Elfmeter) und gegen Fortuna Köln (Ecke) kosteten späte Standard-Gegentore insgesamt vier Punkte, auch wenn der Elfmeter beim FSV auf eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters zurückgeht.

Vorrangig dürften Frontzeck und sein Trainerteam aber vor allem die offensive Ausbeute im Blick haben. Ist doch erwarten, dass der FCK noch des Öfteren auf tiefstehende Gegner trifft, die aus dem Spiel heraus wenig zulassen. "Es muss nicht immer herausgespielt sein. Ich glaube, dass wir mit unseren Schützen und Kopfballspielern noch ausreichend Tore erzielen werden", gibt sich der Coach optimistisch. Sein Team sah er schon zuvor auf einem guten Weg: "Ich finde, dass die Ecken sehr, sehr gut kommen und dass wir gute Schützen haben. Es ist eine Frage der Zeit, bis wir da Erfolge erzielen werden."

Wie kann das FCK-Team seine Standard-Ausbeute verbessern: Noch mehr trainieren - bis zum abwinken? Spezielle Trick-Varianten einstudieren? Genau wie bisher weitermachen und auf den Faktor Geduld setzen? Diskutiere mit uns im DBB-Forum!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Kommentare 36 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken