Im Blickpunkt: Die Heimkehr der Helden

Als ich die Meisterschale in den Händen hielt

Als ich die Meisterschale in den Händen hielt

Otto Rehhagel, Ciriaco Sforza und Andreas Reinke mit der Meisterschale; Foto: Tailormade

Am Samstag kehren die Helden heim: Trainerlegende Otto Rehhagel und seine Meistermannschaft von 1998 spielen im Fritz-Walter-Stadion für den guten Zweck. Vorab erinnert sich DBB-Autor Flo an "seine" Meistersaison als damals zwölfjähriger Betze-Fan.

Puff Daddy erobert gerade die Charts und ich bin in den Anfangsjahren der Pubertät als der 1. FC Kaiserslautern in die Spielzeit 1997/98 startet. Erlebnisse einer denkwürdigen Saison.

Samstag, 2. August 1997, früh morgens im vorderpfälzischen Maxdorf: Einige Wochen zuvor ist bekannt geworden, dass Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern beim amtierenden Deutschen Meister Bayern München in die Saison startet. Schnell wird klar: Da müssen wir hin. Es ist mein erstes Auswärtsspiel, zu dem ich den FCK begleite. Im Bus herrscht Realismus vor. Mehrfach höre ich Sätze wie "Hoffentlich gibt das heute kein Debakel". Noch ist niemandem klar, was das für eine legendäre Saison werden wird. Als Michael Schjönberg im Olympiastadion den Ball in der 80. Minute ins Tor köpft, kennt der Jubel keine Grenzen. Die Szenen nach Abpfiff sind unbeschreiblich. Was danach im Hofbräuhaus los ist, behalte ich lieber für mich. Leider bin ich noch zu jung, um Weißbier zu trinken.

Ausgerechnet bei der ersten Saisonniederlage im Stadion

Apropos zu jung: Die folgenden Begegnungen erlebe ich überwiegend vor dem Fernseher, auch weil die Heimspiele des FCK schnell ausverkauft sind. Also treffe ich mich mit meinen Freunden regelmäßig im Clubhaus des ASV Maxdorf, wo ich damals in der Jugend selbst Fußball spiele. Die Möglichkeit, auf den Betze zu gehen habe ich nur, wenn mal eine Dauerkarte übrig ist und es mir meine Eltern erlauben. Gegen Werder Bremen bin ich Ende September 1997 live dabei. Prompt setzt es mit 1:3 die erste Saisonniederlage. Auch der 5. Dezember dieses Jahres ist mir noch besonders gut in Erinnerung. Die Bayern kommen zum Rückspiel nach Kaiserslautern und wollen Revanche für die Auftaktniederlage im August. Das ASV-Clubhaus ist an diesem Abend brechend voll. Als Bayern-Spieler Dietmar Hamann kurz vor der Pause ins eigene Tor trifft, steht es zum ersten Mal Kopf. Marian Hristov vollendet fünf Minuten vor Schluss einen Konter zum entscheidenden 2:0 und verwandelt damit nicht nur den Betzenberg in ein Tollhaus.

Unvergesslich: Mit meinen Eltern bei der Meisterfeier

Samstag, 2. Mai 1998. Wieder treffen wir uns in unserer Stammkneipe. Gewinnt der FCK gegen Wolfsburg und die Bayern nicht in Duisburg, dann ist das Wunder vom Betzenberg perfekt. Im Fritz-Walter-Stadion ist die Partie nach gut einer Stunde entschieden, es steht 3:0 für die Roten Teufel. Nun gehen unsere Blicke an die Wedau, die Uhren scheinen stehengeblieben zu sein. Doch dann: Abpfiff in Duisburg! 0:0! Mein FCK hat es wirklich geschafft! Als Aufsteiger Deutscher Meister! Ich laufe nach draußen auf den Parkplatz und muss erstmal einige Minuten realisieren, was da gerade passiert ist. Die folgende Woche erlebe ich wie in Trance. Dass über 25.000 FCK-Fans in Hamburg die Übergabe der Meisterschale feiern, nehme ich nur bedingt wahr. Der größere Tag ist für mich der Sonntag. Meine Eltern fahren mit mir zur Meisterfeier nach Kaiserslautern. Diese Begeisterung und diesen Jubel in der ganzen Stadt – das werde ich nie wieder vergessen.


Autor Florian Reis mit der Meisterschale 1998

Dann folgt noch ein weiteres Highlight: Im Media Markt in Ludwigshafen wird die Meisterschale ausgestellt. Ich darf sie sogar in den Händen halten und ein Foto machen. Ich erinnere mich noch, wie schwer das Ding war. Was mir zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht bewusst ist: Der FCK würde in der kommenden Saison zum ersten Mal in der Champions League spielen. Und ich im Sforza-Trikot am Hotelpool liegen…


Autor Florian Reis im FCK-Trikot

Flos Erinnerungen sowie weitere Geschichten rund um das Wunder vom Betzenberg erscheinen am Samstag im Stadionheft zur “Heimkehr der Helden”. Das Spiel der FCK-Meistermannschaft von 1998 gegen die Deutschen Fußball-Legenden wird um 15:00 Uhr im Fritz-Walter-Stadion angepfiffen. Im Rahmenprogramm findet ab 12:30 Uhr unter anderem eine große Autogrammstunde beider Teams statt. Tickets sind noch im FCK-Ticketshop erhältlich.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Flo

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