Kummt Senf druff

Fehlende Gier

Fehlende Gier


Warum steht der 1. FC Kaiserslautern kurz vor der Winterpause im unteren Tabellendrittel und nicht im oberen? Eine These: In einer Liga, wo Spiele häufig über Kleinigkeiten entschieden werden, fehlt manchmal der unbändige Wille.

Rückblick, September 2016: Der 1. FC Kaiserslautern steht vor dem Heimspiel gegen den selbstbewussten Aufsteiger Dynamo Dresden mit dem Rücken zur Wand. Im DFB-Pokal ausgeschieden, in der 2. Bundesliga auf dem letzten Platz, mit nur zwei Punkten und 1:8 Toren. Doch der erhoffte Befreiungsschlag gelingt, gegen Dresden zeigen die Roten Teufel eine starke Leistung und siegen durch Tore von Jacques Zoua (2) und Osayamen Osawe mit 3:0. Die Wende zum Guten?

Mitnichten. Schon drei Tage später werden die FCK-Fans auswärts beim 1. FC Heidenheim auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Schon nach zwei Minuten liegt das Team von Tayfun Korkut zurück, am Ende steht eine deutliche 0:3-Niederlage nach drei individuellen Fehlern in der Hintermannschaft: Stipe Vucur, Tim Heubach und Patrick Ziegler hatten gedanklich zu langsam agiert. Auf der anderen Seite wurden die wenigen eigenen Chancen liegen gelassen. Lag es an mangelnder Konzentration? Vielleicht zu viel abgefallener Druck nach der Erleichterung gegen Dresden? Fakt ist: Bei Heidenheim wirkte jeder Spieler bis unter die Haarspitzen motiviert, geradezu gierig auf den Sieg – und bei Lautern nicht.

Je höher der Druck wurde, desto besser spielte der FCK

Wenige Wochen später war der Druck wieder gewaltig geworden und die zwei FCK-Gesichter zeigten sich diesmal über mehrere Spieltage hinweg: Gegen den VfL Bochum gewann der FCK mit 3:0 und ausgerechnet Osayamen Osawe, der von den Fans nach seinem Paris-Ausflug noch mit Pfiffen empfangen worden war, wurde mit drei Toren zum umjubelten Helden des Tages. Es folgten die 1:0-Siege bei der SpVgg Fürth und zuhause gegen Union Berlin. Im Gegensatz zu manchen Partien am Anfang der Saison hatte der FCK hier das nötige Quäntchen Glück auf seiner Seite, aber vor allem auch eines: Den nötigen Biss. Das Bild des schlammverschmierten Marcel Gaus steht exemplarisch für den erzwungenen Kampfsieg gegen Union.

Der FCK hatte das Tabellenende hinter sich gelassen und Hoffnungen geschürt, in den folgenden vier Spielen gegen Abstiegskandidaten weiter zu klettern. Doch nach der Entspannung in der Länderspielpause folgte bei 1860 München ein müdes 1:1, in dem die Roten Teufel den schwachen Gegner zwischen der 60. und 85. Minute komplett in Ruhe ließen und erst ganz am Schluss noch mal vor das gegnerische Tor stürmten. Man könne mit dem Punkt leben, wenn er im nachfolgenden Derby gegen den Karlsruher SC durch einen Sieg veredelt werde, sagte FCK-Trainer Tayfun Korkut nach dem Remis in München.

Doch auch gegen den KSC folgte nur ein 0:0-Unentschieden, diesmal mit Pech: Der FCK war klar die bessere Mannschaft, aber Marcel Gaus vergab eine "Hundertprozentige" und Jacques Zouas vermeintlicher Siegtreffer wurde vom Schiedsrichter zurückgepfiffen – eine umstrittene Entscheidung. Sowas kann passieren. Abhaken, nach vorne schauen, hieß es danach schnell.

Sind die FCK-Spieler zu schnell zufrieden – oder zu kurz unzufrieden?

Aber die Frage möge erlaubt sein: Viele FCK-Fans haben sich sicher noch bis Montag, Dienstag, Mittwoch über das missglückte Derby gegen den KSC geärgert. Wäre das nicht auch für die FCK-Spieler die bessere Reaktion gewesen als das Kahn'sche "Mund abputzen, weiter machen"? Natürlich ist es für Fußballprofis ratsam, eher nach vorne zu schauen als zurück, das gilt vor allem während der 90 Minuten eines Spiels. Aber auch wenn man sich mal ein, zwei Tage über sich selbst ärgert, anstatt alles sofort abzuhaken, kann man daraus Motivation für die nächste Aufgabe ziehen.

"Ich spüre bei den Jungs den Hunger, die zwei verlorenen Punkte gegen Karlsruhe wieder reinzuholen", wurde passenderweise Sportdirektor Uwe Stöver nach dem Derby im Kicker zitiert. Aber was folgte, ist bekannt: Zwei mangelhafte Nullnummern beim FC St. Pauli und gegen Erzgebirge Aue, in denen von "Hunger" wenig zu sehen war. Symbolhaft dafür steht Zoltan Stiebers neben das Tor getretener Elfmeter am Millerntor.

Nuancen entscheiden über Sieg und Niederlage

Es ist unstrittig, dass gegen die beiden Tabellenletzten mehr hätte herausspringen müssen. Auch Coach Korkut konstatierte genervt: "Wir wollen Schritte nach vorne machen. Aber im Moment stehen wir." Aber warum eigentlich? Wieder hatte es so gewirkt, als ob einzelne Spieler – nicht alle! – mit dem Erreichten schon wieder ganz gut leben könnten, so nach dem Motto: Wir sind doch seit sieben Spielen ungeschlagen, warum sollten wir uns da morgen noch über das Spiel von gestern ärgern?

Abschließend noch mal zurück zum eingangs erwähnten Heimspiel gegen Dresden: Die SGD hatte zuvor gegen die Spitzenteams aus Leipzig (DFB-Pokal) und Hannover gewonnen, ballerte kurz darauf Stuttgart mit 5:0 aus dem eigenen Stadion. Aber beim 0:3 gegen den FCK, der kurz zuvor noch selbst 0:1 gegen Stuttgart verloren hatte, war Dynamo chancenlos. Dieser Quervergleich macht deutlich, was auch in fast allen Hinrundenspielen der Roten Teufel sichtbar war: In der zweiten Liga geht es diese Saison noch enger zu als sonst und in fast jedem Spiel sind es Nuancen, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Da kann der hundertprozentige Wille bei jedem einzelnen Spieler der entscheidende Faktor sein. Die Qualität der Lautrer Mannschaft ist eigentlich gut – aber manchmal fehlt die unbändige Gier nach dem nächsten Sieg.

Diskutiere mit uns im DBB-Forum: Müssten die Roten Teufel noch entschlossener auftreten? Oder hat es andere Gründe, dass der FCK zurzeit nicht von der Stelle kommt – liegt es beispielsweise am Trainer oder sind vielleicht die Spieler einfach nicht besser? Wir sind gespannt auf Deine Einschätzung.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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