Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Union Berlin 1:0

Das war "de Betze"

Das war "de Betze"

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Ein Vergleich mit glorreichen Zeiten verbietet sich, aber die siegreiche Rasenschlacht gegen Union konnte trotzdem alle Ansprüche der FCK-Fans im Jahr 2016 erfüllen. Warum das so ist, erklärt DBB-Autor Dominic Bold im Nachbericht zum Spiel.

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Wann immer Möchtegern-Experten in der jüngeren Vergangenheit zu den Problemen des 1. FC Kaiserslautern befragt wurden, kam zuverlässig der Verweis auf die unrealistische Erwartungshaltung der Lautrer Fans. Sollte irgendeiner von ihnen tatsächlich daran interessiert sein, diesen Verein zu verstehen, muss er nicht viel mehr tun als sich den 1:0 (0:0)-Sieg gegen Union Berlin anzuschauen: Das war "de Betze".

Vielleicht muss man ergänzen: 2016. Denn natürlich hält ein halbleeres Stadion und eine spielerisch limitierte Mannschaft keinem seriösen Vergleich mit den glorreichen Zeiten Stand. Das wissen wir, zumindest die allermeisten. Aber darauf kommt es an diesem kalten Novembertag überhaupt nicht an. Es ist Samstagabend und es gibt gerade nichts Schöneres, als FCK-Fan zu sein. Dieses Gefühl ist viel mehr wert als neun Punkte, so bitter nötig sie auch gewesen sein mögen.

Ewertons Stellungsspiel, Robin Kochs Zweikampfstärke oder die Vorzüge der Raute sollen andere analysieren. Für mich ist die wichtigste Erkenntnis des Duells gegen Berlin, dass es mehr als ein unglaubhaft gewordenes Klischee ist, dass man in diesem Stadion mit Entschlossenheit und Willen auch einen fußballerisch überlegenen Gegner in die Knie zwingen kann: indem man ihn konsequent beharkt, sich für keinen Zweikampf zu schade ist. Indem man fällt oder ungeahndet gefällt wird wie Marcel Gaus, aber wieder aufsteht und dann das entscheidende Tor schießt. Und nicht zuletzt, indem man so auch die Zuschauer wieder mitnimmt.

Die Stimmung war heute ein exaktes Spiegelbild der Leistung auf dem Platz: am Anfang recht gut, mit einem kurzen Durchhänger in der ersten Halbzeit (bis zum Foul an Gaus), aber immer besser und entschlossener in der zweiten Halbzeit. Geballte Fäuste oben wie unten. Nur so geht’s.

Kaum zu glauben, dass es keine zwei Wochen her ist, dass ich (und viele andere) die Hoffnung in diese Mannschaft (und den Trainer) völlig aufgegeben hatten. Ewertons Einstand, der immer stärkere Christoph Moritz, oder die Explosion von Osayamen Osawe: alles unabdingbare Faktoren dieser plötzlichen Wende. Und trotzdem: zuallererst musste diese Mannschaft ihre eigene Mutlosigkeit besiegen, bevor sie die Spiele gegen Bochum, Fürth und jetzt eben Berlin gewinnen konnte. Diesen Verdienst dürfen sich auch Tayfun Korkut und Uwe Stöver ans Revers heften. Die Art und Weise wie der gewonnene Glaube an die eigene Stärke gegen Union bestätigt wurde, lässt darauf hoffen, dass genau dieser Stil der letzten Spiele wieder unser Markenzeichen werden kann, auch wenn wir zwischendurch mal wieder einen Dämpfer erleben werden.

Ich lasse mich gerne als naiv beschimpfen, aber ich bin nach diesem Spiel wieder beseelt von der Idee, dass die richtige Mentalität zurückkehrt auf den Berg und in Folge dessen alle von Euch, die sich jetzt ärgern, am Samstag nicht im Stadion gewesen zu sein, beim nächsten Mal wieder mit dabei sind. Denn es lohnt sich wieder "de Betze" zu erleben, anstatt ihn von abgehalfterten Ex-Profis am Mikrofon erklärt zu bekommen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: lehrer pöppl

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