Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern – SV Sandhausen 1:0

„Das erwartet schwere Spiel“

„Das erwartet schwere Spiel“


Eine verblüffende Zuschauerzahl, Bälle die im Fangnetz und auf dem Dach landen, und ein Ergebnis, dass die Beteiligten mit dem #Betzember versöhnt. Kurz vor Weihnachten benötigen dennoch alle reichlich Geduld bis zur Bescherung. DBB-Autor Toco blickt auf das Duell des 1. FC Kaiserslautern gegen den SV Sandhausen zurück.

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Der FCK bedankt sich bei 27.818 Besucherinnen und Besuchern. Nanu?! Horst Schömbs verkündet der Presse und aufmerksamen Beobachtern eine letztlich irgendwie verblüffende Zahl. Der 17. und 18. Spieltag nahmen dem heiß ersehnten „Betzember“ etwas Wind aus den Segeln, aber offenbar haben die jungen Wilden kaum an Anziehungskraft eingebüßt. Während anderswo die Kaufhäuser oder Glühweinkerwen gestürmt werden, pilgern dann doch mehr Menschen hinauf zum Betzenberg, als erwartet. Freilich waren es in der Vergangenheit auch mal deutlich mehr, aber der Trend im Vergleich zu den vorherigen Heimspielen geht nach oben. Das Ganze geschieht aus eigener Kraft, denn dem SV Sandhausen folgen nur etwa 500 Anhänger ins Fritz-Walter-Stadion. Das noch recht neue Duell 1. FC Kaiserslautern gegen die Kurpfälzer gehört leider nicht zu den einnahmeträchtigsten Kassenschlagern.

Erstmalig leitet Schiedsrichter Dr. Martin Thomsen eine Partie auf dem Betzenberg und pfeift souverän. Schiri-Novizen waren früher auf dem Betze gern gesehen, da man im Süden, im Norden, im Osten und im Westen gerne mal die Muskeln spielen ließ. Am Sonntag sind es am Ende aber doch zu wenig Zuschauer und dem Duell fehlt einfach die Brisanz. Der Elfmeterpfiff in der 17. Minute ist letztlich auch keine Konzessionsentscheidung, sondern nach Foul von Seyi Olajengbesi am dribbelnden Amin Younes im Strafraum absolut berechtigt. Dass Karim Matmour die Verantwortung übernimmt, aber vom Punkt unspektakulär scheitert, verkommt am Ende zum Glück fast zu einer Randnotiz. Der letzte vergebene Strafstoß im eigenen Stadion liegt schon länger zurück: Es war Christian Tiffert am 22. Oktober 2011 beim 1:0-Heimsieg gegen Freiburg. Bemerkenswert auch, dass bei Ausfall des Elfmeterschützen Srdjan Lakic keine Nummer 2 nominiert ist.

Auf beiden Seiten müssen die Trainer Ausfälle kompensieren. Zahlreiche Verletzte zwingen SVS-Trainer Alois Schwarz zu Umstellungen und am Ende bleibt sogar ein Platz der Auswechselbank verwaist. Coach Kosta Runjaic muss auf den vergrippten Kapitän Lakic verzichten. Dessen Platz im Sturm übernimmt Philipp Hofmann und das Amt füllt Markus Karl aus. Younes kehrt nach verbüßter Gelb-Rot-Sperre wie auch der wiedergenesene Matmour in die Mannschaft zurück. Publikumsliebling Jean Zimmer läuft als Einwechselspieler zunächst im Schonprogramm. Das Spiel verläuft dagegen nahezu erwartungsgemäß: Der ambitionierte FCK, Aufstiegskandidat, stürmt energisch aber hier und dort auch ideenlos auf das Tor von Kellerkind Sandhausen. Die Gäste errichten rund um den eigenen Strafraum ein Abwehrbollwerk und planen mit Kontern, kommen aber nicht dazu. Strafraumszenen bleiben in den letzten 90 Minuten des Jahres leider Mangelware.

Erst in der zweiten Halbzeit, nach Doppelwechsel von Zimmer und Sebastian Jacob für Kevin Stöger und Younes, verwandelt der Betze den Druck auf den Gegner in Zählbares. Nach Pass von Karl passt ausgerechnet Matmour ausgerechnet und endlich auf Hofmann, der den Ball über die Linie brüstet. Erlösung auf den Rängen und Erleichterung auf dem Platz. Leider verpassen die Roten Teufel die Gelegenheit, das Ergebnis zu verbessern. Was den Unterhaltungswert angeht, gab es in dieser Saison auf dem Platz und auf den Rängen spektakulärere Spieltage. „Das erwartet schwere Spiel“, resümierte Linksverteidiger Chris Löwe passenderweise nach dem Schlusspfiff.

In diesem Halbjahr auf eigenem Rasen ungeschlagen, verabschieden die Fans mit dem Schlusspfiff die Gäste aus Sandhausen standesgemäß mit Taschentuch und Gesang. Zur allgemeinen Erheiterung verteilen die Roten Teufel dann noch Fußbälle über die Tribünen und versuchen es Richtung Westkurve vermehrt mit Schüssen über das Netz. Allerdings reichen einzig bei Kerem Demirbay Kraft und Geschick aus, um die schmale Lücke zu finden. Der Ball von Marius Müller landet am Ende auf dem Dach. Also werden die restlichen Bälle am Ende hinter dem Netz in die Kurve geschossen. Vielleicht die unbeschwertesten Minuten des Tages.

Jetzt ist erst mal eine kurze Winterpause und ausgiebige Erholung angesagt. Nehmt euch die Zeit, eure Akkus aufzuladen. Das gilt für Mannschaft, Verantwortliche wie auch für uns Fans. Lasst die vergangenen turbulenten Monate Revue passieren und vergegenwärtigt euch, wo wir vor sechs oder vor zwölf Monaten standen und jetzt sind. Volle Konzentration auf Weihnachten, Silvester und all das, was danach kommt. Unsere Bescherung – das ist jetzt kein großes Geheimnis – gibt’s dann am 24. Mai auf dem Betzenberg.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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