Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Hertha BSC 3:1

Flutlicht. Pokal. Betze!

Flutlicht. Pokal. Betze!


Der DFB-Pokal ist etwas Besonderes. Vor allem dann, wenn man zu Hause die Möglichkeit hat, gegen ein vermeintlich besseres Team eine Runde weiterzukommen. Am Mittwoch war Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC zu Gast mit dem alljährlichen Ziel, das Heimfinale im Olympiastadion zu erreichen. Warum daraus nichts wurde und der Betze wieder an neue alte Zeiten anknüpfen konnte...

- Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - Hertha BSC
- Spielfotos: 1. FC Kaiserslautern - Hertha BSC

Die Freude war groß, als der 1. FC Kaiserslautern bei der Auslosung der zweiten Pokalrunde an erster Stelle gezogen und uns entsprechend ein Heimspiel beschert wurde. Als uns dann die Hertha aus Berlin zugelost wurde war der erste Eindruck: „Machbar. Auf'm Betze sowieso.“ Aber es trafen bei dieser Pokalbegegnung auch zwei Teams aufeinander, die gerade in der Liga eine Durststrecke haben. Hertha BSC ist seit drei, der FCK gar seit vier Ligaspielen ohne Sieg. Einem würde definitiv heute ein Befreiungsschlag gelingen.

Der Gästecoach Jos Luhukay stellte auf neun (!) Positionen um, nur Torhüter Thomas Kraft und Fabian Lustenberger blieben in der Startelf. So blieben zum Beispiel auch die beiden Topstürmer Ronny und Adrian Ramos erst einmal außen vor. Dafür standen aber durchaus einige Spieler in der Anfangsformation, bei denen eine Reibung zwischen ihnen und der Westkurve quasi vorprogrammiert war. Allen voran Sandro Wagner, der in dieser Saison erstmalig von Beginn an für die Berliner auflief.

Beim FCK setzte Kosta Runjaic bei seinem Heimdebüt auf das Sturmduo Olivier Occean und Mo Idrissou, der seine Rotsperre abgesessen hat. Außerdem kam Alexander Ring für den etwas defensiveren Willi Orban in die Mannschaft. Ansonsten vertraute Runjaic bei seinem Heimdebüt der Mannschaft, die schon beim 0:0 in Köln am letzten Freitag ein gutes Spiel machte.

Der FCK kam besser in die Partie und setzte bereits nach zwei Minuten durch einen Freistoß von Chris Löwe ein Ausrufezeichen. Insgesamt erwischte Lautern einen guten Start und war dem Bundesligisten überlegen. Das merkte man auch auf den Rängen: Die Stimmung im nur halb gefüllten Rund von Anfang an tosend laut. Auch die Fans zeigten an diesem Abend, wer hier heute Abend der Herr im Haus sein soll. Die ca. 1.200 mitgereisten Berliner waren nicht allzu oft zu hören, obwohl das für ein Spiel unter der Woche und einen Verein wie Hertha eine recht ordentliche Zahl ist. Auch ein paar Karlsruher ließen es sich nehmen, im Gästeblock die befreundeten Hauptstädter zu unterstützen. Insgesamt blieb es aber friedlich.

In der 25. Minute ging Berlin dann aber doch überraschend in Führung: Nach einem Lautrer Einwurf tief in der Herthaner Hälfte blieb Occean nach einem Zweikampf im Strafraum liegen, die Berliner spielten denn Ball jedoch schnell nach vorne statt ins Aus. Die Unordnung in der FCK-Abwehr konnte der freistehende Peter Niemeyer dann zum 0:1 nutzen. Jetzt waren die Emotionen am Kochen: Das Lautrer Publikum aufgebracht über die scheinbar unfairen Berliner und Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer, der im Allgemeinen sehr zur hitzigen Atmosphäre beitrug. Das gnadenlose Niederpfeifen von Sandro Wagner bei jeder seiner Ballberührungen rundete die betze-typische Stimmung ab.

Die Mannschaft von „Coach Kosta“ wirkte nach der Führung kurz geschockt, die Hertha hatte nach dem Tor ihre beste Phase des Spiels. So kam Sami Allagui in der 35. Minute frei wenige Meter vor dem Tor zum Abschluss, dessen Schuss flog dann aber glücklicherweise eher in Richtung Stadiondach als aufs Tor. Zwei Minuten später lag dann ein Berliner am Boden, während der FCK in der Vorwärtsbewegung war. „Weiterspielen!“ riefen die Fans aus der Kurve, was Occean dann auch tat, leider aber letztendlich kein Glück im Abschluss hatte. Nach der Situation kamen die Hauptstädter dann aufgebracht auf Occean zu, allen voran Niemeyer, der aus einer ebensolchen Situation gut zehn Minuten vorher auf der anderen Seite noch profitierte. Verrückte Welt.

Mit dem 0:1 ging es in die Halbzeit. Etwas für die Statistiker: Letztmalig konnte der FCK einen Halbzeit-Rückstand am 29. Spieltag der Saison 2010/11 beim VfB Stuttgart drehen (2:1, Endstand 2:4). Zu Hause gar letztmalig am 8. Spieltag der Saison 2008/09 beim 4:1-Sieg gegen Rot-Weiß Ahlen (0:1 zur Halbzeit). Und trotzdem war in mir und bei allen Leuten um mich drumherum dieses Gefühl: Heute machen wir mindestens noch eins. Man ahnte es nicht - man wusste es. Wann war denn dieses Gefühl das letzte Mal da? Ich müsste mich sehr lange zurückerinnern.

Spätestens mit dem Seitenwechsel fing sich der FCK und übernahm wieder die Initiative - und belohnt sich in der 53. Minute: Eckball von Löwe in den Fünfer, Idrissou löst sich von seinem Gegenspieler Wagner und taucht ab - der Ausgleich! Hochverdient, der Betze bebt! Gut zehn Minuten später kann Maik Franz den Ball nicht aus der eigenen Hälfte wegköpfen, der heute starke Matmour legt einen Wahnsinnssprint zum aufditschenden Ball hin und schießt das Ding ganz locker volley links an Kraft vorbei. 2:1, die Führung für den FCK (63.)! Matmour, von einigen in den Wochen davor als Chancentod verschrien, lieferte an diesem Tag eine klasse Leistung ab und wurde im Nachhinein auch verdient im DBB-Forum zum Spieler des Spiels gewählt. Hertha musste jetzt kommen, brachte aber nach vorne einfach viel zu wenig. In der 67. legt Allagui quer auf den freistehenden Sahar, der schießt - Sippel bekommt irgendwie noch seine rechte Faust an den Ball und kann den frei vor der Torlinie springenden Ball gerade noch vor Niemeyer festhalten - was für eine Wahnsinnsparade. Die Westkurve jubelt wie sie es sonst nur bei Toren macht, ein richtig starkes Pokalspiel der Männer in Rot!

Luhukay versucht jetzt seine gescheiterte Rotation bestmöglich zu reparieren und bringt Ramos und Ronny in die Partie - bevor letzterer jedoch eingewechselt werden kann, ist schon alles klar: Bei einem Pressschlag des ballführenden Kostas Fortounis und dem Abwehrspieler Cigerci landet der freie Ball bei Occean, der den Ball an Kraft vorbei zu seinem dritten DFB-Pokaltor einnetzen kann. Geschafft! Die Mannschaft des FCK zieht in den letzten fünf Jahren zum vierten Mal in die Runde der letzten 16 ein - und wird von den Fans nach dem Spiel entsprechend gefeiert. Vor allem Occean wurde für seinen Einsatz mit lautstarker Anfeuerung belohnt. Dieses Spiel war die logische Steigerung zum Auftritt in Köln, sowohl vom taktischen als auch vom Einsatz her. Es war schon bei der Siegesfeier nach dem Spiel zu merken: Diese Mannschaft macht so viel Lust auf mehr! Ein erster offensichtlicher Verdienst des neuen Trainers Kosta Runjaic.

Nun geht es am Sonntagmittag zu Hause gegen 1860 München (die gegen Borussia Dortmund unter der Woche durchaus Selbstvertrauen getankt haben), zeitgleich spielen die FCK-Amateure bei Waldhof Mannheim, ehe am Abend ab 18:00 Uhr in der ARD-Sportschau Joachim Löw das Achtelfinale des Pokals auslost. Natürlich gibt es Wunschgegner. Ein Name ist dabei des Öfteren gefallen: Der 1. FC Saarbrücken ist zeitgleich mit uns in die nächste Runde eingezogen. Vielleicht sollte es ja einfach so kommen...

Quelle: Der Betze brennt | Autor: grumbeerstambes

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