Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Mainz 05 3:1

Karneval am Betze

Karneval am Betze


Gänsehautatmosphäre im Fritz-Walter-Stadion, da musste etwas besonderes passiert sein! Mit 3:1 fegte der 1. FC Kaiserslautern den lästigen Nachbarn Mainz 05 vom Betzenberg, holte den ersten Sieg in dieser Saison und den ersten Heimsieg gegen den „Depp“ seit knapp sieben Jahren. 43.952 Zuschauer sahen einen FCK-Erfolg auf allen Ebenen.

Der Mainzer Anhang zeigte eine ansehnliche Pyroshow - das war aber schon alles, was sie auf die Reihe bekamen. Für ihre beschämende Hetze gegen Fritz Walter, die sie auch in Kaiserslautern zum besten gaben, erhielten sie schon vor dem Spiel die handfeste Antwort. Das die angereisten Nullfünfer dabei auch selbst sehr aggressiv auftraten und keineswegs als die von der PR-Abteilung propagierten Gute-Laune-Menschen, ist wohl eine weitere Erklärung dafür, warum die meisten Mainzer Fans keine Lust mehr auf Auswärtsfahren haben. Knapp 2.000 Landeshauptstädter fanden sich im gähnend leeren Gästebereich ein, ohne verschiedene Aufrufe „Alle nach Lautern“ wären es wohl noch weniger gewesen - neuer Minusrekord!

Für Hohn und Spott von Lautrer Seite war also mehr als nur eine Grundlage gegeben, was sich auch in den zahlreichen Spruchbändern widerspiegelte. Ein Beispiel: „Weil es der Depp bei Gaz Metan vergeigt, verschiebt sich heut die Anstoßzeit. Und wir sind nichtmal eingeladen, um an eurer Blamage teilzuhaben!“ Allgemein war die Stimmung im Fritz-Walter-Stadion sehr gut und die eigene Mannschaft wurde von Beginn an zum ersten Saisonsieg gepeitscht.

FCK-Trainer Marco Kurz wechselte gegenüber dem vorigen Spiel nur auf einer Position (Walch für Fortounis) und doch gab es einige nennenswerte Änderungen: Auf der Bank saßen erstmals nach ihren Verletzungen Dorge Kouemaha und Gil Vermouth, auch der lange chancenlose Jiri Bilek scheint wieder im Kader angekommen.

Lautern startete engagiert, in Führung gingen durch Eric-Maxim Choupo-Moting aber plötzlich die Gäste (15.). Schock auf dem Betze! Sollte die Pleitenserie etwa weitergehen und jetzt auch noch der emotionsgeladene Rheinland-Pfalz-Gipfel in die Hose gehen? Die FCK-Fans wurden unruhig, schrien ihr Team aber weiter nach vorne, während sich der Mainzer Anhang obenauf fühlte und rumpöbelte. Das Maul gestopft bekamen sie in sportlicher Hinsicht vom eigenen Mann: Bo Svensson war es, der per Eigentor für den Ausgleich sorgte (24.). Die Roten Teufel waren wieder drin! Ein wichtiger Anteil am Treffer ging dabei an Richard Sukuta-Pasu, der als zurzeit meist kritisierter FCK-Spieler erste hörbare Pfiffe bei der Mannschaftsaufstellung ertragen musste. Der 21-jährige lenkte eine Flanke von Florian Dick auf den Kopf von Svensson, von wo aus der Ball über den zu weit draußen stehenden 05-Keeper Heinz Müller hinweg ins Tor segelte.

Richtig feierlich wurde es dann in der zweiten Halbzeit. Die Lautrer „wollten“, das Publikum „wollte“ und die Spieler „wollten“ - besonders deutlich wurde das beim Führungstreffer: Nach einem Eckball von Christian Tiffert standen insgesamt 14 Spieler in und um den Fünfmeterraum, Martin Amedick, Rodnei und Richard Sukuta-Pasu hielten den Ball vor dem Tor, Itay Shechter drückte ihn im Gewühl über die Linie (54.). Der Betze bebte! Und er explodierte fast, als Tiffert nach Flanke von Leon Jessen in seinem 200. Bundesligaspiel zum vorentscheidenden 3:1 einköpfte (73.). In der Schlussphase verweigerte der fahrige Schiedsrichter Wolfgang Stark dem FCK noch einen klaren Elfmeter nach Foul an Shechter, ansonsten war nur noch Party angesagt!

Mit Blick auf die vielen roten Schalensitze im Gästebereich gab die Westkurve, unterstützt von Süd-, Nord- und Osttribüne einen Fastnachts-Hit nach dem anderen zum besten, gipfelnd im für die Mainzer wohl absolut demütigenden Narhalla-Marsch. Karneval am Betze! Lange mussten die FCK-Fans auf den ersten Saisonsieg warten, noch länger auf den nächsten Dreier gegen den „Depp“, doch dies machte die 20-minütige Feier in der Schlussphase erst richtig gut. Die Gänsehautatmosphäre setzte sich auch nach Abpfiff fort, als die Mannschaft sich nach einer ausgiebigen Ehrenrunde vor der Westkurve feiern ließ. Besonders hochgejubelt wurde dabei Itay Shechter, der sich sichtlich wohlfühlte und diese Momente ebenso wie seine Mitspieler und zehntausende Fans einfach genoss.

Der FCK hat sich in die Saison gekämpft! Nach dem 0:1-Rückstand stand die Stimmung auf der Kippe, bei einer Niederlage wäre die Waage wohl endgültig in den negativen Bereich gekippt. Doch Mannschaft und Fans zogen sich gemeinsam aus der drohenden Krise. Auch wenn eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, man vor den auch gegen Mainz gemachten Fehlern nicht die Augen verschließen sollte - der Anfang ist gemacht, und es war einfach geil. Weiter so!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare 346 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken