Spielbericht: BFC Dynamo - 1. FC Kaiserslautern 0:3

Wenn ein Fußballspiel zur Nebensache wird

Wenn ein Fußballspiel zur Nebensache wird


Es sollte ein friedliches Fußballfest werden, ein spannendes Duell zweier Vereine, die deutsche Sportgeschichte geschrieben haben. Was jedoch am Ende des Tages vom Pokalspiel des 1. FC Kaiserslautern beim BFC Dynamo bleibt, ist die Erinnerung an Ausschreitungen, Panik und Verletzte.

Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Gestern gab es hässliche Szenen in einem Fußballstadion, in demnach Schlusspfiff eigentlich das Shakehands zum guten Ton einer Sportveranstaltung gehört. Stattdessen wurde der Gästeblock gestürmt und es gab, was bisher bekannt ist, zum Glück „nur“ Leichtverletzte. Das allerletzte ist aber, wenn ein Hooligan-Mob so weit in den Gästesektor kommt, dass beispielsweise ein Familienvater in der Panik nicht mehr rechtzeitig aus dem Stadion kommt und sich schützend vor seine völlig verängstigte Tochter stellen muss, weil die Hools wahllos drauf los schlagen (zu sehen u.a. auf YouTube). Das war scheiße, BFC! Nicht ehrenhaft oder sonstwas, sondern einfach nur scheiße! Sucht euch eure Gewichtsklasse, aber keine normalen Fußballfans und schon gar keine Wehrlosen! Taschentücher oder Zaunjubel als Provokation? Jungs, das ist lächerlich und da seid ihr doch andere Dinge gewöhnt. Ihr habt eure Bühne gehabt, sucht keine Ausreden!

Und auch die vereinzelten Kommentare über die eigenen Ultras in den FCK-Foren sind dumm. Diese waren die letzten, die aus dem Block gingen und sich mit weiteren Couragierten zumindest eine zeitlang schützend vor die eigenen Leute und gegen die hoffnungslose Übermacht aus dem BFC-Lager stellten. Aber Randale gesucht hat da mit Sicherheit niemand. Bitte keine Mythen, die Masse war in Bewegung und es gab kurzzeitig Panik. Haltet zusammen, sonst nichts!

Zu kritisieren sind aber nicht nur die Dummen des BFC, sondern auch der schlechte Sicherheitsdienst und zum Teil das Verhalten der Polizei. Der Sicherheitsdienst trägt die Verantwortung, dass die Hooligans überhaupt in den Gästesektor gelangen konnten, nachdem sie mehrere Tore aufgedrückt hatten oder gar geöffnet bekamen. Die Polizei war kurzzeitig überfordert und musste sich erst sammeln, da war der Mob im Gästeblock schon bis an den Trennzaun zur Haupttribüne vorgedrungen. Erst dann, als die Gästefans flüchteten und in der Falle saßen, konnte die Polizei einen Keil zwischen beide Lager treiben. Die Dummen vom BFC auf der Haupttribüne unterstützten zu großen Teilen mit Anfeuerung und Provokationen das Treiben des eigenen Mobs. In Polizeibegleitung ging es für die FCK-Anhänger dann aus dem Stadion und zu den Bussen oder zurück in die Stadt.

Vorher waren ca. 2.000 Lauternfans im Stadion, gut aufgelegt und stimmgewaltig. Das ganze Spiel herrschte gute Stimmung und auch beim BFC war Freude über den Fußballsport anzumerken. Eine kleine Choreographie in Form einer Blockfahne wurde präsentiert und die Anhänger des Klubs aus Hohenschönhausen gaben einige Lieder und lautstarke Schlachtrufe zum besten. Insgesamt sahen 10.104 Zuschauer die Partie im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.

Ein anderer Fall machte vor dem Spiel Schlagzeilen: FCK-Torwart Tobias Sippel musste aus disziplinarischen Gründen in der Pfalz bleiben, Marco Knaller saß als Ersatzkeeperauf der Bank. Somit war klar, dass unser erster Torwart nun auch offiziell Kevin Trapp heißt. Vor ihm die Abwehr, die letzte Saison sehr sicher in der Rückrunde agierte - also Mathias Abel und Rodnei in der Innenverteidigung, Leon Jessen und Florian Dick auf den Außenbahnen. Im Mittelfeld setzte Trainer Marco Kurz auf die bewährte „Doppel-Sechs“ mit Christian Tiffert und Thanos Petsos, Pierre de Wit offensiv, Olcay Sahan und Ivo Ilicevic beackerten die Außenbahnen und unser neuer Sturmtank Itay Shechter besetzte die Sturmzentrale.

Von Anfang an war der FCK sehr ballsicher und verlegte das Geschehen in die BFC-Hälfte. Dieser zeigte couragiertes Zweikampfverhalten und viel Einsatz. Außerdem machte der schwierige Boden so manches Kombinationspiel zunichte, weil die Spieler bei strömendem Regen häufig wegrutschten. Trotzdem war es der FCK, der durch gute Ballstafetten immer besser vor das gegnerische Tor kam. Vor allem links über Jessen und Ilicevic rollte der Ball gut. Aus einer schönen Kombination war es dann geschehen: Der Ball kam zu Shechter, dieser legte ab auf Sahan, der sehr überlegt Ilicevic in die Gasse schickte und dieser vollstreckte zum 1:0 für die Roten Teufel (18.). Nur kurze Zeit später tankte sich Jessen links durch und seine Flanke nahm Kapitän Tiffert direkt und sein Schuss schlug links unten im BFC-Tor ein (22.), eine beruhigende 2:0-Führung war die Folge. Danach wurde der BFC mutiger, kam einige Male vor das Tor von Trapp, der bis dahin nichts zu tun hatte. 15 Minuten konnte der BFC gut mitgehalten, die eigenen Fans quittierten das mit Anfeuerung und ein munteres Spielchen kam bis zur Pause zu Stande.

In der zweiten Halbzeit aber nahm der FCK endgültig das Heft in die Hand und erarbeitete sich Ecke um Ecke, von denen Petsos eine zum entscheidenden 3:0 einköpfte (50.). Danach war es nur noch ein Trainingsspiel, der BFC gab zwar alles, doch eine Bundesligamannschaft sollte schon noch ein, zwei Tore nachlegen. Eine Viertelstunde vor Schluss gab es dann Rauchschwaden und mehrere Böller auf der BFC-Geraden. Schiedsrichter Babak Rafati, der keine Mühe mit der Begegnung hatte, musste das Spiel für kurze Zeit unterbrechen. In den letzten zehn Minuten war die Luft bei beiden Mannschaften raus und nach dem Abklatschen mit der Mannschaft nahm das Unheil dann einen Lauf.

Sportlich war das souverän, was unsere Mannschaft zeigte. Die bewährte Abwehr und die Doppelsechs funktionierten bestens. Auch die Offensive mit Sahan, Shechter und Ilicevic scheint spielerisch sich so langsam zu finden. Der richtige Maßstab kommt aber erst nächste Woche gegen Werder Bremen - dann wird Bundesliga-Fußball gespielt. Ein Oberligist kann kein Maßstab sein. Zuversichtlich sollten wir aber sein, das ein guter Bundesligastart gelingt.

Den Verletzten alles Gute und hoffentlich habt ihr den Schock überwunden. Der BFC wird wieder von vorne anfangen. Es hat sich nichts zum Guten gewandelt, das ist die bittere Erkenntnis. Die Strafen werden hart sein, aber gerecht.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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