Neues vom Betzenberg

Gries:

Gries: "Extremer Aufwand, extrem wenig Ertrag"


Sportliche Krise, die geplante Ausgliederung, Gerüchte um einen Investor, Aufarbeitung der Vergangenheit: Es gibt derzeit einiges zu besprechen beim 1. FC Kaiserslautern. Entsprechend widmete auch der "SWR" den Roten Teufeln eine komplette Sendung seines Sportmagazins "Flutlicht". Wir haben die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

"Wer rettet den FCK?" - so lautete der Titel der Sendung am Sonntagabend. Antworten auf diese Frage erhoffte man sich vom FCK-Vorstandsvorsitzenden Thomas Gries sowie von Kaiserslauterns Oberbürgermeister Klaus Weichel, der anstelle des ursprünglich angekündigten FCK-Aufsichtsratsvorsitzenden Nikolai Riesenkampff ins Studio gekommen war.

Bürgermeister zur Beziehung zwischen Stadt und Verein: "Eine Zweckehe"

"Ich nenne das eine Zweckehe", antwortete der Oberbürgermeister bemerkenswert kurzatmig auf die Frage von Moderator Holger Wienpahl nach der Beziehung zwischen den Stadt und ihrem berühmten Fußballclub. Man sei sich der Verantwortung aber bewusst, so Weichel. Deshalb sei die Stadt dem FCK in der Vergangenheit auch immer wieder entgegengekommen.

Als einzigen Ausweg aus der verfahrenen Situation sehen sowohl Weichel als auch Gries den Einstieg eines Investors. 300 potenzielle Investoren habe man in den vergangenen elf Monaten angeschrieben, sagte der FCK-Vorstandsvorsitzende. Daraufhin habe man ungefähr 30 bis 40 potenzielle Interessenten gehabt, so Gries, der in diesem Zusammenhang aber auch auf eine "Verschwiegenheitserklärung" verwies. "Von daher bin ich schon sehr verwundert", dass die Information [über den neuen Interessenten] aus dem Verein kommen soll. Von mir kommt sie nicht."

Oberbürgermeister Weichel bestätigte lediglich ein "seriöses Auftreten" des Gesprächspartners, die Eröffnung einer "Perspektive" und ein "starkes Interesse" der Stadt "aus dieser Situation herauszukommen". Allerdings müssten dafür auch die Rahmenbedingungen stimmen.

Gries ohne Plan B zur Ausgliederung: "Ich sehe keinen anderen Weg"

Voraussetzung für den Einstieg eines Geldgebers in den Verein ist die Ausgliederung der Profiabteilung, die der Vorstand in einem 4-Säulen-Modell und möglichst schnell auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung realisieren will. "Ich sehe keinen anderen Weg", antwortete Gries auf die Frage nach seinem Plan B. "Das heißt aber nicht, dass es nicht irgendjemanden gibt, der einen anderen Weg kennt."

Neben dem ausführlichen Gespräch mit den beiden Studiogästen präsentierte der "SWR" mehrere Einspielfilme, die verschiedene durchaus interessante Sachverhalte zur Sprache brachten. So hat die Reifen- und Werkstattkette "Euromaster" laut eigener Aussage wegen eines zu lieblosen "08/15-Marketingkonzepts" des FCK von einem Sponsoring bei den Roten Teufeln Abstand genommen.

In Zusammenhang mit dem scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Riesenkampff griff ein Beitrag noch einmal den Streit um die Installation eines Sportvorstands auf und verwies auf vermeintliche Einmischungen Riesenkampffs ins operative und sportliche Geschäft. Gries deutete daraufhin an, dass er sich nun doch einen zusätzlichen Vorstandskollegen - verantwortlich für den Sportbereich - wünschen würde.

Kritik von potenziellen Sponsoren und vom Sparkassen-Chef

Der letzte Einspielfilm der Sendung ging schließlich auf den bereits bekannten Brief von Oberbürgermeister Weichel und dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Karl-Heinz Dielmann, ein, in dem die Aufklärung verschiedener Geschäftsvorfälle aus der Amtszeit der Vorstände Stefan Kuntz/Fritz Grünewalt gefordert wird. Dielmann nannte die Betze-Anleihe und Spielertransfers als Beispiele. Während Weichel Gries' Antwort auf dieses Schreiben als "nichtssagend" kritisierte, verwies der Vorstandsvorsitzende auf seine Nicht-Zuständigkeit - dies sei Sache des Aufsichtsrats. Die Mitgliederversammlung am 3. Dezember werde zu den Vorgängen aber umfassend informiert.

Die wichtigsten Aussagen der 45-minütigen "Flutlicht"-Sendung in Stichpunktform:

FCK-Vorstandsvorsitzender Thomas Gries über ...

... die Suche nach einem Investor: "Wir suchen nicht erst seit gestern, sondern seit ungefähr elf Monaten. Wir hatten 30 bis 40, die sagen, 'das interessiert mich'. Der nächste Schritt wäre dann eine Management-Präsention. Davor unterschreibt man eine Verschwiegenheitserklärung. Von daher bin ich sehr verwundert, dass die Information aus dem Verein kommen soll. Von mir kommt sie nicht."

... über sein Investorenmodell: "Wir suchen hier keinen Scheich, sondern wir wollen auf vier Säulen bauen. Das eine sind die Fans, denen wir die Möglichkeit geben wollen, sich an ihrem Verein zu beteiligen. Die nächste Säule sind regionale Sponsoren, wir haben in der Pfalz ja viele Mittelständler. Dann hätten wir als dritte Säule einen stillen Teilhaber und schließlich auch noch einen großen Investor, der uns auf dem Weg in die erste Liga hilft."

... über die Ausgliederung und einen möglichen Plan B: "Das ist die Grundbedingung für alle Investoren. Ich persönlich glaube, wir sind fünf Jahre zu spät dran. Ich sehe keinen anderen Weg. Das heißt aber nicht, dass es nicht irgendjemanden gibt, der einen anderen Weg kennt."

... die Installation eines Sportvorstands: "Die Idee ist da und richtig, aber sie ist nie richtig umgesetzt worden. Ich würde das unterstützen."

... Nikolai Riesenkampff: "Meiner Ansicht nach muss man als Aufsichtsratschef auch repräsentieren. Es gibt viele Veranstaltungen in Kaiserslautern, auf denen man sich sehen lassen muss. Vielleicht hat er das unterschätzt."

... über seine bisherige Bilanz: "Platz 18 in der zweiten Liga, damit kann ich nicht zufrieden sein. Es ist ein extremer Aufwand und extrem wenig Ertrag. Irgendetwas mache ich entweder falsch oder es stimmt irgendetwas nicht."

... über die Vorwürfe von Sparkassenchef Karl-Heinz-Dielmann: "Der Aufsichtsrat hat eine Anwaltskanzlei beauftragt. Die Ergebnisse werden der Jahreshauptversammlung präsentiert."

Oberbürgermeister Klaus Weichel über ...

... das Verhältnis der Stadt zum Verein: "Die Stadt ist sich ihrer Verantwortung voll bewusst. Das hat auch dazu geführt, dass wir dem Verein in der Vergangenheit dreimal über längere Perioden zur Seite gestanden sind."

... die Gespräche mit dem neuen Interessenten: "Es war ein seriöses Auftreten, es war inhaltlich zukunftsweisend und es eröffnete für uns eine Perspektive. Ein Stadionbetrieb ist nicht Kerngeschäft einer Stadtverwaltung. Wir haben ein starkes Interesse aus dieser Situation herauszukommen."

... eine Alternative zur Ausgliederung: "Ich sehe im Moment keine. Wir haben in dem ersten Gespräch klar gemacht, dass die Stadt alles dafür tun wird, dass dieser Weg auch gegangen werden kann."

... einen Standortnachteil der Stadt Kaiserslautern: "Obwohl die Region in der letzten Zeit eine sehr gute Entwicklung genommen hat, ist die Strukturschwäche noch da."

» Die komplette Gesprächsrunde wurde auch in der SWR-Mediathek online gestellt:

Quelle: Der Betze brennt

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