Neues vom Betzenberg

Auf der Suche nach einem Fußballplatz

G8-Gipfel, Marschmusik und Leverkusen sind auf den ersten Blick Begriffe, die nichts mit dem Abstiegskampf in der Regionalliga Süd zu tun haben. Haben sie aber doch. sport.ARD.de über eine Geschichte, die im deutschen Fußball kaum für möglich gehalten werden sollte. Es geht um eine Spielverlegung am letzten Spieltag, die auch nach dem Saisonende noch für Diskussionen sorgen könnte - eventuell sogar vor Gericht.

Besetzt mit Pauken und Trompeten: das Fritz-Walter-Stadion
Die Sportfreunde Siegen haben treue Anhänger. Erst in der vergangenen Saison aus der Zweiten Liga abgestiegen, dümpelt die Mannschaft jetzt selbst in der Regionalliga Süd herum. Trotzdem wollen mehr als 1.000 Fans ihre Mannschaft im letzten Saisonspiel am Samstag (02.06.07) beim 1. FC Kaiserslautern II gewinnen sehen, um die Klasse wenigstens mit Ach und Krach zu sichern.

Als die Siegener den Pfälzern am Dienstag (29.05.07) die stolze Zahl mitteilten, begann die Fußballposse. Die FCK-Amateure, eine bemitleidenswert schwache Mannschaft, die schon lange abgestiegen ist und noch keine Partie in dieser Saison gewonnen hat, spielt gewöhnlich vor durchschnittlich kaum mehr als 500 Zuschauern auf Nebenplatz vier des Fritz-Walter-Stadions.

Bizarre Bitte

Mehr als 1.000 Gästefans, die eventuell den Abstieg ihrer Mannschaft verarbeiten müssten, bedeuten "ein erhöhtes Sicherheitsrisiko", wie der Deutsche Fußball-Bund befand. Auch die Polizei in Kaiserslautern war der Meinung, dass ein Ausweichplatz gefunden werden muss, nachdem eine bizarre Bitte an die Sportfreunde abgelehnt worden war. Die Pfälzer wollten, dass sich die Siegener verpflichten, nicht mehr als 1.000 Fans mitzubringen.

Der FCK meldete dem DFB vor der Saison das Fritz-Walter-Stadion als Ausweichplatz. Dort aber werden am Samstag keine Fußballer groß aufspielen, sondern Musiker, unter anderen das Repräsentationsorchester des Fürstentums Liechtenstein. Das Stadion auf dem Gipfel des Betzenbergs ist durch das 20. Musikfestival des nordatlantischen Verteidigungsbündnisses NATO belegt.

Absage aus Oggersheim

Also machte sich der FCK auf die Suche nach einem geeigneten Stadion in der Nähe. "Wir haben es bestimmt bei 20 bis 25 Stellen versucht", sagte FCK-Sprecher Oliver Dütschke auf Anfrage von sport.ARD.de. Pirmasens, Worms, Mainz, Oggersheim: Es hagelte Absagen. Entweder hatte das Grünflächenamt Einwände, weil schon mit der Rasenpflege für die neue Saison begonnen wurde, oder die Polizei machte einen Strich durch die Rechnung. Dütschke: "Die haben zu wenig Leute, weil viele zum G8-Gipfel abkommandiert wurden. Wir haben schon gescherzt, dass wir in Heiligendamm spielen könnten", sagte Dütschke.

Der DFB, die Sportfreunde Siegen und deren Konkurrenten im Abstiegskampf finden die ganze Angelegenheit gar nicht lustig. Die Siegener werfen den Pfälzern vor, sich nicht ausreichend um einen Spielort bemüht zu haben. Der Vorsitzende Christoph Hansen sagte der Westfälischen Rundschau: "Die hätten sogar eingewilligt, wenn wir das Spiel im Leimbachstadion ausgetragen hätten." Für Oliver Dütschke ist diese Aussage "eine Unverschämtheit", aber selbst von einem DFB-Mitarbeiter war zu hören, dass "der FCK nicht aus den Pötten gekommen ist". Der Fall werde an den Kontrollausschuss zur Prüfung weitergeleitet.

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Quelle und kompletter Text: sport.ARD.de

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