Neues vom Betzenberg

Maxwell Gyamfi: Abwehr-Turbo mit Arbeitermentalität

Maxwell Gyamfi: Abwehr-Turbo mit Arbeitermentalität

Foto: Imago Images

Mit Maxwell Gyamfi kommt erneut ein Spieler zum 1. FC Kaiserslautern, dessen Karriere nur langsam in Fahrt kam. Dafür entwickelt der 25-Jährige umso mehr Speed, wenn er auf dem Rasen antritt. Und ist Spezialist im Abblocken von Torschüssen.

Daisuke Yokota, Luca Sirch, Dickson Abiama - beim FCK sind in den vergangenen Jahren wiederholt Spieler aufgelaufen, die erst mit einiger Verzögerung im Profibereich Fuß fassten. In diese Liste lässt sich auch Neuzugang Maxwell Gyamfi vom VfL Osnabrück einreihen. Im NLZ seiner Heimatstadt Dortmund gab er in jungen Jahren nur ein kurzes Gastspiel, ebenso auf Schalke. Den Sprung in die Erste Mannschaft versuchte er über die U19 des VfL Bochum. In seinen ersten beiden Profi-Jahren schaffte er es auch in den Kader der damaligen Cheftrainer Robin Dutt und Thomas Reis, zu einem Einsatz aber kam er nicht.

Im September 2020 wechselte er zum Hamburger SV, wo er die U21 verstärken sollte. "Ich wollte kontinuierlich spielen, um Selbstvertrauen zu tanken", erzählte er später. Zunächst aber verhinderte Corona regelmäßige Einsätze. Ins Rollen kam seine Karriere erst in der Spielzeit 20/21 der Regionalliga Nord. Gyamfi wurde Stammkraft und sogar Spielführer. Auch nach oben schienen sich Perspektiven zu öffnen.

"Maxwell hat einen sehr guten Stand beim HSV und enormes Potenzial. Er übernimmt als Kapitän der U21 schon früh Führungsaufgaben, die sehr wichtig im Profifußball sind", erklärte sein Berater Kevin Kyei im September 2021 im "RevierSport". "Wir konzentrieren uns auf die aktuelle Situation, aber sein langfristiges Ziel ist es natürlich, den Sprung zu den Profis zu schaffen. Dafür arbeiten wir hart und intensiv. Maxwell bringt neben seiner Dynamik auch die absolute Ruhrpott-Mentalität mit."

Von Hamburg nach Osnabrück - und in die Zweite Liga

Der "sehr gute Stand" beim HSV war dann aber doch nicht gut genug, um am Saisonende in den Kader der Ersten Mannschaft gehievt zu werden. Gyamfi ging nach Osnabrück. "Maxwell ist ein hochveranlagter und gut ausgebildeter Abwehrspieler, der uns mit seiner Athletik und Zweikampfstärke vornehmlich in der Innenverteidigung weitere Optionen bietet", zitierte die VfL-Homepage zu seiner Begrüßung Sportdirektor Amir Shapourzadeh. "Er hat uns sportlich und charakterlich absolut überzeugt."

Es dauerte nicht lange, bis er diesen Vorschusslorbeeren gerecht wurde. Bereits im ersten Saisonspiel nominierte ihn Trainer Daniel Scherning in seine Startelf. Prompt zählte Gyamfi beim 1:0-Sieg über den MSV Duisburg zu den Besten. Dabei fiel der Stimmenjägerin von "VfL-TV" auf, dass er für einen Debütanten, der obendrein als Abwehrspieler aufgestellt war, erstaunlich viel nach vorne versuchte. Drum fragte sie ihn hinterher, woher er das Selbstvertrauen nehme. "Der Trainer hat gesagt, dass wir mutig sein und uns was zutrauen sollen," antwortete Gyamfi. "Ich denk mir da nix bei und mach einfach."

Hier ist das Statement des glücklichen Debütanten im genauen Wortlaut:

» Zum Video: Maxwell Gyamfi nach seinem Debüt beim VfL

Eigenschaften, die er unter dem Trainer, der Ende August 2022 auf Daniel Scherning folgte, weiter kultivieren konnte. Tobias Schweinsteiger gab an der Bremer Brücke seinen Einstand als Cheftrainer und führte die Lila-Weißen mit einem prägnanten Offensivstil zum Aufstieg. Zum Team gehörten damals auch Florian Kleinhansl, den Gyamfi aller Voraussicht nach nun in Kaiserslautern wieder trifft, sowie Chance Simakala, der ebenfalls mal ein kurzes, aber nicht sehr erfolgreiches Gastspiel am Betzenberg gab. In jener Aufstiegssaison erzielte Simakala 19 Treffer für den VfL, zu neun gab er Vorlagen.

Für Lila-Weiß läuft's nicht in Liga 2 - wohl aber Gyamfi

In der anschließenden Zweitliga-Spielzeit riss Osnabrück nicht viel. Tobias Schweinsteiger wurde noch vor der Winterpause durch Uwe Koschinat ersetzt. Nach einem Jahr ging's wieder runter, auf Platz 18, mit nur 28 Punkten und einem Torverhältnis von 31:69. FCK-Fans in lebhafter Erinnerung geblieben ist das 3:2 der Roten Teufel, der erste Heimsieg unter Friedhelm Funkel, den Ragnar Ache in der Nachspielzeit sicherstellte. Gyamfi saß in diesem Spiel eine Gelb-Rot-Sperre ab. Ansonsten aber gelang es ihm, in der für sein Team deprimierenden Spielzeit auf sich aufmerksam zu machen.

Vor allem sein Speed fiel auf. In der Partie gegen Hannover 96 im Februar 2024 wurde er mit 36,59 km/h geblitzt. Damit war er sogar schneller als jeder Bundesliga-Spieler, von denen bis dato solche Werte gemessen worden waren. Hier soll dieser Moment in einem Handy-Video festgehalten worden sein:

» Zum Video: Gyamfis Monster-Sprint gegen Hannover

Zudem war er nach Marcus Mathisen (damals Wehen, heute Magdeburg) der Zweitliga-Kicker, der "Wyscout" zufolge die meisten Torschüsse abblockte. Überhaupt fällt auf, dass Gyamfi in seiner Zweitliga-Saison bessere Noten mit nach Hause brachte als in seinen beiden Runden in der dritten Klasse. "Sofascore" bewertete seine Leistungen 2023/24 gleich 13-mal mit einem Wert von über 7,0, was überdurchschnittlich ist. In der abgelaufenen Drittligasaison schaffte er das nur viermal.

Bei der 1:3-Niederlage in Elversberg glückte ihm sein erster Treffer im Trikot der Lila-Weißen. Hier zu sehen ab Minute 1:54.

» Zum Video: Gyamfis Treffer gegen Elversberg

Ein Spieler, der in einer höheren Klasse besser performt als in einer unteren - gibt's das denn? Das gibt's sehr wohl, allerdings nicht sehr oft.

Schon unmittelbar nach dem Aufstieg des VfL tauchten im Frühjahr 2023 Gerüchte auf, der FCK könne an einer Verpflichtung Gyamfis interessiert sein. Ebenso in der vergangenen Winterpause, als es der Spieler unter dem neuen VfL-Trainer Marco Antwerpen eine zeitlang schwer hatte. Gyamfi blieb jedoch, sicherte mit den Klassenerhalt und kommt nun ablösefrei. In der Partie gegen die U21 des VfB Stuttgart glückte ihm sein erster Treffer in der 3. Liga. Hier ist er ab Minute 0:40 zu sehen.

» Zum Video: Gyamfis Treffer gegen Stuttgart II

Auffällig: Der Innenverteidiger trifft bei einem Ausflug nach vorne aus dem Spiel heraus, nicht etwa aufgerückt bei einer Standardsituation.

Für FCK-Sportdirektor Marcel Klos war Maxwell Gyamfi in der abgelaufenen Runde "einer der Top-Spieler in der Dritten Liga." Er schätzt an ihm seine "Schnelligkeit und Dynamik". Zudem besitze er eine "Arbeitermentalität, auf die wir beim FCK viel Wert legen."

Gyamfi wurde noch in Abstimmung mit Ex-Trainer Anfang verpflichtet

Und welche Chancen hat Maxwell Gyamfi konkret, sich gegen seine Mitbewerber auf den Innenverteidiger-Positionen durchzusetzen? Seine statistischen Werte sehen im Vergleich Jannis Heuer und Jan Elvedi gar nicht mal schlecht aus: 88 Prozent Passpräzison (Heuer: 88,2, Elvedi: 86,7), 41 Prozent Genauigkeit bei langen Zuspielen (Heuer: 55,5, Elvedi: 55,3), 58,3 Prozent gewonnene Zweikämpfe (Heuer: 58,1, Elvedi: 62,1) 54,3 Prozent gewonnene Kopfballduelle (Heuer: 53,3; Elvedi: 52,7).

Alles ziemlich dicht beieinander also - sieht man mal davon ab, dass die Kollegen lange Bälle besser können. Dafür punktet Gyamfi mit seiner enormen Schnelligkeit, die wichtig ist für die Kontersicherung, wenn die Mannschaft hoch aufrückt. Um den beiden einen ordentlichen Konkurrenzkampf um den Startplatz zu liefern, dürfte es also allemal reichen. Interessant für den Hinterkopf ist noch, dass die Sommer-Verpflichtung angeblich schon frühzeitig im Winter eingetütet wurde. Gyamfi wäre demnach also in Abstimmung mit Ex-FCK-Trainer Markus Anfang und mit Blick auf dessen Spielphilosophie geholt worden.

Hier noch ein etwas wild geschnittenes Handy-Video, das einige Gyamfi-"Highlights" zeigen soll. Zu sehen sind auf jeden Fall ein paar feine Tacklings.

» Zum Video: Highlights Maxwell Gyamfi

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Maxwell Gyamfi wechselt aus Osnabrück zum FCK (Pressemeldung FCK)

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