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Hengen alarmiert:

Hengen alarmiert: "Dürfen uns nicht in die Tasche lügen"

Foto: Eibner/Neis

Der 1. FC Kaiserslautern hat die kleine Euphorie nach den jüngsten Erfolgen zunichte ge­macht und rutscht immer tiefer in den Abstiegskampf. Nach dem 1:2 bei der SV Elversberg zogen die Protagonisten teils widersprüchliche Fazite.

"Wir sind mit die schwächste Auswärtsmannschaft und heute hat man auch gesehen warum. Wir geben dem Gegner zu viele Chancen. Dann brauchst du dich nicht zu wundern, wenn du hinten liegst. Und dann, wenn wir müssen, dann zeigen wir unser Können. Aber du musst von Anfang an auf Sieg spielen, dann verdienst du es dir auch - und heute haben wir es nicht verdient", haderte FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen in den Container-Katakomben des Waldstadions an der Kaiserlinde nach der sechsten Auswärtsniederlage in Serie. Nicht nur, dass der Vorsprung auf die Plätze 16 und 17 weiterhin nur einen mickrigen Punkt beträgt - auch die Chance, mit einem Sieg den Aufsteiger aus Elversberg nochmal mit unten reinzuziehen, wurde liegen gelassen. Und das nur vier Tage nach dem furiosen Pokal-Erfolg in Berlin (3:1), neun Tage nach dem vermeintlichen Liga-Befreiungsschlag gegen Schalke (4:1). Hengen bemängelte die Einstellung der Mannschaft: "Klar hätten wir auch noch ein Unentschieden holen können. Aber wir müssen schnellstens das Mindset ändern, dass wir auf den Platz gehen, um das Spiel zu gewinnen - und nicht um es nicht zu verlieren."

Krahl: "Überragend im Sinne von Laufbereitschaft, Einsatzwille"

Das sahen die Spieler teilweise anders als ihr Chef. Torhüter Julian Krahl stellte sich im Mediengespräch mit lauter Stimme vor seine Kollegen und gegen eventuelle Vorwürfe: "Ich muss meine Mannschaft in Schutz nehmen: Wir haben ein überragendes Spiel gemacht im Sinne von Laufbereitschaft, Einsatzwille, da waren wir genau gleichauf. Die Elversberger haben es einen Ticken effizienter gemacht, vor allem vor dem Tor, und sie haben weniger Fehler gemacht als wir. Das war heute der Grund, und das hat nichts mit Einstellung oder Emotion zu tun. Das lasse ich nicht auf die Jungs kommen und das ist scheiße, wenn man sowas sagt."

Ob man den Pokal-Triumph gegen Berlin in irgendeiner Hinsicht trotzdem als Aspekt für die - wie schon in den Runden zuvor - darauf folgende Niederlage in der Liga heranziehen kann? Für Krahl zumindest nicht in mentaler Hinsicht, aber: "Wir haben uns am Mittwoch die Lunge aus dem Hals gerannt und vor 80.000 Berlinern den Arsch aufgerissen. Da ist es logisch, dass wir heute hier nicht bei 100 Prozent Fitness sind - das ist ganz normal."

Grammozis: "Ich werde jetzt nicht alles in Frage stellen"

"Die Überlegung zu rotieren war natürlich da. Aber die Spieler haben uns nicht den Eindruck gegeben, dass sie zu kaputt waren", sagte hingegen Trainer Dimitrios Grammozis. In der Halbzeitpause hatten die Roten Teufel noch einen psychologischen Vorteil, weil Ragnar Ache mit einem sehenswerten Fernschuss (45.+6) die zu diesem Zeitpunkt verdiente SVE-Führung von Paul Wanner (19.) überraschend ausgleichen konnte. Im zweiten Abschnitt sorgte dann aber ein unglückliches Handspiel von Almamy Touré und der folgende verwandelte Elfmeter von Thore Jacobsen (56.) für die letztliche Entscheidung.

Grammozis: "Es war das erwartet intensive Spiel. Wir haben eine gute Körpersprache gezeigt, es war von Anfang an viel Feuer drin. Die Jungs haben alles reingehauen, aber im letzten Drittel hat das nötige Quäntchen gefehlt. Ich werde jedoch nicht nach einem verlorenen Spiel alles in Frage stellen. Nach den zwei gewonnenen Spielen war nicht alles top und jetzt ist auch nicht alles schlecht. Wir müssen weiter arbeiten."

Ritter: "Natürlich muss der Blick auf die Tabelle Sorgen machen"

"Wir waren vom Kopf her da und haben das Spiel heute angenommen, auch wenn es etwas ganz anderes war als die zwei Highlight-Spiele zuvor. Nach vorne hatten wir aber nicht so viel Durchschlagskraft, der letzte Pass und das Quäntchen Glück haben gefehlt. Hinten haben wir Elversberg zwei, drei Mal eingeladen und dass die nicht blind sind, weiß denke ich jeder. So gehen wir dann mit null Punkten nachhause", lautete das Resümee von Marlon Ritter. Dennoch gab der Interimskapitän auch mit Blick auf die Tabelle zu: "Natürlich muss man sich Sorgen machen. Wenn man wie wir jetzt schon längere Zeit da unten steht, mit so wenigen Punkten, dann muss man sich Sorgen machen. Aber wir haben schon oft genug gesehen und gezeigt, dass wir es besser können. Nächste Woche gegen Paderborn haben wir die nächste Chance und da wollen wir zuhause wieder drei Punkte holen."

Der unter anderem auch von Ragnar Ache ("Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Der Elfmeter war unglücklich.") geäußerten These, dass der FCK ein gutes Spiel gezeigt habe, widersprach Thomas Hengen: "Das habe ich von oben nicht ganz so gesehen. Trotz Pokalspiel unter der Woche müssen wir uns heute mehr reinbeißen. Wir haben vorne zu wenig Freistöße rausgeholt, am Schluss zu hektisch gespielt und nur noch Langholz ausgepackt. Wir dürfen uns nicht in die Tasche lügen und müssen sagen: Das war keine unverdiente Niederlage."

Hengen: "Im Abstiegskampf muss man mehr kämpfen und beißen"

"Es ist immer schwer, im Kopf klar zu bleiben, wenn du die ganze Woche gehypt und gefeiert wirst. Das heute ist unser tägliches Brot und es ist das Wichtigste, die Liga zu halten. Den Pokal können wir erstmal ganz weit weg in die Schublade legen, der interessiert jetzt überhaupt nicht", ergänzte der Geschäftsführer mit Blick auf den Spagat zwischen Liga und Pokal. Hengen: "Es ist Abstiegskampf - da muss ich mehr kämpfen und mehr beißen."

» Zum Video: Pressekonferenz nach dem Auswärtsspiel bei der SV Elversberg

Quelle: Der Betze brennt

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- Pleite nach Pokal-Rausch: FCK verliert 1:2 in Elversberg (Der Betze brennt)

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