Neues vom Betzenberg

Gegner-Check Heidenheim: Der FCH liebt das Spektakel

Gegner-Check Heidenheim: Der FCH liebt das Spektakel


Der "Kicker" hat es gerade enthüllt: Tim Kleindienst, der Torjäger des 1. FC Heidenheim, mag Horrorfilme. Womit sich fürs Team des 1. FC Kaiserslautern am Samstagabend der Auftrag von selbst ergibt: Seid gute Gastgeber - und lehrt ihn das Fürchten!

So lief's seit dem Hinspiel: Die Heidenheimer begrüßten Aufsteiger Kaiserslautern am 9. Spieltag als Tabellendritter. Aktuell rangieren sie auf Platz 2. Allein das zeigt bereits: Viele Blößen gab sich das Team von Frank Schmidt in dieser Saison noch nicht. Erst drei Niederlagen - und die allesamt auswärts. Der FCH weiß auch, wie "Kontinuität" geht: Neun Spieler, die sich damals von einem über 45 Minuten dezimierten FCK ein 2:2 abtrotzen ließen, standen auch vergangenen Freitag in der Startelf, beim 5:2 gegen den Karlsruher SC. Gefehlt haben lediglich der rotgesperrte Denis Thomalla, der auch am Samstag noch pausieren muss, sowie der zu Saisonbeginn eindrucksvoll durchgestartete Adrian Beck, der wegen Problemen mit den Achillessehne lange ausgefallen war, mit dem im finalen Saisonviertel aber wieder gerechnet wird. Die voraussichtlich über 40.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion dürfen sich auf jeden Fall freuen: Langweilig wird's mit den Heidenheimern selten. Kein anderes Team hat diese Saison so viele Spektakel geboten - 4:3 gegen Sandhausen, 5:4 gegen Regensburg, 5:0 gegen Nürnberg, 3:3 nach 3:0-Führung gegen den Hamburger SV, zuletzt 5:2 nach 0:2-Rückstand gegen den KSC. Und welcher Ort wäre besser für ein weiteres Spektakel geeignet als der Betzenberg?

Das hat sich geändert: Über die Saison gesehen nicht viel. Muss sich ja auch nicht, wenn's läuft. Der Ex-Dortmunder Lennard Maloney, zu Saisonbeginn noch Innenverteidiger, hat sich zunehmend als Sechser profiliert. Aber sonst? Im Prinzip gilt für den FCH schon seit Jahren das Gleiche: Mit der individuellen Qualität im Kader lässt sich kaum erklären, weshalb er immer oben dabei ist. Das, was ihn stark macht, müsste eigentlich jedem Profiteam beizubringen sein, doch die Heidenheimer können's eben, und das besser als - fast - alle anderen: Kompakt und konzentriert auf- und nachrücken, dem Gegner nicht viel Luft zum Atmen - sprich: zum durchdachten Aufbauspiel - lassen. Und, um dies zu erreichen, rennen, rennen, rennen. Frank Schmidt bevorzugt eine 4-1-4-1-Formation, die über die Jahre entsprechend eingespielt und stabil ist. Nur gelegentlich variiert er, indem er einen zweiten Stürmer bringt. Gegen Karlsruhe zuletzt durfte sich der Ex-Lautrer Christian Kühlwetter wieder einmal in dieser Rolle versuchen, wurde aber schon zur Pause durch Stefan Schimmer ersetzt. Und sein Trumpf-As Jan-Niklas Beste lässt Schmidt dann und wann den Flügel wechseln, so dass der megastarke Linksfuß von rechts in die Mitte ziehen kann.

Gewinner und Verlierer: Mit 19 Toren hat er schon jetzt so viele auf dem Konto wie noch in keiner Spielzeit zuvor - was soll man über Tim Kleindienst sonst noch groß sagen? Gegen Karlsruhe schlug er mit links, mit rechts und mit dem Kopf zu - so trifft ein Stürmer im Zenit seiner Karriere. Endlich durchgestartet in seinem dritten Jahr beim FCH - zwischenzeitlich war er mal nach Ingolstadt ausgeliehen - ist der Ex-FCK'ler Florian Pick. Zuletzt sieben Startelf-Einsätze in Folge, bereits fünf Vorlagen und zwei Treffer in der Rückrunde. Vergangenen Freitag ein Tor und zwei Assists gegen Karlsruhe. Doch die interne Konkurrenz auf den Flügeln bleibt stark: Kevin Sessa, Picks Mitbewerber auf der rechten Außenbahn, traf nach seiner Einwechslung gegen den KSC ebenfalls, und auf der gegenüberliegenden Seite zählt Hinspiel-Torschütze Jan-Niklas Beste in der Tat zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Gut entwickelt sich auch der vielseitige Mittelfeldspieler Jan Schöppner, der nach seiner Knöchelverletzung in der Hinrunde wieder zur festen Größe mutiert ist. Nach wie vor gar nicht gut läuft es für Christian Kühlwetter. Nur fünf Startelf-Einsätze bislang. Vollkommen abgetaucht ist der einst auch vom FCK umworbene Merveille Biankadi, der im Sommer von seiner Leihe zu den Münchner Löwen zurückkehrte, seitdem aber gar nicht mehr zum Einsatz kam.

Zahlen, Daten, Fakten: Die Heidenheimer sind Liga-Spitze in den -Rankings "Laufdistanz insgesamt", "meiste Sprints" und "intensive Läufe". Die Roten Teufel finden sich in all diesen Kategorien auf den hinteren Rängen (Quelle: "Bundesliga.de"). Dass sie gegen einen solchen Gegner dennoch gut aussehen können, haben sie beim 2:2 im Hinspiel bewiesen. Mit ein wenig Glück wäre da sogar trotz Unterzahl noch der Siegtreffer möglich gewesen. Der FCH hat bislang auch die meisten Tore in Liga zwei erzielt - 51. Er gewinnt die meisten Kopfduelle und erzielt auch die meisten Treffer aus der Luft - bislang 15. Aber: In diesen Statistiken rangiert der FCK gar nicht so weit hinter seinen Samstagabend-Gästen. An einem guten Tag sollte er mithalten können. Und: Nach xG-Goals sind die Heidenheimer gar nicht mal so gut. Eigentlich hätten sie 17 Treffer weniger erzielen müssen, als die Computer-Software von "Wyscout" errechnet hat, laut dem Datenanbieter von "Bundesliga.de" und anderen sogar 18,4 Treffer weniger. Bei Lautern entsprechen die xGoals ungefähr den tatsächlich erzielten 39 Buden. Jetzt kann man sagen: Die Heidenheimer sind in Sachen "Abschluss-Effizienz" nun einmal Spitze - und darum bleibt das auch so. Man kann aber auch auf die schon mehrfach zitierte "Regression zur Mitte" vertrauen, die sich im Lauf einer Saison irgendwann ergibt - und in diesem Fall würde es eben nicht so bleiben. Wir werden sehen.

Fazit: Wer sich die Gegentreffer anschaut, die der FCH insbesondere gegen den HSV und KSC kassierte, stellt fest: Über die Flügel geht was. Und beim 0:2 der Karlsruher zeigte sich die Elf bei energischem Angriffspressing verwundbar - auch wenn Innenverteidiger Tim Siersleben sich derart gebrauchte Tage sicher nicht jede Woche andrehen lässt. Mit anderen Worten: Die Schmidt-Truppe ist gegen das anfällig, was sie selbst am besten kann. Für den FCK gilt es daher, nicht zu wiederholen, was ihm beim 0:2 in Magdeburg zum Verhängnis geworden: Es aus Respekt vor Gegners Offensive zu versäumen, da zuzupacken, wo er den Kontrahenten am ehesten treffen kann, nämlich in der eigenen Abwehr. Andererseits dürfte es den Roten Teufeln kaum gelingen, von einer Woche auf die andere Laufwerte auf FCH-Niveau zu erzielen, drum werden sie nur situativ zu frühen Attacken blasen können. Drastisch verbessern müssen sie im Vergleich zu ihrem jüngsten Auftritt beim 0:2 in Darmstadt ihre Zweikampfbilanz. Vor dieser Kulisse sollte das möglich sein. Mittlerweile müßig geworden ist die die Vierer- oder Dreierketten-Diskussion, zumal FCK-Trainer Dirk Schuster ohnehin kaum auszurechnen ist. Aber: Gegen diese flügelstarken Gegner müssten die Außenbahnen normalerweise doppelt besetzt werden. Und dass Schuster so bald nochmal auf Aaron Opoku verzichtet, ist ebenfalls schwer vorstellbar. Der Deutsch-Ghanaer, der am Dienstag 24 Jahre alt wurde, war auch am Böllenfalltor wieder einer der stärksten Lautrer. Dagegen dürfte das Spiel am Samstag für Kenny Redondo nach seinem Muskelfaserriss noch zu früh kommen, wodurch sich wiederum eine neue Chance für Philipp Hercher bieten könnte.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Samstag, 20:30 Uhr: Re-Start ins letzte Viertel der Saison (Der Betze brennt)

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