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Dass "Kicker"-Ranglisten stets kontrovers diskutiert werden, ist nichts Neues. Die aktuelle dürfte bei Fans des 1. FC Kaiserslautern jedoch besonders auf Unverständnis stoßen: Nur einer im Team des Tabellenvierten soll "herausragend" gewesen sein?
Damit nicht genug: Gleich zwei Spieler, deren Wechsel an den Betzenberg im Sommer auch außerhalb der Pfalz - unter anderem vom Fachmagazin aus Nürnberg - als echte "Transfercoups" des Aufsteigers bezeichnet wurden, tauchen im Winter-Ranking der 2. Bundesliga gar nicht auf. Bei den Torhütern findet Andreas Luthe keine Erwähnung. Erik Durm fehlt bei den Außenverteidigern. Durms Nichtberücksichtigung überrascht insofern nicht, als dass seine Leistungen bereits während der Hinrunde von den "Kicker"-Reportern fast durchweg als mäßig beurteilt worden waren. Er kommt auf einen Notendurchschnitt von lediglich 3,72, und der ist für die Einstufungen der Redakteure in ihren Ranglisten nun einmal hauptausschlaggebend, neben Toren und Assists.
Allerdings müssen die Noten von den Berichterstattern in der Regel schon kurz nach Abpfiff vergeben werden, besonders bei Sonntagsspielen, von denen der FCK in der Hinrunde überdurchschnittlich viele hatte. Das lässt kaum noch einen tieferen Blick in die Analysedaten zu, mit dem sich so manches Urteil noch ein wenig feinjustieren ließe.
Luthe nicht unter den Besten? Das sieht "Wyscout" anders
Wobei: Durm sticht auch im Ranking des auch von vielen Vereinen genutzten Datenanbieters "Wyscout" nicht gerade heraus. Unter den Außenverteidigern der Liga ist er dort lediglich auf Rang 21 gelistet. Und "Wyscout" lässt seinem Anspruch gemäß einiges mehr an objektiven Daten in seine Bewertungen einfließen. Und, seien wir ehrlich: Trotz reichlich Erstliga-Erfahrung und einigen internationalen Einsätzen ragte der 30-Jährige bei seinen 16 Startelf-Einsätzen im Dress der Roten Teufel kaum heraus. Er deutete aber immer wieder an, dass bei ihm noch "Luft nach oben" ist, vor allem im Spiel nach vorne. Vielleicht schnappt er nach der in der Rückrunde.
Anders gelagert ist der Fall von Andreas Luthe. Der ist für die "Wyscout"-Analysten der sechststärkste Keeper der Liga - und wird somit höher eingestuft als der Paderborner Jannik Huth und der Karlsruher Marius Gersbeck, die die beiden hinteren Plätze im insgesamt acht Namen umfassenden "Kicker"-Ranking belegen. Im Fachblatt kommt Luthe lediglich auf eine Durchschnittsnote von 3,16. Ihn zu bewerten, ist in der Tag knifflig. Ein paar Mal wehrte er Bälle, die sich nicht festhalten ließen, nicht zur Seite, sondern nach vorne ab, was zu Gegentreffern führte. Auch seine Rote Karte in Heidenheim nach übler Rückgabe von Marlon Ritter wirkte unglücklich. Andererseits zeigte Luthe immer wieder überragende Aktionen, hielt in Hamburg einen Elfmeter und wirkte vor allem beim Neun-Punkte-Run zum Hinrundenfinale souverän. Reaktionsvermögen auf der Linie, Strafraumbeherrschung, Ausstrahlung, technische Fertigkeit - wie die einzelnen Kriterien beim Torwartspiel zu priorisieren sind, darüber sind sich nicht zuletzt auch die Trainer oft uneins. Nicht anders geht es den Journalisten. Den starken Braunschweiger Schlussmann Jasmin Fejzic etwa haben die "Kicker"-Kollegen übrigens ebenfalls nicht berücksichtigt. Für "Wyscout" dagegen ist er der fünftbeste der Liga.
Keine Frage: Ritter spielt seine beste Saison beim FCK
Nicht viel diskutiert werden muss wohl über den Ranglisten-Primus im FCK-Team. Marlon Ritter ist der einzige Lautrer, der vom "Kicker" als "herausragend" angesehen wird. Als defensiven Mittelfeldspieler sieht ihn in die Redaktion hinter dem Darmstädter Tobias Kempe und dem Paderborner Ron Schallenberg auf Rang drei. Bei "Wyscout" rangiert er sogar auf Platz eins. Wer die FCK-Spiele regelmäßig gesehen hat, wird es bestätigen: Der 28-Jährige spielt seine bislang beste Saison bei Lautern, überzeugt spielerisch, läuferisch und kämpferisch. Newcomer Julian Niehues liegt im "Wyscout"-Ranking der defensiven Mittelfeldspieler immerhin auf Platz 16.
Vier FCK-Spieler werden vom "Kicker" als "auffällig" eingestuft. Boris Tomiak, der insgesamt als zehntbester Innenverteidiger der Liga angesehen wird. Philipp Klement, der Rang 12 unter den offensiven Mittelfeldspielern einnimmt, Kenny Redondo als siebtbester offensiver Flügelspieler und Terrence Boyd als fünftbester Mittelstürmer.
Ob das insgesamt zu schlecht bewertet ist angesichts eines überraschenden vierten Tabellenrangs des Aufsteigers? Sagen wir es mal so: Die Winter-Rangliste des "Kicker" zeigt, dass dieser FCK nicht von seinen Individualisten, sondern von seiner mannschaftlichen Geschlossenheit stark gemacht wird.
Quelle: Der Betze brennt
