Neues vom Betzenberg

Gegner-Check SVWW: Heimschwach, aber stark beflügelt

Gegner-Check SVWW: Heimschwach, aber stark beflügelt


Auf dem Weg zurück in die Zweite Liga stoppt der 1. FC Kaiserslautern als nächstes beim SV Wehen Wiesbaden. Ein Gegner aus der Grauzone, der die Restsaison zur Prüfung seines Personals nutzen will. Und gerade das macht ihn schwer berechenbar.

Wehen antriebslos: Nach der 0:1-Heimniederlage gegen FCK-Verfolger Eintracht Braunschweig haben die Hessen die Saison offiziell abgeschenkt. Sowohl Relegationsrang 3 als auch Tabellenplatz 4, der immerhin die Teilnahme am DFB-Pokal sichert, sind unerreichbar geworden. "Wir waren nicht reif und nicht gut genug", urteilt Trainer Markus Kauczinski selbstkritisch. Der Coach will die Restsaison nutzen, um zu checken, wer vom vorhandenen Personal künftig "den Weg mitgehen will" - und will so noch einmal Kräfte freisetzen. Nach dem Braunschweig-Spiel änderte er zuletzt in Zwickau seine Startelf gleich auf sechs Positionen, nur zwei Wechsel waren verletzungsbedingt. Ob er Stammkräfte wie Thijmen Goppel oder Johannes Wurtz auch gegen Lautern auf die Bank setzt? Da könnte hinterher glatt der Vorwurf der "Wettbewerbsverzerrung" laut werden, falls die Partie in die Binsen geht.

Wehen heimvorteilslos: Ein Grund, weswegen der SVWW diese Saison seinen Ansprüchen nicht gerecht wurde, ist die Heimschwäche. Fünf Mal bereits verloren die Taunussteiner vor eigenem Publikum, fünf Mal spielten sie lediglich Remis und erzielten in bislang 16 Partien in ihrer Wiesbadener Arena gerade mal 17 Tore. In der Heimtabelle der 3. Liga rangiert Kauczinskis Team auf dem 14. Platz, das ist für einen Aufstiegsaspiranten indiskutabel. Der "Wiesbadener Kurier" fragte Keeper Florian Stritzel vergangene Woche, wie er sich diese Heimschwäche erklärt. Seine Antwort: "Keine Ahnung".

Wehen ziellos: Die SVWW-Flügelspieler haben laut Datenanbieter "wyscout" in dieser Saison bereits 566 Flanken geschlagen, nur vier Teams der dritten Klasse flanken öfter. An deren Genauigkeit hapert es aber: Nur 32,5 Prozent finden einen Abnehmer. Nur vier Teams der Liga flanken weniger präzise.

Auf den Flügeln ist was los: Die Freude am Flanken zeigt jedoch, dass Trainer Kauczinski, der erst seit November 2021 im Amt ist, dieses Stück SVWW-DNA erhalten hat. Wehen setzt schon seit Rüdiger Rehms Zeiten auf fast schon klassische Flügelpärchen. Ein solches bildeten mit Nicklas Shipnoski und Max Dittgen vor einiger Zeit auch zwei Ex-Lautrer. Beide kicken mittlerweile eine Klasse höher. Für seine aktuellen Flügelbesetzungen steht Kauczinski ebenfalls eine gute Auswahl bereit, quantitativ wie qualitativ: Neben Goppel sind da noch Maximilian Thiel, der Ex-Mannheimer Gianluca Korte sowie die jungen Lucas Brumme und Benedict Hollerbach. Brumme fehlte zuletzt allerdings verletzungsbedingt. Wir erinnern uns: Der FCK hatte zuletzt wiederholt mit Gegnern Probleme, die mit starken Flügelspielern auftrumpften. Also Obacht.

Wehen kantenlos: Starke Flügelspieler brauchen einen starken Abnehmer in der Mitte. Auf den abgewanderten Torjäger Manuel Schäffler folgte im Januar 2021 der Schwede Gustaf Nilsson, der seither 20 Buden für den SVWW machte und für "wsycout" der beste Mittelstürmer der Liga ist - so weh dies Terrence Boyd auch tun mag. Die 1,96-Meter-Kante fehlte in den vergangenen vier Wochen allerdings wegen Hüftproblemen. Mittlerweile trainiert er aber wieder - Comeback gegen Lautern ist nicht so ganz auszuschließen. Als möglichen Vertreter aus der gleichen Baugruppe holten die Wiesbaden im Winter Petar Sliskovic von Türkgücü München. Dem gelang bislang jedoch noch nicht viel. In Zwickau fehlte er zuletzt verletzungsbedingt. Fallen beide am Freitag weiter aus, hat Wiesbaden noch eine weitere Kante in der Hinterhand: den australischen U23-Nationalspieler John Iredale, eine Leihgabe von Zweitligist Paderborn. Hat, obwohl bei erst elf Einsätzen meist nur eingewechselt, immerhin schon zwei Mal getroffen.

Wehen grenzenlos: Der Niederländer Goppel und der Schwede Nilsson sind nur zwei Belege - dem SVWW gelangen auch in Corona-Zeiten starke Transfers aus dem Ausland, wie sie in der 3. Liga generell selten sind. Dritter im Bunde ist der Däne Bjarke Jacobsen, den die Wiesbadener vergangenen Sommer vom Zweitligisten AC Horsens verpflichteten. "Wyscout" zählt ihn mittlerweile zu den besten defensiven Mittelfeldspielern der Liga.

Wehen selten kopflos: Der SVWW ist die einzige Mannschaft, die bereits drei Mal direkte Freistöße verwandelt hat. Einmal traf Rechtsfuß Wurtz, zwei Mal Linksfuß Thiel. Ordentliche Eckballverwerter sind die Wiesbadener ebenfalls. Acht Mal trafen sie schon nach Ecken, nur einmal weniger als Lautern. Generell sind beide aus der Luft ungefähr gleich gefährlich aus der Luft, verzeichnen jeweils zehn Kopfballtore und zählen beide in diesem Ranking zu den Top 6 der Liga.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Freitag, 19:00 Uhr: Lautern kann in Wiesbaden vorlegen (Der Betze brennt)

Kommentare 318 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken