Neues vom Betzenberg

Sepp Herberger: Die (FCK-)Spieler seines Herzens

Sepp Herberger: Die (FCK-)Spieler seines Herzens

Die FCK-Delegation mit Fritz Walter, Gerhard Ahrens und Bundestrainer Sepp Herberger im Jahr 1957 in New York; Foto: Archiv Gerhard Ahrens

1951 gewann der 1. FC Kaiserslautern zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft. Drei weitere Titelgewinne sollten bis 1998 folgen. Mit dem pfälzischen Traditionsverein verband Sepp Herberger zeitlebens eine besondere Beziehung. Mit fünf Lauterern gewann er 1954 die Fußballweltmeisterschaft. Der freie Journalist Udo Muras blickt zurück auf diese Zeit und die besondere Beziehung des "Chefs" zu den Roten Teufeln und den fünf Lauterer Weltmeistern. Eine Affenliebe, wie manche Zeitzeugen spotteten, war es nicht.

Das Publikum erhob sich, obwohl das Spiel noch lief. Sie wollten noch nicht gehen, sie wollten demonstrieren. Zu Hunderten, vielleicht gar zu Tausenden. Ein Ruf erschall durch den Hamburger Volkspark, laut und fordernd: "Herberger! Herberger!" Es waren keine Sympathiebekundungen, so mancher hängte noch das Wort "raus" an. Volkes Stimme verschaffte sich Gehör an jenem 23. Mai 1954 beim Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, doch erhört wurde sie nicht. Sepp Herberger erhob sich mannhaft und trotzte dem Sturm, der nun, da sie ihn sahen, in Form eines gellenden Pfeifkonzerts über ihn hinwegfegte. Der Bundestrainer jener heute so fernen Jahre kommentierte diese oft geschilderte Szene kurz vor Ende des Finales, das der gegen Hannover 96 mit 1:5 verlieren würde, so: "Herberger - das hieß: Siehst du deine Lieblinge?

Herberger - das war ein Fanal der Kritik, eine unmissverständliche Kritik an meiner Wahl." Die WM in der Schweiz stand vor der Tür, der Kader war schon nominiert und "der Chef" plante mit fünf Kaiserslauterern, aber keinem Hannoveraner, die er sich nach dem Match in der Kabine erst einzeln vorstellen ließ. Das blieb so, nicht nur weil die FIFA-Fristen ohnehin keine Änderung mehr ermöglichten. "Ich habe mich gestellt und ich bin stehen geblieben. Denn ich habe mich überzeugt: Die Kaiserslauterer waren bei bester Kondition, nur in schlechter Form." Die Kaiserslauterer und Sepp Herberger - das ewige Reizthema für viele Fußballfans in den ersten Nachkriegsjahren. Eine "Affenliebe" wurde ihm attestiert, eine "Mannschaftspolitik vom Kaiserslauterer Kirchturm aus", ein Kaiserslautern-Komplex. Dabei bediente er sich doch nur bei der besten Mannschaft der ersten Nachkriegsjahre, die von 1948-1955 fünfmal im Finale stand und es 1951, vor 70 Jahren, erstmals gewann.

Ist das so ungewöhnlich? Natürlich nicht, es ist beinahe folgerichtig. 1974 wurde Helmut Schön mit sechs Bayern Weltmeister, Jogi Löw 2014 gar mit sieben. Ungewöhnlich ist höchstens, dass Herberger seinen Anteil am rasanten Aufstieg des FCK hatte, mit dem ihn einiges verband, was manche Kritiker eben an seiner Objektivität zweifeln ließ.

(...)

Quelle und kompletter Text: Sepp Herberger Stiftung

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