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Dritter externer Neuzugang: Das ist Nicolas Sessa

Dritter externer Neuzugang: Das ist Nicolas Sessa

Nicolas Sessa, 2018/19 noch im Drittliga-Trikot des VfR Aalen; Foto: Imago Images

Der 1. FC Kaiserslautern hat Nicolas Sessa ablösefrei von Erzgebirge Aue verpflichtet. Der 24-jährige Offensivspezialist soll das Spiel nach vorne bereichern und die Roten Teufel bei Standardsituationen weiter verbessern.

Nicht alles im Leben klappt auf Anhieb - das gilt auch für den Fußball. 2019 stieg Nicolas Sessa mit dem VfR Aalen in die Regionalliga ab, der FCK und seine damaligen Sportchefs Martin Bader und Boris Notzon wollten ihn unbedingt in die Pfalz lotsen. Es gab sehr vielversprechende Gespräche, der Transfer stand kurz vor dem Abschluss, als im letzten Moment Zweitligist Erzgebirge Aue anklopfte. "Wir hatten uns schon zu weiteren Gesprächen [mit dem FCK] getroffen. Dann kam aber der Anruf aus Aue, da bin ich noch einmal ins Grübeln gekommen", erklärte Sessa damals und entschied sich doch noch für den Zweitligisten, sagte dem FCK ab, was auf dem Betzenberg gar nicht gut ankam.

"Ich wollte unbedingt nach Lautern und bin auf den Verein zugegangen"

Bei den Sachsen wurde der gebürtige Stuttgarter allerdings nicht glücklich. Schon nach wenigen Wochen verließ "sein" Trainer Daniel Meyer den Klub, im System von Nachfolger Dirk Schuster spielte Sessa überhaupt keine Rolle, kam lediglich zu zwei Kurzeinsätzen über insgesamt nur vier Spielminuten. Jetzt, rund ein Jahr später, nahm Sessa laut eigener Aussage von sich aus nochmals Kontakt zum FCK auf und der Transfer kam so doch noch zu Stande: "Ich wollte unbedingt nach Kaiserslautern, bin auf den Verein zugegangen und freue mich riesig, in Zukunft für den FCK auflaufen zu dürfen." Nach den Ereignissen des Vorjahres durchaus wohlklingende Worte, denen aus Sicht vieler Fans aber möglichst auch schnell Taten folgen sollten.

Techniker und Standardschütze: Viel Potential für die Lautrer Offensive

Mit Sessa bekommt der FCK einen Spielertypen, wie die Pfälzer nicht viele in ihren Reihen haben. Der 24-Jährige ist 1,70 Meter klein, quirlig und verfügt über ein enormes Tempo, das er in der zentralen Offensive sowie auch auf dem Flügel ausspielen kann. Als Linksfuß ist er dribbelstark und sucht so immer wieder den Torabschluss, auch mal aus der Distanz. Zudem ist er zweikampfstark und in der Lage, durch eine frühe Balleroberung im Mittelfeld ein Spiel zu lenken, es zu lesen, aufzubauen oder Konter einzuleiten. Dies zeigt etwa sein Traumtor 2018 gegen Preußen Münster eindrucksvoll, als er nach Ballgewinn vor dem eigenen Strafraum ein 60-Meter-Solo mit dem erfolgreichen Abschluss krönte.

» Zum Video: Nicolas Sessa krönt gegen Münster sein 60-Meter-Solo

Sessa hat aber auch schon die Technik und Übersicht bewiesen, den Ball noch einmal abzuspielen - selbst unter hohem Gegnerdruck. Eine Spezialität: Der vertikale Schnittstellenpass. Im Mittelfeld agierte Sessa beim VfR Aalen meist als klassischer Zehner, wurde aber auch schon im Sturm oder auf dem rechten Flügel eingesetzt. Mit diesen Attributen könnte Sessa das Lautrer Offensivspiel, das in der vergangenen Saison sehr von der Leistung eines Florian Pick abhing, unberechenbarer machen und spielerisch verbessern.

Und auch Standards zählen zu den Stärken Sessas, womit der Wunsch von Sportdirektor Boris Notzon, einen Spieler zu verpflichten, um die immer noch bestehende Standardschwäche der Lautrer zu beheben, bedient sein dürfte.

Fußballverrückte Familie Sessa: Der Fußball liegt im argentinischen Blut

Sessas Talent und seine Spielanlagen kommen nicht von ungefähr: Die ganze Familie Sessa ist fußballverrückt. Ursprünglich stammen die Sessas aus Argentinien und kamen Ende der 1980er Jahre nach Deutschland. Genauer gesagt nach Stuttgart, wo Nicolas 1996 auch geboren wurde. So besitzt er neben der deutschen auch die argentinische Staatsbürgerschaft.

Die Familie ist begeisterter Fan der argentinischen Nationalmannschaft. Vater Marcelo hatte 2005 einst Kontakt zu einem Zeugwart der "Albiceleste", und so kam es, dass der damals neunjährige Nicolas sein Idol Lionel Messi traf. Der Spitzname "Mini-Messi" hält sich bis heute. Auch sein jüngerer Bruder Kevin ist Profi geworden, und spielt mittlerweile beim 1. FC Heidenheim.

» Zum Video: Die fußballverrückte Familie Sessa

"Ziehväter" Nagelsmann und Wolf - Was noch fehlt, ist die Konstanz

In der Nähe seines Stuttgarter Geburtsortes machte Sessa seine ersten Schritte als Fußballer und durchlief die Jugendabteilungen diverser Vorortvereine. Dort fiel er früh auf: 2013 bei einem Jugendspiel des SGV Freiberg gegen die B-Jugend der TSG Hoffenheim war es kein Geringerer als deren damaliger Trainer Julian Nagelsmann, der Sessa entdeckte und prompt zu den Kraichgauern holte. Mit dem heutigen Leipziger Trainer und der A-Jugend Hoffenheims wurde der damals 19-Jährige A-Jugend Meister und wechselte anschließend zur zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart. Und auch dort weckte er das Interesse eines Bundesligatrainers: Hannes Wolf berief ihn in der Saison 2017/18 dreimal in den Bundesligakader des VfB, auch wenn er damals ohne Einsatz blieb.

Durch starke Leistungen und 17 Tore in 39 Regionalliga-Spielen, wechselte Sessa 2018 erstmals in die 3. Liga zum VfR Aalen. Auch dort ließ er sein großes Potential durchblicken, wenn auch noch nicht konstant genug. Eine Aufgabe, die jetzt auf FCK-Trainer Boris Schommers zukommt.

Mit sechs Toren und sieben Vorlagen in 30 Partien konnte der Mittelfeldspieler den damaligen Abstieg des VfR in die Regionalliga jedoch nicht verhindern. Einen seiner Treffer erzielte Sessa ausgerechnet gegen den FCK: Im Oktober 2018 traf er - damals im offensiven Zentrum agierend - nach Balleroberung eines Mitspielers, blitzschnellem Umschalten und einem kleinen Solo sehenswert ins lange Eck. In der damaligen Saison eine typische Sessa-Szene.

» Zum Video: Niklas Sessas sehenswerter Treffer gegen den FCK

Dass der 24-Jährige jetzt quasi eine komplette Saison nicht gespielt hat, ist sicher ein Risiko. Wenn es den FCK-Verantwortlichen aber gelingt, das Talent Sessas wieder herauszukitzeln und der "Mini-Messi" zu einer konstanten Leistung findet, kann er eine enorme Bereicherung für den FCK-Kader sein.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Offensivspieler Nicolas Sessa wechselt zum FCK (Pressemeldung FCK)

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