
Vorbericht: 1. FC Kaiserslautern - Darmstadt 98
Gegen alte Bekannte drei Punkte einheimsen
Topspiel auf dem Betze: Der Sechste 1. FC Kaiserslautern empfängt das zwei Plätze bessere Darmstadt 98 und kann mit einem Heimsieg an den Gästen vorbeiziehen..
Im Vorfeld des Spiels FCK gegen Darmstadt wollten es beide Trainer gar nicht wegdiskutieren. Für Dirk Schuster und Torsten Lieberknecht ist die Partie am Sonntag (13:30 Uhr) im Fritz-Walter-Stadion eine besondere. Darmstadts Trainer Lieberknecht, in Bad Dürkheim geboren, kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück, wo er von 1990 bis 1994 als Spieler aktiv war. Für die Profis stehen aber nur wenige Einsätze in Lieberknechts Spielerstatistik. Zu einem Trainer-Engagement in Kaiserslautern kam es bislang noch nicht.
Der aktuelle FCK-Coach Dirk Schuster hingegen feierte seine größten Erfolge in Südhessen, als er die Darmstädter Lilien zwischen 2013 und 2015 von der 3. in die 1. Liga führte. Schuster kehrte 2017 noch einmal zu den Lilien zurück und stand insgesamt 179 Mal an der Seitenlinie. Dem Vernehmen nach hegen beide Trainer auch hohe Sympathien füreinander. Dass es deshalb in den 90 Minuten an der Seitenlinie und auf dem Platz kameradschaftlich zugeht, davon ist aber eher nicht auszugehen.
Was muss man zum 8. Spieltag wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen zum Heimspiel gegen Darmstadt:
Der FCK: Ausgangslage und Personal
Die Stimmen und Stimmungen nach dem 0:0 in Sandhausen waren bei Fans, Spielern und Funktionären unterschiedlich. Einerseits sollte der FCK als Aufsteiger mit einem Punkt bei einem etablierten Zweitligisten zufrieden sein, andererseits ließ die fußballerische Qualität in der Kurpfalz zu wünschen übrig. Sei's drum. Mit zwölf Punkten aus sieben Spielen stehen die Roten Teufeln weiter im ersten Tabellendrittel und nur das zählt. Der Tenor ist weiter klar: Nur nicht überschnappen und weiter arbeiten. Mit dieser Devise fahren die Lautrer auch gut, denn mit Darmstadt, Heidenheim und dem HSV sind drei der nächsten vier Gegner ganz dicke Brocken.
Möglich, dass es auch gegen die Lilien wieder eine taktische Überraschung gibt. Wird Marlon Ritter wieder links im Dreier-Mittelfeld spielen? Agiert Schuster mit einer kompakteren Abwehr? Fragen, die am Sonntag gegen 13:30 Uhr beantwortet werden könnten. Fehlen werden jedenfalls die weiter verletzten oder noch angeschlagenen Anas Bakhat, Angelos Stavridis und Ben Zolinski. Aaron Opoku ist weiter gesperrt. Max Hippe, Muhammed Kiprit, Jonas Weyand und Aaron Basenach spielen am Samstag bei der U21.
Der Gegner: Ausgangslage und Personal
Fast hätte es geklappt. Sieben Tore fehlten Darmstadt 98 in der vergangenen Saison, um sich für die Relegationsspiele zur Bundesliga gegen Hertha BSC zu qualifizieren. Lange war die Lieberknecht-Elf im Rennen um den direkten Aufstieg gut dabei, doch eine 1:2-Niederlage im vorletzten Spiel in Düsseldorf ließ die Südhessen von Platz 2 auf 4 abstürzen, wo sie dann auch die Spielzeit beendeten.
In dieser Spielzeit soll nun ein neuer Anlauf genommen werden und der Start kann sich durchaus sehen lassen. 14 Punkte aus sieben Partien bedeuten vor dem Spiel in Kaiserslautern (mal wieder) Rang 4. Es wäre sogar noch mehr möglich gewesen, hätten die 98er am vergangenen Spieltag gegen Bielefeld nicht in der Nachspielzeit noch den 1:1-Ausgleich kassiert. In Lautern kann Lieberknecht fast auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. Einzig Oscar Vilhelmsson fehlt mit einer Kapselverletzung im Sprunggelenk.
Frühere Duelle
Neun Mal trafen beide Teams bislang aufeinander. Das letzte Duell liegt über vier Jahre zurück. Am 21. Februar 2018 gewann Kaiserslautern 2:1 in Darmstadt. Es war das Nachholspiel der Begegnung, die rund vier Wochen zuvor wegen Herzproblemen des damaligen FCK-Trainers Jeff Strasser abgebrochen werden musste. Coach der Darmstädter war damals übrigens Dirk Schuster. In den bislang vier Partien auf dem Betze ist der FCK noch ungeschlagen.
Fan-Infos
Im Fritz-Walter-Stadion werden wieder rund 40.000 Zuschauer erwartet, davon knapp 5.000 Gästefans aus Darmstadt. Eintrittskarten in fast allen Bereichen gibt es noch im Online-Ticketshop oder vor Anpfiff an den Tageskassen der Südtribüne. Wer noch ein Ticket sucht oder anzubieten hat, kann es zudem in der DBB-Kartenbörse mit fairen Preisen von Fans für Fans versuchen.
Am Sonntag sind die Bahnstrecken Pirmasens - Kaiserslautern und Neustadt/Weinstraße - Kaiserslautern wieder frei. Dafür kommt es auf der Strecke Bingen - Bad Kreuznach - Kaiserslautern zu Einschränkungen im Zugverkehr. Aufgrund einer Baustelle zwischen Rockenhausen und Alsenz werden auf diesem Streckenabschnitt alle Züge durch Busse ersetzt. Für Fans, die mit dem Auto anreisen, fahren Shuttlebusse ab der Universität und der Ausfahrt Kaiserslautern-Ost (Parkplatz Schweinsdell) an der A6 auf den Betze. Gegen 11:00 Uhr wird es wegen der Ankunft der Gästefans eine kurzzeitige Sperrung des Elf-Freunde-Kreisels geben. Auch nach Abpfiff wird der Kreisel kurzzeitig gesperrt. Das Fritz-Walter-Stadion ist ab 11:30 Uhr geöffnet.
Alle sonst noch wichtigen Informationen rund um das Heimspiel hat der FCK auf seiner Homepage zusammengestellt.
O-Töne
FCK-Trainer Dirk Schuster: "Wir können mit unserem bisherigen Saisonstart gut leben. Auch das Remis in Sandhausen sehen wir eher mit einem halbvollen als einem halbleeren Glas. Wir müssen immer das große Ganze im Blick haben und das ist der Klassenerhalt."
Darmstadt-Trainer Torsten Lieberknecht: "Dass der FCK zurück ist, darüber herrscht bei mir große Freude. Ich war ja in der Relegation gegen Dresden im Stadion, habe dem FCK als Pfälzer die Daumen gedrückt. Ich freue mich jetzt riesig auf das Spiel und diese einmalige Atmosphäre."
Daten und Fakten
Voraussichtliche Aufstellung:
1. FC Kaiserslautern: Luthe - Zimmer, Tomiak, Kraus, Durm - Klement, Niehues - Hercher, Wunderlich, Ritter - Boyd
Es fehlen: Bakhat (Muskelfaserriss), Opoku (Rot-Sperre), Stavridis (Knöchelfraktur), Zolinski (Aufbautraining nach Knieverletzung)
Darmstadt 98: Schuhen - Zimmermann, Gjasula, Pfeiffer - Bader, Kempe, Schnellhardt, Holland - Mehlem - Manu, Tietz
Es fehlt: Vilhelmsson (Kapselverletzung im Sprunggelenk)
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Florian Reis
Vorherige Meldungen ab 06.09.2022:

Sonntag, 13:30 Uhr: Wiedersehen mit der alten Liebe
Wenn der 1. FC Kaiserslautern gegen Darmstadt 98 antritt, weht gehobene Zweitliga-Luft durchs Fritz-Walter-Stadion. Nicht nur für die beiden Trainer dürfte das Duell des Sechsten gegen den Vierten eine besondere Partie werden.
Lautern gegen Darmstadt. Diese Paarung versprüht zwar nicht gerade die volle Ladung historischer Aufeinandertreffen, aber immerhin neun Mal ist man sich schon begegnet: Zwischen 1978 und 1982 vier Mal in der Bundesliga sowie einmal im DFB-Pokal, ab 2014 vier weitere Male in der 2. Bundesliga. Das letzte Aufeinandertreffen fand im Februar 2018 statt. Der FCK gewann nach dem 1:1 zuhause im Hinspiel als Schlusslicht der Tabelle beim Vorletzten am Böllenfalltor mit 2:1 und schöpfte nochmal Hoffnung im Abstiegskampf, wenn am Ende auch vergeblich. Es war eine besondere Partie, denn es war ein Wiederholungsspiel: Wenige Wochen zuvor war das Duell zwischen beiden Mannschaften abgebrochen worden, weil FCK-Trainer Jeff Strasser mit Herzproblemen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste - er stellte sein Amt daraufhin nach nur zehn Liga-Spielen zur Verfügung, um sich auf seine Genesung zu konzentrieren. Das siegreiche Nachholspiel coachte Michael Frontzeck auf Seiten des FCK. Bei Darmstadt hingegen stand an beiden Abenden derselbe Coach an der Seitenlinie. Na, klingelt's?
Schusters Wiedersehen mit den Lilien, Lieberknechts Betze-Heimkehr
Richtig, Dirk Schuster. Der trifft nun mehr als vier Jahre später am Betzenberg als FCK-Trainer auf seine alte Liebe, mit der er bei seinem ersten Engagement von 2012 bis 2016 den Durchmarsch von der 3. Liga bis in die Bundesliga schaffte. Doch es ist nicht das einzige Wiedersehen: Trainer der Lilien ist mittlerweile ein gewisser Torsten Lieberknecht. Der gebürtige Haßlocher, groß geworden als Roter Teufel, hat bekanntermaßen ein pochendes FCK-Herz und führte Darmstadt vergangene Saison um ein Haar in die Bundesliga.
Doch zurück in die Gegenwart: Die Gäste verspielten vergangenes Wochenende in Bielefeld zum zweiten Mal in Folge eine Führung und mussten sich trotz Überzahl mit einem 1:1 begnügen. Eine Woche zuvor reichte beim 2:2 gegen Heidenheim sogar eine Zwei-Tore-Führung nicht zum Sieg. Die Lilien stehen mit 14 Zählern aktuell auf Platz 4 - die Roten Teufel lauern zwei Punkte und zwei Plätze dahinter. Es darf also ein heißes Duell auf hohem Zweitliga-Niveau erwartet werden.
Wieder viele Zuschauer am Betze - Personelle Fragezeichen im Zentrum
Der FCK wird dabei versuchen, nach ebenfalls zwei Unentschieden in Serie (4:4 gegen Magdeburg, 0:0 in Sandhausen) dem erneut bestens gefüllten Fritz-Walter-Stadion den dritten Heimsieg der Saison zu schenken. Die Zuschauerzahl wird sich voraussichtlich wieder bei um die 40.000 einpendeln. Auch auf Darmstädter Seite wird fleißig getrommelt und der Gästeblock mit 5.000 Fans komplett voll sein. Der anvisierte Heimsieg gegen ein Top-Team der 2. Bundesliga wird kein leichtes Unterfangen, aber in dieser engen Spielklasse ist alles möglich - auf dem Betze sowieso. Zudem können die Roten Teufel mit aktuell acht Punkten Vorsprung vor den Abstiegsplätzen befreit aufspielen.
Personell dürfte Schuster auch am Sonntag wieder die Qual der Wahl haben, größere Blessuren hat es in Sandhausen nicht gegeben. Offensiv-Allrounder Ben Zolinski, der zuletzt schon ein reduziertes Mannschaftstraining absolviert hat, könnte eine zusätzliche Kader-Option werden. Für Anas Bakhat (Muskelfaserriss) kommt die Partie dagegen noch zu früh. Spannend wird erneut die Frage nach der Besetzung des Mittelfeld-Zentrums sein, wo es zuletzt mehrere Rotationen gab - für Marlon Ritter, Philipp Klement, Julian Niehues und weitere Akteure muss die perfekte Position gefunden werden. Gegner Darmstadt kann nach verbüßter Gelb-Sperre wieder auf Kapitän Fabian Holland zählen. Die Verteidiger Thomas Isherwood (Muskelbündelriss) und Emir Karic (Blinddarm-OP), Mittelfeldspieler Mathias Honsak (Ödem im Rücken) sowie Stürmer Oscar Vilhelmsson (Kapselverletzung) fallen dagegen aus oder sind zumindest fraglich.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Übersicht: Kompletter Team-Status des 1. FC Kaiserslautern
Ergänzung, 07.09.2022:

Foto: Imago Images
Gegner-Interview: Darmstadt 98 / Torsten Lieberknecht
"Der FCK ist kein gewöhnlicher Aufsteiger"
Er ist Pfälzer, trug als Aktiver das Betze-Trikot, hat aber in seinen nunmehr 15 Jahren als Trainer noch nie den 1. FC Kaiserslautern betreut. Am Sonntag kommt er als Coach von Darmstadt 98 auf den Betze: Torsten Lieberknecht im DBB-Interview.
Der Betze brennt: Torsten Lieberknecht, Darmstadt 98 zählten die sogenannten Experten vor der vergangenen Saison bestenfalls zum erweiterten Favoritenkreis. Ihr habt dann aber bis zum Schluss um den Aufstieg mitgespielt. Im Sommer hat der Verein Stammkräfte wie Luca Pfeiffer und Tim Starke abgegeben. Auch deswegen wurdet Ihr von "Kicker" und Co. abermals nicht zu den Top-Favoriten gerechnet. Nach sieben Spieltagen sind die Lilien aber schon wieder oben mit dabei. Irgendwas habt Ihr anscheinend besser drauf, als man es Euch zutraut. Wie würden Sie es beschreiben?
Torsten Lieberknecht (49): Nach sieben Spieltagen ist es zu früh, sich schon auf die Schulter klopfen zu lassen. Unser Saisonstart stimmt mich vom Auftreten und den gesammelten Punkten grundsätzlich positiv - vor allem, wenn man bedenkt, dass wir unter anderem durch die vielen verletzten Flügelspieler in der Vorbereitung unser System hatten anpassen müssen. Die ersten Spieltage haben aber auch gezeigt, wie eng diese Liga beisammen ist. Es kommt Wochenende für Wochenende auf die Tagesform, das nötige Quäntchen Glück, aber vor allem auch auf die Bereitschaft an, mehr zu investieren als der Gegner.
Der Betze brennt: Zum Saisonauftakt habt Ihr 0:2 gegen Regensburg verloren. Anschließend gab's vier Siege und zuletzt zwei Unentschieden, und die waren aus Eurer Sicht absolut vermeidbar: Zuerst das 2:2 nach 2:0 gegen Heidenheim und danach das 1:1 in Überzahl in Bielefeld. Wo und wie haben Sie nach der Auftaktniederlage nachjustiert? Und wie sehr wurmen Sie die beiden Remis im Nachhinein?
Lieberknecht: Wir haben aus der Auftaktniederlage die richtigen Schlüsse gezogen, sie hat uns aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse mit Blick auf die darauffolgenden Spiele womöglich sogar geholfen. Insgesamt sind wir ordentlich in die Spielzeit reingekommen. In den vergangenen beiden Spielen gegen starke Teams, in denen es nicht ganz zum Dreier gereicht hat, hat unsere Leistung ebenfalls gestimmt. Auch unsere Fans honorieren die Art und Weise, was die Mannschaft auf dem Platz abliefert - selbst wenn es mal nicht zur vollen Ausbeute reicht.
"Lautern hat nicht ohne Grund die drittmeisten Tore der Liga geschossen"
Der Betze brennt: Wie erleben Sie den FCK in dieser Saison?
Lieberknecht: Der Klub hat es geschafft, die Euphorie aus der erfolgreichen Relegation in die neue Saison mit reinzunehmen. Für mich ist der FCK mit seiner wirtschaftlichen Power, seinen infrastrukturellen Voraussetzungen und der großen Fanbasis ohnehin kein gewöhnlicher Aufsteiger. Das zeigt sich auch in den ersten Saisonspielen, in denen die Mannschaft mit ihrer Kompaktheit bewiesen hat, dass es unangenehm und schwer ist, gegen sie zu spielen. Und im Spiel nach vorne zeigen sie sich sehr zielfreudig: Nicht ohne Grund hat der FCK die drittmeisten Tore der Liga geschossen.
Der Betze brennt: Kurz vor Transferschluss ist Aaron Opoku zum FCK gewechselt. Sein letztes Spiel für den HSV bestritt er gegen die Lilien. Dabei sah er die Rote Karte und wurde für fünf Spiele gesperrt. In der Partie, die Darmstadt mit 2:1 gewonnen hat, ging es zeitweise drunter und drüber. Wie haben Sie sie erlebt, insbesondere die Szene, in der Opoku vom Platz flog?
Lieberknecht: Seine Tätlichkeit wurde in der Öffentlichkeit bereits genug thematisiert. Ich glaube, es ist auch in Aaron Opokus Interesse, wenn man die Sache abhakt und nun nach vorne blickt. Ich bin der Meinung, dass Kaiserslautern mit ihm einen sehr talentierten, schnellen und variablen Spieler verpflichtet hat, der der Mannschaft definitiv weiterhelfen kann.
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer
Ergänzung, 07.09.2022:

Foto: Imago Images
DBB-Gegner-Check: Obacht vor unterschätzten Lilien
Am Sonntag kommt mit Darmstadt 98 der nächste "dicke Brocken" auf den Betzenberg. Die Lilien stellen nicht nur laut Tabelle ein Topteam. Ihr Spiel weist einige Merkmale auf, die für den 1. FC Kaiserslautern zum Problem werden könnten.
Wieder besser als erwartet: Vergangene Saison verpassten die Lilien nur knapp den Aufstieg, obwohl sie zuvor bestenfalls "zum erweiterten Favoritenkreis" gerechnet worden waren. In diesem Sommer gingen Leistungsträger wie Luca Pfeiffer und Tim Skarke, woraufhin die sogenannten Experten die Jungs von Trainer Torsten Lieberknecht abermals eher unter "ferner liefen" erwarteten. Fakt ist jedoch: Nach sieben Spieltagen rangiert Darmstadt mit 14 Zählern auf Platz vier, zwei Punkte hinter Spitzenreiter Paderborn. Vergeigt wurde lediglich der Saisonauftakt mit einem 0:2 in Regensburg. Danach folgten vier Siege. Zuletzt gab es zuhause zwei Unentschieden, die ärgerlicher nicht hätten laufen können: Beim 2:2 gegen Heidenheim gingen die Hessen zwei Mal in Führung und kassierten den zweiten Ausgleich in der 82. Minute. Beim 1:1 gegen Bundesliga-Absteiger Bielefeld fiel der Ausgleich in der vierten Minute der Nachspielzeit, und das, obwohl die Gäste nach einer Verletzung von Fabian Klos die letzten Minuten mit einem Mann weniger auf dem Platz standen.
Die Neuen müssen warten: Für ihre verlorenen Offensivkräfte sahen die Darmstädter kein Geld. Skarke ging ablösefrei, weil sein Vertrag auslief, Pfeiffer war vom FC Midtjylland lediglich ausgeliehen und kickt jetzt beim VfB Stuttgart. Die Nachfolge-Verpflichtungen Oscar Vilhelmsson und Magnus Warming kamen bislang nur als Einwechselspieler zum Einsatz, Vilhelmsson fehlte zuletzt verletzt. Im von Lieberknecht derzeit bevorzugten 3-4-1-2 bildet neben der erfahrenen Kante Philipp Tietz nun der schnelle Braydon Manu die Doppelspitze. Vergangene Spielzeit noch kam Manu vornehmlich auf den Flügeln zum Einsatz. Beide haben bereits drei Treffer auf dem Konto.
Der Spätstarter: In der Dreier-Abwehrkette stach zuletzt wieder Patric Pfeiffer heraus, der beim hitzigen 2:1-Auswärtssieg der Lilien beim Hamburger SV den Siegtreffer in der Schlussminute erzielte. Am ersten Spieltag war der 23-Jährige beim 0:2 in Regensburg vom Platz geflogen, danach war er gesperrt und einmal nominierte ihn Lieberknecht mal nicht in den Spieltagskader. Gegen Heidenheim und Bielefeld staubte der Deutsch-Ghanaer zuletzt aber wieder Bestnoten ab. Bereits in der "Kicker"-Winter-Rangliste 2021/22 war Pfeiffer als "herausragender" Innenverteidiger geführt worden. Und kurz vor Transferschluss stand er vor dem Sprung in die Bundesliga: Beim FC Augsburg wurde als Ersatz für den verletzten Felix Uduokhai gehandelt.
Die Sache mit den Eckbällen: Die Darmstädter provozieren die meisten Ecken in der Liga - pro Partie dürfen sie im Schnitt 6,48 Mal von der Fahne flanken. Gleichzeitig verursachen sie die wenigsten Eckbälle gegen sich - im Mittel nur 2,91 pro Spiel. In beiden dieser "Wyscout"-Rankings vorne zu stehen ist schon kurios, auch wenn erst sieben Partien gespielt sind. Die Lautrer stellen in diesen Statistiken lediglich Mittelmaß dar. 4,65 Ecken führen sie pro Spiel im Schnitt aus, 3,72 müssen sie abwehren.
Die Aktiven und die Passiven: Die Roten Teufel lassen ihre Gegner laut "Wyscout" im Durchschnitt 12,81 Pässe spielen, ehe sie den ersten Versuch einer Balleroberung unternehmen. Soviel Zeit lässt kein anderer Klub in der Zweiten Liga zu. Die Darmstädter genehmigen nur 8,52 Abspiele. Damit sind sie in dieser Disziplin Drittbester nach Karlsruhe und Kiel. Noch krasser sind die Unterschiede in der "Herausforderungsintensität". Da zählen die Analysten, wie viele Tacklings, Zweikämpfe et cetera ein Team innerhalb einer Minute gegnerischen Ballbesitzes unternimmt, um ans Leder zu kommen. Da bringen es die Lautrer im Durchschnitt auf gerade mal fünf Attacken innerhalb von 60 Sekunden, während die Lilien einen Wert von 7,2 erzielen. Womit Darmstadt dieses Ranking anführt, während der FCK das Schlusslicht bildet.
Kurze Unterbrechung: Trotz ihrer zurückhaltenden Spielweise unterbricht die Schuster-Elf öfter den Spielfluss ihrer Gegner als ihr Sonntagsgast. Im Schnitt 42,48 Mal pro Partie, womit sie nach den Regensburgern in dieser Kategorie die Zweitbesten ihrer Klasse ist. Darmstadt indes kommt nur auf 39,12 "Interceptions", die lediglich Mittelklasse darstellen. Was freilich die Frage aufwirft, um wie vieles besser die Lautrer dastünden, könnten sie nach Balleroberungen schneller und präziser "umschalten".
Fazit: Als extrem auf Dominanz ausgerichtete Mannschaft wird sich Darmstadt wohl nicht präsentieren. Mit durchschnittlich 54,7 Prozent Ballbesitz rangieren sie in dieser Wertung lediglich auf Rang 7 der Liga, während der FCK mit 37,8 Prozent in dieser nunmehr ebenfalls am Tabellenende steht, zumindest den "Wyscout"-Daten zufolge. Die Schuster-Jungen müssen sich jedoch darauf einstellen, dass ihre Gäste noch früher und noch zielgerichteter die Balleroberung suchen als zuletzt der SV Sandhausen. Da ist Ballsicherheit in der hinteren Reihe gefordert, denn wenn der berühmte "erste Pass" nicht stimmt, wird’s direkt gefährlich. Zudem gilt es der Versuchung, sich zu oft, zu früh und zu ungenau mit weiten Schlägen aus der Bedrohung zu befreien - und das eigene Spiel zu Gebolze ausarten zu lassen - zu widerstehen. Die Hannoveraner werden es nicht gerne lesen, die St. Paulianer wohl auch nicht, aber: So hoch wie vor dieser Partie hingen die Punkte für die Betze-Buben noch in keinem Heimspiel dieser Saison. Außer gegen Paderborn natürlich.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 09.09.2022:

"Schwächen ausnutzen": Schusters Plan gegen Darmstadt
Der 1. FC Kaiserslautern kann sich im Heimspiel gegen Darmstadt 98 wieder einmal auf einen vollen Betze freuen. Für den Lautrer Trainer ist es derweil ein Treffen mit der eigenen Vergangenheit - was für ihn aber keine besondere Rolle spielt.
"Es war eine überragende und geile Zeit in Darmstadt. Sportlich, aber auch menschlich hat es dort unheimlich viel Spaß gemacht und wir hatten sehr viel Erfolg. Die nach wie vor bestehenden Sympathien ruhen an diesem Wochenende aber komplett. Darmstadt hat durch die erfolgreichen Jahre den FCK sportlich und wirtschaftlich ein Stück weit überholt. Von unserer Seite gilt es, diesen Vorsprung etwas zu verkleinern. Dazu haben wir ein Spiel gegen einen Gegner vor der Brust, der für mich zu den Aufstiegsfavoriten zählt. Unser Ziel ist es trotzdem, die drei Punkte hier zu behalten. Wir wollen versuchen, die ein oder andere Schwäche des Gegners auszunutzen und hoffen, personell hierfür die richtigen Entscheidungen zu treffen", gibt Trainer Dirk Schuster einen Einblick in sein Seelenleben kurz vor dem Aufeinandertreffen mit seinem alten Verein (Sonntag, 13:30 Uhr).
FCK ohne Zolinski und Opoku - Hippe, Basenach und Kiprit bei der U21
Welche Startaufstellung Schuster dafür wählt, das lässt der Coach wie gewohnt noch offen. Schickt er wieder eine Viererkette auf den Rasen? Kehrt Hendrick Zuck in die Startelf zurück? Und wie formiert sich das Mittelfeld? Der 54-Jährige hat jede Menge Alternativen. Er muss dabei lediglich auf Aaron Opoku (Rot-Sperre) und die verletzten Anas Bakhat (Muskelfaserriss) und Ben Zolinski (Aufbautraining nach Knieverletzung) verzichten. Zudem werden Torhüter Jonas Weyand, Innenverteidiger Max Hippe, Mittelfeldspieler Aaron Basenach sowie Stürmer Muhammed Kiprit für den Kader der U21 abgestellt und voraussichtlich am Samstag im Auswärtsspiel beim FV Diefflen auflaufen.
Das Fritz-Walter-Stadion wird auch am Sonntag wieder sehr gut gefüllt sein: 36.268 Karten hat der FCK bisher abgesetzt, 4.577 davon gingen nach Darmstadt. Tickets in fast allen Bereichen sind noch im Online-Shop erhältlich, auch eine Tageskasse wird es geben.
» Zum Video: Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Darmstadt 98
Alle weiteren Informationen zum FCK-Spiel gegen Darmstadt folgen morgen im ausführlichen Vorbericht auf Der Betze brennt.
Quelle: Der Betze brennt