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Profifussballer protestieren immer öfter.....

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Lautern-Fahne
Beiträge: 2015
Registriert: 23.06.2009, 01:56

Beitrag von Lautern-Fahne »

Habe gerade auf Bild.de ein Artikel gelesen, in dem sich Khalid Boulahrouz vom VfB über den Spielplan aufregt, der die Spieler umbringe.

Der Hintergrund ist zum einen, dass der VfB in den letzen 3 Tagen/zum Interviewzeitpunkt 40 Stunden 2 Spiele bestritten musssten, sowie die kurze Pause nach der Wm (für manche Spieler nur 19 Tage) und zum anderen die Herzattacken der Spieler Evander Sno (Ajax Amsterdam) und Nduka Anyanwu aus Geinsheim/Rheinland Pfalz. Der zweite Spieler hat den Infakt nicht überlebt.

Der Link zum Artikel:
http://www.bild.de/BILD/sport/fussball/ ... ns-um.html

Zudem planen die Spieler der Serie A einen Generalstreik, weil der Verband neue Transferregelungen einführen möchte. Hier ein Artikel, der die Inhalte kurz zusammenfasst:

http://www.bz-berlin.de/sport/fussball/ ... 73893.html


Natürlich sind Profifussballer Menschen wie jeder andere auch, denen man auch die selben Rechte zugestehen muss. Und wenn sie sich über schlechte "Arbeitsbedingungen" beschweren ist das auch völlig legitim.
In beiden Artikeln beschweren sich Spieler, dass de Entwicklung in die Richtung geht, dass Spieler wie "Roboter" (Boulahrouz) bzw. wie "Objekte" (Massimo Oddo) behandelt/angesehen werden.

Jetzt meine Frage: ist es nich häuchlerisch dagegen zu protestieren, dass man nicht wie ein Objekt behandelt werden will, sich aber dann wie ein sich selbst verkaufendes Vieh verhält? Bzw. provozieren sie eine solche Umgangsart mit ihnen nicht?

Seit dem Bosman-Urteil sind die Spielergehälter in (meiner Meinung nach) perverse Höhen gestiegen (manche verdienen in einer Woche oder Jahr so viel wie "normale Menschen" in 10 Jahren), und die meisten Spieler sind sogenannte "Söldner": sie spielen für den Verein, der ihnen das beste Angebot macht- ohne Rücksicht auf Verluste.
Manche Spieler betreiben zudem Leistungsverweigerung/halten sich zurück wenn sie nicht wechseln dürfen bzw. der Transfer bereits fest steht (einige werfen das z.B. Erik Jendrisek vor), oder machen so lange Probleme, bis der Verein sie gehen lässt (z.B. Van der Vaart vor seinem Wechsel zu Real Madrid, als er sich im Valencia Trikot hat ablichten lassen und immer wieder sagte, dass er doch so gern nach Spanien wolle) Zudem ist es nicht unhäufig, dass Spieler sich zu ihren momentanen Verein bekennen (Wappen knutschen, sagen wie toll die Fans doch seien, dass er schon immer ein Fan dieses Clubs war usw.)- und dann nach Vertragsablauf ohne mit der Wimper zu zucken abhauen, wenn sie ein paar Euro mehr bekommen. Ein Spieler wie Streit bei Schalke weigert sich z.B. behaarlich, zu einem anderen Club zu wechseln und sitzt seinen Vertrag ab- ohne eine Gegenleistung zu erbringen. Klar ist es sein juristisches Recht- aber moralisch unter Umständen fragwürdig.

Nicht wenige, vorallem von den älteren Kalibern, schreiben hier im Forum ja auch, dass sie sich mit keinem Spieler mehr identifizieren bzw. sich auf's Trikot sticken lassen, weil er sich dieser ja auch nicht mit dem Verein identifiziert- er ist ein Gesicht von Hunderten, das im Laufe der Jahre kommt und geht. Es wird gesagt "Spieler xy hat seine Leistung gebracht, er hat uns sportlich weitergeholfen" oder "er war eine Niete, zum Glück sind wir den los"- ich habe in den Threads zu Leistungsträgern die uns im letzten Jahr verlassen haben eigentlich nie gelesen das es Schade ist, dass die Person Sam/Jendisek geht.
Es wurde immer der sportliche Wert abgewogen- vielleicht auch,weil man über die Person nichts wusste, außer, dass sie beim nächstbesten Angebot weg ist. Um die Person geht's eigentlicherst dann, wenn man ihn schlecht oder gut machen möchte (Klose ist ein Lautrer Buh aus der Umgebung mit unfehlbarem Charakter, Dzaka ist ein Koblenzer A****loch, dass Scheiss Kaiserslautern geschrien hat, Madjeck protzt mit seinen Klamotten, Jendrisek schläft in der Sitzung ein usw.). Wenn Dzaka zum überragenden Spieler aufgestiegen wäre, hätten kein Hahn mehr nach der Zaunsache gekräht. Solange jendrisek für uns gespielt, und seine Tore gemacht hat, hat niemand auch nur ein Wort über sein Nickerchen unter Sasic verloren- so wurde ihnen ein Strick draus gedreht.

Worauf ich hinauswill ist, dass sich viele Spieler sehr flüchtig verhalten (häufige Wechsel, inflationäre Bekundungen zum Verein, immer darauf aus das meiste Geld zu machen) und man sie somit nur als Spieler bzw. Maschinen, welche dem Verein Punkte/Titel/Geld bringen, ansehen KANN.

Ist es dann nicht gerecht, dass die italienischen Vereine sie nicht nach absolutem Leistungsprinzip bezahlen wollen? Die Spieler haben in den letzten Jahren so viele Vorteile für sich rausgeholt ohne mit der Wimper zu zucken- sollen die Verbände sich das Geld jetzt nicht mal zurückholen?
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho
tim_price

Beitrag von tim_price »

Ich weiß ehrlich gesagt nicht ganz genau worauf Du hinauswillst, nur so in etwa.

Die Italiener..., immer einfallsreich, wenn der Kahn versenkt ist, davor wurde jahrzehntelang gebuttert was das Zeug hält.

Ich bin sehr gegen billige Sprüche wie "Scheiss-Millionäre", wenn es mal bei einem Spitzenclub nicht so läuft, wie die Fans sich das vorstellen. Das würde auch den Umkehrschluß (hohe Gehälter=sportlicher Erfolg) zulassen und das wünsche ich mir nicht für den Fussball.

Wie Du gesagt hast unterscheiden sich Fan und Profi in Bezug auf Bindung zum Verein. Der Fan wechselt den Club nicht, der Profi tut es in der Regel schon. Und er küsst dann das neue Wappen, wie auch wir bei einem Firmenwechsel das neue Wappen küssen und die Firma nach außen hin gut vertreten.

ABER und da denke ich willst Du darauf hinaus:
Tut der Spieler seine Arbeit nicht ordnungsgemäß, sollten ihm härtere arbeitsrechtliche Schritte als der Tribünengang drohen. Leistungsverweigerung bzw. deren Androhung (wie Dzeko vor der Saison um nur einen zu nennen) gehen in keinem Betrieb ohne Konsequenzen durch.

Man müsste eben mal einige Exempel statuieren. Z.B. bei suspendierten Spielern den Trainingsplan aufs äußerste ausreizen (Sonderschichten mit dem Konditionstrainer um 8 Uhr, Spiele in der zweiten Mannschaft, "Weiterbildungen" etc.). Oder gefeuerte Trainer, die sich auf dem Vertrag ausruhen, einfach mal wieder antanzen lassen (man bezahlt sie ja auch) und sie im Rahmen der Stellenbeschreibung eines Trainers Dinge für den Verein tun lassen (z.B. Referate an Schulen oder wasweissichwas).
Denn die Spieler (zumindest die Guten) sitzen doch schon am langen Hebel. In unserem Fall gerade Amedick, Lakic und Sippel. Wenn die wollten, könn(t)en sie vertraglich bis an die Schmerzgrenze gehen.

Wenn ein Spieler unmotiviert ist hat er eh Gehaltseinbußen (durch Siegprämien etc.), wobei es bei einem Sportler auch schwer zu beurteilen ist, ob er keinen Bock hat oder einfach nur schlecht ist. Und dann sind wir wieder bei der Macht des Spielers...

Und ob sie nach dem Leistungsprinzip bezahlt werden sollen? Werden sie doch schon.
Boulahrouz ist auch lustig. Einerseits beschwert er sich über Terminhatz, anderseits wollte er genau da hin, wo er jetzt ist: in die niederländische Nationalelf und zum international ambitionierten VfB. Das ist anstrengend und wird sehr gut vergütet. Egal wo man oben ist, da wird es immer stressiger als in den Reihen dahinter.
In 2 Jahren sagt er seinem Verein - wie zuvor auch - TSCHÜß und weiter geht es beim nächsten Club.

Lahm hat letztens in einem Interview gesagt, vor so Spielen gegen Aserbaidschan oder auch gegen kleine Clubs in der Liga fehle die Motivation. Wohlgemerkt hat er in der gleichen Zeit Ansprüche auf die Binde gestellt.
Für so eine Aussage würde ich ihn gegen Aserbaidschan nicht nominieren, dafür aber auch im nächsten Spiel gegen England auch nicht.

Inhaltlich ist das sicher nachvollziehbar und ehrlich was Lahm oder Boulahrouz da sagten. Gibt eben geilers als solch unnötige Kicks. Aber wenn ein Profi öffentlich sagt man habe wenig Lust auf solche Spiele, dann stimmt was nicht.

Was meinst Du wie wenig Lust unsere Spieler auf einige Partien in der zweiten Liga hatten letzes Jahr? Da mussten sie durch, genauso wie wir als Fans da durch mussten. Und wenn die Spieler nicht voll bei der Sache sind, ja dann passiert eben so was wie 2008.

Und um zurück zu Deiner Frage zu kommen: 2008 hätten alle ein niedriges Grundgehalt bekommen sollen. Die Siegprämien hätte man in Form von Bier an die Fans auszahlen müssen (quasi als Schmerzensgeld).

Profis und ihre Berater haben zuviele Rechte (unabhängig vom Gehalt) und sollen einfach mal nicht soviel jammern, nur weil sie Stress haben oder (was schlimm ist) ab und an ein Spieler auf dem Platz stirbt, Burnout Syndrome hat oder sonstwas. Klingt hart, aber andere Berufe sind auch stressig und jeden Tag sterben Kraftfahrer, Dachdecker usw. Yeah, Populismus.

Ein bisschen mehr Demut...

Glaube hab vollkommen an Deiner Frage vorbeigeschrieben, waren einfach so Gedanken..., sry
tim_price

Beitrag von tim_price »

Übrigens: manche Paartherapeuten nennen das häufige Wechseln (von Partnern, Vereinen) "serielle Monogamie".
Man ist solange treu bis der nächste (bessere) kommt und dem ist man wieder treu, bis...

Bei den Wappenküssern ist immer Vorsicht angesagt. :D
Eh eine selten dumme Geste in Richtung Fans.

Nachtrag zu den Gehältern: manchmal könnte man sicher kotzen, wenn man sieht was irgendwelche Dumpfies in der BL verdienen. Man empfindet es als ungerecht und gönnt es eigentlich nur denjenigen, die auch was dafür tun. Andererseits haben sie eben den Kapitalismus erkannt, verhalten sich danach und daraus kann man ihnen ja keinen Vorwurf machen. Sie nutzen einen vorhandenen Markt, verkaufen sich so teuer wie es geht.

Oliver Kahn (um nur einen zu nennen) hätte ohne Geld genauso gespielt wie er es bei den Bayern tat. Ein großer Sportsmann, auch wenn er sicher auch einen an der Erbse hat.
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