Was in dieser Diskussion abgeht, unterstreicht wieder einmal eindrucksvoll, was dieser Beitrag hier analysiert:
https://www.transfermarkt.de/theodor-be ... 959/page/4
Der FCK hat auch bei den Fans ein systematisches Problem. Da feiert man seine eigene Loyalität ab ("Läuft im Spiel mal nichts zusammen, und es will und will nichts geh'n, so woll'n wir doch geschlossen, hinter uns'rer Mannschaft steh'n") und zerreißt Spieler beim kleinsten Fehler gnadenlos. Da werden Beschimpfungen und Verbalinjurien an den Tag gelegt, für die würde man vor Gericht nicht wenig zahlen müssen und in der Kneipe nebenan ohne vollständiges Gebiss rausgehen. Aber der FCK-Spieler, der muss das abkönnen ("Verdiene jo genuch, Scheiß-Millionäre"). Der soll sich nicht so anstellen, das Sensibelchen. Dass man mit solchen Verhaltensweisen die extrinsische Motivation eines Spielers gegen null tendieren lässt? Drauf geschissen.
Dann bedient man sich eines Idols wie Fritz Walter und tritt gleichzeitig dessen Werte mit Füßen. Nehmen wir doch nur mal das vielzitierte "Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben." Wird gerne auf den zweiten Teil reduziert und betont, dass die Mannschaft ja nicht Willens sei, alles für den anderen ("uns Fans") zu geben. Aber das ist keine Einbahnstraße. Wenn ich beim zweiten Fehlpass anfange zu pfeifen oder im Internet zu pöbeln, dann bin ich es, der sich nicht an diese Maxime hält. Der Spieler ist es nicht. In 99 von 100 Fällen spielt der nämlich nicht bewusst schlecht. Was auch gern übersehen wird: Kameradschaft. Das bedeutet nicht, dass ich abends mit dem Spieler im Sportheim fünf Weizen saufe und drei Schachteln Marlboro qualme. Die Zeiten sind lange vorbei. Es bedeutet aber, dass ich dem Spieler das Gefühl gebe, dass ihm Fehler verziehen werde und er auch nach schlechten Leistungen ein Teil von uns ist. Und nicht "einer von denen da oben, die eh nur uns schaden wollen". Wenn ich ihm das gebe, dann entwickelt er sich. Dann vertraut er uns. Dann gibt er was zurück. Oder was meint ihr, warum Biada gerade so abgeht? Oder von so vielen jungen Spielern, die von außen kamen, fast alle anderswo förmlich explodierten? Während die Spieler aus unserer Jugend die einzigen sind, die sich bei uns entwickeln? Weil sie das System von Vorwürfen und Niedermachen kennen. Warum bleibt denn kein Jugendspieler gerne hier, mal vom finanziellen Zwang abgesehen? Weil du in dem System nicht 10 Jahre durchhalten kannst ohne kaputt zu gehen. Beispiele gibt es genug.
Vigilo confido.