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Kolumne | FCK-Fan aus den 80ern – Fluch oder Segen? (Der Betze brennt)

Allgemeine Fan-Themen und Fragen zu selbigen.
FCK58
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Beitrag von FCK58 »

Ach wie süüüüüß. :lol:
(Dashatte ich doch glatt vergessen :? )
Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.
Hermann Hesse
Peifedeckel
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Beitrag von Peifedeckel »

Auch ich lese als einer jener "Jungen" immer wieder gerne die Berichte aus der "glorreichen Zeit", die Geschichten von der Walterelf bis zu der '98er Meisterschaft. Allein schon die zahlreichen Videos von den Spielen gegen Madrid, Bayern oder Dortmund begeistern und faszinieren zugleich, auch wenn das natürlich kein Ersatz ist für die Gespräche bzw. Beiträge auch hier von damals. Einerseits bestätigt es mich darin, weiter alle zwei Wochen auf den Berg zu gehen trotz manchmal fehlender Motivation; man lernt seinen Verein immer besser kennen, erfährt immer wieder Neues und beginnt, es immer mehr zu lieben, dieses Etwas: diesen Verein, den man doch eigentlich zu kennen glaubt, mit dem man sich den ganzen Tag beschäftigt...und doch fehlt da etwas. Dem wird man sich zeitgleich nämlich ähnlich stark bewusst: Da ist dieser Verein, der doch vor allem aus den Menschen besteht, den Fans, Mitgliedern, Spielern usw.

Doch was macht der Verein, damit ich Teil von ihm sein will? Was ist das Entscheidende? Oder bin ich Fan von diesem Verein, weil ich Pfälzer bin, weil ich aus der Region komme? Wobei hier Bundesligavereine näher sind. Wenn mich jemand fragt, warum ich FCK-Fan geworden bin, wüsste ich nicht, was ich konkret darauf antworten sollte, was wirklich erschreckt.

Die meisten wurden irgendwann vom Vater oder Freund etc. mal mitgenommen und waren sofort infiziert, vom berüchtigten "Betze-Virus". Ich wurde auch von einem Bekannten zu meinem ersten Spiel mitgenommen, "war ein ganz nettes Erlebnis, kann man mal wieder machen" war dann eher die Reaktion. Es war natürlich eins dieser ganzen ziemlich gammligen Spiele. Man findet es mal ganz cool, ja, muss aber nicht immer sein.

Zwei Jahre später konnte ich dann einen Freund überreden, mal mit ihm auf den Betze zu gehen. Kurz gesagt: Spiel deutlich gewonnen, gute Leistung, hat Spaß gemacht. Also ab dann immer mal wieder hoch, kurz danach auch in die West. So ging es dann bis zum Ende der Saison 14/15, wo ich richtig emotionalisiert wurde und auch unbedingt aus wärts mit nach Aue mitgefahren bin. Wie das ganze ausgegangen ist, wissen wir alle, aber mein Entschluss, endlich eine Dauerkarte zu erwerben, konnte dadurch nicht rückgängig gemacht werden. Was mich letztendlich dazu trieb, kann ich heute nicht mehr sagen: In manchen Spielen gab es schon ganz gute Stimmung in der Saison (verglichen mit meinen Erfahrungen, also anderer Maßstab!), aber das war nicht ausschlaggebend, ich wollte näher am Verein dran sein, alles mitkriegen was passiert, auf dem Platz und zunehmend auch auf den anderen Vereinsebenen.

Bis heute kann ich es mir nicht richtig erklären, warum sich das so entwickelte, obwohl doch immer weniger Freunde motiviert werden konnten und sich jeder nur noch lustig über einen gemacht hat (im Spaß natürlich aber beim FCK tut das trotzdem weh). Ich wollte von da an den Verein unterstützen, ihgn wieder nach vorne bringen, ja, vielleicht auch mal (wieder) Bundesliga sehen, da oben, auf dem Betze.

Tja ich wage zu behaupten, vollständig angesteckt worden zu sein, ohne jemals erfolgreiche Zeiten mit dem Verein erlebt zu haben, ich bin einer derjenigen, denen viele Respekt zollen, sich die Frage stellen: "Warum um Himmels Willen tun sich diese Leute das an?" Nach wie vor muss ich mir diese Frage auch selbst stellen. Denn von der Vergangenheit, so schön sie auch gewesen sein soll (oder teilweise auch weniger) allein lässt man sich nicht für den Verein gewinnen. Ich glaube, das kann man sich als auf die Zukunft gerichtete Hoffnung vorstellen, die ohne die Vergangen aber in dieser Weise nicht existieren könnte. Man erinnert sich zwar noch an wichtige Daten wie den 18.5.2008 oder den Abstieg 2006, doch so richig interessierte man sich noch nicht für den Verein; es sind ganz normale Erinnerungen, nichts Spezielles wo man normalerweise sagt, dass man sich sowas unbedingt bis in alle Ewigkeit behalten muss. Nein es sind eure Erinnerungen, die dafür nötig sind, die als einzige dazu in der Lage sind, eine solche Grundlage vielleicht schaffen zu können.

Daher ist das einzige, was mir dazu als Fazit einfällt: Rückt raus damit, erzählt was ihr erlebt hat, schützt die Erinnerungen ohne darin zu erstarren! Denn der ganze "Unterbau" nützt nichts ohne das was darüber kommt, Wurzeln helfen auch einem Baumstumpf nichts. Es gibt kein Ersatz für eine attraktivere Zukunft, hier stimme ich @McMett zu:
McMett hat geschrieben:[Da ist] der Punkt, anzufangen, ein neues 'früher' für den FCK und uns Fans zu erschaffen.
So viel mal zur anderen Perspektive, auch wenn ich keine Ahnung habe, ob man mein Beispiel da überhaupt stellvertretend anwenden kann. :wink:
Betzenberg - Bastion der Emotion
harryyy
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Beitrag von harryyy »

@Peifedeckel:
Sehr schön ehrlich offen authentisch geschrieben aus der anderen Perspektive ! Glückwunsch ! Auf eine gemeinsame Zukunft, auf einen neues "früher" nach dem alten früher mit unserm Betze !!!
ExilDeiwl
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Beitrag von ExilDeiwl »

Ein toller Thread! Echt klasse zu lesen, wie manche hier von den großen Zeiten berichten, die sie mit dem FCK erlebt haben. Man spürt förmlich die Begeisterung, den FCK-Wahnsinn, die Leidenschaft und teilweise auch die Wehmut in den Beiträgen. Als ich die ersten Beiträge hier gelesen habe, stand mir das Pippi in den Augen, was ich verstohlen weg gewischt habe, als meine Angetraute den Raum betrat. Eigentlich unnötig, denn sie weiß, dass ich vom FCK-Virus infiziert bin, kann ihn als Nicht-Pfäzerin und wenig Fußballbegeisterte jedoch nicht wirklich nachvollziehen. Aber das ist ein anderes Thema.

Meine Geschichte kommt sicherlich nicht an Eure Geschichten heran, die den Pathos der goldenen 80er und 90er Jahre so lebendig wiedergeben. Aber sie beschreibt ein wenig, wie mich der Virus 1. FC Kaiserslautern langsam, aber bestimmt über Jahre hinweg erwischt hat. Sie zeigt, dass es zwar förderlich und mit Sicherheit etwas ganz Besonderes ist, diese Zeiten miterlebt zu haben. Aber dass es einen allen Widrigkeiten zum Trotz voll erwischen kann...

Mich hat der Virus schon lange infiziert und die Symptome begleiten mich in vergleichsweise milder Form schon seit vielen, vielen Jahren. Aber richtig ausgebrochen ist er erst seit einigen Jahren.

Ich bin als 74er Jahrgang mitten in der Pfalz groß geworden und mein großer Bruder, dem neben dem FCK familiär bedingt auch der HSV am Herzen lag, hat dafür gesorgt, dass kein anderer Verein als der FCK mein Herz erobern konnte, insbesondere nicht der FC Bayern. Allerdings war das verfügbare Taschengeld immer zu klein, um sich ab und an mal ein Ticket für den Betze zu leisten. Und von meinen Eltern konnte ich da nicht zu viel erwarten. Ins Stadion zu gehen wurde nicht gerade gefördert. Dafür hat mich aber in zartem Jugendalter mein Bruder irgendwann als Geburtstagsgeschenk mit hoch genommen. Ich meine, es war ein Spiel gegen Leverkusen, das wir auf der Südtribüne verfolgt hatten und das 2:1 für Lautern ausging. Einstand gelungen und ich erinnere mich noch an eine Szene, in der ein gegnerischer Spieler im Kampf um den Ball zu Fall kam, der Schiri aber nicht gleich abgepfiffen hat. Der FCK-Spieler (weiß leider nicht mehr, welcher) zögerte kurz und ich schrie ihm aus kurzer Entfernung zu, er solle weiter laufen, was er dann auch tat. In dem Moment hatte ich zumindest das Gefühl, dass er meinen Ruf gehört und ich ihn beeinflusst hatte. Auch wenn der Schiri dann doch noch gepfiffen hat war das für mich ein wahnsinnig geiles Gefühl. :D

Danach gingen mein Bruder und ich gelegentlich nochmal hoch auf den Betze (wie gesagt, das Taschengeld war sehr knapp), dann aber eher in Block 9 oder 10 und dort fand ich die Atmosphäre ziemlich klasse, auch wenn wir nicht mitten im Schmelztiegel waren.

Für regelmäßige Stadionbesuche war die Kohle leider immer viel zu knapp (was waren meine Alten knausrig, wenn ich das heute betrachte...) und die Meisterschaft 90/91 habe ich nur durch die Erzählungen der Mitschüler "miterlebt", die alle zwei Wochen den Wahnsinn uffm Betze mitgemacht haben.

Als mit zunehmendem Alter mehr Kohle da war, war ich dann leider nicht mehr da, weil mich das Studium direkt nach der Schule aus der geliebten Pfalz geführt hat. Danach hatte ich leider auch nur selten die Gelegenheit, Spiele live zu sehen. Was ich mir nicht verkneifen konnte, war die Meisterschaftsfeier 98 auf dem Marktplatz in Lautern. Auch wenn ich keines der Spiele in der Meisterschaftssaison live im Stadion verfolgen konnte, die Meisterschaftsfeier musste sein und wir waren im Freudentaumel, haben uns mit wildfremden Menschen in den Armen gelegen vor Freude und haben unsere Jungs gefeiert. Wenigstens dieses Hochfest konnte ich mit meinen roten Teufeln feiern und das Meisterschafts-T-Shirt von damals habe ich heute noch und werde es im Leben niemals hergeben. Für mich war das das größte Erlebnis als FCK Fan überhaupt.

In den folgenden Jahren habe ich den Fußball leider wieder etwas aus dem Fokus verloren, habe in meiner neuen, berufsbedingten Heimat aber jedes Auswärtsspiel in der Nähe besucht. Erst in den letzten Jahren ist der Fußball und damit der Verein, für den mein Fußballherz schlägt, seit ich denken kann, wieder stärker in den Vordergrund getreten. Und wie! Nein, ich kann leider immer noch nicht zu den Heimspielen gehen - nur selten, wenn ich es in die alte Heimat schaffe. Aber ich sauge inzwischen alles auf, was den FCK betrifft und das Feuer brennt auch in diesen Zeiten, in denen es beim FCK nur mäßig läuft und die im Vergleich zu den goldenen 80ern und 90ern ein Mückenschiss sind. Der verpasste Aufstieg war ein Schlag voll in den Magen. Und doch: Der Virus ist voll ausgebrochen und ich setze alles daran, ihn meinen Kindern, insbesondere meinem Sohn weiterzugeben. Das hat zu Beginn leider nicht gut geklappt, da er als 4, 5-jähriger mit Fußball nichts im Sinn hatte. Doch ehe ich mich recht versah, haben seine Freunde ihn doch für's Kicken und dabei auch für den falschen Club gewonnen. Dass er Fan des FC Bayern München ist tut mir einerseits weh, denn das sind für mich die Feinde von früher. Doch heute muss man froh sein, dass es nicht RB geworden ist.

Aber trotz allem habe ich es geschafft, dass er meine Leidenschaft, den FCK, nicht nur respektiert, sondern dass er mitfiebert und der FCK quasi sein Zweitverein geworden ist. In der Pfalz wäre das wohl kaum denkbar (der FCK zweiter Verein nach den Bayern, pah!), aber hier, über 600km entfernt ist das schon eine Sache. Wenn wir in sein Fußballtraining gehen, dann wissen alle, dass wir Lautern-Fans sind. Er trägt das teufelsrote Dress genauso wir ich und wir besuchen gemeinsam jedes Spiel, das in unserer Nähe stattfindet. Was haben wir uns vor Freude in den Armen gelegen, als Lautern in Halle in der 90. unverhofft noch den 3:3 Ausgleich geschossen hatte. Und was waren wir niedergeschlagen, als wir das Spiel doch noch verloren hatten. Ich glaube, der FCK-Virus ist bereits in seinen Blutbahnen und macht sich Stück für Stück breit. Und ich hoffe, dass es ihn irgendwann so erwischt, wie es mich erwischt hat und dass es den FC Bayern mit der Zeit verdrängen kann.

Ihr seht, auch wenn die Bedingungen besser hätten sein können, hat mich der FCK-Virus über die Zeit doch voll in den Griff bekommen und ich wünsche mir für den FCK, dass wieder bessere Zeiten kommen. Und dass mein Sohn und ich so etwas ähnliches, wie Ihr damals in den goldenen 80ern und 90ern auch erleben dürfen. Dass das Virus jede Zelle unseres Körpers einnimmt und Party feiert, auch wenn wir so nah wie Ihr vermutlich nie dabei sein werden.
#keindeutbesser

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LEV - Teufel
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Beitrag von LEV - Teufel »

Es ist nun schon einige Jahre her, dass ich hier in dem Forum etwas gepostet habe, allerdings bewegt mich das Thema sehr und viele der bisherigen Kommentare haben mich zutiefst beeindruckt, wohl weil es mir ähnlich wie meinen Vorrednern ergangen ist. Ich bin sonst nicht der Typ, der alles im Internet über sich verbreitet und private Details preisgibt, aber jetzt fühle ich mich doch aufgefordert, etwas zum Thema beizutragen.

Hier kurz meine Geschichte:

Ich bin Jahrgang 1967 und kann mich noch daran erinnern, dass ich als kleiner Steppke mit meinem Großvater samstagsnachmittags vor dem Radio gesessen habe und die Fußballübertragungen der Sendung „Sport und Musik“ mit Kurt Brumme als Moderator auf WDR 1 gehört habe. Zunächst schleichend habe ich ein besonderes Interesse am FCK entwickelt, weil selbst im Radio die Stimmung aus dem Stadion als Besonderheit durchdrang und der Reporter aus Kaiserslautern immer die größten Probleme hatte, überhaupt verständlich einen Kommentar abzuliefern. Bei den Reportagen aus anderen Stadien empfand ich dies immer als Stimmungsabfall. Mein besonderes Interesse am Betze war also bereits durch die Radioübertragungen geweckt.
Auf der Straße lief ich dann beim Kicken mit den Nachbarskindern wahlweise als Ernst Diehl, Detlef Pirrung etc. auf und erntete Hohn und Gelächter.

Jetzt muss ich dazu sagen, dass ich aus Opladen komme, jetzt ein Stadtteil von Leverkusen. Wir sprechen hier von den siebziger Jahren, also von einer Zeit, als sich der örtliche Plastikverein noch in den Niederungen der zweiten Liga befand und niemand sich dafür interessierte. Aller meiner Klassenkameraden und Spielkameraden waren Kölner oder Gladbacher. Schließlich ging das Ganze soweit, dass ich mit meinem Taschengeld gegen Ende der siebziger Jahre regelmäßig das Stadion Heft erwarb und mit dieses zuschicken ließ. Zu Weihnachten 1979 werde ich dann wohl das erste Kind in Leverkusen gewesen sein, dass ein FCK Trikot geschenkt bekam, noch ohne Sponsoraufdruck, langarm, mit einem FCK Logo zum selber aufnähen. Nach dem Aufstieg des örtlichen Plastikvereins in die Erste Bundesliga ging ich dann regelmäßig zu den Auswärtsspielen der Roten Teufel, die in meiner Erinnerung allesamt grausam waren und jeweils Niederlagen zufolge hatten.
Die nächste Evolutionsstufe war allerdings erreicht, als ich Mitte der achtziger meinen Führerschein machte. Mit einer Ente und meinem Freund Stefan (Borussia Mönchengladbach) im Schlepptau ging es dann 1987 erstmals auf Fahrt nach Kaiserslautern, natürlich zum Heimspiel erster FC Kaiserslautern – Borussia Mönchengladbach. Auf der Rückbank befand sich Kartoffelsalat von der Mama. Ich kann mich noch wie am ersten Tag an alles erinnern, so beeindruckend war die Reise für mich. Eine Strecke 270 km, ca. 2 Stunden vor Anpfiff im Stadion angekommen. Die Spannung stieg mit jeder Minute, bis um 15:30 Uhr der Anpfiff erfolgte. Dann brach im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los und man konnte sein eigenes Wort nicht verstehen. Bei den Ecken der Gladbacher regnete es Münzen, Feuerzeuge und Bierbecher. Die Lautstärke war vergleichbar mit einem Heavy Metal Konzert in einer Wellblechhalle! Jedenfalls ging Borussia Mönchengladbach in der ersten Halbzeit in Führung. In der zweiten Halbzeit Stand Erik Thorstvedt, der damalige norwegische Nationaltorhüter der Gladbacher vor der Westkurve und wurde so fertig gemacht, dass er sämtliche Flankenbälle unterlief und bei Eckbällen ständig am Ball vorbeisprang. Trotzdem sollte es allem Anschein nach nicht zum Ausgleich erreichen, bis in der 97. Minute Wolfram Wuttke beim dritten Versuch den Freistoß ins Tor bugsierte. Danach brachen alle Dämme!

Ich weiß noch wie ich über die ganze Rückfahrt hinweg Klingelgeräusche in den Ohren hatte. So etwas kann man sich heutzutage nicht mehr vorstellen. Ich bin dann auch in den Folgejahren regelmäßig ins Stadion gegangen, wo ich nur konnte. Auf diesem Wege war es mir vergönnt, 1986 im Auswärtsspiel in Uerdingen das 3:7 zu sehen, das Pokalfinale 1990 in Berlin, die Meisterschaft 1991 in Köln, den letzten Spieltag als Vizemeister im Volksparkstadion in Hamburg 1993/1994, in neuerer Zeit 2008 die Abstiegsschlacht gegen Köln, das Pokal Viertelfinale 2009 gegen Leverkusen auf dem Betze, selbstverständlich das Pokalspiel in Leverkusen 2014 (0:1) etc..

Was soll ich sagen, man kann die alten Zeiten nicht zurückholen und die Stimmung und Atmosphäre war sowohl bei Heimspielen als auch bei Auswärtsspielen eine völlig andere. Auch jetzt noch ärgere ich mich über Beschallungsanlage und Tralala - Dauersupport, doch habe ich den Eindruck, dass der Funke immer noch glimmt und die Begeisterung jederzeit zurückkommen kann, man denke an die verlorene Relegation gegen Hoffenheim.

Wichtig ist, dass Erfahrungen wie unsere aus den achtzigern oder auch die der älteren Generation weitergegeben werden und verankert bleiben, das ist es meiner Meinung nach, was den Unterschied zu belanglosen Unternehmen wie Dosen Fußball und Golfsburg ausmacht!

Auch bei mir stelle ich fest, dass die Familie, Job etc. inzwischen einen höheren Stellenwert haben, aber die Nervosität und Hoffnung und die Emotionen sind immer noch da. Dies wird auch ein Leben lang so bleiben. Auf geht‘s, allez hopp FCK ! Wir kommen wieder!

Grüße aus dem Bergischen Land,
Sven
Paladin
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Beitrag von Paladin »

Hi. Hab zwar schon eine Weile als Gastnutzer mitgelesen, aber das ist mein erster Post, und dann gleich ein solanger, früher-war-alles-besser-Post :)

Ich weiss nicht mehr seit wann ich Fan des FCK bin. Vermutlich war ich so acht oder zehn. Damals hat mich mein bester Freund aus heiterem Himmel gefragt für welche Mannschaft ich bin (er hatte sich wohl kurz vorher entschieden Stuttgart und später Bayernfan zu sein). Ehrlich gesagt hatte ich bis dahin keinen Gedanken an Fussball verschwendet. Aus irgendeinem Grund hab ich dann spontan Lautern gesagt, und seitdem war es dann so. Wie ich auf Lautern kam, kann ich nicht sagen, niemand in meinem Umfeld hat sich je für Fussball interessiert, ausser die obligatorische WM vielleicht. Seitdem hing dann auf jedenfall abwechselnd die Deutschland- oder die (selbstgemachte) FCK-Fahne aus dem Fenster - an der Hauptstrasse eines vorderpfälzer Dorfs zu einer Zeit als die Nachbarn noch 3 Tage nach dem WM-Finale ganz unruhig meine Oma fragten wonn de Bu die Fohn widder noi holt. Vor WM 2006, war man da im Dorf nicht so freizügig mit Beflaggung.

Der FCK war auch da nicht unbedingt sooo erfolgreich sondern dümpelte eher so auf Platz 12-13 rum, also im Prinzip wie jetzt nur ne Liga höher :(. Als FCK Fan, immer mit Schal, bekam man dann recht unterschiedliche Kommentare. Im Landschulheim in der 8. Klasse trafen wir auf ein paar Norddeutsche, die sehr über die Stimmung auf dem Betze geschwärmt haben und durchweg positiv waren. Der FCK war nie ein ganz grosser, aber durch die Fans, den Betze und das es eine bodenständige Mannschaft die geackert hat war, kam nach meiner Erfahrung generell gut an. Der einzig negative Kommentar war von nem Bekannten der Waldhof-Fan war. Da war Lautern auf einem Abstiegsplatz und hatte soweit ich mich erinnere auch gerade gegen Mannheim verloren, welche auf einem UEFA Cup Platz waren. Da kamen dann die Absteigersprüche. Naja, am Ende der Saison war Lautern Pokalsieger und Waldhof auch nicht mehr lange in der Bundesliga (wobei ich sie ja schon irgendwie vermisse).

Irgendwie dauerte es aber lange bis ich dann tatsächlich mal auf den Betze kam. Mein erstes Spiel war gegen Sampdoria Genua. Mein Vater hatte es mir glaube ich zur Konfirmation oder Geburtstag geschenkt. Wir sassen auf der Süd, genau in der Mitte erste Reihe. Beim Einwurf konnte ich fast den Ball anfassen. Ich war damals überrascht wie klein das Spielfeld ist, im Fernseher sah es viel grösser aus. Keine Ahnung, war ja klar das es nicht viel anders wie jeder andere Fussballplatz sein kann :). Ab dann ging ich dann mit nem Schulfreund dessen Vater ne Dauerkarte und Parkplatz am Stadion hatte immer wieder mal hoch. Meist im Block 11, damals noch ohne Dach, was bei Regen doch eher unpraktisch war. Damals waren noch so Originale im Stadion, mit Zigarre und Batschkapp die sich drüber aufregten was für einen Scheiss die do drunne zamme spielen und renne kennen die ah net, die sinn jo all dabbisch. Schön war's, der Unterhaltungswert auf den Rängen war oft höher als beim Spiel.

Beim letzten Heimspiel vor der Meisterschaft gegen Gladbach, fuhren wir mit dem Zug hin und haben 20 Mark fuhr das Zugticket bezahlt was eine Menge Geld für uns war. Am HBF K'lautern fiel der erste Fan dann schon aus, er hat sich bis nach dem Spiel in der Unterführung den Suff ausgeschlafen und ist danach mit uns wieder zurück gefahren. Wir gingen jedenfalls hoch, ohne Karte und haben die ganze erste Halbzeit die Ordner beschwatzt uns reinzulassen, was sie uns zur Pause dann auch liessen wo wir dann den Rest des Spiels in der Ostkurve geguckt haben. Die Heimfahrt war deprimierend und als wir dann mit unseren Schals und FCK Westen aufs Dorffest kamen haben alle nur gemault, "die schaffens jo eh net, die deppe". Haha. Das "Endspiel" in Köln haben wir dann bei uns im Ort in einer Kneipe angeguckt, meine Fresse war da was los. Den Rest des Wochenendes habe ich dann damit verbracht jede kleine Berichterstattung von ARD bis RTL auf VHS aufzunehmen. Die Kassette hab ich heute noch, nur leider keinen Videoplayer mehr. Zur Meisterfeier gings dann wieder nach Lautern in die Innenstadt.

Diese Saison war ich nach 15 Jahren zum ersten Mal wieder auf dem Betze. Da ich nicht mehr in Deutschland wohne, ist es leider nur selten möglich das ich in der Pfalz sein kann und dann gleichzeitig ein Heimspiel ist. Ich hatte meiner Tochter versprochen mal mit ihr hinzugehen und gegen Union Berlin war es dann soweit, der Flug war dank Herbstferien übel teuer. Gott sei Dank haben sie die Betzepremiere meiner Tochter nicht versaut und gewonnen :). Ich muss zugeben, ich war etwas geschockt. Ich darf ja nicht motzen, ich bin selbst nicht im Stadion um es besser zu machen. Aber zu sehen wie leer die Ostkurve ist, ich war wegen meiner Tochter im Familienblock, tut schon weh. Die original Pälzer Dummschwätzer mit Zigarre und geballtem Fussballwissen, sind wohl schon lange nicht mehr da (wahrscheinlich sind die generell ausgestorben). Hinter mir sass wohl noch eine Mutter die zum ersten mal seit langem wieder da war und ihren Kindern erzählt hat was früher alles besser war. Mitgesungen hat sie aber auch nicht. War recht einsam als gefühlter Einziger in der Ost den Schiri auszubuhen :). Auch bei Eckbällen hat keiner mehr mitgemacht oder mal den Schal "gewedelt". Als ich noch in der Schule war hat mein Freund immer gemeint in den Block 8 kann man nicht gehen, da kriegt man vor lauter Fahne und Schal wedeln Mittelohrentzündung :D

Ich muss zugeben das ich einige Schwierigkeiten habe mich damit anzufreunden das auf dem Betze das allgegenwärtige obligatorische You'll never walk alone gesungen wird. Für mich gehört das Lied nach Liverpool, das das jetzt jeder nach macht, naja. Auf der Ost hat man auch kaum verstanden welche Lieder gesungen wurden, liegt aber wohl hauptsächlich daran ich die meisten einfach nicht mehr kannte. Rot-Rot-Weiss-Rot, wir saufen bis zum Tod ist wohl aus verständlichem Grund nicht mehr ganz so aktuell. :)

Auf jeden Fall hat der FCK jetzt zwei Teufelsbandenmitglieder mehr und beide meine Kinder wurden mit Socken, Trikot und Schal ausgestattet. Auch die kleinen Plüschteufelchen und den Autogrammkartensatz anno 1989/90 hab ich wieder rausgekramt. Mich hat so langsam das Betzefieber wieder gepackt und ich fange schon an zu gucken wie ich meine Deutschlandreisen nach dem Bundesligakalender anpassen kann. Wobei es die DFL mir nicht wirklich einfach macht wenn man Flüge buchen muss, etc. ist es recht ätzend bis ein paar Wochen vorher nicht zu wissen ob das blöde Spiel jetzt Freitags, Samstags, Sonntags oder doch Montags ist. Wie schön war es noch als alle Spiele Sa 15:30 waren, ein grosser Fussballtag wo man auf dem Heimweg im Radio die Ergebnisse der anderen Spiele sich angehört hat.
Paladin
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Beitrag von Paladin »

Als ob ich nicht schon genug geschrieben hätte, noch ein paar kurze Kommentare:

Ich weiss Pyro ist extrem, zu recht, umstritten und ich will gar keine Diskussion darüber anfangen, aber es sah schon mächtig aus wenn die komplette West beim Einlaufen in Roten Nebel gehüllt war. Ne Hölle ohne Rauch kühlt halt doch ein bissl ab :).

Ich glaube das Hauptproblem ist, das die nachkommenden Generationen nicht mehr so selbstverständlich sich mit dem Betze identifizieren wie das früher war. Es gibt halt mittlerweile Fussball überall und ständig, der FCK ist nicht mehr der einzige Verein in der Region, definitiv nicht der Erfolgreichste - aus den Augen eines 10-jährigen betrachtet. Heute interessieren sich die Meisten doch eh mer um Champions League, Barcelona und Co als um Lokalderbys. Wer weiss was ich meinem Freund geantwortet hätte wenn ich heute nochmal 10 wäre und nach meinem Verein gefragt würde. Da können die 80er schon noch was machen um das weiterzugeben. Tradition ist das Einzige was den FCK noch heraushebt, sie darf halt nur nicht öde als Balast der ewig Gestrigen aufgefasst werden. Was den Mythos FCK ausmacht, sind nicht die Spieler, das sind die Fans.
babsack
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Beitrag von babsack »

Ich habe den Eindruck, das die Spieler früher mehr Kondition hatten wie heute.
Oder man hat besser mit seinen Kräften gehaushaltet.

Wenn ich daran denke wie oft man ab der 70. Minute auf einmal nochmals angefangen hat richtig Fußball zu spielen, da kommt von unseren Jungs aktuell nicht mehr so viel.

Seit längerem habe ich den Eindruck, das wir gerade im Fitnessbereich stark nachgelassen haben und bei weitem nicht mehr die Fitness in der Mannschaft oder zumindest in Teilen der Mannschaft vorhanden ist wie man diese früher gewohnt war.

Kann aber auch sein, das mich mein Gefühl trügt.
kai900
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Beitrag von kai900 »

Mir kommt es auch so vor als das wir das letzte mal unter Kurz 90+X Minuten richtig rennen konnten. Was man allerdings sagen muss das Spiel ist sehr viel schneller geworden. Heute laufen die Spieler 12/13km pro Spiel das hätte in den 80er und 90er für 3 Spiele gereicht.
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mastawilli
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Beitrag von mastawilli »

kai900 hat geschrieben:Mir kommt es auch so vor als das wir das letzte mal unter Kurz 90+X Minuten richtig rennen konnten. Was man allerdings sagen muss das Spiel ist sehr viel schneller geworden. Heute laufen die Spieler 12/13km pro Spiel das hätte in den 80er und 90er für 3 Spiele gereicht.
Leider ist das genau so. Auf Youtube gibt es ja von "Australautern" unmengen an historischen FCK Videos. Darunter auch zwei 10-minütige Videos von der 2. Halbzeit von FCK - Bayern 1997/1998. Der 2:0 Heimsieg kurz vor Weihnachten... ich war erschrocken, als ich das neulich gesehen habe. Wie da teilweise der Ball minutenlang von einzelnen Spielern (Scholl, Hamann, Sforza uvm.) durchs Mittelfeld Zentrum getragen wird, ohne ihn unter Druck zu setzen. Bei beiden Teams. Wie wenig Bewegung dort im Spiel vorhanden ist, aber eben auch nicht notwendig war, denn durch die damalige Spielweise mit Libero und zwei IVs konnte dann auch immer ein öffnender Ball auf die Flügel gespielt werden was heute durch zwei AVs quasi so nicht mehr geht.
Alle Teams machen nur noch dicht, dicht, dicht, setzen ballführende Spieler immmer unter Druck ohne wirklich zu wissen, was sie denn eignetlich mit dem Ball tun würden, wenn sie ihn dadurch wirklich bekämen. Das verhindert den Angriff von Team A ohne gleichzeitig einen Angriff von Team B zu erzeugen. Dann haben wir am Ende so Spiele wie zuletzt gegen Aue.
Ohne die Dosenöffner Standardsituation geht dann gar nix mehr. Und nur deshalb sind wir 2010 auch aufgestiegen, weil immer nen Dosenöffner dabei hatten. Gegen Fürth, Duisburg, Pauli, 2x Union, Rostock, KSC, RWO, 1860... wurden alle durch Standards eröffnet...

Der Fußball hat sich massiv verändert. Viel schlimmer ist es wenn ihr euch mal das WM Finale '90 anschaut... Nicht die Highlights, sondern wirklcih mal 20-30 Minuten Spiel. Man fragt sich echt "hat der Schiri gepfiffen? Warum läuft der da mit Ball am Fuß so gemächlich? Wo soll denn der Freistoß ausgeführt werden?".. dabei ist das Spiel gar nicht unterbrochen.

Wenn man sich nur Highlights ansieht, merkt man das heute gar nicht mehr. Man erinnert sich an diese Minuten einfach nicht mehr. Heute heißt es imer nur, die Mannschaft hat am Ende zu wenige Körner. Dass die Jungs aber 90 Min angelaufen werden bzw. umgekehrt die Gegner permanent an- und zulaufen sieht da erstmal keiner.

Natürlich ist es so, dass der Gegner am Ende mehr luft hat, der technisch besser ist und den anderen mehr laufen lassen kann. Aber dass es kaum noch schwungvolle Druckphasen zum Spielende hin gibt, ist denke ich überall mittlerweile zu beobachten. Klar beanspruchen wir die typische "Betze Nachspielzeit" für uns. Aber dass Heimteams in den letzten 10 Minuten nochmal Gas geben, das ist keine Lautrer Erfindunung. Und mittlerweile ist es fast überall so... wenn in der 81. Minuten irgendwo ein 1:2 fällt... ist das Spiel damit auch gegessen. Aufm Platz und auf den Rängen.
WolframWuttke
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Beitrag von WolframWuttke »

babsack hat geschrieben:Ich habe den Eindruck, das die Spieler früher mehr Kondition hatten wie heute.
Oder man hat besser mit seinen Kräften gehaushaltet.

Wenn ich daran denke wie oft man ab der 70. Minute auf einmal nochmals angefangen hat richtig Fußball zu spielen, da kommt von unseren Jungs aktuell nicht mehr so viel.

Seit längerem habe ich den Eindruck, das wir gerade im Fitnessbereich stark nachgelassen haben und bei weitem nicht mehr die Fitness in der Mannschaft oder zumindest in Teilen der Mannschaft vorhanden ist wie man diese früher gewohnt war.
Definitiv nicht! Der Fussball ist immer schneller und athletischer geworden und unsere Bundesligamannschaft der 90er haette zumindest von der Fitness her gegen unser heutiges Team keine Chance.

Trotzdem teile ich deinen Eindruck, dass wir unter Foda, Runjaic, K5S und Korkut nie wirklich einen ueberdurchschnittlich fitten Eindruck gemacht haben. Das belegen z.B. auch unsere Gegentore/Tore in der Schlussphase.

Wenn Meier es schafft, die Mannschaft laeuferisch und kaempferisch zu verbessern sind wir auf einem sehr guten Weg.
http://fck.de/de/fck-der-club/mitgliedschaft/
babsack
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Registriert: 22.12.2009, 02:51

Beitrag von babsack »

Ich gebe euch ja teilweise recht, klar wird heute anders als früher gespielt, umso wichtiger ist es, über ein gute bis sehr gute Kondition zu verfügen um Mannschaften die sich nur hinten reinstellen oder versuchen auf Konter zu spielen Paroli zu bieten. Wenn man Anfangs nicht durch kommt, muss man eben über längere Zeit versuchen das Tempo hoch zu halten, damit der Gegner Fehler macht, die man dann aber auch nutzt.

Auch da bewegen wir uns heute meiner Meinung nach eher im Liga Mittelfeld.
Aber die Saison ist ja noch lange, da lass ich mich gerne noch eines besseren belehren.
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