Allgemeine Fan-Themen und Fragen zu selbigen.

Beitragvon hardy68 » 21.12.2016, 09:34


Bild
Die Westkurve beim Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen VfB Stuttgart am 09.05.1987 (Endstand: 3:0); Foto: Imago/Sportfoto Rudel

Kummt Senf druff
FCK-Fan aus den 80ern – Fluch oder Segen?


War früher alles besser? DBB-Gastautor hardy68 hat sich diese Frage in Bezug auf den 1. FC Kaiserslautern gestellt und kommt zu einem gemischten Fazit.

Ich bin ein Kind der 80er. Ich besuchte Freunde, ohne mich per Facebook oder WhatsApp zu erkundigen, ob sie Zeit hätten. Wir machten an manchen Tagen einfach nix. Heute chillt man. Kommt wohl auf das gleiche raus. Wir gingen samstags um 15:30 Uhr auf den Betze und gingen danach meist gut gelaunt wieder heim. Wir schauten uns so Gegner wie Uerdingen, Wattenscheid und Homburg an und freuten uns auf Bayern, Hamburg, Stuttgart und Frankfurt. Im Prinzip war es einfach, wir waren der Kleine, aber jeder hatte Schiss vor uns. Vor dem Team und vor den Fans! Wir waren die Bauern aus der Pfalz.

Man kaufte sich ein Trikot und machte den Namen seines Lieblingsspielers drauf. Der spielte meist auch nächste Saison und darüber hinaus bei uns. Bei uns, also nicht bei denen da oben oder beim FCK, nein, bei uns!

Die Einheit vom Betzenberg: Wir gegen die

In der Kurve gab es auch schon die Aggressiven und die Netten. Man kannte sich nicht, aber man freute sich immer, wenn man sich sah. Man gehörte dazu. Man war eine Einheit. Wir gegen die, die es sich erdreisteten, die Punkte vom Betze mitnehmen zu wollen. Unfassbar. Wir hatten manch schlimme Trainer wie Rudi Kröner oder Gerd Roggensack. Wenn es eng wurde, hat man die gefeuert und Ernst Diehl zog den Karren aus dem Dreck. Aber wir waren selbstverständlich in der ersten Liga und dieses andere Zeug wie Mainz, Hoppenheim und Co. war einfach nicht existent.

Und heute? Heute ist alles anders. Ich weiß nicht, wie manche die Kraft hernehmen, sich immer noch jedes Spiel anzutun. Wenn ich mir ein Spiel auf dem Betze anschaue, freue ich mich mittlerweile schon mehr auf die Wurst und das Bier als auf das Spiel. Ich schleiche danach den Berg runter und bin wieder depressiv. Ich will nicht sagen, dass grundsätzlich früher alles besser war, aber es war hoffnungsvoller. Das liegt aber ganz klar an der komischen Sicht, die man auf die Vergangenheit hat. Wir hatten ja auch Waldsterben, Angst vor Atomkrieg usw.

Vielleicht liegt es auch am Alter, die Prioritäten verschieben sich. Es gab Zeiten, da war die Woche für mich gelaufen, wenn mein FCK verloren hat. Heute ist es zwar traurig, aber man konzentriert sich dann auf die Arbeit oder seine anderen Hobbies und denkt nicht weiter drüber nach. Erst ein oder zwei Tage vor dem nächsten Spiel kribbelt es wieder ein wenig in den Fingern. Was sagt mir das? Das FCK-Blut ist noch in mir, aber es hat sich leider viel verändert. Zu viel. Es ist nicht mehr mein Fußball.

Wie seht Ihr das, FCK-Fans der 80er?

Ich habe ja so ziemlich alle Gefühlsebenen mit meinem FCK durchgemacht und möchte trotzdem keine davon missen. Ich bin froh, die glorreichen Zeiten in den 90ern mitgemacht zu haben. Als ganz kleines Dorf (so fühlte man sich) es den großen Bayern gezeigt zu haben. Danach waren wir selbst ein Teil der Großen. Ich fand es auch toll. Man war Teil des Ganzen! Dass wir dann Größenwahnsinnig wurden steht auf einem anderen Blatt. Aber mir tun die jungen Leute von heute schon leid, nein, ich korrigiere, ich bewundere die jungen Fans sogar. Dafür, dass Ihr Fans seid, obwohl Ihr mit dem FCK mehr leiden müsst als Freude zu erleben. Eigentlich so wie wir vor den 90ern. Geschichte wiederholt sich! Vielleicht auch für die Jüngeren unter uns.

Mir war einfach danach, diese Zeilen mal runter zu schreiben. Wie geht es den anderen aus den 80ern? Wo nehmt ihr die Motivation her? Oder habt ihr schon abgeschlossen mit allem?

(Gastautor hardy68, wie sein Name schon sagt Jahrgang 1968, wurde mit dem FCK-Gen geboren: Weil Werner Liebrich ein Cousin seines Vaters war, heißt er im wahren Leben ebenfalls Werner. Sein erstes Spiel war Anfang der 70er Jahre in Block 7 gegen den KSC, die großen Erfolge der 90er erlebte er alle mit, heute sitzt er meistens auf der Südtribüne.)

Quelle: Der Betze brennt / Gastautor hardy68


Da aber Weihnachten ist, wünsche ich UNS ALLEN wieder unseren FCK zurück, wie ihn jeder mal gekannt haben sollte. Und zwar BALD!
Euch allen fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch!

Ole FCK

hardy
Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme! (Thomas Morus)



Beitragvon Odenwalddevil » 21.12.2016, 12:17


100% Zustimmung

Es wurde auch noch Alkohol getrunken und keine Alkopops oder so ein Mist. Gezündelt wurde auch und es ist nie was passiert: "Stimmung Marke 2000". Dieter Kürten vor dem Barca-Spiel.

Wenn man schwarze Sau gerufen hat oder ähnliches wurde man nicht gleich blöd und pikiert angeschaut. Es gab mal außerhalbs ein paar Watschen und Klatschen und alles war gut. Es wurde erzählt und nicht gepostet...



Beitragvon gyula65 » 21.12.2016, 13:20


Seit 1963 bin ich uffm betze und habe jedes Jahrzehnt miterlebt .alle höhen und tiefen. Ich bin halt ein alter Traditionalist und kann mich mit der 2liga. Nicht anfreunden .aber. Wie manche hier über unseren Verein schwadronieren ist gelinde ausgedrückt eine Schweinerei diskutieren-soll und muss sein !! Aber mit Anstand und würde gegenüber den handelnden Personen im Verein und Umfeld !! Feuer gibt es bei mir nur fuer den Gegner !! Und das mit Leidenschaft ! Ein Fluch ist für mich die2liga ein Segen ist für mich FCK FAN zu sein!!! Frohe Weihnachten zusammen und auf ein neues uffm. BETZE!!



Beitragvon thoja » 21.12.2016, 13:49


"dann gabs halt auf die frese und dann war gut"... und im selben atemzug von der "guten alten zeit" zu reden...damit ist alles gesagt. :nachdenklich:
Fußball
Chaos
Kaiserslautern



Beitragvon crombie » 21.12.2016, 14:42


thoja hat geschrieben:"dann gabs halt auf die frese und dann war gut"... und im selben atemzug von der "guten alten zeit" zu reden...damit ist alles gesagt. :nachdenklich:


ja, damit ist alles gesagt: nämlich, dass dann auch wieder gut war - und nicht wie gegen KA im station schlachten ausgetragen wurden oder wie von DD-anhängern familienbusse mit baugerät angegiffen wurden...

oder wie heute üblich auf den gegner weiter einzutreten, wenn der schon hilflos am boden liegt.

naja, früher war nicht alles besser, aber einiges. vor allem beim FCK :teufel2: das kann man schon so unterschreiben.
"Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben."
Fritz Walter


SUCHE: VfB & FCK T-Shirt, dass ich mal auf der Süd in Block 6(?) gesehen habe. Ultras? Bitte PN, danke!



Beitragvon Gute alte Zeit » 21.12.2016, 15:16


Ich kann nur zustimmen, obwohl ich mich als Kind der 70iger sehe. Ob viel Alkohol getrunken wurde ? Ich habe in über 40 Jahre zusammen keine 5 Bier und 2 Glühwein getrunken. ( über 20 Jahre Dauerkarte) Zu guten FCK Zeiten wurde nicht gezündelt. Beim beim 7:4 gegen Bayern oder dem 5:0 gegen Real Madrid hat nichts gebrannt.



Beitragvon kai900 » 21.12.2016, 16:20


Das zündeln kam ja erst 89/90 auf. Es wurde damals aus anderen Beweggründen gezündelt als heute. Heute wird gezündelt um eine Choreo zu zeigen und sich selbst zu feiern wie geil das aussieht, damals wurde gezündelt um dem Gegner Angst zu machen und der eigenen Mannschaft zu zeigen wir sind da wir stehen hinter euch.

Die damalige Zeit wird heute trotzdem oft verklärt wiedergegeben. Die Stimmung war nicht immer gut dazu brauchte es schon besondere Spiele entweder ein Derby oder ein besonderes Spiel mit Aufholjagd oder ein kleines pfälzer Dorf hat sich mal wieder gegen den Abstieg gewehrt. Ich kann mich an Spiele gegen Bochum, Wattenscheid, usw erinnern da waren kaum 12.000 im Stadion und an den Bierständen mehr los als auf den Tribünen weil die Mannschaften keine Sau interessiert haben.
Willst du bequem nach Hause laufen musst du Roschi Schuhe kaufen



Beitragvon FCK58 » 21.12.2016, 17:33


Gute alte Zeit hat geschrieben:Beim beim 7:4 gegen Bayern oder dem 5:0 gegen Real Madrid hat nichts gebrannt.

Nicht gebrannt. Nur gebebt. :wink:
Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.
Hermann Hesse



Beitragvon Lonly Devil » 21.12.2016, 19:18


@hardy68
Volle Zustimmung! Eigentlich müsste hier ein Fullquote sein.

Tja, woher nehme ich noch meine Motivation. Der 1,. FCK ist ein über die Jahre gewachsenes und verinnerlichtes Hobby, das ich ganz einfach nicht vermissen will.

Zu Fluch oder Segen? Ich frage mich des Öfteren: Soll ich die "Nachrücker", ca. ab 2002, Bedauern oder Beneiden? :nachdenklich: Denn sie wissen nicht wirklich, was verloren ging und vermissen es daher auch nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=48grx-7 ... H-y_g9MkxO
Zitat: "Willst Du Unkraut dauerhaft vermeiden, musst Du die Wurzel ausreißen."
Gott mag gewisse Machenschaften eventuell vergeben, ICH NICHT!



Beitragvon Gifhorner » 21.12.2016, 20:49


Mein Erstes war Saison 79/80, Betze dann 80/81, bin überwiegend Auswärts weils zum Betze knapp 500 Km sind. War früher trotzdem so 2-3 pro Saison aufm Betze, war immer was Besonderes. Die Stimmung war damals immer brutal laut und aggressiv, auch bei 15.000. Es war immer geil. Auswärts war halt immer Nervenkitzel, bei einigen Blockstürmen der gegn. Hools hatte ich einfach nur Glück. Kann mich noch an ein Spiel in Bremen erinnern, wir waren an einem Freitagabend od. wras innerhalb der Woche, mit ca. 20 bis 30 Leute im Block!!!! Ach, war das damals alles schön. Emotionen pur...auf Platz und im Block. Heute bin ich zwar immer noch dabei, immer noch überwiegend auswärts, aber es berührt mich nicht mehr so wie damals. Identifikation der Spieler mit dem Verein gibt es halt nicht mehr, der verein bedeutet ihnen nix und das merkt man. Der Funke kann nicht mehr überspringen. Schade, aber wohl nicht zu ändern. Spieler wie Poller, Mwene, Koch, Görtler...vielleicht bringen sie ein bißchen Betze Feeling zurück.



Beitragvon Thomas » 13.01.2017, 16:10


*Thread nach oben schieb*

Mit Erlaubnis von hardy68 haben wir seinen Text als Gastkolumne auf die DBB-Startseite gezogen. Die Weihnachtsgrüße sind zwar nicht mehr ganz aktuell ;), die Gedanken über damals und heute aber schon. Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen und beim Plaudern!
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon BetzeFäään » 13.01.2017, 16:59


FW 1920 hat geschrieben: es ist auch nicht mehr mein Fussball, aber immer noch mein FCK.


Für mich der Satz der eigentlich mein Empfinden genau beschreibt.Bin zwar kein Kind der 80er sondern der 90er aber trotzdem passt es einfach perfekt zu meiner Gefühlslage.
Am Ende bleibst du doch mehr als die meisten je verstehen werden, 1.FC Kaiserslautern e.V. gestern heute und für immer.



Beitragvon maremer » 13.01.2017, 17:53


Hallo,
das ist das erstemal, daß ich hier etwas schreibe, aber nachdem ich die Zeilen von Hardy gelesen habe habe ich mich wiedergefunden. Meine Frau sagt immer "was du noch im Kopf hast gibt es nicht mehr" und ich muß leise zugeben "ja leider". Ich habe die legendären Spiele gegen Bayern, Barcelona, Madrid alle live erlebt. War 12 Jahre Dauerkartenbesitzer ein "Härting und ein Bier" war Pflicht. Habe die erste Einwechslung von Briegel mit einem lächeln ( wie viele damals) erlebt und und und.....
Und heute tut es nur noch weh wenn man alles verfolgt.
Wenn ich sehe gegen wen wir heute verlieren denke ich immer "die hätten früher unter Woche zum Training auf dem Nebenplatz" kommen dürfen. Es ist schade und tut richtig weh, denn als Pfälzer hat man dieses unbändige "FCK-Gen" im Blut und das lässt sich nicht so einfach abschalten.
Also Hardy, ich kann alles bestens nachvollziehen und wünsche uns "Alten" daß wir doch noch bessere Zeiten erleben. Ich grüße alle leidgeplagten FCK-Fans ! MAREMER



Beitragvon Schdolberhannes » 13.01.2017, 18:06


Mein erstes Spiel war 87/88 gegen Schalke. 5:1, 5x Hartmann. Meine Onkel haben mich mitgenommen. Danach wurde ich zum Maskottchen. Immer wenn ich oben war, wurde auch gewonnen. Meine erste Niederlage stammt aus dem Jahr 1989, wo wir ja auch fast abgestiegen waren. Dann das Pokalfinale, die Sensation. Meisterschaft 1991 und mein erstes Auswärtsspiel in Köln. Das werde ich nie vergessen! Nach der Geburt meines Sohnes mein schönstes Erlebnis. Sowas wird es nie mehr geben. War das eine Stimmung...
Die Jahre danach waren wir plötzlich wer. In der Bundesliga immer oben dabei, die Bayern Jahr für Jahr wenigstens geärgert. Im Pokal 6:3 gegen Dortmund. Was haben wir die damals gehasst. Weltauswahl mit Reuter, Kohler, Sammer, Möller. Als die den Rasen betraten musste man sich die Ohren zuhalten! Dann 96 der Abstieg. Auch da war ich auf dem Betze. Unvergessen ein einzelner Fan, der vor mir die Treppen runterlief. Er klopfte mir auf die Schultern: "Jetzt erst Recht, Junge!" Das dies der Slogan für ein ganzes Jahr werden würde wusste damals keiner. Dann Rehhagel. Was für Zeiten. Wir freuten uns nach jedem Spiel auf die Interviews, wenn er den Leuten von Premiere den Fussball erklärte;-)
Was hatten wir für Spieler: Schjönberg, Wagner, Ratinho, Buck, Sforza, Marschall und natürlich noch Ehrmann!!! Er war nicht der Beste im Tor, aber er spielte mit Leidenschaft. So wie viele andere mit ihm. Deswegen erreichten wir so vieles, schafften so manche Sensation. Doch eigentlich kam nach der Meisterschaft 98 der Knick. Klar, in den Jahren danach waren wir oft noch international unterwegs, Djorkaeff war sicherlich einer der besten Fussballer, die ich im FCK-Dress gesehen habe. Vor allem bei dem Spiel gegen Tottenham - bei dem wir uns eigentlich betrinken wollten und erst nach dem 6.Pils merkten, dass da gar kein Alkohol drin ist :teufel2: . Die 00er Jahre waren geprägt vom Aufstieg des Miro Klose, denn man verscherbelte, um am Leben zu bleiben. Der Totengräber des Verein, Rene C. Jäggi, hat uns von der Klippe gestoßen, an die uns Atze gebracht hat. Seitdem war viel Leid, viel Hoffnung die begraben werden musste. Hoffnung habe ich auch heute noch vor jeder Saison. Doch sie wird immer kleiner. Jedes Jahr eine neue Mannschaft, Integrationsfiguren wie Willi sch... auf unsere Werte. Das war bis heute der schlimmste Abgang überhaupt. Ich möchte nicht sagen nie, aber ich denke heute nicht, dass es jemals ein Spieler wieder auf mein Trikot schaffen würde. Ich lasse mir heute meinen eigenen Namen aufdrucken, denn ich bleibe... für immer!



Beitragvon Westkurvenalex » 13.01.2017, 18:23


Mein erstes Spiel uffm Betze war Anfang der 90er gegen Dortmund und ging 0:0 aus. Seitdem machte ich knapp 20 Jahre alle Heimspiele mit. Ich stand in der Westkurve Block 6, schaute mit traurigen Augen gegen Block 7 und 8, in die ich nicht reinkam. Geparkt hatten wir immer in der Zollamtstraße und sind dann erstmal ein Bier zischen gegangen. Damals war die Zollamtstraße noch eine Rumpelstrecke und Staufalle, insbesondere an ausverkauften Spieltagen. Die Kutte (sie existiert noch zu Hause) wurde mit immer mehr Aufnähern versehen und wenns hochkommt 1x alle 2 Jahre gewaschen (wenn überhaupt, deshalb fasst die meine Frau nicht an).
Wenn Samstag kein Heimspiel war, machte man das Radio an und hörte Konferenz im SWR oder war selbst vor Ort.
Zu Hause im Block traf man die alten Bekannten und es gab die neuesten Gerüchte.
Handy gabs noch nicht und wenns gegen Ende der Saison eng wurde, nahm man das Radio mit Kopfhörer mit.
Ja, die Stimmung war eine andere als heute. Manchmal gab es Phasen der fast absoluten Ruhe, das störte aber keinen. Wenn es dann aufs gegnerische Tor zuging, wurden die Tribünen laut.
Aus einer Ecke der Westkurve wurde etwas angestimmt und der Rest machte mit. Kein Megafon, keine Dauerfahnenschwenker, keine ewig langen Lieder zum Einschlafen. Schlicht und ergreifen spielbezogene Stimmung.
Damals glaubte ich nie im Leben dran, das wir absteigen und eine Dauerkarte in der 2. Liga pachten. Man war stolz auf den FCK, stand hinter der Mannschaft und wenn im Fernseher sich mal wieder irgendjemand über die bösen Pfälzer aufregte war man noch stolzer. Keiner beschwerte sich, wenn mal wieder eine Fackel brannte, die Medien verkündeten bei einem Platzsturm (Köln, oder Meisterjahr 98) nicht den Einmarsch der Taliban.
Ja, die 80er und 90er hatten etwas besonderes, ein Gefühl der Hoffnung und in gewisser Weise auch ein Gefühl der ewigen 1. Liga. Heute ertappe ich mich, das ich manchmal auf die Uhr schaue und mir einfällt, das heute Spieltag ist und das Spiel schon 10 Minuten läuft. Zu Heimspielen gehe ich entfernungsbedingt nur noch selten. Manchmal wünsche ich mir die 80er und 90er zurück (nicht nur wegen dem Fußball). Es war irgendwie entspannter, lockerer.



Beitragvon Betzepowerwurst » 13.01.2017, 18:43


mein erstes Spiel war 88/89 gegen den FC Homburg, wirhaben damals 1:0 gewonnen und somit habe ich auch die goldene Zeit vom Betze miterlebt. Ich kann dem Artikel auch zu 100% zustimmen! Das was wir heute erleben ist das Methadon vom damaligen Vollrausch!



Beitragvon Dubbe » 13.01.2017, 19:45


Westkurvenalex hat geschrieben:Mein erstes Spiel uffm Betze war Anfang der 90er gegen Dortmund und ging 0:0 aus. Seitdem machte ich knapp 20 Jahre alle Heimspiele mit. Ich stand in der Westkurve Block 6, schaute mit traurigen Augen gegen Block 7 und 8, in die ich nicht reinkam. Geparkt hatten wir immer in der Zollamtstraße und sind dann erstmal ein Bier zischen gegangen. Damals war die Zollamtstraße noch eine Rumpelstrecke und Staufalle, insbesondere an ausverkauften Spieltagen. Die Kutte (sie existiert noch zu Hause) wurde mit immer mehr Aufnähern versehen und wenns hochkommt 1x alle 2 Jahre gewaschen (wenn überhaupt, deshalb fasst die meine Frau nicht an).
Wenn Samstag kein Heimspiel war, machte man das Radio an und hörte Konferenz im SWR oder war selbst vor Ort.
Zu Hause im Block traf man die alten Bekannten und es gab die neuesten Gerüchte.
Handy gabs noch nicht und wenns gegen Ende der Saison eng wurde, nahm man das Radio mit Kopfhörer mit.
Ja, die Stimmung war eine andere als heute. Manchmal gab es Phasen der fast absoluten Ruhe, das störte aber keinen. Wenn es dann aufs gegnerische Tor zuging, wurden die Tribünen laut.
Aus einer Ecke der Westkurve wurde etwas angestimmt und der Rest machte mit. Kein Megafon, keine Dauerfahnenschwenker, keine ewig langen Lieder zum Einschlafen. Schlicht und ergreifen spielbezogene Stimmung.
Damals glaubte ich nie im Leben dran, das wir absteigen und eine Dauerkarte in der 2. Liga pachten. Man war stolz auf den FCK, stand hinter der Mannschaft und wenn im Fernseher sich mal wieder irgendjemand über die bösen Pfälzer aufregte war man noch stolzer. Keiner beschwerte sich, wenn mal wieder eine Fackel brannte, die Medien verkündeten bei einem Platzsturm (Köln, oder Meisterjahr 98) nicht den Einmarsch der Taliban.
Ja, die 80er und 90er hatten etwas besonderes, ein Gefühl der Hoffnung und in gewisser Weise auch ein Gefühl der ewigen 1. Liga. Heute ertappe ich mich, das ich manchmal auf die Uhr schaue und mir einfällt, das heute Spieltag ist und das Spiel schon 10 Minuten läuft. Zu Heimspielen gehe ich entfernungsbedingt nur noch selten. Manchmal wünsche ich mir die 80er und 90er zurück (nicht nur wegen dem Fußball). Es war irgendwie entspannter, lockerer.


Fullquote!
Ganz meine Erfahrungen und Erlebnisse. Alle Höhen und Tiefen durchgemacht und heute immer noch mit dem Herzen dabei, jedoch mit weniger Live-Präsenz im Stadion (hat mit meinem Wohnort Düsseldorf zu tun)...
Mein erstes Spiel war in der Saison 75/76 gg. Braunschweig, ein Bruder meines besten Freundes hatte mich damals mitgenommen (da war ich zehn)
"Ich glaube jeder, der in dieser Region aufwächst und nicht verdorben ist und Bayern-Fan ist, der lebt Kaiserslautern!" Jean Zimmer



Beitragvon BadenTeufel8493 » 13.01.2017, 19:55


Die Ironie ist, dass ich beim letzten Heimspiel gegen Aue genau dieselbe Frage einem älteren Veteranen gestellt habe.
Einer der über die Art und Weise wie unsere "Roten Teufel" brav und bieder sich zu einem weiteren torlosen Remis gekuschelt haben, beinahe Tränen in die Augen bekommen hat. Zumindest als er dann angefangen hat es mit dem FCK zu vergleichen, den er von früher kannte.
Ich im Vergleich war zwar auch enttäuscht aber irgendwie kann ich nicht behaupten, dass mich solche Auftritte aus der Fassung bringen würden. Ich kenne es kaum anders, wenn man es zynisch ausdrücken möchte.
Ich bin Fan seit 03/04. Genauergesagt seit dem 4:2 gegen die Hertha nach 0:2 Rückstand (drei Klose-Tore). Dass dies eines der letzten typischen Betze-Spiele überhaupt war, dürfte wohl alles weitere erklären.
Fast jede Saison verlief oder endete seitdem enttäuschend. Meine Idole damals waren noch Klose, Lokvenc, Hristov und Wiese. Und ich muss immer noch sagen, dass dies tatsächlich immer noch mit die "echtesten Typen" waren, die ich in FCK-Trikot sehen durfte.
Klar, es gab diese einzelnen Momente, die mich richtig beseelt haben. Die mir dieses besondere FCK-Gefühl gegeben haben. Die Aufstiegssaison, die Rückkehr in Liga 1. Siege gegen Bayern und Schalke, der Pokalerfolg in Leverkusen Anfang 2014. Sehr rar gesäte Ereignisse, die dafür aber umso größer waren.
Auch das wichtigste Spiel der Vereinsgeschichte, 2008 gegen Köln habe ich live miterlebt. Jedoch muss ich festhalten, dass das für mich nicht so wirklich ein Freudentag war. Klar, war ich extrem erleichtert und happy nach dem Spiel. Aber die Woche vor dem Spiel war reine Folter, die nur von der Horrorsaison an sich überboten wurde. Insofern erinnere ich mich nicht gerade gerne an jenes Spiel...
Letztlich muss man auch noch hinzufügen, dass ich in Karlsruhe geboren wurde und aufgewachsen bin. Seither war ich eigentlich immer der einzige FCK-Fan, in meinem ALterskreis. Und da (gerade zwischen 2006 und 2009) zu dieser der KSC durchaus besser da gestanden ist als der FCK, bin ich immer in großer Erklärungsnot gewesen warum ich eigentlich FCK-Fan bin.
Diese Frage kann ich bis heute nicht beantworten.
Vermutlich in erster Linie wegen meinem Vater, der schon in den 60ern und 70ern bei den meisten Heim- und Auswärtsspielen dabei war.
Aber so kann ich nicht wirklich erklären, warum ich mir den Rotz derart bereitwillig antu, mich auch immer und überall als FCK-Fan zu erkennen gebe und mich stur weigere anzuerkennen, dass der FCK kein Erstligaverein mehr ist.
Es ist einfach so. Und ich neide um alle die den klassischen "Betze-Fußball" erlebt haben, die die Lauterer Legenden haben live spielen sehen, die grandiose Siege, Fußballschlachten und Titel mitfeiern konnten. Diejenigen, die wussten wie es war als der FCK wirklich noch eine Nummer für sich war.

Klar, für die ist eine Welt zusammengebrochen.
Aber sie haben immerhin diese Erinnerungen, in denen sie ab und zu schwelgen können.
Diese haben wir Jüngeren nur sehr eingeschränkt bzw in weitaus geringeren Maßen. Wir kennen nur die Legenden und alten Geschichten und können nur erahnen, wie sich das angefühlt haben muss dabei gewesen zu sein. Und ganz im ernst: Zu wissen, dass man diese Zeiten verpasst hat und höchstwahrscheinlich niemals ähnliches erleben wird, tut verdammt weh. Nur zu wissen dass solche Zeiten existiert haben, bringt dir eigentlich nicht sonderlich viel.
"I sometimes feel that I'm impersonating the dark unconscious of the whole human race. I know this sounds sick, but I love it." - Vincent Price



Beitragvon RedPumarius » 13.01.2017, 20:13


Odenwalddevil hat geschrieben:100% Zustimmung

Es wurde auch noch Alkohol getrunken und keine Alkopops oder so ein Mist. Gezündelt wurde auch und es ist nie was passiert: "Stimmung Marke 2000". Dieter Kürten vor dem Barca-Spiel.

Wenn man schwarze Sau gerufen hat oder ähnliches wurde man nicht gleich blöd und pikiert angeschaut. Es gab mal außerhalbs ein paar Watschen und Klatschen und alles war gut. Es wurde erzählt und nicht gepostet...

Natürlich war es früher viel besser. Das ist ueberhaupt nicht diskutabel. Heute ist eine sterile Drecksstimmung im Stadion. Allein die staendige Handynutzung ist gequirlte Scheisse von Selbstdarstellern in dem ueberfluessigen Facebook. Morbus Selbstdarstellung ohne Sinn und Verstand. Ach ja, man muss ja auch seinen 1000 Freunden alles mitteilen. Laecherlich! Die heutige Zeit und weite Teile der Gesellschaft: Wegschmeißen!

Dieser derbe Wortgebrauch war und ist leider notwendig. Ich will diesbezüglich nicht sachlicher formulieren.
Zuletzt geändert von RedPumarius am 13.01.2017, 20:51, insgesamt 2-mal geändert.



Beitragvon 3erPack » 13.01.2017, 20:41


Ich kam Ende der 70iger erstmals auf den Betze. Obwohl ich im direkten Umfeld geboren wurde und auch lebte, hatte ich absolut keinen Bezug zum FCK. Hatte damals keinen wirklichen Lieblingsverein aber ich liebte den Spielstil von Mönchengladbach.
Mehr aus Zufall kam ich mit Kumpels erstmals auf den Betze....und war schon vor dem Spiel (gegen Schalke) völlig fasziniert von Stadion, Atmosphäre und dem ganzen Drumrum. Ich sah einen Hans Günter Neues grätschen, zerren, provozieren, kloppen....die absolute Drecksau auf dem Platz aber ich war völlig fasziniert. Das war alles so sehr anders als der elegante, spielerische Stil von Gladbach. Das war hart, rustikal, dreckig, verschwitzt, verausgaben und rennen bis zur letzten Sekunden. Ich war völlig begeistert und als nach dem Spiel eine völlig ausgepumpte Truppe in die Kurve kam und sich bedankte, hast du denen das auch abgenommen. Die völlig verdreckten Stutzen auf den Knöcheln runter, die Schienbeinschoner in der Hand.
Du konntest Niederlagen verzeihen, weil du mitansehen konntest, wie da bis zum Ende gerackert wurde. Du hast fast gekotzt bei überharten Fouls des Gegner und hast gejohlt, wenn es einen "von denen" traf. Da wurde einer umgemäht, dem hat man mal die Wange getätschelt und weiter gings. Da wurde sich auch nicht vom Gegner derart massiv aufgeregt, niemand hat nach ner Karte gefuchtelt und bei einem Foul hatte es kaum einer nötig, sich 7x abzurollen, bevor man kamerawirksam an Stellen Schmerz anzeigt, an denen man überhaupt nicht getroffen wurde.
Der Fußball war insgesamt viel zweikampfintensiver und rustikaler. Das ist alles völlig verloren gegangen. Jeder kleine Kontakt wird heute abgepfiffen, es wird endlos und wegen jedem Scheiß diskutiert und das allerhöchste der fußballerischen Elite ist der "Ballbesitzfußball", bei dem sich gefühlt endlos der Ball in den eigenen Reihenh in- und hergeschoben wird.
Stürmer werden nach dem Spiel gemaßregelt, weil sie "nicht genug nach hinten mitarbeiten". Überhaupt diese ganze hochgestochene Ausdrucksweise...man "arbeitet gegen den Ball", geht "in die Box"
Das ist alles nicht mehr meine Welt und auch nicht mehr mein Fußball.
Ich hab überhaupt nichts gegen Veränderungen und will auch die alte Zeit nicht zurück aber mit dem gegangenen Weg, den Fußball weg von einem rauhen Ballsport hin zu einem völlig verweichlichten Medienevent mit Hauptdarstellern, die keinerlei emotionalen Bezug zum Verein haben, für den sie spielen und deren Interesse ganz augenscheinlich ausschliesslich in höchstdotierten Verträgen liegen, diesen Weg gehe ich nicht mit.
Ich verfolge den Fußball, eigentlich fast den ganzen Sport, nur noch nebenher und ohne wirkliche Begeisterung. Und solche Entscheidungen, wie jetzt zB die Handball-WM nur noch als Stream auf der Homepage des SPONSOR! verfolgen zu können und eine Fußball-WM mit 48 Teilnehmer zeigt mir, dass ich in diesem Leben keine Umkehr mehr erwarten brauche.



Beitragvon Betze_FUX » 13.01.2017, 21:29


Der Text bewegt und weckt Erinnerungen an die gute alte Zeit.

Mein erstes Mal betze an das ich mich erinnere war ein Spiel gegen st. Pauli. Da war ch mit dem Vater meines Cousins oben und wir hatten Karten im "Ostblock".
Neben uns stand so ein Typ mit Schiffermütze und Leuchtturmwärter Bart. Heute denk ich immer an die thomy Werbung ;)
Jedenfalls rief der immer "saaaaaankt pAaaaaaauliiiiii" fast 35 min am Stück. Beeindruckend :)

Dann das unvergessliche Erlebnis. Deutscher lMeister in Köln geworden. 3 Minuten vor schluss ein Freistoß-pfiff und der Platz war voll mit Menschen. Ich durfte mitten unter ihnen sein. Als die Leute das Feld wieder verließ weil der stadionsprecher freundlicherweise mitteilte, das es Freistoß gäbe und das Spiel nicht vorbei sei, hatte Kuntz schon kein Trikot mehr an.
Beim verlassen des Feldes trug so ein Typ neben mir ein Stück Rasen vom Platz (Ca 25x25 cm) "des kimmd dehaam in de gaade".
Zu geil.

Dann Barcelona. Oder die Nachwehen "scheiss Barcelona!"
Und ein pyrotechnisches Erlebnis das bis heute seines gleichen sucht.
Wahnsinn!!!

Das poster "der 12 Mann" ein hoch wer es noch hat.

Fahnen in der West die die kurve verdunkelten (oder war ich nur kleiner???) :)
Vor allem aber waren Sie wärend des Spiels EINGEROLLT!!!!


Unvergessliche Erlebnisse ich bin froh drüber und erzähle es meinem Sohn mit Wehmut und Sehnsucht.


Ja der Fußball hat sich geändert. Die Gesellschaft hat sich geändert.
Aber i h glaube fest daran das der FCK , mein, unser FCKes wieder schaffen kann.
Die Region und die Leute sind bekloppt genug dafür (positiv gemeint).
Wir müssen die Kurve wieder kriegen. Begeisterung und Inbrunst erzeugen. Dafür ist unser FCK immer noch in der Lage.


In Anlehnung an den oben genannten Sohn möchte ich mit einem Zitat des berühmten Philosophen "bob der Baumeister" schließen, das wir evtl ab und zu mal als Motto ausschreien sollten:

"Meint ihr wir schaffen das? - JOU! WIR SCHAFFEN DAS!"

In 2-3 Jahren ;) - Nur zusammen!
"In Kaiserslautern immer auf die übertriebene Erwartungshaltung zu verweisen, ist vollkommener Quatsch. Ich vermisse es, dass man die Fans als Faktor begreift, mit dem Erfolg zu schaffen ist." - Kalli Feldkamp



Beitragvon Lautern-Fahne » 13.01.2017, 21:41


Also ich bin wahrscheinlich einer der einzigen Jüngeren, die sich hierher verirren. Hatte in der Saison 2007/2008 meine Feuertaufe und erste Dauerkarte. War klasse. Bis zum letzten Spieltag war ich davon überzeugt, dass die Saubande damals mit Absicht absteigen will um aus den Verträgen rauszukommen. Wurde gottseidank eines Besseren belehrt, und Penner wie Beda, Bernier, Opara und der restliche Abschaum haben danach nie wieder einen Fuß auf den Boden bekommen :D

Ich persönlich sehe den FCK aus der Perspektive des Zweitligisten. Kleine Stadt, heruntergewirtschaftet mit drittligareifen Strukturen, aber mit großem Namen und Hoffnung. Meine Helden sind Ehrmann, Bellinghausen, Lexa, Sippel, Amedick, Dick, Bilek, etc. Einen Ratinho oder Kuntz kenne ich von Restaurant und den JHVs, den Rest maximal aus dem Fernsehen und aus Büchern. Und die alten Zeiten bekomme ich von den Alten um mich herum berichtet. Was leider auffällt ist ist, dass Außenstehende als auch Fans von 20-40 Jahren eher die Namen Janker, Nerlinger, Lokvenc und Ramzy in Verbindung mit dem FCK nennen als die guten Spieler. De Fritz wird wenn überhaupt mal von einem Greis erwähnt. Liegt aber auch häufig an euch Alten. Wenn über die Achziger/Neunziger gesprochen wird, kommt nur Gejammers dabei raus. So wie hier. :? :wink: Vielleicht solltet ihr aus dem Ganzen mal das Positive ziehen.

Ich weiß nicht wie schmerzhaft es sein muss, mit Erfolgen aufgewachsen zu sein und nun in der zweiten Liga herumzukriechen. Ich weiß nur, dass früher vieles einfacher war. Man brauchte kein Whatsapp, wie ein Vorschreiber bemerkte und beim Fußball reichte es offenbar, den Ball blind nach vorne zu dreschen und ein Buck oder Harry Koch rannte wie ein Bluthund hinterher und flankte in den Strafraum (so mein Vater).

Heute lachen sich die Gegner halt über so was kaputt. In den ersten 3 Ligen spielen heutzutage halt keine Halbamateure mehr, die nebenher noch arbeiten. Die Spieler werden meist schon mit 2-3 Jahren von den Eltern gezogen, in die Vereine gefahren und richten die ersten 30 Jahre ihres Lebens voll darauf aus. In 10-20 Jahren hat jeder halbwegs professionelle Verein eine Satzung wie RB, die den Spielern saufen und rauchen von der Jugend an komplett verbietet und sie von Privatlehrern auf dem Vereinsgelände unterrichten lässt. Späße wie das von Osawe führen dann zum direkten Kill und Karriereende. Das werden Sportmaschinen, die mit dem "Normalbürger" nichts mehr zu tun haben. Wahrscheinlich sind die nichtmal in der Lage, sich in der Welt außerhalb des Sport zurechtzufinden.

Wenn man mit dem professionellen Fußball von heute mit herangezüchteten Profis, Fußballschach und Unsummen von Geld nichtsmehr anfangen kann, sollte man um seiner psychischen Gesundheit willen lieber auf ein andere Hobby oder den lokalen Dorfverein umsteigen. Wenn es keinen Krieg gibt, wird der Fußball der 70/80/90iger nicht wiederkommen. Es wird auch niemals ernsthafte Anstrengungen geben, die Gehälter zu deckeln. Wenn man mal 2,3 Biographien von Leuten wie Ferguson oder Ancelotti gelesen hat merkt man, dass die voll hinter den Summen stehen. Ein Ferguson, der Fahrzeugschlosser oder so was gelernt hat, ist vollkommen der Meinung, dass es gerecht ist, dass ein Profifußballer das 100-200 fache eines normalen Angestellten verdient. Weil sie sich in einem Wettbewerb, der dich bei einem kleinen Fehler in die Bedeutungslosigkeit schickt, durchgesetzt haben. "Ein Fußballer, der sich bei den Top 20 Vereinen Europas durchgesetzt hat, kann garnicht überbezahlt werden".

Ich würde wenn ich etwas älter wäre, lieber die Erfolge von früher feiern und ihnen nicht nachtrauern (so wie z.B. der Betze Fux). Die Situation jetzt mit der Situation von vor 30 Jahren(!!!) zu vergleichen und sich selbst zu Bemitleiden ist Schwachsinn. Das ist in etwas so, als würde man seine 50-60 jährige Frau, die 2-3 Kinder auf die Welt gebracht hat und mit der man schöne Zeiten erlebt hat, mit der 20 Jährigen Tochter des Nachbarn vergleichen und fordern, dass sie wieder genauso hübsch sein soll. Außer nem Schlag mit dem Nudelholz gibt es da nichts zu holen Freunde :D Stattdessen sollte man das Augenmerk auf das Lenken, was schön ist und das fördern.

Das Gute an der aktuellen Situation ist, dass Der aktuelle Aufsichtsrat und Vorstand es wohl ähnlich sieht und wieder etwas aufbauen wird, mit dem man sich neu identifizieren kann. Wenn man die Fans für Bauprojekte ins Boot holen, die Jugend fördern und Ergebnisse richtig einordnen kann, springt der Funke auch wieder über.
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho



Beitragvon kalusto » 13.01.2017, 21:48


bin 42 geboren,man kann sagen,seit dem auch betze fan wegen meinen vater.bis in die 60er jahre,gabs fck bei uns nur im radio u. da durfte keiner stören,mein vater wär ausgeflippt. DIE WM hab ich in unserer gaststätte gesehen,die als einzige ein tv hatte.geld war immer knapp,deshalb war ich nicht oft oben.hab aber jede woche mitgefiebert.als wir beinahe in die 3.abgerutscht wären,hab ich adac gekündigt u. bin dafür mitglied geworden.seit dem versuch ich immer meinem verein irgendwie zu helfen.
hier sind schon soviel actionen gestartet worden. hab schon selbst welche vorgeschlagen u. an den verein geschrieben. :teufel2:
WARUM VERLÄUFEN DIESE ZUM TEIL SEHR GUTEN IDEEN IMMER IM SAND :?:
gruß kalusto 42



Beitragvon allvater » 13.01.2017, 22:03


Nachdem ich den Bericht jetzt wieder gelesen habe, steigt abermals Trauer, ein Gefühl von Heimweh und auch etwas Wut in mir auf.

Ich wurde von meinem Opa schon Anfangs der 80er mit hoch geschleppt und wurde durch die Atmosphäre gleich infiziert. Als 5 jähriger Steppke war das geschehen auf dem Platz nicht vordergründig, das kam dann mit der Zeit.
Es fing schon zuhause damit an dass de Opa und de Vadder Samstags Stunden vor dem Spiel das Auto gewaschen haben und es mit Schals geschmückt wurde, die Oma die Kassette mit FCK Liedern beim Kochen rauf und runter spielte.
Auf der Autobahn hatte jeder die Schals aus dem Fenster hängen, die Fahrt war schon ein Erlebnis.
Geparkt wurde am Hinkelstein und anschließend der Berg erklommen, voller Vorfreude und Spaß die vielen Mitglieder der Betze-Familie zu sehen. Allein schon der Anblick des Stadions, wenn man den Berg nuff um die Kurv kam, war einfach beeindruckend.
Die Dauerkarte wurde vom "Ordner-Schaffner" gelocht (ich hab noch alle Dauerkarten in meiner Kutte im Schrank), der rege Austausch von Karten durch den Zaun, unvergesslich. Anschließend begab man sich gleich zu de rote Ständcher um sich ne Frikadelle und ne Fanta (später meist zuviel Riesling-Schorle) abzugreifen. Man hatte keine Probleme die 2 Stunden bis zum Spielbeginn zu überbrücken, denn es wurde gesungen, spekuliert, gelacht, die Trommler "spielten" sich ein und es wurden die neusten Gerüchte besprochen.
Im Block 9 wurde man herzlich begrüßt, jeder kannte jeden, wie eine Familie, man war füreinander da. Während dem Spiel haben wir zusammen gefeiert, gesungen, angefeuert, geschimpft, geschrien, Papierschnipsel geschmissen aber auch bei Niederlagen geärgert, gegenseitig getröstet und wieder aufgebaut.
Nach dem Spiel ging man nie gleich sondern hielt sich noch Stunden im von Plastikbechern gepflasterten Außenbereich der Westkurve auf und tauschte sich über das geschehene aus und stimmte sich lauter Vorfreude auf das Wiedersehen in 2 Wochen ein. Oftmals wurde statt des Heimweges noch die Altstadt angesteuert und die Siege aber auch Niederlagen weiter begossen bevor es dann wieder Richtung Heimat ging.

Alles in Allem die schönste Zeit mit Pokalsieg 90, Meisterschaft 91 und brennender Westkurve gegen Barcelona, rückblickend betrachtet. Daran änderte auch der Abstieg 96 nichts, die Atmosphäre und der Zusammenhalt war weiterhin traumhaft, gekrönt mit Pokalsieg 96 und der Meisterschale 98.

Meiner Meinung starb mit dem Ausbau zur WM Arena, dem Größenwahn der Ära Friedrich sowie der Katastrophensanierung der Ära Jäggi der Kult und mein Wohlfühlfaktor.
Der heutige Betze ist nicht mehr mein Betze.
Über die nachgerückte Doppelhalter-Ultra-Generation möchte ich mich hier weniger auslassen denn da gibt es zu viele Dinge die im Argen liegen.
Dennoch hab ich meine Dauerkarte bis 2012 behalten, konnte mir aber die 2.Liga Berufsbedingt terminlich nicht mehr erlauben.
Mittlerweile ist der FCK-Großbrand in meinem Herzen nur noch ein Kerzenschein. Man verfolgt das Geschehen rund um den FCK nur noch kopfschüttelnd mit unterdrückter Emotion, schaut sich eigentlich nur noch die Ergebnisse an und vergisst manchmal dass de Betze überhaupt gespielt hat.

Herr Gries,
Herr Klatt,
Herr Stöver,
Herr Meier,
Mannschaft,
steuern Sie den FCK wieder in Richtung Volk, beendet die "Die da Oben" Mentalität der vorherigen Führungsriegen. Der erste Schritt mit "Zusammen Lautern" ist getan, viele weitere müssen auch im sportlichen Bereich folgen!
Dann kann in den Herzen der verloren geglaubten Fans, Ultras, Kutten, Normalos, Veteranen, Rentner sowie Betzekrischer aber auch den zukünftigen Generationen und sogar Sponsoren + Investoren, der Kerzenschein wieder zu einem lodernden FCK-Waldbrand erwachsen!

Nur der Funke fehlt!!!
Der Eckball ist auch rund! :verbeug: :fussball:



Beitragvon SEAN » 13.01.2017, 22:40


Erstes Spiel am Betze für mich war am 28.01.1978 gegen Gladbach.
Damals war ich noch heißer Gladbach-Fan und besonders Alan Simonsen hab ich gemocht. Der hat in dem Spiel 2 Tore gemacht, Gladbach gewann 3-0.
Was mir von dem Spiel hängen blieb war auch das, was mich als damals 8jährigen nach dem Spiel zum FCK Fan machte, die Stimmung. Trotz der Niederlage wurde nicht gepfiffen, die Mannschaft nach Spielende noch gefeiert.
Lang lang ist es her........
Scheint die Sonne so warm, trag ich Papier unterm Arm,
scheint die Sonne so heiß, setz ich mich hin und.........




Zurück zu Allgemeines

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 7 Gäste