Fragile X Factor hat geschrieben:
@mac41
Ohne jetzt in einen Geschichtsrevisionismus zu fallen. Dein Ansatz ist interessant und spannend, aber die Kontinuitätslinien die du in deiner Darstellung ziehst sind recht eindimensional und dementsprechend diskussionswürdig.
Es ist nicht das erste mal, dass du im Prinzip die Auflösung solcher Vereine (BFC-Diskussion hast du glaube ich, eine ähnliche Stellung eingenommen) befürwortest. Ich halte es jedoch für schlichtweg falsch, dass allein politische Ressentiments als Erklärung für Gewaltausbrüche ausreichen. Sie machen allenfalls das Salz in der Suppe aus, aber als Begründungsgrundlage reicht das nicht. Dass sie Rückzugs- und Überlebensräume bieten, ok, bin ich bei dir, aber die Auflösung der Vereine hätte weitreichendere Folgen als nur die Bösewichte ihrer Plattform zu berauben. Dafür sind sie wie auch in KL mit den Menschen zu sehr verwoben. Die Folge wäre nur eine Verlagerung des Problems nach dem Motto: Dann kann sich ein anderer mit dem Problem ‚rumschlagen‘.
Wenn du auf der einen Seite bei unverdächtigen Vereinen ähnliche Personengruppen erkennst und auch richtigerweise betonst, dass diese aber nicht so massiv auftreten, dann scheint das Problem allgemein über die eines Vereins hinauszureichen. Die Frage die sich stellt ist eher, warum es die in diesem Fall ‚Dynamos‘, welche wir ja gerne als Ost- oder Stasi-Vereine subsumieren, so schwer haben einen entsprechende Balance herzustellen, bzw. einen Wandel zu vollziehen. Dem Kind nur einen neuen Namen zu verpassen wird nicht reichen. Meiner Meinung nach fehlt einfach das Gegengewicht, welches sich doch bei unserem FCK schon oft genug und immer wieder aufs Neue beweisen muss(te).
Ich bleib halt bei meiner Meinung, die ich schon beim BFC Dynamo vertreten habe und sehe sie ebenfalls bei den Dresdenern und, etwas differenzierter aber dennoch genauso deutlich, bei Hansa. Dazu gibt es auch noch einige andere Vereine in den unteren Klassen. Das gilt ebenso für Spiel&Sport-"Vereinigungen" hier in Berlin, zum Beispiel mit Migrationshintergrund, die leider auch ein Randale-Umfeld stellen, oder einige Wessi Vereine.
Eine ausführliche historische und gesellschaftlich-soziologische Ursachenforschung läßt sich hier nicht darstellen. Beim BFC habe ich mich damit intensiv befaßt, da er aber unterklassig spielt, hat er, bis auf die Pokalausfälle gegen Lautern kaum bundesweite Beachtung.
Hinzu kommt meine eigene Umfelderfahrung, beruflich und privat. Ich kenne die DDR schon seit Kindesbeinen aus eigener Inside-Erfahrung, war nach der Wende sehr früh im Osten unterwegs und habe schließlich auch eine Firma mit starkem Ost-Bezug geleitet.
Aus diesem Erfahrungshorizont heraus, kann ich zum einen eine gewisse Ostalgie und das Festhalten, bzw Wiederaufleben einer Ost-Identität, die sich auch über alte Strukturen definiert, gut nachvollziehen. Ja ich gebe zu, daß Nina's
Eisern Union mich immer wieder stark emotional berührt, da es die Definition eines Clubs über seine Tradition aus dem Arbeiterstandort und sein schwieriges Überleben in der DDR und auch nach der Wende sehr gut rüberbringt. Insofern bin ich sehr solidarisch mit meinen "Brüdern & Schwestern".
Wenn aber diese krude Mischung von Wendeverlierern, Zukurzgekommenden, Ausländerfeinden, Rechtsnationalen, Dumpfbackenschlägern.... die sich die alten DDR-Staatsfaschisten Traditionen zu eigen machen, und angebliche Traditionsclubs immer wieder als Plattform für ihre Aktionen nutzt, ja dann muss ich ihnen die Plattform entziehen.
Ohne Dynamo in Lautern wären auch diese angeblichen Fans nicht in Lautern!
Ich kenne z.B. einige der Vereinsmitglieder des BFC privat, das sind keine Schläger, keine Gewalttäter, aber - sie sind in ihrem Ossi-Schrebergarten-Biotop in Hohenschönhausen immer noch überzeugt, daß sie eigentlich immer voll missverstanden werden und sie ein positives Bild eines Traditionsvereins verdienen. Getreu dem Motto ihres ehemaligen Vereinsvorsitzenden Erich Mielke: "Ich lieb euch doch alle."
Die sind auch nicht bereit sich wirklich damit auseinanderzusetzen, die fühlen sich durchweg eher als Opfer und Verfolgte und die Randale geht doch eher von Wessiprovokateuren aus, siehe Taschentuchlegende!
Ich erkenne sehr wohl auch in unserem Umfeld einiges, was mich nicht immer stolz drauf macht, Lautrer Fan zu sein, sowohl im Verein, als auch im Umfeld und unter den Fans.
Wobei wir sehr vorsichtig sein müssen, den "Drecksj..." Ruf eines Vorderpfälzer HI, mit den Zombiehorden in der Kantstraße zu vergleichen.
Faschistisches Gedankengut gibt es auch bei uns in der Kurve, aber ich bekomme keine aufs Maul, sondern eher Unterstützung von meinen Blocknachbarn, wenn ich einen darauf aufmerksam mache, er solle seinen rechten Arm doch etwas lockerer halten und bei "Treu bis in den Tod" nicht gleich noch das Horst Wessels Lied anstimmen.
Wir wissen auch, daß der FCK und der Waldhof eine jahrzehntealte Rivalität haben, wir den Mannheimer Ortsteil auch gerne mal brennen lassen, aber einen brennenden Busch und eine zerstörte Toilettenanlage mit den Riotszenen der Kantstraße aufzurechnen, ist schon weit hergeholt.