Ich möchte mich jetzt auch mal zu der Situation, dem neuen Trainer und auch den alten Trainern kurz äußern.
Der Ist-Zustand.
Zunächst einmal sehe ich die Situation längst nicht so verfahren, wie viele andere. Auch wenn das letzte Spiel, insbesondere die zweite Halbzeit, absolut zum vergessen war, hätte ich Jeff Saibene persönlich nicht gefeuert. Diesen Impuls kann ich absolut nachvollziehen. Falls die Mannschaft nicht mehr hinter ihm gestanden hat oder Saibene selbst diesen Schritt in Betracht gezogen hat, weil er selbst nicht an die Wende geglaubt hat, dann hätte ich reagiert, ansonsten nicht.
Was ist passiert? Sind wir weit abgeschlagen? Spielen wir schlechter als die anderen? Gerade nach den eigentlich letzten eher guten Spielen hatte ich mich das Spiel gegen Wiesbaden absolut überrascht und auch die folgende Reaktion, aber sei's drum.
Der erste Trainer von 20/21: Schommers:
Nach wie vor bin ich überzeugt, dass wir mit Schommers nicht schlechter dastünden als jetzt nach Saibene und ich bin immer noch der Meinung, dass das seit Jahren, nämlich seit Runjaic, im Großen und Ganzen der beste Fußball war.
Nach einer anfänglichen Phase von 6 Wochen, die er sich auch nehmen wollte, hat er konsequent reagiert und
die Serie der letzten Jahre geschafft. 5 Siege am Stück, dann noch zwei Unentschieden. Er hat die Mannschaft aus zwei Krisen befreit und die Mannschaft vor allem auch nach dem Restart stabilisiert. Vor allem auch die jetzt so umstrittene Defensive war bärenstark und eine der besten der Liga.
Ich bin überzeugt davon, dass das Spiel gegen Türgücü ohne das Anzählen anders gelaufen wäre und glaube, dass sich kein Trainer der letzten Jahre so viel "Kritik" gegenüber sah wie er. Warum ich
Kritik in Anführungszeichen gesetzt habe, kann sich jeder überlegen. Spätestens wenn man die Videos des Trainings aus dem letztem Frühjahr gesehen hat, wird man das vielleicht nachvollziehen können.
Der zweite Trainer: Saibene.
Den Werdegang von Saibene habe ich alles andere als aktiv verfolgt. Im Gegenteil war er mir nur durch Ingolstadt und die Partien gegen uns ein Begriff. Da mir die Spielweise von Ingolstadt nicht zugesagt hat, war ich nicht überzeugt. Die Spielidee mit Bielefeld fand ich aber wiederum stark, ebenso die Aussagen der Fans.
Seine Art und Weise fand ich auch unfassbar sympathisch und bin mir sicher, dass er fundierte Fachkenntnisse besitzt.
Nach dem glücklichen 2:2 gegen Wiesbaden dachte ich echt, dass wir den Bock jetzt umstoßen. Endlich mal, nach mehr als 2 Jahren. Aber nein! Gerade im nächsten Spiel war die erste Halbzeit zum Grauen. Im Derby! Lag es an der Einstellung der Spieler? Ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Das Problem ist meines Erachtens viel komplexer. Dazu später mehr.
Nach einer zwischenzeitlich annehmbaren Serie war es aber immer wieder mal durchwachsen und die Konstanz hat gefehlt.
Nach den Spielen gegen
Unterhaching,
Meppen und
Türgücü München ist es nun das Spiel gegen
Wiesbaden, dass wohl als der berühmte Tropfen bezeichnet werden kann.
Extrem schade wie es gelaufen ist und an dieser Stelle noch ein
Dankeschön an Jeff! .
Die Mannschaft.
Ich sehe unsere Mannschaft immer noch als gut an. Sowohl in der Spitze als auch in der Breite. Letzte Saison war unsere Defensive mit die beste Defensive der Liga und sie wurde mit Hlousek gut verstärkt. Davor ist Rieder dazugekommen und in der IV noch Winkler. Im Tor haben wir mit Spahic einen würdigen Nachfolger von Grill gefunden, den ich spielerisch und im Strafraum sogar vor Grill sehe.
Im Mittelfeld haben wir mit Sessa, Ritter, Ciftci, potentiell Sickinger und den jungen Wilden durchaus genügen Qualität. Einzig die Außen waren mit Redondo und Kleinsorge vergleichsweise dünn besetzt.
Im Sturm sind wir nominell mit Pourie, Huth, Hanslik und Röser gut in die Saison gestartet, wenngleich der letztere bisher nie an seine richtig gute Saison in Aspach anknüpfen konnte.
Jetzt sind wir mit Zimmer auf den Flügeln und Redondo, der angekommen ist, in der ersten Reihe gut besetzt. Mit Kleinsorge steht zumindest eine Alternative abseits der jungen Wilden zur Verfügung. Hanslik sehe ich als Notlösung, die leider zu oft gezogen werden musste. Auf links hat er meines Erachtens mit sein bestes Spiel gemacht.
Natürlich hatten wir auch unfassbar viel Pech. Sessas Knieverletzung, Kleinsorge und Winklers Rippenverletztungen und vor allem auch Schad etc. Das alles waren Unfälle. Die können aber leider passieren. Gerade das mit Schad hat uns, pun not intendet, wirklich extrem geschadet. Hercher hat ein wenig gebraucht und ist erst mit Zimmer so richtig gut geworden. Gegen Dresden und Türgücü hat er meines Erachtens so ziemlich seine besten Spiele im FCK-Dress absolviert.
Die Mannschaft scheint aber zu harmonieren und die Stimmung schien in der Sommerpause gut zu sein und auch jetzt habe ich keinen anderen Eindruck.
Wir haben also eine Mannschaft, die qualitativ gut besetzt ist, zwar Pech mit Verletzungen hatte, dies aber mit der Breite kompensieren könnte, die Mannschaft harmoniert und zwei fachkompetente Trainer, die unfassbar unterschiedlich sind, sind gemeinsam mit der Mannschaft gescheitert.
Woran lag es also, dass bisher zwei Trainer gescheitert sind? Dass bisher die Erfolge ausbleiben
Zur Beantwortung dieser Frage, möchte ich eine Anekdote anführen.
Das Schicksal der Kickers.
Ich glaube es war noch zur Hildmann Zeit, genauer vor dem Start der neuen Runde unter Hildmann, da habe ich im Nachbarort ein Gespräch mit einem Spieler aus dem aktuellen Kaders des FC Saarbrückens geführt. Dieser Spieler, übrigens sehr bodenständig und sympathisch, hatte ein paar Jahre zuvor für die Stuttgarter Kickers gekickt (höhö).
Sie sind gerade in der vorherigen Saison knapp an der Relegation gescheitert und gut in die neue Saison gestartet. Sogar so gut, dass sie aus 8 Spielen beachtliche 15 Punkte erzielt haben. Die Mannschaft war euphorisch, es lief gut, die Chemie stimmte. Sowohl in der Mannschaft als auch zwischen Mannschaft und Trainer.
Plötzlich blieb aber der Erfolg aus. Haben sie am 8. Spieltag noch gewonnen (gegen den späteren Viertplatzierten wohlgemerkt) haben sie das nächste Spiel unglücklich nur 3:3 gegen Wiesbaden gespielt. Unglücklich unter anderem auch weil der Ausgleich in der 93. fiel. Unglück aber auch aus später näher erläuterten Gründen.
Im Anschluss hagelte es 6 Niederlagen in Folge. Angefangen mit der Übermannschaft Dresden. Nach insgesamt 7 sieglosen Partien wurde die berühmte Reißleine gezogen und der Trainer ausgetauscht.
Der Interimstainer verlor die nächte Partie eher krachend als knapp und der Nachfolger hatte auch kein Glück. In den ersten 7 Partien verlor er viermal und erreichte drei Unentschieden.
Erst danach bekam die Mannschaft die Kurve und aus den letzten 15 Partien wurden gute 7 Spiele gewonnen und drei Unentschieden erzielt. Macht immerhin 24 Punkte aus 15 Spielen und auf die Saison gerechnet, hätte dies den vierten Platz bedeutet (und somit die Qualifikation für den DFB-Pokal!).
Im letzten Spiel nun ging es um alles. Bis kurz vor Schluss sieht aber alles gut aus. Erst in der 87. Minute schießt Chemnitz das 0:1.
Nur 4 Minuten zuvor ist Wiesbaden 2:1 in Führung gegangen, war aber aufgrund des Torverhältnisses noch hinter den Kickers. Erneut schaffte es Wiesbaden aber in der 93. Minute ein Tor zu schießen. So stand es letztlich 3:1 und wegen eines einzigen Tores mussten die Kickers letztlich runter.
Parallel hat übrigens Cottbus in der 89. und in der 90. Minute zwei Tore gegen Mainz kassiert, weshalb sie die Klasse nicht gehalten haben. Spannendes Finish (sogar beim Nachlesen

).
Weshalb erzähle ich euch von diesem "Werdegang"? Um zu zeigen, dass der Wechsel zu spät erfolgen kann? Nein! Deshalb nicht. Der Spieler mit dem ich gesprochen hatte selbst war absolut überfragt, woran es gelegen hat. Die Mannschaft hatte Qualität, die Chemie stimmte, die Trainer waren anerkannt und respektiert und keiner weiß so recht, woran es letztlich gelegen hat. Irgendwann hat sich der Schalter wieder umgelegt, aber auch da konnte er nicht sagen woran es lag.
Lag es an der Mentalität? Glaube ich eher nicht, nachdem was er mir erzählt hat und auch wie ich ihn heute in SB sehe.
Übrigens spielten auch Gjasula und Sliskovic bei den Kickers, denen ich auch damals eine gute Einstellung bescheinigen würde, so wie ich die Spieler einschätze.
Manchmal hat man also die berühmte Kacke am Fuß und weiß nicht, was man tun kann. Ich sehe dieses Problem leider ähnlich bei uns, zum Glück nicht mit einer so krassen Negativserie aber dennoch. Immer wenn man das Gefühl hat, die Mannschaft könne den Schalter umlegen und endlich mal durchatmen, kommt irgendwas dazwischen.
Gegen Madgeburg beispielsweise der absolute Sonntagsschuss oder der Elfmeter von Pourie.
Von daher hoffe ich jetzt auch die Nummer 3 in der Runde.
Aller guten Dinge sind drei: Antwerpen
Ich muss gestehen, dass ich zunächst nicht so begeistert war. Erneut nicht, weil ich ihn groß verfolgt hätte, auch wenn mir einzelne Details nicht besonders gefallen haben, aber Schwamm drüber. Auch nichtmal weil er mir sonderlich unsympathisch ist oder ich einen Favoriten hatte (rein vom Bauchgefühl hätte mir Ziegner durchaus zugesagt, aber auch den habe ich kaum verfolgt).
Ich glaube für die fehlende Begeisterung kenne ich selbst den Grund nicht. Nach der Presskonferenz und ein wenig Informationen über seinen Werdegang, insbesondere auch seinen Ambitionen bin ich aber anders gestimmt.
Ungeachtet dessen hat sowieso jeder und zwar absolut jeder, der sich für uns einsetzt meinen Rückhalt. Immer!
Mir gefällt, dass er scheinbar gewillt ist, die Last zu verteilen, vielleicht beflügelt das Sickinger ja wieder. Auch, dass er den Ernst der Lage erkannt hat, ihn dieser Druck aber nicht zu hemmen scheint und er vielleicht der Rückhalt für die Spieler seib kann gefällt mir. An ein Motivationsproblem, insbesondere gegen Mannheim, will ich auch nicht so recht glauben.
Zuletzt schadet es sicherlich nicht, dass er Pourie bereits gut kennt. Kobylanski hatte vor Antwerpen in Braunschweig ja auch einen Durchhänger...
Also herzlich Willkommen, Marco Antwerpen. Schaff' die Wende. Leg' den Schalter um und starte mit der Mannschaft durch. Ich bin immer noch überzeugt von ihr!