salamander hat geschrieben:
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Und, war der Fußball erfolgreich?
Ehrlichen Fußball gibt's nicht, aber vielleicht mutigen?
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Die Art Fußball war zumindest erfolgreich genug, um den vierten Platz zu erreichen, und somit also um einiges erfolgreicher, als bei einem Großteil der anderen Teams der 2. Bundesliga.
Gemessen an den Erwartungen, mit denen man in den nachmittäglichen Sonntag gegangen ist, war das natürlich zu wenig. Damit bleibt die Art von Fußball, wie wir in diese Saison gespielt haben (zum Missfallen einiger Zuschauer), natürlich den Beweis schuldig, dass man mit ihr auch zu Aufstiegsehren kommen kann. Allerdings haben wir es in den letzten zwei Jahren mit einer anderen Spielkultur auch nicht geschafft, in die Bundesliga aufzusteigen, im Jahr davor waren wir in der ersten Liga nicht konkurrenzfähig.
Es fällt mir auch irgendwie schwer, mich auf eine fußballerische Philospohie festzulegen, die Erfolge ganz sicher garantiert. Das wäre auch zu schön, wenn es quasi ein Patentrezept für den Aufstieg gäbe - quasi das 1x1 der Erstklassigkeit! Markige Sprüche von
ehrlichem oder
mutigem Fußball halte ich daher, das betone ich nochmals, für inhaltslose Phrasen. Erfolgreich ist eine gewisse fußballerische Ausrichtung dann, wenn sie zur Mannschaft passt und vom Personal umgesetzt werden kann. Es ist wichtig, dass Trainer und Mannschaft eine gemeinsame Idee von Fußball haben und diese dann auch konsequent umsetzen können.
Problem bei uns war in der Vergangenheit leider viel zu oft, dass auf dem Platz nie wirklich zu erkennen war, für was unsere Mannschaft stehen soll. Bei Franco Foda konnte man keine Idee erkennen, auch bei Marco Kurz und Krassimir Balakov fehlte im Abstiegsjahr eine klare Linie. Unter Kosta Runjaic habe ich so etwas zum ersten mal seit langer Zeit wieder erkannt. Man hat er Mannschaft eine fußballerische Identität gegeben und das ganze Jahr daran gearbeitet. Das war nicht immer erfolgreich, richtig, aber zumindest hat man ein Fundament, auf das man aufbauen kann. Denn - Platz vier lügt ja nicht - es war nicht alles so schlecht, wie man nach diesem letzten Spieltag meinen könnte.
Kontinuität und eine klare Linie bezüglich Spielidee ist für uns augenblicklich wichtig, damit wir unseren Umbau erfolgreich gestalten können. Nur wenn wir eine klare Identität haben, eine gemeinsame Idee, wie der Fußball aussehen soll, können wir passende Spieler verpflichten, die uns stärker machen. Man konnte in den letzten zwei Jahren oft genug sehen, was dabei rauskommt, wenn man keine fußballerische Identität hat und nur nach dem "Best-Available" Prinzip Spieler verpflichtet. Unsere ruhmreichen Winerneuzugänge wie Chinedu Ede oder Benjamin Köhler sind beste Beispiele. Wir müssen den eingeschlagnen Weg weitergehen und unser Spiel in diese Richtung weiterentwickeln - nicht alles über den Haufen werfen, weil es nicht zum ganz großen Coup gereicht hat.
Ob diese willkürliche Auflistung von Spielen nun tatsächlich die These von fehlendem Mut stützt, sei mal dahingestellt. In den meisten dieser Beispiele war es weniger der fehlende Mut, als einfach die fehlende Qualität der jungen Mannschaft. Einigen Spielern fehlt eben die nötige Reife (und nochmal: das ist der Preis den wir für die Verjüngung zahlen müssen, kein Fehler des Trainers), wodurch ihnen in gewissen Situationen das Spiel entglitten ist. Als Konsequenz nun den Kopf des Trainers, halte ich für falsch.
Dass man sich nun hinstellt und die komplette Saison als große Erfolgsstory verkauft (und dünnhäutig auf Kritik reagiert) halte ich zwar ebenfalls für ein wenig fragwürdig, allerdings finde ich es ebenso falsch, nach einer ganz ordentlichen Saison ALLES in Frage zu stellen. Dass man sich nun als Trainer und Vereinsführung auch schützend vor die Mannschaft stellt, die nach der Leistung heute (auch teilweise gerechtfertigt) viel Gegenwind erfahren hat, ist sogar nachvollziehbar. Wenn wir davon ausgehen, dass ein Großteil der Jungs heute nicht weniger enttäuscht war als die Fans, ist es wohl vollkommen richtig, dass man auch in der Öffentlichkeit diesen jungen Spielern nochmal auf die Schulter klopft um zu sagen: "klar ist es in den letzten Wochen scheiße gelaufen, aber es war bei weitem nicht alles schlecht. Kopf Hoch!"
Ich kann es nicht oft genug erwähnen: wir müssen die Saison rational und objektiv bewerten, statt aus der Emotion heraus erstmal alle Köpfe rollen zu lassen. Das habe ich in meinem ersten Beitrag (der auch eine Antwort auf die Zeilen des geschätzten Users "salamander" war) schon ausführlicher beschrieben, der leider von den Meisten hier ignoriert wurde (bedauerlicherweise auch von "salamander").