Thomas hat geschrieben:
BMJV hat geschrieben:Insolvenzantragspflicht wird ausgesetzt
Gesetzliche Regelung tritt rückwirkend zum 1. März 2020 in Kraft und gilt vorerst bis 30. September 2020.
(...) Die haftungsbewehrte und teilweise auch strafbewehrte dreiwöchige Insolvenzantragspflicht wird vorübergehend bis zum 30. September 2020 ausgesetzt. Dies gilt nur für Fälle, in denen die Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung auf den Folgen der COVID-19-Pandemie beruht. Zudem soll erforderlich sein, dass Aussichten auf eine Beseitigung der Zahlungsunfähigkeit bestehen. Antragspflichtige Unternehmen sollen die Gelegenheit erhalten, ein Insolvenzverfahren durch Inanspruchnahme staatlicher Hilfen, gegebenenfalls aber auch im Zuge von Sanierungs- oder Finanzierungsvereinbarungen, abzuwenden. (...)
Quelle und weitere Details: https://www.bmjv.de/DE/Themen/FokusThem ... _node.html
Diese Regelung, losgelöst vom Fußball, ist ehrlicher Weise wenig durchdacht. Denn heute einen Plan aufzustellen, der dazu führt, dass man seriös darstellen kann, wie am 30.09 Schulden zurückgezahlt werden ist unter den bisherigen Anforderungen die an eine solche Prognose gestellt wurden faktisch nicht möglich. Das ist das gleiche Problem wie für die positive Fortführungsprognose. Von daher ist diese Regelung m.E. Erachtens eine ziemliche Todgeburt. Das ist zumindest mein Feedback aus Gesprächen mit Insolvenzverwaltern. Das funktioniert nur, wenn man die Anforderungen an eine Fortführungsprognose den Gegebenheiten anpasst. Dies wird in der Praxis auch so kommen, denn wenn man strenge Maßstäbe anlegen würde, wären noch deutlich mehr Unternehmen / Vereine von einer Insolvenzantragspflicht betroffen.
Ein Insolvenzplan kann daher entsprechend so vorbereitet und auch umgesetzt werden, wie zu jedem anderen Zeitpunkt auch. Das Umsetzungsrisiko tragen ohnehin immer die Gläubiger. Und das führt uns zu einem Aspekt, der vielleicht einigen nicht so ganz bewusst ist: Wir haben drei verschiedene Ebenen, die von einer Restrukturierung betroffen sind:
Die Ebene der Lizenzierung. Der DFB bzw. die DFL prüfen lediglich die Liquidität für eine Saison. Sie prüfen weder den Tatbestand der ökonomischen Überschuldung (danach hätte der FCK schon lange keine Lizenz mehr bekommen dürfen) noch prüft sie eine Zukunftsperspektive, also Fortführungsprognose. Was vom DFB ausgesetzt wurde ist die Prüfung der Liquidität für die Saison als auch ein potentieller Punktabzug für eine Insolvenz. Das heißt ich kann die Saison gehen, ohne das diese duschfinanziert ist.
Die Ebene der Fortführungsprognose / Abschlusserstellung: Der FCK muss für das Aufstellen seiner Bilanzen zu Fortführungswerten eine positive Fortführungsprognose haben. Diese Herausforderung besteht unabhängig von einem Insolvenzplan und wäre status quo nicht zu erfüllen. Auch ohne Corona und die entsprechenden Erleichterungen des DFB hätte der FCK eine solche Prognose nur aufstellen können, wenn Investoren die notwendigen rd. EUR 12 Mio. für die nächste Saison zur Verfügung gestellt hätten. Ohne das Geld wäre die Konsequenz auch in diesem Szenario die Insolvenz gewesen (ob Regel- oder Plan ist erstmal egal).
Die Ebene der faktischen Zahlungsfähigkeit / Liquidität: Der FCK hat kaum noch Liquidität. Alle Mittel und Ressourcen, die man zu Geld machen konnte wurden zu Geld gemacht. Ein Weiter so, ohne Investoren oder Planinsolvenz ist nicht möglich. Es ist schlicht kein Geld da. Dies gilt umso mehr, je länger es keine Zuschauer in Stadien gibt. Selbst wenn ich die theoretische Möglichkeit in Betracht ziehe, dass ich als Geschäftsführer aufgrund des Erlasses der BMJ keinen Insolvenzantrag stellen muss. Womit soll ich meine Kosten bezahlen?
In der Konsequenz bringt uns das dann wieder zu dem Punkt, dass ich ohnehin mit den Gläubigern sprechen muss. Und eins ist klar: Wenn Quattrex ein Angebot macht, für EUR 10 Mio. 50% der Anteile zu übernehmen, dann ist das so. Und wenn das das beste Angebot ist, dann wird man es annehmen müssen. Das ist exakt die Abhängigkeit, in die wir hineingesteuert wurden. Ich habe den Mitgliedern das vor 2,5 Jahren vorhergesagt. Damals wären die größten Gläubiger im Fall der Fälle also der Planinsolvenz die Mitglieder und Fans gewesen. Jetzt sind es Quattrex und Legardere Vor 1,5 Jahren haben Banf und Klatt genau zu diesem Szenario faktisch die Aussage verweigert auf der JHV und vom bunten Straus der Möglichkeiten philosophiert. Jetzt sind wir genau da - ob bewusst oder unbewusst. Darüber kann sich jeder seine eigenes Urteil bilden.
Das Risiko entsteht nicht durch die Planinsolvenz oder die Restrukturierung. Es ist längst Realität. Der letzte Sargnagel war das abgelehnte Angebot von den Regionalen. Schon damals hat Quattrex gezeigt, wer bestimmt wo der Hase langläuft. Man kann den aktuellen Entscheidungsträgern nur wünschen, dass sie in den anstehenden Verhandlungen ein glückliches Händchen haben und soviel FCK retten, wie sie können. Egal ob Restrukturierung oder Planinsolvenz. Ein Aspekt gilt es in dem Szenario allerdings noch zu beachten: Weder Quattrex noch Legardere wollen operativ einen Verein führen. Sie dürfen es wahrscheinlich noch nichtmal. Zumindest bei Quattrex würde ich ein großes Fragezeichen dran machen, da es offensichtlich Interessenskonflikte mit anderen Engagements gibt.