Flo hat geschrieben:@Rheinteufel2222, also ich weiß aus Gesprächen, dass Oliver Voigt schon länger ein Kritiker von Schommers´ 4-3-3-System war und beide schon länger deshalb "über Kreuz" lagen. wenn man es so sagen will. Daraus schlussfolgere ich ziemlich sicher, dass Voigt sicher kein Verteidiger von Schommers war. Warum da dann nicht früher gehandelt wurde, lasse ich aber mal offen.
Es sind doch aber genau diese etwas "eindimensionalen" Sichtweisen / Analysen, die im Ergebnis nicht wirklich sinnvoll sind.
1. Wie kann man Kritiker eines 4-3-3 Systems sein? Mit welcher Begründung? Und wie will man damit das pro und contra eines Trainers ableiten? Der entscheidende Punkt ist doch, dass man 1. sieht ob der Trainer die Mannschaft erreicht, 2. er diese weiterentwickelt und 3. damit den realistisch erreichbaren sportlichen Erfolg erzielt. Bei Schommers war 1. und 3. nicht mehr gegeben.
2. Wenn der zuständige für den Bereich Sport (und das kann bei uns nur Notzon sein) eine Entscheidung treffen will, die da heißt, wir müssen den Trainer entlassen, dann geht er damit zum Geschäftsführer (und der dann ggf. zum Aufsichtsrat) und sagt, ich will den Trainer wechseln. Sollte es so gewesen sein, wie man aus den gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen hört, dass Aufsichtsräte und Investoren eine entsprechende Meinung entwickelt haben und diese mit Ultimatum durchsetzen wollten, dann mag die Entscheidung inhaltlich korrekt sein - sie darf aber auf diese Art niemals zu Stande kommen. Das Verhalten und die Äußerungen von einzelnen Personen sind daher meines Erachtens vielschichtig zu bewerten und leider nicht auf die rein sportliche Entscheidung zu reduzieren.
3. In soweit mag Martin Wagner recht gehabt haben - den Weg den er gewählt hat war aber der falsche. Wenn ich feststelle, dass mein Angestellter mit Entscheidungen falsch liegt und Ziele nicht erreicht (wie bei Notzon jetzt mehrmals dokumentiert und nachgewiesen), dann muss ich ihn freistellen oder einem anderen die Verantwortung geben und darf nicht versuchen selbst die Geschäfte zu führen.
4. Diese Ansammlung von "Machern" die wir nun vereint haben, versucht aber leider erneut gleichzeitig durch die selbe Tür zu laufen. Und man nimmt lieber den Türrahmen raus und versucht es weiter, als gemeinsam hintereinander durchzugehen. Man nennt das Teamplay. Dazu gehört es eigene Schwächen und Stärken zu kennen und Ratschläge anzunehmen. Es gibt den Begriff der faktischen Geschäftsführung, also das eingreifen von Aufsichtsräten und noch schlimmer Investoren in das operative Geschäft. Diese Dinge sind bei uns leider wieder vermehrt zu beobachten:
Wer gibt Interviews und kommuniziert?
Wer führt Verhandlungen mit Gläubigern und Investoren?
Wer spricht mit potentiellen Kandidaten als Geschäftsführer Sport?
Wer meint bei der Kaderzusammenstellung mitsprechen zu müssen?
Wer will Trainer entlassen oder zählt diese gar öffentlich an?
Der Kernfehler war es, keinen Geschäftsführer Sport zu installieren, der entsprechende Kompetenzen auf sich vereint. Es mag dem ein oder anderen gelegen kommen, dass man den wichtigsten Entscheidungsträger eher innerhalb der Hierarchie als an deren Spitze etabliert - für die Organisation ist das aber eine Katastrophe. Die erfolgreichsten Jahre des FCK gab es dann, wenn es Leute mit entsprechendem Sachverstand in der Führung gab. Der Abstieg war immer damit verbunden, das man mangelnde sportliche Kompetenz in der obersten Spitze hatte, sei es 1995-1996, 2006-2008 oder nun seit 2015. Hatte ich aufgrund der Restruktruierierungssituation zunächst Verständnis dafür, ist es spätestens seit der Entscheidung für die regionalen Investoren und der entsprechenden Klarheit, dass der Insolvenzplan umgesetzt wird fahrlässig die Position unbesetzt zu lassen. Aber das Problem dürfte wie so oft allzu menschlich sein: Manche müssen dann 1. Kompetenzen abgeben und 2. eigene Schwächen eingestehen. Wie hieß es am Wochenende so schön: Vielleicht sind wir nicht so gut wie wir dachten... Diese Selbstreflexion würde auch neben dem Spielfeld helfen... Und das heißt nicht das man jemanden rausschmeißen soll. Aber jeder soll das machen, was er kann und was seine Aufgabe ist:
Kaufmännische Geschäftsführer kümmern sich um die Finanzen und das Kommerzielle,
Chefscouts scouten Spieler und schlagen diese dem Geschäftsführer Sport vor,
Aufsichtsräte führen Aufsicht und "beraten" (an dieser Stelle mal ein großes Lob an Martin Weimer und Christian Bettinger)
und der Geschäftsführer Sport stellt gemeinsam mit dem Trainer eine Mannschaft zusammen...
die der Trainer dann versucht so zu entwickeln, dass sie Spiele gewinnt. Ob im 4-4-3, 4-4-2 mit Libero oder 5 Stürmern ist eigentlich egal.
Wir haben in einer Mixtur aus Mehrheitsentscheidungen (man könnte auch sagen organisierter Verantwortungslosigkeit) und "zu viele Köche verderben den Brei" eine Mannschaft mit und für einen Trainer zusammengestellt, der jetzt nicht mehr da ist. Was erwartet man von Jeff Saibene? Er kehrt die Scherben auf, versucht ein Teamgefüge und eine Team-Hierarchie zu etablieren und unserer Mannschaft irgendwie Selbstvertrauen einzuimpfen. Natürlich muss man ihn dabei unterstützen. Trotzdem darf man die anderen Fehler auch mal laut und deutlich ansprechen. Zumal sich Kompetenzgerangel ja schon bei der Umsetzung der Planinsolvenz abzeichnete.