8. Juli 2009, Alte Försterei
1. FC Union: Mit Bauarbeiterhelm zum Eröffnungsspiel
Gossi hat ein bisschen Angst vor dem Abend des Eröffnungsspiels. Davor, dass er dann furchtbar heulen muss. "Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich hingehe", erzählt der 1,90 Meter-Mann. Es ist die Schlussszene im Film "1.FC Union – Kiek an!". Der Streifen erzählt davon, wie der Verein in den letzten Monaten den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte, während die Fans gleichzeitig das Stadion umgebaut haben.
Am Abend des 8. Juli 2009 wird die sanierte Arena mit einem Freundschaftsspiel gegen Hertha BSC eingeweiht. Es ist der Tag, auf den Gossi ein Jahr lang hingearbeitet hat. Fast jede freie Minute verbrachte der arbeitslose Bauarbeiter beim Stadionumbau.
Gossi, der eigentlich Andreas Goslinowski heißt, ist einer von über 2.100 ehrenamtlichen Helfern. Beim Eröffnungsspiel wird man sie an ihren knallroten Bauarbeiterhelmen erkennen. Diese Kopfbedeckungen sind ein offizielles Dankeschön des Clubs an die Helfer. Ein Fußballspiel mit Tausenden behelmten Bauarbeitern auf den Rängen. Diese Bilder werden wieder mal davon künden, dass Union nicht nur ein Fußballverein ist, sondern so was wie eine Familie.
Falsche Sitzfarbe
Im erwähnten Union-Film, den es jetzt auf DVD gibt, lernt der Zuschauer auch Chris Lopatta kennen. Der ist im wirklichen Leben Schauspieler am Leipziger Theater – und leidenschaftlicher Fan des Köpenicker Fußballclubs. An proben- oder aufführungsfreien Tagen war Lopatta "eigentlich immer hier in der Alten Försterei", erzählt er - insgesamt "wohl über 170 Stunden". Der Schauspieler habe auch als Betonbauer eine gute Figur gemacht, sagen seine Kumpels.
An den Fähigkeiten und der Leidenschaft der ehrenamtlichen Bauarbeiter lag es jedenfalls nicht, dass der Stadionumbau am Ende deutlich länger gedauert hat, als ursprünglich geplant. Eigentlich sollten die beiden neuen Hintertortribünen und die große Gegentribüne bereits Ende 2008 fertig sein. Irgendetwas kam dann immer dazwischen. Mal war es das Wetter, ein anderes Mal hatte die Firma, die die Dachkonstruktion bauen sollte, Lieferschwierigkeiten. Zuletzt passierte dann auch noch die Sache mit der falschen Farbe der Sitzschalen. Die gelieferten Modelle hatten ein leichten Stich ins Weinrote. Ausgerechnet die Farbe des einstigen Erzrivalen BFC Dynamo! Bis spätestens Mittwochnachmittag sollen nun Sitze im richtigen Farbton, in Knallrot, geliefert und verschraubt werden.
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