Miggeblädsch hat geschrieben:Es gibt ja, logisch betrachtet, nur folgende Möglichkeiten:
1) Der Professor ist ein Scharlatan und Dampfplauderer, der sich auf vereinsschädigende Art und Weise für ein "windiges Angebot" aus Dubai stark gemacht hat, in dem aber eine üble, hinterlistige Falltür versteckt war. Schlichtweg nicht annahmefähig. Wenn das so ist, wird es ja kein Problem sein, dies auf der JHV entsprechend glaubwürdig zu erläutern. Oder?
2) Der Professor ist kein Dampfplauderer, das "Dubai-Angebot" war tatsächlich das bessere oder tatsächlich kompatibel, also "zu matchen" und trotzdem wurde es abgelehnt. Der Professor hätte also nur den Finger in die richtige Wunde gelegt. Wenn das wiederum stimmen sollte, dürfte verständlichweise Gesprächsbedarf bestehen.
@Miggeplädsch, erstmal Merci für das Lob!

Deine Differenzierung in puncto "Kungelei" ist wichtig, aber das Wort selbst wird nun mal durchweg emotionalisierend und anschuldigend verwendet - und ist eben kein analytischer Begriff. Wenn man das anders meint, sollte man es vielleicht auch anders ausdrücken, sonst findet man sich halt schnell in entsprechender Gesellschaft wieder. Ich selbst hatte Dich aber da auch gar nicht im Blick, da Du ja reflektierte Beiträge verfasst.
Deinen oben zitierten "logischen Alternativen" stimme ich aber nicht zu, weil - ähnlich wie mit der "Kungelei" - auch diese rein auf die persönliche Wertschätzungs- und Beziehungsebene zielen. Genau das ist das Problem in den Foren. Nein, man kann zu einem Angebot unterschiedliche Einschätzungen gewinnen! Und ich bin sicher, dass genau dies hier auch zutrifft. In mindestens folgenden Dimensionen können sich diese persönlichen Einschätzungen und strategischen Bewertungen einfach unterscheiden:
1. Künftige Anteils- und Vereinswertentwicklung: Soll ich beim tiefsten Vereinswert einen Großteil der Anteile verkaufen, um mittelfristige Planungssicherheit zu haben, oder erstmal "anschieben", um später zu einem möglicherweise besseren Preis zu verkaufen?
2. Anteilskonzentration: Sinn und Zweck des Vier-Säulen-Modells widersprechen einem allzu dominanten Ankerinvestment. Macht man sich zu sehr abhängig, wenn der Ankerinvestor künftig
faktisch alleine über Kapitalerhöhungen entscheiden kann, auch wenn der Verein zustimmen muss? Denn bei einem sehr mächtigen Investor ist dessen das operative Geschäft betreffende Anliegen dann schnell ein Angebot, das man vereinsseitig nicht ablehnen kann. Statuten und Regularien hin oder her.
3. Vereinsautonomie: Anknüpfend an das eben Gesagte: Was wenn der mächtige Ankerinvestor mit Ambitionen auf Umsetzung eines sportlichen Konzepts künftig Kapitalerhöhungen blockiert und selbst nur noch FK anbietet, weil er den Verein damit effektiver unter Druck setzen kann, auch bei Einhaltung aller Verbandsregularien das zu tun, was sein Kompetenzteam sagt? Dass Investoren solche Kalküle nicht fremd sind, hat Becca ja seinerzeit im dbb-Interview brutalst ehrlich dargelegt.
4. Entwicklung der Vereinskultur: Wer nicht sofort die Reizfiguren Becca und Buchholz vor Augen hat, mag das "Bielefelder Modell" gar nicht so schlecht für uns finden, auch wenn die regionale Wirtschaftskraft beider Standorte nicht vergleichbar ist. Hier denke ich, dass die Lautrer im AR "Die Regionalen" keineswegs als homogene Gruppe sehen, sondern sich versprechen, auf kommunikativem und vereinskulturellem Einflußweg hier manches im Zaum halten zu können, was bei Fremdinvestoren sehr schnell aus dem Ruder laufen könnte. Das könnte die durchaus autonomieförderliche andere Seite der vermeintlichen "Kungelei" sein. Und nach dem Motto "Teile und herrsche!" ist eine Investorengruppe eigentlich ein weniger mächtiger Verhandlungspartner als ein Großinvestor mit komplett unbekannten Partnern, auf die man keinerlei Einfluß ausüben kann. Und immer noch hat mir keiner beantwortet, warum ökonomisch potente Player wie Dienes und Theiss nach der Pfeife des vergleichsweise kleinen Fisches aus Bexbach tanzen sollten.
Das alles können Jörg Wilhelm und die anderen Beteiligten komplett konträr eingeschätzt haben, ohne dass einer von ihnen "lügt" oder ein "Dampfplauderer" ist. Das Problem der Fan-Kommunikation ist es, immer alles auf die Beziehungsebene zu ziehen und Grau- und Pastelltöne, Kräftefelder und Kompromisslinien auszublenden. Das macht die Diskussion mitunter anstrengend.
Was ich allerdings auch so einschätzen würde ist, dass Merk und Keßler sich in diesem Verfahren auf unbekanntem Terrain befinden, nicht abgebufft genug sind und sich schnell von Playern wie Quattrex unter Druck setzen lassen. Ängstlich sind sie aber auch zum Teil nicht nur aufgrund mangelnder Pokererfahrung, sondern auch, weil sie den FCK nicht aufs Spiel setzen wollen. Ein Jörg Wilhelm kann auf deutlich mehr Erfahrung zurückgreifen, wobei ihm aufgrund der fehlenden Vereinsbindung aber auch seine Emotionen nicht im Weg stehen. Der kann "All in" gehen. Aber wer "All in" geht, kann auch verlieren. Da darf man gerne bei Stefan Kuntz nachfragen.
Alle, die sich die beinharte Wilhelm-Verhandlungslinie gewünscht hätten, sollten dies einfach mal bedenken. Dieser Weg hätte auch geradewegs in die Regelinsolvenz führen können, wenn Du Gläubigerausschuss und Sachwalter verprellst. Konsensorientierung und Maßhalten in Verhandlungen sind nicht per se ein Ausdruck von Schwäche.
Gewünscht hätte ich mir persönlich ein "Good Cop, Bad Cop"-Spiel zwischen Merk/Keßler und Wilhelm/Weimer mit SOV als Regisseur. "Gefühl und Härte" sozusagen! Das wäre für mich die erfolgversprechendste Strategie gewesen.
Aber da stimme ich @Kohlmeyer voll zu: Kein einziger Verhandlungsteilnehmer macht sich die Hose mit der Beißzange zu. Die kennen alle Details, wir aber nicht. Da immer zu glauben, man selbst wüsste und könnte alles besser, ist extrem nervig. Und führt auch dazu, dass die Verantwortliche sozialen Netzwerken sehr kritisch bis komplett ablehnend gegenüberstehen. Würden wir da mal ein anderes Diskussionsniveau entwickeln, dann würde möglicherweise auch der ein oder andere Insider mehr hier schreiben. Aber so wie es ist, ist es leider oft zum Fremdschämen. Das ist eine große verpasste Chance für diese von ihrer redaktionellen Aufstellung her eigentlich richtig geile Plattform.