Ich habe der Vereinsführung im letzten Sommer eine lange E-Mail geschrieben, in der ich im wesentlichen auf drei Dinge hingewiesen habe:
Ihr braucht einen Ankerinvestor, der ist Voraussetzung für alle weiteren Säulen. Das Konzept und der Weg mit dem ihr diesen Investor sucht ist falsch. Ihr müsst das aus dem Verein heraus machen. Ihr müsst Vereinsvertreter involvieren etc.
Ihr werdet nicht in der Lage sein ein Wertpapierprospekt rechtzeitig fertigzustellen, insbesondere nicht wenn die KGaA als Emittenten agieren soll. Das war klar, auf Grund der fehlenden Vergangenheit, auf Grund des immensen Aufwand der damit verbunden ist etc. Mein Team hat in den letzten 5 Jahren ungefähr 50 Wertpapierprospekte geschrieben / begleitet. Wir haben feste Ansprechpartner bei der BAFIN. Martin Sester hat auch Expertise auf dem Gebiet. Das war absehbar, dass war grob fahrlässig.
Es gibt eine Lösung, diese Lösung heißt Genossenschaft. Diese Lösung ist deutlich günstiger (auch für die Fans) - vor allem wären wir zur Zeit schon voll dabei alle Säulen zu befüllen. Dieser Weg wird im Übrigen von Traditionsvereinen wie RotWeis Erfurt oder wie St. Pauli gerade beschritten. Stuttgart plante das vor dem Ankerinvestor Mercedes ebenfalls exakt so umzusetzen.
Das sind grobe handwerkliche Fehler. Das ist auch kein klugscheißen aus der zweiten Reihe.
Darüber hinaus wurde klar, dass bestimmte Akteure schlicht keinen Investor suchen / dazu in der Lage sind. Die Einschätzung von Littig zu Klatt spricht Bände. Aber das entscheidende: Wer will in einen solchen Sauhaufen investieren. Ein Intrigenstadl, dass sich nicht auf die Farbe von Scheiße einigen kann und die Werte unseres Vereins mit Füßen tritt.
Thomas setzt dem ganzen dann noch die Krone auf: Ponomarew hat in Uerdingen Meier eingestellt. Ja verdammte Scheiße. Mit seinem Geld und deshalb hat er ihn auch nach sieben Spielen wieder rausgeschmissen. Wir machen das gleiche mit geliehenem Geld - und bringen es dann fertig, etwas zeitversetzt, Frontzeck als Nachfolger zu holen. Wer hat die besseren Entscheidungen getroffen?
Und natürlich ist das nicht die Art der Transparenz, die gemeint war. Es wäre aber transparent gewesen, den Leuten zu erklären welche Herausforderungen vor dem Verein liegen. Ob an der HV vor zwei Jahren oder an der Ausgliederungs-HV. Wie Harry Layenberger so schön sagte: Der Fan erträgt die Wahrheit. Das fußballidologisch aufgepumpte Viersäulenmodell, die Satzung der KGaA, die Mitspracherechte, entwickelt und konzepiert im Clean-Room der heilen Fußballwelt, von Leuten, die noch nie in ihrem Leben mit einem Investor gesprochen haben, geschweige denn annährend abschätzen können, was ein Investor will, damit er überhaupt bereit ist in den FCK zu investieren. Ehrlich und Transparent wäre gewesen: Wir versuche das beste für den Verein rauszuholen und wenn es Abweichungen gibt, dann machen wir eine weitere JHV und lassen darüber abstimmen ob diese akzeptabel sind. Geht aber nicht davon aus, dass wir es 1:1 umsetzen können, wie es hier auf dem Papier steht.
Ich hatte vorgestern eigentlich eine Antwort auf den Post von @troglauer geschrieben, es mir dann aber geklemmt, diesen abzuschicken - einfach um abzuwarten, was gestern passiert und mir nicht wieder vorwerfen lassen zu müssen, man würde Öl ins Feuer gießen. Das haben die Protagonisten nun gestern ganz alleine hinbekommen (was zu erwarten war):
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Genau: Und daran ändert sich einfach mal gar nichts, weil wir nächstes Jahr genauso "erpressbar" sind wie dieses Jahr. Sogar deutlich mehr, weil unsere operative Finanzierungslücke nächstes Jahr noch viel viel größer ist. Wie groß genau, wissen wir, wenn die Dauerkarten verkauft sind. Das Klatt hier und jetzt handeln muss, hat er seinen eigenen strategischen Fehlern bei der Investorensuche zu verdanken. Man hätte die Gläubiger früher beschneiden müssen, man hätte das Stadion in die Investorenlösung mit integrieren müssen etc. Ich habe keine Lust das hier schon wieder auszuführen, zumal Du mir in diesem Punkt sowieso zustimmst.Troglauer hat geschrieben:@Ken
Wie erpressbar wäre man wohl gegenüber einem Investor, dem man auf Gedeih und Verderb ausgeliefert wäre, weil er einem über das Lizensierungsverfahren jederzeit den Stecker ziehen könnte? Wenn er kurz vorher androht einen Rückzieher zu machen, könnte er einfach jede seiner Bedingungen durchdrücken.
Der Verein ist rational betrachtet keine EUR 120 Mio. mehr wert. Vielleicht noch EUR 60 Mio. und das auch nur mit viel Wohlwollen. Das hat im übrigen auch nichts mit Schlechtreden zu tun, sondern ist simple Mathematik. Und die seriösen großen mittelständischen Investoren die wir suchen, die sind meist dorthin gekommen wo sie heute sind, weil sie Mathematik ganz gut beherrschen. Und selbst eine solche Bewertung setzt voraus, das jemand massiv investiert - denn Wert generieren kannst Du frühestens in Liga 1. Also wird er die Mehrheit haben wollen. Mehr als das: Er wird mitsprechen wollen. Und jeden Tag den wir verstreichen lassen, reduziert diesen Wert weiter bzw. erhöht das Bedürfnis mitzureden. Die Zeitgenossen die dann investieren werden immer ungemütlicher und Ponomarew kommt dir auf einmal vor, "wie die liebe Frau vom Lande". 10 Leute die EUR 150.000 investieren sind nett, wenn es denn so ist. Das sind aber in Summe nur 25% der Finanzierungslücke des nächsten Jahres.
Ich kann auch diesen "Scheiß" mit der Lizenz als Vorraussetzung für Investitionen nicht mehr hören. Wir haben im Juni 2018 ausgegliedert und hatten ein Lizenz für dieses Jahr. Warum hat denn keiner investiert? Weil sie warten wollten ob wir sie dieses Jahr auch bekommen? Das ist offensichtlicher Unsinn und ein Narrativ, der ausschließlich dazu dient das Volk zu beruhigen. Ob man dabei wirklich glaubt, dass es so ist oder bewußt täuscht, ist fast schon irrelevant. Beides disqualifiziert einen eigentlich für jedes Gespräch mit seriösen Investoren.
Auch der "Scheiß" man könne erst nach Investoren suchen, seit man ausgegliedert hat. Erstens hat man schon 2 jahre lang gesucht - allerdings mit dem falschen Konzept, der falschen Struktur und den falschen Leuten und zweitens hat beispeilsweise der VFB Stutgrat ausgegliedert, als der Ankerinvestor schon feststand. Man kann also sehrwohl vorher suchen. Auch hier: Das ist offensichtlicher Unsinn und ein Narrativ, der ausschließlich dazu dient das Volk zu beruhigen.
Es ist mir mittlerweile aber auch egal. Der Verein wurde von exakt den Parteien, die bald direkt oder indirekt ans Ruder kommen in die Situation geführt, in der wir uns heute befinden. Nicht von Kuntz und Grünewaldt bzw. Rombach, nicht von Klatt und Grieß oder von Bader bzw. Riesenkampf oder Banf und mit Sicherheit nicht von den Ultras. Aber jeder dieser Protagonisten hat sich zu einem bestimmten Zeitpunkt instrumentalisieren lassen. Auf die ein oder andere Art und Weise. Von der ein oder anderen Partei. Bewusst oder Unbewusst. Es wurde und wird soviel dreckige Wäsche gewaschen, es ekelt mich nur noch an - und es ist alles, nur nicht im Sinne des Vereins.
Investoren, professionelle Fußballinvestoren, mit denen ich gesprochen habe (und die interessanter Weise nicht vom Verein kontaktiert wurden, obwohl teilweise anders kommuniziert), machen einfach einen riesigen Bogen um den Verein. Keine funktionierende Corporate Governance, lokalpolitischer Sumpf mit reihenweise irrational agierenden Akteuren, permanentes Informationsleckage an diverse interessierte Parteien, dominante Führung ohne ausreichende Expertise im Fußballgeschäft, Negativer Gegenwartswert der Säule Zuschauereinnahmen aufgrund des Pachtvertrages und der Stadionsituation, Abhängigkeit von einer sehr teuren Mezzaninefinanzierung, deren Ablösung Status Quo schon mit EUR 15 Mio. eingeschätzt wird (ist so ähnlich wie Vorfälligkeitsentschädigung bei deiner Hypothekenfinanzierung). Kurz zusammengefaßt: Wir fassen das Ding nicht mit der Kneifzange an, es sei denn einige der oben aufgeführten Parameter ändern sich.
Das ist die Realität - und wenn ich nichtmal an den Parametern etwas ändre, die ich selbst beeinflussen kann, dann fällt mir das halt auf die Füße. Und ich wette, dass Feedback der Kollegen von Roland Berger war ähnlich. Weil auch hier ein komplett falscher Vermarktungsansatz gewählt wurde. Ohne vorhergehende Restrukturierung. Ohne Vereinsvertreter. Ohne Fußballsachverstand. Ohne Emotionalisierung der Gesprächspartner. Ich bin gespannt was morgen Abend rauskommt. Wird m.E. ausgehen wie das Hornberger Schießen. Außer das man danach weis, dass es einige Leute nicht ehrlich mit dem Verein meinen.
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Mein eigentliches Highlight gestern war aber die Aussage, dass man nun ein Konzept entwickeln müsse. Da fragt man sich doch, was wurde die letzten 2 Jahre gemacht?