Ich will an dieser Stelle eigentlich gar nicht viel zum Spiel schreiben - es gibt eigentlich kaum etwas dazu zu sagen. Der Auftritt gegen Schalke hat eigentlich das bestätigt, was bereits seit Wochen klar ist: die Qualität reicht gegenwärtig nicht aus, um sich auf für die kommende Saison die Berechtigung auf einen Startplatz in der Bundesliga zu verdienen. Dazu kommt natürlich die Eigendynamik eines solchen Negativ-Laufes: in dieser Situation funktionieren selbst die einfachsten Dinge nicht mehr, Bäller werden verstolpert, man kommt einen Moment zu spät in den Zweikampf und fängt sich so zwei Sonntagsschüsse ein.
In unserer derzeitigen mentalen Verfassung war spätestens nach dem Ausgleich klar, dass wir auch heute keinen Sieg einfahren werden. Wäre es der Mannschaft gelungen, die Führung mit in die Kabine zu nehmen, wäre das Spiel vielleicht anders gelaufen. Einen Genickschlag, wie das Gegentor vor der Halbzeit, kann das Team allerdings nicht verkraften. Natürlich kann man an dieser Stelle die Schuldfrage stellen: in meinen Augen macht sie aber derzeit keinen Sinn. Wir werden den Trainer nicht mehr austauschen - ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst beurteilen. Das Beispiel Hertha BSC hat gezeigt, dass man mit einem Trainerwechsel auch ordentlich daneben liegen kann. Daher präferiere ich eher die Lösung mit Marco Kurz. Allerdings verstehe ich auch all diejenigen, die nun nach einem neuen Trainer schreien. Es ist nunmal der letzte Hoffnungsschimmer für völlig frustrierte Fans. Da wir auch die Mannschaft nun nicht mehr verändern können, müssen wir diese Saison einfach - wie auch immer - durchstehen. Mit Freiburg, Hamburg und Hoffenheim haben wir nun erstmal Gegner, die theoretisch auf Augenhöhe sind. Leider starten wir dieses Programm ausgerechnet gegen die Freiburger, die nun im Aufwind sind. Hoffenheim und Hamburg sind derzeit in einer ähnlichen Negativspirale, gegen die sehe ich durchaus die Möglichkeit, sich Punkte zu erspielen. Nach diesen drei Spielen müssen wir halt weiterschauen.
Sollte es am Ende der Saison nicht reichen, müssen wir einen Weg finden, damit umzugehen. Den Abstiegs-Fall mussten wir alle ja auch schon vor der Saison mit einkalkulieren. Trotz unserer großen Vergangenheit sind wir nunmal mittlerweile ein Verein, der keinen Anspruch mehr auf einen dauerhaften Verbleib in der Bundesliga stellen darf. Wir haben weder die finanziellen Kapazitäten noch das Umfeld, dass uns einen Stammplatz im Fußball Oberhaus garantiert. Ehrlich gesagt: die Situation kommt für mich wenig überraschend, ich habe damit gerechnet. Jeder, der für seine persönliche Saison-Vorschau die rosarote Vereinsbrille abgenommen hat, wird wohl eine ähnlich schwierige Situation vorausgesehen haben. Wir als Fans müssen lernen, damit umzugehen, dass der FCK im Jahr 2012 in jeder Saison um seine Existenz zu kämpfen hat. Willkommen im modernen Fußball.
Der viel kritisierte Vorstandsvorsitzende muss nun also eine Möglichkeit finden, mit dieser Situation zurecht zu kommen: Stefan Kuntz muss einen Weg wählen, wie er diesen alltäglichen Existenzkampf aufnehmen will. Augenscheinlich hat er auf Glück auf dem Transfermarkt gehofft und sich in der Trainerfrage für den Weg der Kontinuität entschieden. Wie man persönlich zu dieser Idee steht, muss jeder für sich selbest entscheiden: klar ist aber auch, dass weder dieser Weg noch die Alternative dazu, Erfolg versprechen. Es gibt kein Patenrezept für die Rettung von Bundesliga-Außenseitern.
Liest man hier aber quer über die zahlreichen Beiträge, hat man den Eindruck, als sei es doch SO EINFACH! Beispielhaft möchte ich einfach mal folgenden Beitrag zitieren (wobei ich natürlich auch hätte so viele andere herausgreifen können).
fcharmonia hat geschrieben:
[...]
Bis zum Ende der Saison reicht eine interne Trainerlösung.
Falls Kuntz mangels Alternativen im Amt bleiben sollte (und für mich kann er das), wären ihm 2 Dinge anzuraten:
1. Verpflichtung von Sforza, falls der überhaupt Interesse hat
2. Verkauf aller für diese Saison verpflichteten Spieler, zusätzlich Tiffert. Entlassung von Vereinsleitungspersonal und drastische Reduzierung seiner eigenen Bezüge.
3 Suche eines Investors. Verpflichtung von 2 bis 3 erfahrenen Führungsspielern und Setzen auf die Jugend.
[...]
Stefan Kuntz hat vor wenigen Wochen im Aktuellen Sportstudio etwas sehr schlaues gesagt: der Vorstand darf seine Entscheidungen nicht aus der Emotionalität der aktuellen Lage heraus treffen. Hier oben sieht man nämlich sehr schön, welche abstrusen Ideen dabei herauskommen.
1. Was würde es uns beispielsweise bringen, einen Ciriaco Sforza als Trainer zu installieren? Natürlich war er einer der besten Fußballer, die der Betzenberg jemals erlebt hat. Macht ihn das aber zu einem guten Trainer? Sicherlich nicht! Wir haben keine Garantie, dass es mit Sforza funktionieren würde, diese Nennung ist nur willkürliches Namen-Dropping - man könnte sie wohl durch jeden anderen ehemaligen FCK Spieler austauschen, das Ergebnis wäre das selbe.
2. Nur weil die derzeitige Mannschaft schlecht ist, sollte man davon abesehen, gleich jeden Spieler vom Berg jagen zu wollen. Klar, wenige Minuten nach einer 1:4 Heimklatsche lässt man sich mal gerne dazu verleiten, sich über das komplette Team auszukotzen. Wenn es aber an die Zusammenstellung einer schlagkräftigen Truppe für einen eventuellen Wiederaufstieg geht, sollte man sich nicht nur von diesen Eindrücken beeinflussen lassen. Sicherlich haben wir Spieler in unseren Reihen, denen man die Qualität zum Profifußball absprechen kann. Der ein oder andere Spieler hat aber durchaus gute Anlagen und hat auch positive Ansätze gezeigt. Christian Tiffert - im letzten Jahr übrigens der Held des gesamten Forums - wird nun zum Sündenbock gemacht und soll vom Berg gejagt werden. Das Geschäft ist wirklich sehr undankbar: zwischen Himmel und Hölle, Helden und Sündenbock ist es wirklich eine Gratwanderung. Zum Glück stehen an der Spitze unseres Vereins Leute, die das etwas nüchterner betrachten und über den Verbleib von Spielern nicht nach 90. Minuten in der Westkurve entscheiden.
3. Mancher Zuschauer stellt sich das scheinbar ein bisschen einfach vor. Klar, die Suche nach einem Investoren zu fordern ist leicht - einen zu finden wohl nicht. Kuntz läuft doch nicht mit geschlossenen Augen durch die Stadt und übersieht haufenweise potentielle Investoren. Wir haben durch den Standort Kaiserslautern Wettbewerbsnachteile, die mit wachsender Kommerzialisierung im Profifußball natürlich immer erdrückender werden. Einzig am Verkauf des Stadion-Namens wäre wohl relativ schnell ein wenig Geld zu verdienen. Ich will mir aber den Aufschrei gar nicht vorstellen.
Auch das "Setzen auf die Jugend" schreibt sich immer so einfach. Dazu gehört aber auch sehr viel mehr als das einfache Einbauen von A-Jugendlichen ins Team. Selbst im Jugendbereich braucht man schon sehr viel Geld, dazu natürlich auch sehr viel Glück. Wenn wir nun anfangen würden, jede Woche mehrere Nachwuchsspieler aufzustellen, will ich mir gar nicht ausmalen, was dann passiert. Klar kann man damit mal einen Glückstreffer landen - aber so einfach, wie sich das manch einer vorstellt, ist das nicht. Will man auf die Jugend bauen, ist das ein langfristiger Prozess, der erst in Gang gesetzt werden muss. Dazu gehört Geduld und Geld! Beides haben wir leider nur sehr begrenzt.
Was ich damit letztlich sagen will? Auch wenn es derzeit schwer fällt, sollte man unsere Situation etwas weniger emotional analysieren. Man sollte das Gehirn natürlich nicht ausschalten und alles abnicken, was von Oben gesagt wird. Kritik an Trainer, Mannschaft oder den Vereinsverantwortlichen ist gerechtfertigt, ohne Zweifel. Wenn man es aber wirklich ernst meint, darf man sich nicht von der derzeitigen (miesen) Stimmung leiten lassen und sich der populistischen Meinungsmache für oder gegen bestimmte Personen anschließen. Dies endet nämlich in den Meisten Fällen in der Selbstzerfleischung der Anhängerschaft. Etwas, was wir uns nicht auch noch leisten können.