playball hat geschrieben:Grosse Verbesserungen waren vorhanden, wer die leugnet, ist blind oder ignorant. Nicht zuletzt die Chancen zeigten, dass nach vorne einiges möglich war. Gaus wurde in Szene gesetzt, bzw tankte sich gut durch, Moritz war aktiver als im ersten Spiel, wenn auch nicht so auffallend, wie er uns propagiert wurde. Flanken fanden den Sechzehner, Ziegler steigerte sich vom Totalausfall zumindest zum Manndecker auf normalem Zweitliganiveau. Halfar und Moritz haben nicht zuletzt bei dem 1:0 bewiesen, was sie können, den Ball auf engstem Raum spielen und Stürmer in Szene setzen. Soweit so gut.
Allerdings fallen Dinge auf, die nicht nur viele Leute um mich herum im Stadion regelrecht zum Kotzen finden und die irgendwann die Motivation nach unten hauen.
Während einerseits das grosse Einmal Eins trainiert wird, fällt auf, dass das kleine Einmal Eins überhaupt nicht vorhanden ist. Dieses ist für mich: Eckball, Einwurf, Kopfball.
Eckbälle. Neue Variante ist, einen Eckball kurz zu spielen. Hierbei geht das ganze wiederholt so langsam, dass der Ball immer wieder vertändelt wird. Sogar die Spieler hatten offenbar keine Ahnung, was sie mit den kurzen Ecken machen sollen. Als der dritte Eckball so vertändelt wurde, machte sich Frust breit. Ich assoziiere einen Eckball mit latenter Torgefahr und für mich ist ein Trainer dann ein grosser, wenn er diese Banalitäten einstudiert. Hier haben wir nix einstudiert. Hier haben wir uns regelrecht Scheisse antrainiert. Vergesst diese kurzen Ecken. Am liebsten würde ich einem ein Bier auf den Kopf werfen, wenn er sich zum kurzen Eckball anbietet (man beachte den Konjunktiv. Lieber Staatsschutz, liebes SEK, lieber DFB, keine Angst, ich tu es nicht).
Einwürfe. Ja hilfe. Schon Harald Katemann hat uns in den 90ern gezeigt, dass Einwürfe wie Eckbälle vorne reinkommen können. Als Einwurftorpedos. Wir haben momentan offenbar nicht mal einen, der einen Einwurf 10 Meter weit werfen kann. Darüberhinaus verlieren wir nach einem Einwurf zu gefühlten 80% die Duelle 1 gegen 1. Sprich Kopfballduelle oder sontige Zweikämpfe. Man hat sogar das Gefühl, dass wir Angst haben in unserer eigenen Hälfte, einen Einwurf auszuführen. Seltsamerweise kam bei Würzburg der Ball meistens nach einem Einwurf zum eigenen Mann.
Kopfbälle. Sicher sind die Zeiten vorbei als wir lauter 1,90 Recken im Team hatten und jeden Kopfball fast automatisch gewannen. Aber ist es zuviel verlangt, mal im Mittelfeld einen Kopfball zu gewinnen? Oftmals hatte ich das Gefühl, wir gehen gar nicht richtig in diese Zweikämpfe hinein und verlieren dadurch unnötig Bälle an den Gegner.
Dieses ist das kleine Einmaleins, das ich immer voraussetze und welches kleinen Mannschaften immer wieder die Möglichkeit gibt, andere zu übertrumpfen. Bei uns ist es gar nicht vorhanden. Wir müssen es spielerisch schaffen, Torchancen zu erspielen, weil wir über Standards keinerlei Plan haben. Und das vermiest mir die Stimmung im Stadion. Gute Ansätze spielerisch, aber bei unseren Grundtugenden sind wir schwach und überlassen dem Gegner das Feld und die Chance, sich ins Spiel zu kämpfen.
Und Standards kann ich an einem oder zwei Tage einstudieren. Da braucht man keine Zeit dafür. Einmal diese einstudieren, von mir aus einen ganzen Tag, und dann täglich eine Stunde weitertrainieren bis alles in Fleisch und Blut übergeht. So wurde Feldkamp Meister, so holte Ribbeck mit Leverkusen den Europacup und so holte Darmstadt den Klassenerhalt.
Dazu eine Frage zum Spielaufbau. Es ist gut, wenn viel über Aussen geht. Das sah stellenweise gut aus. Doch a) steht, nicht nur laut Franz Beckenbauer, das Tor in der Mitte und b) haben wir uns im zentralen defensiven Mittelfeld gut verstärkt und haben generell Ballverteiler. Moritz und Ring sollten Bälle verteilen. Allerdings wird im Spielaufbau sauber um die beiden herumgespielt, sie bekommen gar nicht den Ball. Innenverteidiger auf Aussenverteidiger, 3 mal hin und her, dann kommt der Ball auf die Aussen und dann sehen wir was kommt. Meist ein langer Ball, ggf diagonal.
Warum zwingen wir unsere Verteidiger hier die Spieleröffnung zu machen? Immer wieder sind die Verteidiger gezwungen, den langen Ball zu spielen oder hinten hin und herzu tendeln. Mwene hatte hier immer wieder sichtliche Probleme, man erkannte schnell, dass er hier Schwächen hat, und den Blackout Vucurs muss man ja nicht wirklich nochmal kommentieren. Mwene hatte oftmals ähnliche Situationen drin und man kann sich bei dem Ballgeschiebe hinten fast einstellen auf einen fetten Bock. Und jetzt kommt das schlimme: Für viele kam der Bock Vucurs nicht mal überraschend. Noch 5 Minuten vor dem Fehler Vucurs sagte einer hinter mir: „es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis wir uns selbst einen reinlegen“ und als dann der Elfmeter gepfiffen wurde, konnten wir nicht mal mehr fluchen, sondern fühlten uns bestätigt. Selbsterfüllende Prophezeiung. Ja sorry, und wenn wir Fans schon so lethargisch werden, könnte es nicht sein, dass die Spieler ähnlich denken?
Wieso ist die Mittelfeldzentrale so sichtlich aus dem Spielaufbau genommen? Ist das eine Anweisung oder sind die Jungs in der Mitte einfach „abstinent“ also halten sich nicht an eine Taktikvorgabe? Sorry, aber so kann es doch nicht weitergehen. Ein Ring oder Moritz kann den Ball doch besser nach vorne spielen als - mit Verlaub - ein Vucur, Heubach, Ziegler oder Mwene.
Bei allen positiven Ansätzen in Würzburg hatten man das Gefühl, dass wir Schönspielen wollen und am Ende einfach lange Pässe suchen. Man hatte nicht das Gefühl eines Kampfes der Mannschaft – zu viele Bälle gingen nach Einwürfen verloren, zu viele Kopfbälle gingen im Mittelfeld verloren. Und die armseeligen Ecken gaben den Rest. Würzburg machte genau das Gegenteil. Sie kamen nicht über die klassische Spieleröffnung, sondern ärgerten uns eben bei Standards und Zweikämpfen und hatten dann eingespielte Laufwege bei Kontern, die immer brandgefährlich waren. Das ist eher das, was die Betze Tugenden ausmacht. Über die Zweikämpfe zum Erfolg.
Bei uns ist es mittlerweile leider umgekehrt. Mit Bravo und Hallo anfangen und dann über Zweikämpfe den Schneid abgekauft bekommen und am Ende kommt die Angst vor der eigenen Courage und lähmt Team und Fans. Das Team wirkte auch sichtlich müde, ein Krampf Alijis sprach Bände. Krampf an Spieltag 2. Im Profifussball!
Ich hoffe, wir können das beheben, damit dann auch endlich mal die positiven Aspekte als solche wahrgenommen werden. Denn, es ist ja nicht alles schlecht. Aber wir stehen uns offenbar selbst im Weg.
Du sprichst anfangs von großen Verbesserungen, legst aber dann genau den Finger in die Wunden. Genau das ist es, was die Fans schon seit einigen Jahren zur Weißglut bringt. Seit 3 oder 4 Trainern ist der FCK nicht in der Lage, gefährliche Standards zu produzieren. Es rutscht mal einer rein, aber 95% sind einfach schlecht. Und darin sind uns gefühlt 17 Mannschaften aus Liga 2 überlegen. Das frustriert und man hat nie das Gefühl, dass ein Ball rein gezwungen wird. Im Gegenteil, die Spieler stellen sich nach vergebener 100% iger Chance 2 Minuten hin und raufen sich die Haare... "ich hab es doch zumindest probiert" wollen sie damit sagen. Sie sind schon zufrieden, wenn man spielerisch die bessere Mannschaft war aber trotzdem verloren hat. Der unbedingte Siegeswille geht 90% unserer Spieler total ab. Da kommt schon lange keine Brechstange mehr, nach Führung stellt sich sofort Zufriedenheit und Rückzug ein. Körpersprache ist seit Mo und Zimmers erster Saison ein Fremdwort geworden. Wie lässt sich so etwas erklären? Ich hatte gehofft, dass es an den Trainern lag und mich jetzt auf Korkut gefreut. Sicher, man muss noch 8 Spiele warten, aber das was du oben angesprochen hast, war nur 15 Minuten gegen 96 vorhanden. Dann lässt man sich durch eine Aktion (Tor oder Fehler)total aus dem Konzept bringen. Man ist seit Jahren nicht in der Lage, ein 2-0 nachzulegen. Halfar und Moritz waren zufrieden mit ihrer Vorarbeit zum 1-0 und haben dann aufgehört. Das sind die Dinge, die Fans schwer verstehen können. Das Handwerkszeug, dass jeder von uns in seinem Job mitbringen ´muss.
Da musst du als Trainer sicherlich anfangs nachsichtig sein, aber irgendwann musst du dazwischen hauen und die Herren aufwecken. Halle ist dafür genau richtig. Dort gibt es kein Unentschieden und man muss gewinnen. Dann sollte man ab Minute 1 auch alles dafür tun.