Nach der Pleite von Paderborn gegen den SV Sandhausen mit 0:6 rechneten die meisten Zuschauer am Montagabend im Fritz-Walter-Stadion mit einem hohen Sieg. Im Hinterkopf hatte der ein oder andere vielleicht noch das letzte Ergebnis (0:1) und den Spielverlauf gegen Paderborn auf dem Betzenberg. Eine Niederlage, die den Aufstieg von Paderborn in die 1.Bundesliga ebnete.
Auch für mich war es ein mulmiges Gefühl, obwohl ich schon recht optimistisch eingestellt war. Erleichtert registrierte man vor und nach der Führung den ein oder anderen gravierenden Ballverlust im Mittelfeld. Gerade am 4.Spieltag (!) ist es schwerlich möglich das Kombinationsspiel aus der letzten Saison nach einem (Kader-)Umbruch auf ein ähnliches Niveau zu bringen. Wie gesagt reden wir vom 4.Spieltag und nicht vom 34.Spieltag!
Was war weniger gut?
1. Man hat noch die Choreographie des ersten Spieltages vor Augen: Nur nach vorne, nie zurück! Wenn dieses Motto für Sandhausen gegolten hätte, dann wäre das Spiel gegen Paderborn nicht 6:0 ausgegangen. Vielleicht hätte man gar mit 0:1 verloren. Auch würde ein Lucien Favre mit dieser Marschroute wohl nicht Championsleague spielen.
Nichtsdestotrotz ist eine offensive Spielweise natürlich zu Hause Pflicht! Jeder Trainer wird dies wohl anders interpretieren und trainieren. Bei Slomka hat die Mannschaft nach Balleroberung ca. 10 Sekunden Zeit um zum Abschluss zu kommen. Alles was darüber hinaus geht, wird im Training abgepfiffen. Wirkt sich natürlich auch auf das Spiel aus. Wenngleich kein Trainer oder Schiedsrichter die Stoppuhr zückt und die Situation abpfeift.
2. Nach dem letzten Spiel in Bochum wähnte man sich bereits auf einem guten Weg Richtung Bundesliga. Leider kam es nicht zum Aufstieg. Nach dem Spiel in Darmstadt brach man ein. Konnte in den restlichen vier Spielen nur zwei Punkte holen. Vielleicht war das St. Pauli-Spiel ausschlaggebend für den Nichtaufstieg, wo man quasi gegen die schlechteste Auswärtsmannschaft in der 2.HZ einbrach, wo man den Druck gewinnen zu müssen spürte. Ähnlich aber extremer wie gegen Paderborn.
Wenn man diese Negativerfahrung aus den Köpfen kriegt, wird man auch um den Aufstieg mitspielen können. Für viele Spieler würde sich der Traum 1.Bundesliga erfüllen. Speziell bei Ring wirkt die Verletzung aus dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf am 11.Spieltag noch nach, wo er quasi vom besten Offensivspieler der Liga (!) zum Verletzten wurde.
http://www.kicker.de/news/fussball/2bun ... ander.html
Daher ist der Nichtaufstieg für Ring gleich doppelt bitter. Aktuell ein Notendurchschnitt von 3,88 nach 4 Spieltagen. In der letzten Saison trotz Verletzung 3,15 mit einer herausragenden Hinserie!
Vielleicht sollte man dort auch einen gedanklichen Schnitt machen. Mit Ring und Halfar zur alten Stärke finden!
3. Körpersprache und das Verhältnis zur Kurve
Hämisches Klatschen bei Pfiffen. Erlaubt oder ein NoGo? Irgendwie wollen ja beide Parteien das Beste Ergebnis für den Verein. Somit kann man auch keinem die Reaktion verübeln. Letztlich sorgt Emotion und Reibung für Energie, die man negativ oder positiv nutzen kann.
In Anbetracht der Tatsache, dass Löwe als Kapitän hier mit der passenden Körpersprache vornewegläuft, hofft man, dass die Neuzugänge so ein bisserl sich dem Temperament annähern. Also wenn z.B. einem Deville ein Stockfehler passiert vor hundert luxemburgischen Zuschauern. Peinlich wenn die es dann noch am nächsten Tag im Dorf weitertragen…
4. Trainerdiskussionen
Schwieriges Thema. Dem einen gefällt die Taktik nicht, dem anderen die Kleidung, dem nächsten die Sprache und das Umfeld sehnt sich nach einem neuen Trainerhoffnungsträger. Bekanntlich kostet jeder Trainerrauswurf Geld welches wir nicht unbegrenzt haben. Zu einem neuen Trainer kommen in der Regel auch zwei bis drei teure Wunschspieler. Vielleicht zwei bis drei Spieler mit denen der neue Coach überhaupt nicht mehr kann, die dann unter Wert verkauft werden müssten...
Bisher haben die Verantwortlichen mit Marco Kurz (2,75 Jahre), Franco Foda (1 Jahr) und Kosta Runjaic (aktuell 2 Jahre) drei Trainer verpflichtet. Die kurze Episode mit Balakov von 8 Spielen würde die These gar stützen länger am Trainer festzuhalten. Insgesamt muss man konstatieren, dass mit den Vereinsgeldern recht solide gewirtschaftet wurde.
Wahnsinnig sexy klingt das nicht! Lebt der Fußball natürlich von der Hoffnung auf Verbesserungen, Impulsen und neuen Reizen. Von den Schlagzeilen in den Gazetten.
Was war gut?
1. Fangen wir direkt mal hinten an. Marius Müller hat den Sprung ins Tor geschafft und hat in diesen vier Spielen schon überdurchschnittlich gut gehalten. Mit dem Pokalspiel wären wir bei fünf Spielen. Speziell aus dem ersten Spiel zieht der Torhüter ein gewisses Selbstvertrauen für die darauffolgenden Spiele. So passiert bei Kevin Trapp mit einer sensationellen Parade gegen den Freiburger Papis Demba Cissé. Oder Tobias Sippel beim ersten Spiel in Hoffenheim.
Somit müssen wir auch keine Torwartdiskussion führen.
2. Nach den Abgängen von Tobias Sippel, Willi Orban und Dominic Heintz wirkt die Abwehr schon recht stabil und gefestigt.
Gegen Paderborn war es Löwe in der 1.HZ mit einem hervorragenden Tackling im Strafraum sowie Vucur mit einem guten Aushelfen, nachdem Löwe ausgespielt wurde.
Speziell die Erfahrung von Löwe scheint für die Viererkette sehr hilfreich zu sein. Ebenfalls positiv die Kommunikation und das Dirigieren mit dem Nebenmann.
3. Die Kommunikation auf dem Platz ist auch ein großer Pluspunkt von Markus Karl. Für den ein oder anderen vielleicht einen Tick zu langsam oder in der Spieleröffnung nicht riskant genug, sehe ich die Spielweise schon recht positiv. Auch wenn gegen Paderborn außergewöhnlich viele Fehlpässe von Markus Karl kamen.
4. Bei Standardsituation wirkt der FCK sehr gefestigt. Karl, Vucur, Heubach und Przybylko bringen Körpergröße mit. Löwe, Halfar, Ring oder Zimmer Schnelligkeit, Wendigkeit und Dynamik.
5. Abgesehen vom überragenden Spiel in Duisburg, hat der 1.FCK auch bei Union Berlin ein gutes Spiel gemacht und sehr unglücklich zwei Gegentreffer kassiert. Allerdings sah es in der Offensive mit zwei Großchancen von Alexander Ring doch sehr ansprechend aus. Man hätte auch mit einem 5:3 die alte Försterei verlassen können.
6. Mit 4 Punkten aus einem Heimspiel und einem Auswärtsspiel steigt man auf. So hat es Alexander Baumjohann formuliert. Insofern wäre man aktuell im Soll.
Fazit:
Irgendwie sehnt man sich nach einem Kalli Feldkamp 2.0. Und den zu finden ist wohl unmöglich. Ciriaco Sforza wäre kontrovers. Gertjan Verbeek wäre ein Typ vielleicht vergleichbar mit Eric Gerets. Wen würde man noch in Betracht ziehen?
Wie machen es andere Vereine? Schaut man nach Mainz (Tuchel) oder nach Hoffenheim (Gisdol), so hat man Trainer verpflichtet, die bereits in anderen Vereinsmannschaften (A-Jugend, U21) vorher tätig waren.
Was machen die Ex-Spieler? Positiv einen Jeff Strasser demnächst mal auf der Trainerbank sehen zu können. Aber auch einen Bugera, einen Riedl …
Welches Spielsystem will man bevorzugen? 4-4-2? 4-2-3-1? 4-3-3? Passt der Trainer zum Jugendkonzept?
Andererseits wäre es vielleicht interessant wie sich Runjaic nach der Kritik weiterentwickelt. Ob er in der Lage ist, dass Ruder in der öffentlichen Fanwahrnehmung rumzureißen?