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Eine Fan-Geschichte: Der FCK-Zug

Allgemeine Fan-Themen und Fragen zu selbigen.
exlautrer
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Registriert: 29.01.2008, 21:03

Beitrag von exlautrer »

Der FCK Zug

Einst gab es einen sehr beliebten, stets gut besetzten, feuerroten Zug, der aus der schönen idyllischen Pfalz kommend quer durch Deutschland und manchmal sogar durch Europa zahlreiche zufriedene Fahrgäste beförderte. Es gab zwar gelegentlich Probleme mit dem Fahrplan oder der Technik, aber weil er immer Hauptgleise benutzen durfte, erreichte er stets – mehr oder weniger verspätet - sein Ziel.

Nun begab es sich aber im Jahr 1996, dass der Lokomotivführer, wohl etwas desorientiert, plötzlich vom rechten Weg abkam und auf ein Nebengleis geriet. Die Fahrgäste und sogar das Zugpersonal waren darüber derart erbost, dass sie den Zugchef sogleich in die Wüste schickten.
Einer glücklichen Fügung war es aber zu verdanken, dass zufällig gerade auf dem benachbarten Hauptgleis vom Personal eines bayerischen Zuges ein allgemein angesehener und erfahrener Lokführer entlassen wurde, weil dieser sich nicht so recht an die dort geltende Kleiderordnung halten wollte. Da die pfälzer Zugmannschaft auf Anzug, Krawatte oder Lederhose keinen großen Wert legte, wurde der aus Bremen stammende Lokführer namens Otto kurzerhand verpflichtet, die verirrte Lok wieder auf das richtige Gleis zu führen.
Erwartungsgemäß fand der neue Lokführer sehr schnell wieder auf die Hauptstrecke zurück. Dank seiner hervorragenden Fahrplankenntnisse und einer ausgezeichneten Zugmannschaft gelang es ihm sogar schon im darauffolgenden Jahr, alle Fahrgäste ohne Zwischenfälle absolut pünktlich zu ihrem gewünschten Ziel zu bringen.

Eines Tages aber blieb die Lok schon kurz nach der Abfahrt vom Betriebshof in Kaiserslautern einfach stehen. Da niemand aus dem Zugpersonal aber die Ursache dafür finden konnte, schob man Otto die Schuld zu und gab ihm, trotz seiner Beliebtheit bei den Fahrgästen einfach den Laufpass. Da gerade kein anderer Zugchef zur Verfügung stand, wurde kurzerhand ein ehemaliger Mitarbeiter, der früher erfolgreich für den Motor der Lok zuständig war, gegen ein fürstliches Entgelt aus dem Ruhestand gelockt und nunmehr mit der Führung des roten Zuges betraut.
Mit dem neuen Lokführer Andy lief die Lok zwar zunächst wieder an und auch der Fahrplan wurde im Großen und Ganzen eingehalten, doch gab es nach einiger Zeit immer öfter Probleme. Weil man nun nicht so recht wusste, ob diese Probleme an dem Lokführer oder dem Motor der Lokomotive liegen, baute man zwar gebrauchte, aber dennoch teure Ersatzteile namhafter ausländischer Bahnmotorenwerke ein und wechselte zusätzlich noch die Lokführer. Trotzdem blieb die Bahn immer wieder stehen und alle waren ratlos.
Nun meldeten sich die Fahrgäste lauthals zu Wort und forderten die Entlassung des gesamten Personals, denn dieses sei letztlich für die ganze Misere verantwortlich. Dem Druck der Fahrgäste konnte das für den Zug verantwortliche Bahnunternehmen namens FCK auf Dauer nicht mehr länger standhalten und so kündigte man dem erfolglosen Zugpersonal und stellte neue Kräfte ein. Dieses hatte zwar größtenteils vom Bahnverkehr keine Ahnung, aber der Chef der neuen Crew namens René konnte angeblich ganz gut mit Geld umgehen. Kaum war die neue Mannschaft im Amt, stellte diese fest, dass das aus dem Fahrkartenverkauf eingenommene Geld noch nicht einmal für genügend Treibstoff ausreicht. Um wieder zu Kohle zu kommen, verscherbelte man alles was zu Geld zu machen war. Wertvolles Motorenzubehör und auch die teuren Ersatzteile aus dem Ausland wurden verkauft. Hierdurch wurde die Bahn aber leider immer langsamer und langsamer. Dennoch reichten die erzielten Einnahmen nicht für den notwendigen Sprit, so dass man schließlich sogar noch alle Waggons verkaufen und für viel Geld zurückmieten musste.
Jetzt konnte endlich genügend Treibstoff eingekauft werden und die wartenden Fahrgäste gerade noch rechtzeitig am Bestimmungsort abgesetzt werden.
Als der Zugchef merkte, dass er zwar die Finanzen in den Griff bekommen hatte, der Zug aber nun in einem so schlechten Zustand war, dass er wohl bald stehen bleiben würde, entschloss er sich den Arbeitgeber zu wechseln und zwar noch bevor jemand das von Ihm angerichtete Desaster bemerkt.

Im Jahr 2006 geschah es dann, dass der Zug trotz neuer Crew und kostspieliger Anpassung der Waggons an Weltstandards wieder auf das ungeliebte Nebengleis geriet. Doch dieses Mal vertraute das Fahrpersonal und auch die Betriebsleitung dem aus der Region stammenden Lokführer Namens Wolfgang.
Wolfgang war gelernter Bremser und verstand auch die Sprache der Einheimischen rund um den Heimatbahnhof Kaiserslautern. Allerdings verstand er nichts davon, wie man eine Lok wieder auf das richtige Gleis zurückführt. Das Missfiel verständlicher Weise allen Beteiligten, so dass auch er schon nach kurzer Zeit wieder gehen musste.

Da das Bahnunternehmen FCK aber immer noch klamm bei Kasse war, entschloss man sich keine der gerade zur Verfügung stehenden gestandenen Lokomotivführer, sondern einen jungen kostengünstigen Berufsanfänger einzustellen.
Wieder bot sich ein ehemaliger Mitarbeiter an, der sich besonders gut mit dem Antrieb der Zugmaschinen auskannte und früher schon die rote Lok immer bestens in Schuss hielt. Der schweizer Spezialist verlangte aber wohl zuviel Lohn und wollte zudem auch wesentliche Teile der Crew, insbesondere den für den schlechten Zustand des Zuges mitverantwortlichen Lokführerassistenten, austauschen. Das Un-ternehmen FCK konnte und wollte sich das aber nicht leisten. Außerdem war der Schweizer aufgrund seiner allzu offenen Art ohnehin beim Personal nicht sonderlich beliebt. Und so stellte man lieber einen auf deutschen Strecken noch völlig unerfahrenen jungen Skandinavier ein.
Dieser fuhr nun unbeirrt und unbemerkt vom Zugpersonal immer weiter dem Abgrund entgegen.

Schon fast flehende Versuche des erfahrenen ehemaligen ´lautrer Mitarbeiters Klaus, eine Kurskorrektur durchzusetzen, scheiterten kläglich, denn das Personal war viel zu sehr mit dem Zusammenraffen der nur noch spärlich fließenden Einkünfte beschäftigt. Und so verpasste der Lokführer immer wieder die Chance, den Zug auf das richtige Gleis zu bringen.

Aufgrund seiner mangelnden Erfahrung übersah er sämtliche Signale und fuhr unbeirrt weiter in Richtung Abgrund.
Einige Fahrgäste bemerkten schließlich, dass sich der FCK-Zug auf dem toten Gleis befand. Aber ihr lautes Rufen drang nicht bis zum Führerstand vor. Die übrigen Fahrgäste waren zwar von dem Geschrei zunächst aufgeschreckt, aber jedes Mal, wenn der Zug eine Kurve fuhr war der Abgrund nicht mehr sichtbar und man beruhigte sich wieder, bis man schließlich den verängstigten Mitfahrern keine Beachtung mehr schenkte.
Nun sitze ich hier im letzten Zugabteil und denke, dass es wohl besser ist, den Zug hier an der Haltestelle „Winterpause“ zu verlassen, denn dieser wird sicherlich bald in den Abgrund stürzen und alle Fahrgäste mit sich reißen. Sein eigentliches Ziel wird er so jedenfalls nie erreichen. Vorher werde ich aber diese Zeilen in der Hoffnung zurücklassen, dass sie von anderen Fahrgästen gelesen werden und es diesen vielleicht doch noch durch lautes Rufen gelingt, einen Kurswechsel herbeizuführen. Ich würde mich jedenfalls freuen, irgendwann einmal wieder mitfahren zu können.

Aufgeschrieben vom Exlautrer, am 21.01.2008.
chris
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Beitrag von chris »

schön geschrieben!
schade , dass du so früh aufgeben willst! steig wieder in den zug ein und schrei mit!
südfraktion
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Beitrag von südfraktion »

schöner text - aber n zug durch schreien den rechten weg zu weisen...

wie wäre es mit notbremse ziehen oder lok abkuppeln?

ausserdem verlässt man solche züge nicht an jeder beliebigen station. einmal eingestiegen geht die fahrt immer weiter...
nur der hsv!
exlautrer
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Beitrag von exlautrer »

Kurz vor Abfahrt des Zuges von der Haltestelle Winterpause entschloss ich mich doch noch wieder mitzufahren, denn man hatte mir versprochen, der Zug würde auf jeden Fall jetzt eine andere Route nehmen. An meinem alten Platz angekommen, stellte ich voller Ärger fest, dass die von mir verfassten Zeilen achtlos in einer Ecke des Abteils lagen. Da der Zettel Gebrauchsspuren zeigte und sogar mit zwei netten Anmerkungen versehen war, musste er aber doch zuvor bereits von einigen Fahrgästen gelesen worden sein. Jetzt wusste ich, dass es richtig war wieder mitzufahren.
Aber leider musste ich schon kurz nach dem Start feststellen, dass der Zug keineswegs eine andere Fahrstrecke genommen hatte. Ich schrie: Schaut doch aus dem Fenster, seht ihr denn nicht da vorne diese tiefe Schlucht? In diesem Moment fuhr jedoch der FCK-Zug wieder einmal eine langgezogene Kurve, so dass der Abgrund nicht mehr zu sehen war, sondern nur noch ein harmloser kleiner Bach. Es kam aber noch schlimmer: Für einen kurzen Moment konnte man sogar wieder das Hauptgleis sehen, so dass alle glaubten, dass der Zugführer schon bald wieder auf Kurs sein wird. Und so wurde mein Rufen nur mit spöttischem Gelächter quittiert.
Jetzt kam in mir wieder tiefe Resignation auf und ich fragte mich, ob es nicht doch besser gewesen wäre, auszusteigen und einen anderen Zug nehmen?
toshy@FCK
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Beitrag von toshy@FCK »

Genau das ist es was wir jetze brauchen! Genau das!Mich regt das sowas von auf, erst singen Kaiserslautern 1900 WIR SIND TREU BIS IN DEN TOD und dann spielen se scheiße dann geht man halt und zieht den Schwanz ein!

So gehts net! So ist niemandem geholfen!!!
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Beitrag von Betze-Hermann »

Gestern Abend 19.45 konnte man am Bahnhof von Kaiserslautern wieder sehen, daß der Zug immer noch dampft. Selbst durch 2 ausfallende Motoren konnte er sich nicht aufhalten lassen loszufahren. Wenn wir Fahrgäste nun unserem Zug wieder anfeuern und ihm genügend Feuer geben wird er mit Sicherheit das Nebengleis verlassen und wieder aufs richtige Gleis kommen. Ich werde niemals vom Zug abspringen. Zu schön waren die Fahrten mit ihm. Und irgendwann, wenn wir alle auf diesem Zug bleiben, wird er dort auch wieder hinfahren.
Zuletzt geändert von Betze-Hermann am 03.02.2008, 20:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Westkurve.
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Beitrag von Westkurve. »

Sauber geschrieben!

Ich würd aber den Zug nicht verlassen,sonst musst du laufen :teufel2:
Montags könnt' ich kotzen!!
Mac67
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Beitrag von Mac67 »

Der Text hat schon was aber jetzt aufgeben?? ja genau das brauchen jetzt unsrere jungs..............

oh man ich glaub der knoten ist jetzt zeit dem gladbach spiel geplatz und der zug bewegt sich langsam aber er bewegt sich wieder zurück auf das richtige gleis.......

mfg

LAUTERN 4 EVER
Ich bin nicht die Signatur, ich Putz hier nur^^........

http://www.voting-arena.de/IndexBL2.php
Nordi
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Beitrag von Nordi »

Unser Zug ist abgefahr´n doch wir sitzen drin.
Niemand kann ihn stoppen, wir werden weiterrocken!
exlautrer
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Beitrag von exlautrer »

exlautrer hat geschrieben:Der FCK Zug


Nach dem die Lok des verirrten Zuges mit Motorschaden liegen blieb, war glücklicherweise jetzt allen klar, dass nur noch ein neuer Lokführer die Bahn wieder auf Kurs bringen kann. Also wurde der Skandinavier entlassen und man machte sich auf die Suche nach einem neuen Zugchef. Anstatt nun aber alles noch vorhandene Geld zusammenzuraffen und nach einem absoluten Spitzenmann Ausschau zu halten, der auch tatsächlich in der Lage war, den Zug zielsicher zu führen, suchte man wieder einmal nur nach einem kostengünstigen Ersatz. Da man nur wenig Geld ausge-ben wollte, stellten sich nur junge unerfahrene oder ältere Lokführer, die überall entlassen wurden und daher sonst keiner mehr haben wollte, vor. Ich schrie aus dem Zugfenster: „Macht bitte keine Experimente mehr, nimmt endlich Geld für gutes Personal in die Hand und geht notfalls betteln, damit endlich wieder ein vernünftiger Zugchef die rote Lokomotive auf das richtige Gleis führt. Warum stellt Ihr nicht den gerade freien, immer zuverlässigen und absolut erfahrenen Volker aus Freiburg ein? So teuer kann der doch nicht sein. Die Fahrgäste würden sich sicherlich sogar an den Kosten beteiligen, wenn sie nur endlich schnell und pünktlich an ihren Bestimmungsort transportiert würden.“
Nun sitze ich hier im letzten Zugabteil und schaue zusammen mit den anderen Fahrgästen suchend aus dem Fenster, ob vielleicht irgendjemand auf mein Rufen reagiert...
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