Jens Bockmühl-Schmiedel hat geschrieben:Durch den Umzug der Ultragruppen waren die Blöcke 8.1 und 9.1 plötzlich voll mit Fahnen und Doppelhaltern, was dazu führte, dass einzelne Fans und sogar ganze Fanclubs vertrieben wurden.
Jens Bockmühl-Schmiedel hat geschrieben:Ganz klar der wesentliche Auslöser war allerdings – wie erwähnt – das Vertreiben der Fans und das grundsätzliche Verhalten vieler Ultras.
Jens Bockmühl-Schmiedel hat geschrieben:Beispielsweise wurde uns zugesichert, dass durch den Umzug der Ultras keinerlei Fans vertrieben werden, auch die Fahnen sollten nur kurz hochgehalten werden. Nachdem wir dann merkten, dass dem nicht so ist, haben wir jeden Fahnenschwenker einzeln angesprochen. Gefruchtet hat das aber überhaupt nicht, vielmehr hat man versucht uns lächerlich zu machen.
Jens Bockmühl-Schmiedel hat geschrieben:Auf unsere Bitte hin, mit dem Schwenken der Fahnen mal aufzuhören, gaben einige die Fahnen und Doppelhalter einfach an ihren Nebenmann weiter und taten so als sei das Problem gelöst. Oft wurden wir aufgefordert auf andere Tribünen umzuziehen, wenn uns die Dinge nicht passen.
Ich frage mich, worum es hier eigentlich genau geht? Was steht im Mittelpunkt der aktuellen Diskussion? Ist es das Bestreben, die Stimmung im Stadion zu verbessern oder eine eher generelle Abrechnung mit den Ultras, womöglich motiviert aus der angeblichen Bevormundung der Fanszene? Macht man dann vielleicht die von vielen tatsächlich als schwach empfundene Stimmung zum populistischen Zugpferd? Ich verstehe nicht ganz, weshalb hier Dinge und Sachverhalte fernab der eigentlichen Stimmungsdiskussion vermischt werden. Ich finde zum Beispiel einzelne kritische Argumente gegen den Umzug der Ultras oder die Fahnschwenkerei nachvollziehbar. Was aber hat das mit der Megafonanlage zu tun? Macht es Sinn, innerhalb der Fanszene die Gräben mit teilweise sehr polemischen Statements zu vertiefen?
Jens Bockmühl-Schmiedel hat geschrieben:Ja, das mit dem „demokratisch“ ist immer so eine Sache. Wenn eine Fanversammlung einberufen wird, sind meist sowieso nur Ultravertreter anwesend. (...) Die Ultragruppen sind natürlich auch hervorragend organisiert, provokant könnte man sagen: Die sind jung und haben Zeit.
Das ist eine Aussage, die ich fast als unverschämt empfinde. Natürlich ist der FCK ein Verein mit großem Einzugsgebiet, aber steht dem Vertreter der Anti-MFA-Bewegung hier ernsthaft zu, diese Veranstaltungen und die darauf getroffenen Abstimmungen abzuwerten, quasi als nicht demokratisch zu bezeichnen? Wie unfair, ignorant, ja wie unverschämt ist diese Aussage gegenüber denjenigen Anhängerinnen und Anhängern, die sich die Zeit nehmen, zum Teil weite Strecken fahren, um an so einer Veranstaltung teilzunehmen? Heißt das, dass sämtliche Beschlüsse dieser Fanversammlungen, beispielsweise die Wahl der Fanvertretung, undemokratisch, illegal und damit nichtig sind?
Übrigens: auf der Fanversammlung sind beileibe nicht nur Ultravertreter anwesend. Aber ein schönes Beispiel, wie man versucht sich die Welt zu machen, wie man sie gerne hätte.
Kann man anderen Gruppen und Gruppierungen vorwerfen, dass sie sich organisieren? Wie frech ist es, den Ultras vorzuwerfen, sie seien ja
jung und hätten Zeit, quasi nichts Besseres zu tun? Weiß der Befragte eigentlich, welche Leute zu den Ultragruppierungen gehören? Weiß der Befragte, dass sich
junge Leute auch Zeit vom Studium oder Urlaub an ihren Arbeitsstellen nehmen müssen? Weiß der Befragte dass
junge Leute auch teilweise viele Kilometer zurücklegen und am aktiven Vereinsleben teil zu nehmen, gestalten und die wenigen Möglichkeiten ihrer Mitglieds- und Fanrechte nutzen wollen?
Was leitet sich aus solch einer Auffassung von Demokratie und Vereinsleben ab? Ist dann die Mitgliederversammlung nicht auch
irgendwie ein bisschen undemokratisch? Da können ja auch nicht alle da sein, da müssen auch viele Leute eine lange Strecke zurücklegen, sich Zeit nehmen. Was wenn sich für die Mitgliederversammlung auch eine größere Gruppe zusammentut die geschlossen für irgendetwas stimmt? Ist das dann auch wieder undemokratisch?
Was für eine dreiste Auffassung von demokratischen Prozessen im Verein und gegenüber den Leuten, die diese Möglichkeiten in Anspruch nehmen und verteidigen wollen.
Dann soll es also eine Umfrage richten? Auch hier eine ziemlich merkwürdige Auffassung vom Vereinsleben. Man möchte also gar nicht auf einer Versammlung oder einem Treffen Argumente austauschen? Man möchte gar nicht in den Dialog kommen? Nur eine Umfrage durchhführen und fertig?
Eine ziemlich erstaunliche Sicht auf das Miteinander im Verein.
Jens Bockmühl-Schmiedel hat geschrieben:Ich sehe die Chance daher gerade jetzt in dieser Saison, wo teilweise mitreisender Fußball gezeigt wird , dass der gesamte Wandel recht schnell Früchte tragen könnte.
Um noch etwas Sachliches zur eigentlichen Diskussion, nämlich zur Stimmung beizutragen: ich finde nicht, dass wir mitreißenden Fußball spielen. Mitreißend ist für mich überfallartiger Konterfußball, Tempospiel, Kampf und Leidenschaft. Aktuell gibt es das auf dem Betzenberg aber so gut wie nie zu sehen. Nicht, weil die Mannschaft nicht fähig ist, sondern weil die extrem defensiv ausgerichteten Gästeteams solch ein Spiel nicht zulassen. Wir spielen einen dominanten Fußball mit viel Ballbesitz, kommen allerdings zu wenig wirklich gefährlichen Szenen und Chancen. Da kann man nicht permanent in Extase sein - folglich liegt das auch nicht an der Abstumpfung durch die Megafonanlage und würde auch ohne sie nicht besser sein.
Ein minutenlanges Ballgeschiebe in Erwartung der Lücke in der Zehn-Mann-Defensive des Gegners ist halt etwas ungeiler, als rasante Konter gegen überdominante Bayern, Schalker oder Dortmunder. Die Trägheit des Publikums ist dem Geschehen auf dem Platz geschuldet, nicht der Megafonanlage.