Mir war langweilig....
Der 1.FC Kaiserslautern 2012/2013:
Das sind...
... 42 Tore.
... 25 Gegentore.
... zwölf Siege.
... nur vier Niederlagen.
... Spieler wie Mo Idrissou oder Alex Baumjohann.
Die Roten Teufel stehen nach 29 von 34 Spieltagen auf Platz drei der Tabelle in der zweiten Liga. Der Aufstieg in die deutsche Eliteklasse ist in unmittelbare Nähe gerückt und das Erreichen des ausgegebenen Ziels ist, wenn auch über den Umweg Relegation, möglich.
Denkste!
Die Tabelle samt aufgelisteter Statistiken lügt dem neutralen Betrachter kackdreist ins Gesicht. Platz drei spiegelt in keinster Weise die Leistung der Mannschaft wider. Nicht einmal im Ansatz. Wir können froh sein, dass die Liga dieses Jahr offensichtlich ziemlich schlecht ist. Wobei, froh sollten wir darüber eigentlich nicht sein, gibt uns das doch weiterhin die Möglichkeit von unserem eigenen Untergang zu träumen. Sollte die Relegation wirklich erreicht werden, wird dem FCK dort das blaue Wunder blühen (oder das weiße..).
Und wenn selbst hier der Fußballgott kein Erbarmen zeigt, werden wir nächstes Jahr eine Replik der Saison 2011/12 erleben, die immerhin als peinlichste ihrer Art in die Vereingeschichte eingegangen ist. Davon ist zumindest beim jetztigen Stand der Dinge auszugehen.
Warum?
Der FCK spielt einen weitgehend richtig schlechten Fußball. Die Offensive gleicht in Sachen Planlosigkeit dem Berliner Flughafen, dessen Aufsichtsratsvorsitzender getrost Franco Foda werden könnte. Das Bestreben, ein Tor zu erzielen, scheint mehr auf Zufall ausgerichtet zu sein, als auf einstudierte Spielzüge. In Zeiten des geordneten Pressings mitsamt schnellem Umschaltspiel wirkt das Pfälzer Phlegmaten-Festival wie ein Schlag ins Gesicht.
Verschlimmert wird dieses Szenario noch durch die Tatsache, dass die Mannschaft eigentlich in der Lage sein müsste, eben jenen Kombinationsfußball zu praktizieren und damit den fußballerischen Wünschen der Fans gerecht werden könnte. Spieler wie Baumjohann, Fortounis, Weiser oder mit mehr oder weniger großen Abstrichen auch Azouagh bringen die technischen Fertigkeiten mit, eine gegnerische Defensivreihe mit wenigen Pässen komplett aufzuhebeln.
Vor allem Baumjohann hat das im Laufe der Saison immer wieder versucht. Es bringt allerdings herzlich wenig, wenn die Mitspieler keine Ahnung von Laufwegen etc. haben und der Pass dann beim gegnerischen Torwart landet.
Nun, wessen Aufgabe ist das Einstudieren von Spielsituationen, das Verordnen von taktischen Grundzügen oder weitergehenden Anordnungen? Ganz genau...
Die Mannschaften in Mainz, Freiburg oder Nürnberg sind ganz sicher nominell nicht auf Europacup- Niveau. Man muss sich die Frage stellen, wieso trotzdem alle drei gute Chancen auf die Teilnahme an der Europa League haben (Mainz und Nürnberg haben in letzter Zeit etwas geschlampt..). Dazu reicht es, sich ein Spiel dieser Mannschaften anzuschauen. DAS ist moderner Fußball! Pressing ist der zweite Vorname aller Spieler. Und den Trainern gelingt es ganz offensichtlich, die Spieler ideal auf die Gegner einzustellen.
Schaut man wieder zurück nach Kaiserslautern, muss man Verzweiflung, Wut und Trauer irgendwie unterdrücken.
Das Konzept des Vereins, ja vielleicht sogar der Verein selbst, ist überholt. Überholt von zahlreichen Vereinen, die vor 'wenigen' Jahren den FCK höchstens mit Fernglas beobachten konnten.
Das Aufzählen von Gründen für diese Entwicklung ist mühsam, würde den Rahmen sprengen und ist sowieso schon zu Genüge geschehen. Die Fehler sind nicht mehr rückgängig zu machen.
Was aber verändert werden kann, vielmehr verändert werden muss, ist die Ausrichtung des Vereins auf eine bestimmte Philosophie hin. Auch wenn die Verantwortlichen von bereits vollzogener Neuausrichtung sprechen, kann ich davon wenig erkennen.
Gerade diese Saison hat uns gezeigt, dass die momentane Ausrichtung Schmarrn ist. Der Trainer schafft es nicht, eine Mannschaft zu formen. Entweder ist der Trainer schlecht oder die Mannschaft. Oder beide. Die Spieler sind gut, das heißt aber noch lange nicht, dass es die Mannschaft auch ist.
Im Sommer droht der nächste Umbruch, wenn der Aufstieg verpasst wird, wovon momentan fast ausgegangen werden muss. Umbruch folgt auf Umbruch. Das kann doch nicht das Ziel sein.
Die Fans sind bereit, Geduld zu zeigen und einen neuen Kurs miteinzuschlagen. Dafür erwarten sie allerdings auch, dass ein erkennbarer Fortschritt zu verzeichnen ist. Davon kann man 2012/13 nicht sprechen. Der FCK stagniert auf niedrigem Niveau. Von Weiterentwicklung ist nichts zu sehen.
Es rumort heftig im Verein und die Beziehung der Verantwortlichen zu den Anhängern sowie umgekehrt ist unterkühlter denn je. Kuntz' verbale Entgleisung tat sicherlich einen großen Dienst dazu.
Vielmehr ist es aber die Spielweise der Mannschaft, die den Fans die Lust vertreibt. Die Lust auf Fußball. Die Lust auf den Betze. Die Lust auf den FCK.
Der Funke springt nicht über. Nicht vom Feld auf die Ränge. Nicht von den Rängen aufs Feld. Wie auch? Der Fußball, der uns geboten wird, ist langweilig und ineffizient. Es macht keinen Spaß, den Mannen in Rot beim Fußballspielen zuzusehen. Die Mannschaft hat das Stadion durch den von Foda aufgedrückten Fußball leergespielt.
Wer so oft eine Führung durch unglaubliche Passivität verspielt wie der FCK dieses Jahr, darf sich nicht wundern, wenn am Ende alle Ziele verspielt werden.
Die Stimmung, die sich immer mehr gegen den Trainer entwickelt hat, ist eindeutig. Foda hat Zeit bekommen, er durfte über Monate hinweg fast völlig ohne Gegenstimmen arbeiten und hatte die Möglichkeit aus guten Einzelspielern eine Mannschaft zu formen. Das hat er nicht geschafft. Stand heute muss man sagen, dass Franco Foda keine gute Arbeit geleistet hat.
Aber, und das ist eigentlich unfassbar, dagegen stehen Platz drei in der Liga, die reelle Aufstiegschance und nur vier Niederlagen. Diese Fakten ermöglichen Kuntz die Legitimation des Festhaltens am Trainer. Des Weiteren würde er sich aber ganz sicher in seiner eigenen Position schwächen, wenn er schon wieder einen Trainer entlassen würde. Der dritte innerhalb eines Jahres. Dass Kuntz selbst das schadlos überstehen würde, ist schwer zu glauben.
Nichtsdestotrotz kann er jetzt seinen großen Worten, er handele stets im Sinne des FCK, Taten folgen lassen. Blind ist er nicht. Er sieht das Desaster, das sich Woche für Woche auf dem Grün abspielt.
Wenn er an Foda festhält, man muss immer bedenken, dass er mehr sieht als wir, dann wird sich den Unmut großer Teile der Fangemeinde zuziehen. Immer unter der Prämisse, dass der FCK nicht aufsteigt.
Und dann gibt es genau zwei Möglichkeiten: Entweder die zweite Saison unter Foda wird zum Riesenerfolg, dann gebührt Kuntz Respekt für seinen Mut, oder aber sie gerät, ähnlich wie die erste, zur Farce. Dann wurde Kuntz seiner sportlichen Verantwortung nicht gerecht und muss die Konsequenzen tragen.
Freilich, noch sind fünf Spiele zu spielen. Natürlich kann am Ende tatsächlich die erste Liga stehen. Aber das, was die Fans des FCK diese Saison zu sehen bekamen, lässt sich nicht einfach vergessen. Die sportliche Führung des 1.FC Kaiserslautern, allen voran der Cheftrainer, hat in ganz erheblichem Maße an Vertrauen verloren und es bedarf eines mittelgroßen Wunders, dieses Vertrauen wieder herzustellen.
Man hat die große Chance verpasst, mit einer guten Mannschaft guten Fußball zu spielen. Wenn man jetzt den Aufstieg verpasst, drohen viele Jahre zweite Liga. Vor sechs Jahren hatten wir eine ähnliche(!) Ausgangslage. Ein Jahr später wäre der Verein fast für immer in der Bedeutungslosigkeit versunken. Damals hat uns Stefan Kuntz gerettet.
Schließt sich heute ein Kreis?
Im Vorbericht zur Saison schrieb ich, dass der FCK "ein mit Spannung beladenes Mysterium" sei. Ich habe vieles erwartet und einiges befürchtet. Aber hiermit bestimmt nicht.
Ich will mich wieder freuen können, wenn ich ins Fritz-Walter-Stadion gehe. Ich will wieder mit Stolz das rote Trikot tragen können. Ich will wieder 'meinen' FCK.