paulgeht hat geschrieben:Vor allem die Verbindung Spielsystem - Ergebnisse - Zuschauerschwund ...
Ist dem wirklich so? Nicht das es gut aufgedröselt wäre - Respekt Ferse, wenige Beiträge, aber dafür immer gut durchdacht und geschrieben- aber ich glaube nicht an diese Kausalkette.
Der zweite Teil ist richtig, Ergebnisse und Zuschauerzahl hängen eng zusammen, denn wir haben im Schnitt 10.000 Eventzuschauer aus einem Potential von gefühlten 50.000, die wegen Stimmung und Sieg und "Wir gewinnen" auf den Berg kommen, die das mehr oder weniger spontan entscheiden, je nach Gegner und Ansetzung.
Die Leute kommen einfach gegen Aalen an einem dunklen, naßkalten Freitagabend um 18:30 Uhr einfach nicht, insbesondere nicht, wenn die 2 Spiele zuvor in die Hose gegangen sind.
Und 12:12 oder der Ultraprotest hat damit nichts zutun, denn die, die nicht hoch sind, weil sie so enttäuscht waren und sich das nicht antun wollten, haben eh ne Dauerkarte.
Das Spielsystem kann nicht die Ursache sein (für den Zuschauerschwund, nicht die Ergebniskrise), denn nach dem Spiel gegen Aue haben SF und ich uns lange über das System und die Spielweise der Mannschaft unterhalten und wir waren beide der Meinung, daß der hohe Sieg, der hier ja für lauthals Euphorie sorgte, nur Blendwerk war und die Mannschaft so nicht aufsteigt.
Ich bin auch der Meinung, heute wird viel und gerne über System- und Konzeptfußball gesprochen , der sicher auf dem Level Champions- und in Teilen Euroliga auch gespielt wird, aber im unteren Drittel der ersten und zweiten Liga, wo die Dichte der "begnadeten" Fußballer immer dünner wird (warum hat Jogi denn schon Besetzungsprobleme, wenn ein Teil seiner Abwehrkette ausfällt), wird weniger Konzept und mehr Fußball gespielt und dann halt auch gearbeitet. Wenn ich Reuß und Götze nicht habe, die mit Schnelligkeit und Balltechnik im Doppelpaß die Abwehr auseinander nehmen, dann muss halt mal ein Lakic mit Händen, Ellenbogen und Füßen sich Platz verschaffen und eine Flanke verwerten oder ein Sam sich durchwühlen und kurz in die Mitte ablegen (so hatten wir es in der Aufstiegssaison gemacht). Dazu kamen saubere Standards und eine sicher stehende Abwehr bis nach vorne ins Mittelfeld, die eine hochstehende Verteidigung spielen konnte, weil die Offensivkräfte mitarbeiteten und schon im Ansatz Konter, sei es auch durch "unsauberes" Spiel, unterdrückten.
Wir haben ein Defizit an Arbeitswille, keines an taktischer Raffinesse.
Und da bin ich bei SF oder dir Paul, das hängt eng mit der Kaderzusammenstellung zusammen.
Marky's Bemerkung, daß im Umbau der Mannschaft in der Abstiegssaison, angefangen mit dem Ersatz von Lakic durch Shechter und der Idee einer neuen Mittelfeldstrategie des schnellen Spiels in die Spitze, auch einiges an Moral und Mannschaftsgeist (das Wort lohnt es sich mal ganz genau zu analysieren), verloren ging, was durch die Wintertransfers noch verstärkt wurde, lohnt sich ebenfalls mal näher zu betrachten.
Die jetzige Entwicklung ist doch nur konsequent. Die Erfolge im ersten Saisondrittel, die heute Basis des 3. Platzes sind, wurden durch nicht zuletzt durch den späten Transfer von Idrissou eingefahren, was umso deutlicher wird, seit er nicht mehr trifft. Sicher kommt da einiges an Pech dazu, denn mit den Ausfällen von De Wit und Alushi fehlt nominell die zentrale Kraft, aber hat De Wit denn jemals beim FCK diese Rolle über mehr als 3 Spiele mal wirklich einnehmen können?
Es wurde doch fast der komplette Kader durch getauscht, nur wenige Stammspieler der Vorsaison blieben erhalten und selbst diese hatten und haben große Fragezeichen, so zum Beispiel Dick und Jessen. Aus dem Kader des Muschmunken - Spiels gegen die Bayern stehen noch genau Sippel und die beiden AV's heute im Kader.
Betrachten wir aus dieser Sicht die Transferpolitik des FCK mal ganz emotionslos, dann müssen wir feststellen, daß es nach dem ersten Mannschaftsumbau nach der Saison 07/08, als Spieler wie Lakic, Amedick, Dick, Sam(Leihe), Trapp, Abel, Bilek kamen und den Ergänzungen Rodnei, Nemec, Ivo (erst Leihe) und Mandjek (Leihe) in der Folgesaison, eigentlich kaum "erfolgreiche" Transfers gab. Und was die "Leistungen" von z.B. Abel, Bilek und Nemec angeht, gibt es ja sehr unterschiedliche Stimmen.
Zudem wurden keine Spieler aus der eigenen Jugend eingebaut. Ob dieses abnehmende Performance jetzt auch an den Trainern lag, muß jeder für sich selbst beurteilen, schlussendlich bleibt es an Stefan Kuntz hängen, der auch die Übungsleiter, Scouts und Betreuer einstellte.
Dieses Bäumchen-Wechsel-Dich Spiel ist doch gerade unter dem Aspekt, das der Verein kein Geld hat, eher suboptimal, wenn man sich anschaut auf welch andere Einsatzzahl die übrigen gefühlten 2 1/2 Komplettkader in 3 Saisons ( 65 Neuzugänge von 08/09 bis 11/12)kamen.
Ich stelle für mich fest, das mein persönlicher Bezug zur aktuellen Mannschaft erst ganz langsam wächst und sich neben dem Eckpfeiler Dick und Sippel (an denen ich mich aber auch gerne reibe), eher an den Jugendspielern, wie Heintz oder Zuck festmacht. Wenn es dem FCK nicht gelingt, "wieauchimmer" aufzusteigen, wird er schneller als ihm lieb ist an Identität verlieren und immer mehr, wie andere Traditionsmannschaften auch an Attraktivität verlieren. Da können die Kid's heute noch dem Nikolaus "wir sind Lautrer.." vorsingen, nochmal 4 Jahre 2. Liga wird der FCK so nicht überleben, der damit verbundene Niedergang ist nicht aufzuhalten.
Gestern hatte ich hier in Berlin so eine Art Déjà-Vu Erlebnis. Als Wowereit, trotzig und kämpferisch sich im Senat gegen die Rücktrittsforderungen aufgrund der Pannen beim neuen Flughafen werte, hatte er viel Ähnlichkeit mit Stefan Kuntz auf der AOMV. Diese Mischung aus persönlichem Beleidigt sein und Trotz, dem Willen Weiterzumachen und dem zähneknirschenden Eingeständnis Fehler gemacht zu haben...., ja das war wohl ähnlich. Wowi wird es wie Stefan auch wieder schaffen, aber wie bei Stefan auch, sehe ich keine Nachhaltigkeit.
Sicher kämpft Stefan Kuntz an mehreren Fronten gleichzeitig und die wirtschaftliche Situation, auch in den Basisdaten ist - prekär! Da helfen leider auch keine Jubelbotschaften bei der JHV mit wiedergewonnenem Eigenkapital. Denn das ist wirklich nicht nachhaltig, denn schon diese Saison wird es wieder ein Defizit geben, wenn nicht Spieler wie Heintz verkauft werden können, die eigentlich Basis für eine zukünftige Entwicklung sein müssten.
Ja, da beißt sich die Katze in den Schwanz, bzw. ist einer der Einstiegspunkte in die multidimensionale Kausalkette...
Wir haben keine Identifikation mehr mit der Mannschaft, die auch keine Mannschaft mehr ist, die keine Zeit hat sich so zu bilden, die daher auch keinen Druck ausüben kann, weil sie auch keinem Druck gewachsen ist, das ist für Zuschauer nicht attraktiv, weil es keinen Erfolg gibt, das bedingt weniger Geld, Verkauf der Zukunft, Beliebigkeit, sinkende Personalqualität.....
Stefan hat sicher eine schwierige Aufgabe, aber er hatte schon 4 Jahre Zeit und hat mit dem Arsch das umgeschmissen, was er 3 Jahre zuvor erreicht hatte. Ich habe große Zweifel, ob er nochmal 3 Jahre Zeit hat.