Wenn ich die Reaktionen auf eine normalerweise Selbstverständlichkeit, die Lizenzerteilung, lese, fällt mir nur der Satz von B.Brecht ein: "Was ist das Volk (hier: Fussballvolk) so tümlich". Vor allem die Kuntz-Beschützer und Zusammenhaltsappellierer haben Konjunktur. Dabei ist deren Kalkül doch klar: Alles unter den Tisch kehren und weiter so!
1. Zu den Überbescheidenen:
Dieser "kleine Verein" aus der "Provinzstadt" sollte nicht den Anspruch haben, immer mit den "Grossen" mitspielen zu dürfen, ist deren These. Das müssen Leute aus anderen Gegenden sein und weder den FCK noch Kaiserslautern wirklich kennen. Allein schon Lage und Tradition prädestinieren den FCK zu einer bedeutenden Rolle im Fussball. Dabei hat der FCK sein Lagepotential noch nicht annähernd ausgeschöpft. Die fast 50 Tsd. Amerikaner, die hier wohnen, sind noch nicht annähernd als Zuschauerreservoir angezapft. Mit Wooten z.B. liesse sich hier ein guter Ansatz finden, um auch dort Identifikationspotential zu mobilisieren.
Was hier über die Spitzenstellung der Stadt bei der Städteverschuldung kolportiert wird, beweist Halb- oder Unwissen, zumindest Öberflächlichkeit. Kaiserslautern gehört auch nicht nur annähernd zu den verschuldetsten Städten. Die in der Region ansässigen Amerikaner werden nämlich in keinster Weise in solche Berechnung einbezogen. Die sind statistisch überhaupt nicht da! Es ist eine Unterschied, ob ich eine Verschuldungsquote auf knapp 100.000 Einw. umlege oder auf 130.000 Einw. (30.000 gewichtete Teilnahme der Amerikaner an Zentralität und Infrastruktur der Stadt). Weiterer Beweis ist die Geschäftemacherei. Kaiserslautern hat auch wg. dieses Phänomens die dreifache Ladenverkaufsfläche vergleichbarer Städte. Nur deshalb ist es überhaupt möglich, dass die Stadt solche Belastungen, wie sie der FCK ihr zumutet, verkraftet. Andere Städte haben diesen Spielraum nicht. Beispiele kennen alle Fussballanhänger.
Kurz: Kaiserslautern und seine Region und vor allem sein eigentlich konkurrenzloses Einzugsgebiet ermöglichen dem Verein nicht nur eine erstklassige Rolle im Fussball, sondern seine Tradition und einmalige Bedeutung für den deutschen Fussball machen es sogar zwingend, erste Geigen zu spielen. Nur eklatantes persönliches Versagen bis hin zu kriminellen Machenschaften von Funktioinsträgern des Vereins haben in den letzten 12 Jahren verhindert, diese Rolle im Fussball zu spielen.
2. Die Lizenzerteilung:
Die besagt zunächst mal nur ,dass Grünewalt seine betriebswirtschaftliche Ausbildung nicht umsonst gemacht hat. Eine Tatsache, die ich ihm entgegen den meisten anderen hier immer zugestanden habe. Er versteht auch den Umgang mit Makullatur. Die meisten haben ihn hier geschlagen und Kuntz gemeint.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Lizenzerteilung mit ein Grund für den Abstieg ist. Das Spielerkarussell in der Winterpause hatte auch bilanzielle Gründe. Dass da vermögenstechnisch abgespeckt wurde, ist aber nicht der Hauptgrund für den Abstieg, sondern dass Kuntz, besser Kurz, weiter seinem Jugend- und Entwicklungswahn nachging, wo schon ganz andere Spielerprofile situationsbedingt gefordert waren.
Das einzige, was mich an der Planung interessiert, ist die Verteilung des zur Verfügung stehenden Etats. Dabei unterscheide ich vereinfacht zwischen produktiver und unproduktiver Abteilung. Die produktive Abteilung machen Lizenzspieler einschl. Trainer und evtl Betreuer aus. Der Etat dieser Abt. sinkt um 37,5 % (von 16 auf 10 Mio.?). Meine Frage: Um wieviel sinkt der Etat der unproduktiven Abt., besonders die Vergütung von Kuntz, Grünewalt, Gruber u.Co.? Und wenn hier das Prekariat, das sich ohnehin nicht darum kümmert, woher Geld kommt, einen zusätzlichen Sportdirektor fordert, frage ich: Was soll dann noch Kuntz machen? Das Sportliche, die zentrale Aufgabe eines Fussballvereins, ist seine Kernkompetenz, seine einzige echte Kompetenz. Das kann er, nach wie vor, trotz seiner Fehlschritte in der Winterpause. Andere Aufgaben kann er deligieren.
Die Stärkung der produktiven Abteilung, notfalls auch auf Kosten des unproduktiven Teils, entscheidet über die Zukunft des FCK. - Ausser der Jugendarbeit, wo die grössten personellen Veränderungen erforderlich sind. Vorbilder gibt es, allerdings nicht in Hoffenheim. Die liegen weiter nördlich und viel weiter im Süden!!!
Für die Mitgliederversammlung bedeutet das m.E.:
Der Aufsichtsrat muss neu besetzt werden. Der alte Aufsichtsrat ist durch seine Inkompetenz der eigentlich Schuldige am Abstieg. Er hätte erkennen müssen,dass Kuntz ein Zauderer und unsicherer Charakter ist und ihn entsprechend zum Handeln zwingen müssen, d. h. vor allem Entlassung von Kurz in der Winterpause. Die Mehrheit an fussballfremden Elementen im Aufsichtsrat hat dies offenbar verhindert und Kuntz allein hatte nicht die Kraft dazu. Der neue Aufsichtsrat muss dann eine personelle Erneuerung erzwingen. Für mich betrifft dies nicht Kuntz, Grünewalt, bei Gruber bin ich mir nicht sicher. Sprachlich ist er einwandfrei, taktisch und im Umgang mit der veröffentlichten Meinung hat er Defizite. Aber ob sein Vertrag deswegen gekündigt werden sollte, müssen die entscheiden, die ihn kennen. Vor allem im Jugendtrainer- und betreuungsbereich sind erhebliche personelle Erneuerungen zwingend. Die Betreuung des Lizenzspielerbereich bedarf auch einer strukturellen und personellen Erneuerung. Leute wie Haber mögen zwar den FCK im Herzen tragen, sind aber für diese Aufgabe in keinster Weise geeignet. Wenn ich die Organisation dieses Aufgabenbereichs und dessen Verzahnung mit der Jugendabteilung bei Mainz 05 ansehe, wird klar, dass die sich offenbar aus dem Universitätsportbereich ein wirksames Konzept erarbeiten liessen.
Dreckige Wäsche? Die gibt es auch. Ob darüber jetzt diskutiert werden sollte? Ich finde nein! Das lenkt von der wesentlichen Zukunftsweichenstellung ab und bringt im Moment nichts, weil die Beweisführung erheblichen Aufwands bedarf und für zukunftshemmende Unruhe sorgt. Die Betroffenen werden den Warnschuss schon vernommen haben und spätestens jetzt wissen, dass beim FCK nichts verborgen bleibt.
An die eilfertigen Weischspüler:
Ein Abstieg ist der grösstmögliche Schaden,der einem Profifussballverein widerfahren kann. Jedenfalls sollte er das sein und so empfunden werden. Das ist auch von der Organisation durch den DFB her so gewollt. Ein Fussballverein soll und muss sich mit Händen und Füssen gegen einen solchen Schaden wehren. Lizenz hin oder her. Wer glaubt, ein Abstieg ereigner sich nun mal und irgendwann kommmts auch mal wieder anders, sollte sich in einem Tanzclub anmelden oder Fatalistenyoga betreiben Dort haben sie auch noch bei Niederlagen ausreichend Fun bzw. die Gewissheit, ohnehin im Nichts zu enden.
Der FCK und der Grossteil seiner Anhänger hat sich nicht mit aller Kraft und mit aller Verbissenheit ("Hass") gegen den Abstieg gewehrt. Und diese Harmoniefetichisten, woher sie auch kommen, aus der Vorstandschaft oder dem Fan-Kreis, versuchen jetzt auch, eine sachgerechte und damit zukunftsweisende Aufarbeitung des unglaublichen Versagens des Vereins seit Beginn der Rückrunde zu verhindern. Vor allem sollte sich der Verein mal fragen, warum der Abstieg des FCK fast der gesamten Einwohnerschaft am H.... vorbeigegangen ist. Der 1. und 2. Abstieg waren noch ein Weltuntergang. Der 3. Abstieg hat niemanden mehr bewegt. Der Gewohnheitseffekt allein kann es nicht sein. Vielleicht hat es aber etwas mit den geldgeilen Begeisterungsbremsen im Verein zun tun?
