@all
Die Debatte um einen Nachfolger für MK ist zwar herrlich grotesk, aber ohne jeden realen Hintergrund. Kuntz hat heute am Abend im Sportstudio-Interview auf konkrete Nachfrge hin bestätigt, dass MK Trainer bleibt. Mit sehr ruhiger Stimme, ernstem Gesicht und einem klaren Ja. Und Kuntz ist nicht der Mann, der sich dann nächste Woche zum Affen macht und das Gegenteil tut.
@svart
Ich kann zum heutigen Spiel keine Analyse abliefern, da es einfach ein kollektives Versagen war, für das es keine einfache Erklärung gibt. Jedenfalls keine, die mir einfällt. Ich glaube, das Spiel heute lässt alle etwas sprachlos zurück.
Deshalb wollte ich mehr so meine Gefühlslage darstellen, die man damit zusammenfassen könnte, dass es im Fußball immer weiter geht.
Dazu eine Geschichte: In der 80er Jahren stand im Block 9 immer ein ältererer Mann in einer abgewetzten roten Jacke und mit einer kleineren Schwenkfahne. Er kam stets in einer Gruppe von Leuten, und wie das so ist, wenn man in der gleichen "Gegend" steht, man bekommt so einiges an Gesprächen mit. Jedenfalls so viel, als dass ich wusste, dass für den Mann, einen einfachen Arbeiter, der FCK eine Art Religion und die Heimspiele Wallfahrten waren.
1988 stand es sehr schlecht um den FCK, der übermächtige FC-Bayern kam am 30. Spieltg zum Schicksalsspiel an den Betze. Der Tenor der Medien war, dass Lautern keine Chance habe und in Folge der zu erwartenden Niederlage absteige. "Mein" Mann war natürlich auch oben, diesmal sogar mit einer größeren Fahne als sonst. "Die hann ich nomohl rausgeholt, es werd jo es letztemol sei in de Bundesliga" (weit vergreitet war damals die Auffassung, dass der FCK nach einem Abstieg nie mehr hoch kommen würde). Ich stand direkt vor dem Fahnenmann und hörte die Gespräche in seiner Gruppe mit. Der Mann (und seine Freunde) waren vollkommen pessimistisch, es war vor dem Spiel ein einziges Schwarzsehen, unerträglich, aber hinter der Nörgelei konnte man seine Panik unschwer ahnen. Nein, das konnte nicht gelingen, er war sich so sicher, nun war es vorbei mit der Bundesliga.
Der FCK gewann das Spiel bekanntlich wie durch ein Wunder 3:1 (2x Kohr) und hielt dann später auch die Klasse. Der Mann schwenkte seine Fahne noch lange nach Abpfiff.
Damit ist die Geschichte aber noch nicht zuende. 3 Jahre später, beim Triumphumzug nach der sensationell errungenen Meisterschaft sah ich den Mann in der Eisenbahnstraße vorm C&A. Er trug natürlich seine alte rote Jacke, hielt seine Fahne, hatte sich aber etwas abgewendet. Sein Gesicht war naß, er konnte die Freudentränen einfach nicht zurückhalten, sie liefen ihm über die Wangen. Damals begriff ich, was "ein Leben lang" bedeutet.
Ich weiß nicht, ob sich der Mann damals zurück gedacht hat an jenen 30.4.88 und er sich erinnert hat an den Tag, an dem er den FCK schon verloren geben wollte. Ich jedenfalls musste damals daran denken.
Mir hat dies gezeigt, dass im Fußball Himmel und Hölle verdammt eng zusammen liegen und es keinen Sinn macht, vorzeitig aufzugeben, egal, wie unwahrscheinlich eine Rettung scheinen mag. Wir haben so oft vor dem Absturz gestanden, scheinbar aussichtslos, da sollten wir nach einer Niederlage am 23. Spieltag, und sei sie noch so bitter, nicht die Flinte ins Korn werfen. Wir sind Deutscher Meister geworden 13 Monate nach einer scheinbar existenziell vernichtenden Niederlage gegen den Waldhof und erneut 24 Monate nach dem vermeintlich endgültigen Existus in Leverkusen. Immer, wenn man dachte, es geht nicht weiter, stieg der FCK wie Phoenix aus der Asche hervor. Es gibt keine Gewähr, dass dies wieder so ist. Aber es könnte sich lohnen, daran zu glauben. Wie gesagt, keine Analyse, nur ein Gefühl.
Und wer weiß schon, was in 3 Jahren ist.
