Den kühl seine Laufbahn berechnenden Musterprofi von heute lassen solche Plakate und Sprechchöre völlig kalt. Judas? Na und? Bald bin ich Judas mit Meisterschale. Gestern noch Schalke-Anhänger, dann Schalke-Spieler, jetzt eben Bayern-Profi. Nicht der Verein zählt, sondern: Der nächste Schritt in der eigenen Karriere. Nicht Legende beim (ehemaligen) Herzensverein will man werden, sondern: Deutscher Meister will man werden. Wer diesen Titel will, der muss eben seine Sentimentalitäten begraben und seine Vergangenheit hinter sich lassen.
"Vieles deutet derzeit darauf hin, dass Bayerns Titelfolge der letzten Jahre in logischer Konsequenz fortgeführt wird: Nach 2006, 2008, 2010 wird die Meisterschaft wohl auch 2012 nur über die Münchner gehen.
Spätestens dann wird auch Neuer seinen Schritt nach Süddeutschland als richtig und wichtig betrachten. Der Keeper, der Schalke in den vergangenen Jahren mit etlichen Paraden bis zur Deutschen Vizemeisterschaft und zum Pokalsieg führte, ist nach dem Spießrutenlauf in der Schalker Arena endgültig ein Bayer geworden. "Er hat die Nebengeräusche wie ein Vollprofi weggesteckt. Für so einen jungen Spieler ist das schon sehr erstaunlich", sagte Münchens Manager Christian Nerlinger.
"Neuer, der während des Spiels mehrfach von den ihm sonst feindlich eingestellten Bayern-Fans mit "Manu, Manu"-Sprechchören unterstützt wurde, konnte spätestens mit diesem Spiel sein Image als Schalke-Ultra ablegen. "Ich will professionell sein und bin wegen dieser Professionalität und des Erfolgs zu Bayern gewechselt", sagte Neuer. Für Emotionalität und Fußballromantik scheint es auf diesem Niveau nur wenig Platz zu geben."
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