reddevil12 hat geschrieben:Ich hätt mir lieber ein Fck Spiel angeschaut als das .
Was du nicht sagst.
Auch ich war völlig erschüttert, als plötzlich Prinz Poldi, Schweini (die Bayernsau!!) und der traurige Rest der Nutellatruppe den geweihten Rasen unserer sakrosankten Anlage betraten und damit entweihten. Erst ein Blick auf meine Eintrittskarte konnte mich davon überzeugen, dass der Fehler bei mir lag. Da stand es schwarz auf weiß zu lesen: Deutschland - Kasachstan. Wieso hatte mich keiner gewarnt? Wieso hat das vorher niemand bemerkt? Wie konnte uns der hinterfotzige DFB uns nur alle derart linken?
Doch es war zu spät: Ich war gefangen und eingekesselt - von Frauen (Pfui Deifel!) Familien mit kleinen Kindern (Igitt!), von Saarbrückern, Karlsruhern, Frankfurtern und Mainzern, kurz: von Feinden des Fußballs. Vor meinen Augen musste ich ohnmächtig und gegen meinen Willen das mit anschauen, was mir als Gegenteil des Sports erscheint, den ich liebe: ein Länderspiel.
Jetzt mal Scherz beiseite, oder wie es hier heißt: Ironie off.
In die irritierend hohe Anzahl bedenklich inhaltsschwacher Threads hat sich nun auch dieser nahtlos eingefügt. Was auch zu erwarten war. Immer, wenn es auf DBB um das Thema Nationalmannschaft geht, geht es natürlich
nicht um Fußball. Weil ja die Nationalmannschaft angeblich nichts mit Fußball zu tun hat, weil sie nur der Anlass ist für einen netten Ausflug. So wie ein Theater- oder Kinobesuch. Für viele ist das wahrscheinlich auch so - geschenkt. Dass aber für viele Kinder und Jugendliche die Nationalmannschaft ein Initialerlebniss und eine Brücke zum Fußball ist wird hier von kaum einem so gesehen.
Ich war als Kind immer stolz, dass mit HPB und Andy Brehme Spieler von meinem Provinzverein die Nationalauswahl gestützt haben. Auch bei Kuntz und Klose war ich stolz. Weiterhin hat der bescheidene Fritz Walter immer darauf hingewiesen, dass zwar die Nationalmannschaft nach dem Krieg vom starken 1.FC Kaiserslautern immens profitiert hat, umgekehrt aber auch er, der große Fritz, nicht der geworden wäre, der er wurde, hätte er die Nationalmannschaft nicht gehabt. Aber heute ist ja alles nur noch Kommerz und Kohle. Bin ich der einzige, der Spielern wie Hummels und Schmelzer abnimmt, dass sie sich über eine Einladung zur Nationalmannschaft freuen, dass sie nicht zuerst ans Geld denken?
Dass die Stimmung gesteuert wurde und aufgesetzt bis unecht wirkte kann niemand bestreiten, der vor Ort war. Aber das laste ich eher dem DFB an als den anwesenden Familen. Auch ich habe meinen Vater als Kind angebettelt zur Nationalmannschaft zu fahren, wenn sie mal in der Nähe war. Anstatt dass ich ihn im Nachhinein dafür verurteile, dass er das tatsächlich getan hat, bin ich ihm bis heute dafür dankbar. Ich wollte halt auch mal alle Stars auf einem haufen sehen. Ich wollte sozusagen zum Event pilgern. So gesehen wird die Nationalmannschaft auch für mich immer eine Verbindung zu dieser Zeit bleiben. Mit den - wirklich auffallend zahlreichen - Kindern um mich herum habe ich nett geplaudert anstatt mich über ihre Anwesenheit aufzuregen. Wie man sieht gilt auch für mich bei der Nationalelf: weniger Hass.
Das Eventpilgern bin ich auch am Samstag wieder angegangen und habe - auch das war erwartbar - ein wenig erinnerungswürdiges Spiel gesehen. Andererseits hat es mir Spaß gemacht, Mesud Özil zu beobachten. Auch wenn er in HZ 2 zurückgefahren hat und schließlich unnötigerweise links außen versteckt wurde - zu sehen, was der mit dem Ball anzustellen weiß, hat sehr viel Spaß gemacht.
Das Schicksal hat mir den 1.FC Kaiserslautern geschenkt und wenn ich auch manchmal damit gehadert habe (wecher Fan tut das nicht?), so bin ich ob dieser Fügung doch nie wirklich unglücklich gewesen. Im Gegenteil!!!! Die Verbindung zum FCK ist von völlig einzigartiger Qualität. Im Grunde genommen ist es schon von vorneherein eine völlig schiefe Rechnung, Vereinsfußball und Länderspiele vergleichen zu wollen. Darüber hinaus - wie verwerflich ist das eigentlich? - mag ich aber den Fußballsport an sich. So erfreue ich mich auch gerne mal daran, dabei zuzusehen, was die besten dieser Welt so treiben. Das kann teilweise ein Genuss sein. Und es ist auch Entspannung. Jeder hier weiß, dass es unmöglich ist, sich bei einem Spiel des 1.FC Kaiserslautern zu entspannen. Aber wenn Herr Özil den Ball mit der Hacke weitergibt oder einen Pass in die Gasse spielt, erwische ich mich eben schon mal bei einem "Aaaahhhh" und einem "Oooohhhh". Typisch Eventfuzzi halt.
Wer Lust hat, kann sich auf fck-recorder ja gerne noch mal die Spiele gegen Frankfurt, Freiburg und Gladbach in voller Länge ansehen. Da gibt es wenig zu bestaunen. Was keine Kritik sein soll. Als FCK-Fan schätze ich Leute wie Werner Melzer, Harry Koch und Rodnei. Spieler, die anderswo für Irritationen sorgen würden werden bei uns zu Idolen. Wer das nicht versteht, der versteht die besondere Faszination FCK nicht. Auch liebe ich dreckige Siege. Und ich liebe es, wenn der Betze in Hass und Geifer ausbricht, wenn der Schiri einen berechtigten Einwurf an der Mittellinie für die gegnerische Mannschaft pfeifft. Ich finde absolut, dass wir mit unseren Rahmenbedingungen und Mitteln im Soll sind. Ich weiß auch, dass der Hackentrick nicht zu den Betzetugenden gehört und nie gehören wird - und das ist mir scheißegal. Nur: Man braucht auch mal nen Leckerbissen. Ich jedenfalls. Und wenn einen die verwirrend schönen Rochaden von Iniesta, Xabi und Messi egal sind - bitte. Wem die Spiele im Sommer 2010 gegen Argentinen und England nicht gefallen haben - okay.
Zur "Stimmung": Es hätte uns gut angestanden, wenn wir diesbezüglich den Samstag mal als Anlass dafür genommen hätten, zu hinterfragen, inwieweit die Stadionregie in KL bei Bundesligaspielen des 1.FC Kaiserslautern nicht doch die ein- oder andere Parallele zur in diesem Thread vielgeschmähten Eventkultur aufweist. Mein Eindruck ist, dass sich die authentische Betzeatmosphäre oft nicht wegen, sondern trotz des Animationsgedöns entwickelt. Und wer bestreitet, dass es dieses künstliche Dirigieren beim FCK nicht gibt, dem muss ich eine höchst selektive Wahrnehmung unterstellen. Und auf den Rängen gibt es auch im FWS einige "Ereignis-Konsumenten" (OWL).
Der Eurosport-Artikel finde ich persönlich zu übertrieben. Hier macht ein Autor aus einer Mücke einen Elefanten und nutzt einen kaum vorhandenen Anlass zur Generalabrechnung. Die kommt reichlich verspätet und ist für mich unglaubwürdig. Von einem gelenden Pfeifkonzert ist mir jedenfalls nichts in Erinnerung. Der Autor macht das, was hier viele machen: Auf DBB gilt die Nationalmannschaft (völlig unabhängig davon, wie sie arbeitet) als Negativfolie. Beim Eurosport-Kommentator gehen Fußballkultur und Abendland unter, auf DBB bietet die Nutellatruppe den pechschwarzen Hintergrund, gegen den die eigene Liebe zum FCK sich hell absetzt. Das ist kindisch und albern. Man weiß all jene User zu schätzen, denen die Nationalelf tatsächlich egal ist und die sich darum jeglicher Kommentierung enthalten.
Man kann die Unmutsäußerungen - die meiner Ansicht nach im Rahmen blieben - auch als Kritik daran verstehen, dass Löw den erschreckend schwachen Schweinsteiger nicht früher erlöst hat. Bezeichnend, dass ausgerechnet der defensiv nicht geforderte und offensiv orientierungslos wirkende Khedira das Publikum kritisiert hat.
Khedira und Löw - den ich im Übrigen sehr schätze - hätten sich besser ein Beispiel am unaufgeregten Per Mertesacker genommen:
Natürlich hatte auch Mertesacker die Pfiffe vernommen, sie vielleicht sogar für befremdlich befunden. Das Publikum geißelte er deshalb jedoch nicht. "Ich möchte dem Ganzen nicht so viel Gewicht geben. Wir haben schon so viel erlebt, werden in der Bundesliga auch ausgepfiffen. Die Zuschauer wollen das Beste sehen und dazu hat es heute nicht ganz gereicht." (Süddeutsche Zeitung)
Bereits jetzt fiebere ich dem nächsten Länderspiel im FWS entgegen. Wen uns der DFB wohl beim nächsten mal gönnen wird? Katar? Lybien? Die Cayman-Inseln? Tschechisch-Samoa? Ich freue mich schon auf den DBB Thread nach dem nächsten Länderspiel.